Zersiedelte Landschaften

  • Zitat von Die Welt

    ...Bauverbots von Einfamilienhäusern. Mit dem Beispiel des Bezirks Hamburg-Nord habe Rot-Grün seine grundsätzliche Abneigung gegenüber Eigentum unter Beweis gestellt.

    ...

    Da befürchte ich, dass wenn dieser Bullshit bundesweit Schule macht, dass viele alte Villen abgerissen werden, um den bekannt altbackenen Mehrfamilienhauskisten Platz zu machen!

    Da kann der eine oder andere glücklose Bundesminister so richtig glücklich darüber sein, dass sein Neuspahnstein nicht in Hamburg liegt ;)

    Gott behüte, wenn diese rotgrünen Belehrer in die neue Bundesregierung kommen, dann geht es bundesweit ans Eingemachte. Man kann wirklich nur noch den Kopf schütteln und mitleidig beobachten, wie dieses Land ins eigene Requiem einstimmt.

  • Da befürchte ich, dass wenn dieser Bullshit bundesweit Schule macht, dass viele alte Villen abgerissen werden, um den bekannt altbackenen Mehrfamilienhauskisten Platz zu machen!

    Dadurch dass bei Neubauten statt den Einfamilienhauskisten noch mehr Mehrfamilienhauskisten gebaut werden, werden doch nicht viele alte Villen abgerissen. Da besteht kein Zusammenhang.

    Eher noch ist das Gegenteil der Fall, da der Druck auf den Wohnungsmarkt etwas genommen wird.

    Also hier in einer brandenburgischen Kleinstadt wunder ich mich schon, wie klein die Bauplätze für Einfamilienhäuser mittlerweile geworden sind. Auch wenn die meisten wohl nur noch einen reinen Ziergarten wollen, ist doch kaum für mehr Platz als für einen Baum.

    Noch schlimmer im Südwesten, wo ich vor kurzem war: in einem Neubauviertel einer Kleinstadt dort sind die Grundstücke für Einfamilienhäuser mitterweile nur noch so groß, dass noch nicht einmal Platz für einen Baum ist.

    Manche wollen dann noch nicht einmal einen Strauch in ihrem "Mini-Garten" (der eigentlich kein Garten ist).

    Der Höhepunkt sind Kiesansammlungen als Vorgärten. Eine Doppelgarage und hinten eine große Terasse, das war es dann. Riesengroße Einfamilienhäuser, um die man auf ansonsten winzigen Grundstücken gerade einmal herumlaufen kann, reihen sich zigweise aneinander.

    Es ist so dann wirklich eine vollkommen sinnlose Zersiedelung der Landschaft.

    Das Gesetz finde ich trotzdem überflüssig. Jede Kommune kann heute schon durch die Bauleitplanung Einfamilienhaussiedlungen dieser Art verhindern bzw. selbst entscheiden, ob sie es will oder nicht.

    Die Gemeinden sind so ihres Glückes Schmied.

    Die Architektur ist i.Ü. meist ähnlich hässlich, die gleichen einfaltslosen Kästen, ob Einfamilien- oder Mehrfamilienhaus. Auch das könnten die Gemeinden durch Vorgaben im Bebauungsplan ändern....wenn sie denn wollten.

  • Ein Hauptproblem ist, dass auf immer mehr Wohnraum pro Einwohner beansprucht wird. So steigt die Zersiedelung trotz sinkender Einwohnerzahl. In der Schweiz ist man dort schon weiter mit einem strengen Raumplanungsgesetz. Neue Baugebiete auf Kosten von Feld und Wiesen gehören nur noch im Ausnahmefall erlaubt und der Neubau von freistehende EFH gehören aufgrund ihres verschwenderischen Platzbedarfs grundsätzlich unterbunden. Stattdessen muss die Innenentwicklung forciert werden bei denen innerstädtische Grundstücke bebaut werden und nachverdichtet wird. Davon würden auch die Altstädte profitieren. Das mag jetzt übergriffig wirken, aber wenn man die beängstigenden Zahlen kennt in denen unser Land zubetoniert wird versteht man das.

  • Zustimmung. An solchen Regeln werden zukünftig keine Wege vorbeiführen. Zumal jemand, der sich ein neugebautes freistehendes Einfamilienhaus in Hamburg leisten kann, sicherlich nicht in die Klasse der von hohen Wohnkosten bedrohten Personen gehört. Natürlich ist es Quatsch, an immer neuen, riesigen EFH-Siedlungen festzuhalten, zumindest in Ballungsräumen. Mich wundert, dass das in einem Thread, der sich "Zersiedelte Landschaften" nennt, überhaupt diskutiert werden muss.

  • Ein Hauptproblem ist, dass auf immer mehr Wohnraum pro Einwohner beansprucht wird. So steigt die Zersiedelung trotz sinkender Einwohnerzahl.

    Ich glaube diese Analyse zeigt nur eine Korrelation aber nicht wirklich eine Ursache/Folge Beziehung, zumindest nicht als Hauptproblem. Die Zersiedelung in Deutschland ist nicht gegen den Trend einer sinkenden Einwohnerzahl. Eigentlich hatten wir zuletzt einen recht klar verlaufenden Anstieg. Dazu kommen drastische Umzugsbewegungen: Während in vielen ländlichen Regionen und in Teilen des Ostens, in Teilen des Mittelgebirges, Randlagen die Bevölkerung schrumpft, wächst sie zusätzlich zur Migration umso stärker hier in Süddeutschland. An anderer Stelle steht also viel leer, verkommt.

    Der zunehmende Wohnraum pro Einwohner ist fast ausschließlich bedingt durch die Alterung der Bevölkerung. Die vielen älteren Menschen, die ganze EFH bewohnen treiben die Zahlen in die Höhe - und ja, blockieren damit Wohnraum für Familien, der neu gebaut werden muss. Öfters passiert es heute aber, dass Familien dann noch Jahre dicht in Wohnungen leben.

    Wohnraum ist eine Lebensqualität, daher wäre es wünschenswert, wenn die Menschen tatsächlich real mehr Wohnfläche hätten. Das geht aber nur günstig, bei einer gewissen dichten Bebauung.

    Ich würde Hauptgründe eher suchen bei Gewerbeflächen, Nicht-Nutzung des Altbestands, zu geringfügige Verdichtung, verfehlte Strukturpolitik und Verteilung.

  • Dass Eltern umziehen, wenn die Schulpflicht der Kinder näher rückt, vorzugsweise in Randlagen der Metropolen, habe ich in mehreren Fällen beobachten können. Manche nennen die Gründe klar, andere umschreiben es blumig.

    Aber mal abgesehen davon, bewegen sich einige Beiträge auf sehr dünnes Eis. Auch wenn das vielleicht gar nicht so beabsichtigt ist... Die Argumentation weist nämlich den Weg in Richtung Restriktionsstaat. Wenn zum Beispiel einer beklagt, dass die Deutschen zuviel Wohnraum hätten, könnten das manche Politiker als Steilvorlage für Zwangsumsiedlungen oder Zwangsbelegungen betrachten. Dann heißt es, Herr XY verfügt über mehr Quadratmeter Wohnfläche als gesetzlich zugelassen, weshalb ihm das Paar Z in sein Gästezimmer zwangszugewiesen wird. Willkommen im Bolschewismus. Ähnlich die Klage, Alte würden Wohnraum "blockieren"...Das sind nun einmal Lebenswege, in die sich ein Staat nicht einzumischen hat. Zum Beispiel lebte einst ein Paar mit zwei Kindern in einem Haus. Die Kinder wurden erwachsen, der Mann starb. Was ist nun das Vergehen der verbliebenen Bewohnerin? Ihr Zuhause nicht verlassen zu wollen? Nicht früh genug zu sterben? Nicht einfach in ein Heim zu verschwinden und sich da abfertigen zu lassen?... Letztlich laufen diese Vorwürfe mindestens darauf hinaus, dass der Staat irgendwie über die Steuerschraube solche Menschen bestrafen soll. Was dann also "Wohnraumsolidaritätsabgabe" oder ähnliches im sozialistischen Neusprech deklariert werden dürfte. Auf solche Ideen lassen sich einige "Sozialpolitiker" nur sehr gerne bringen. Deswegen rate ich zur Vorsicht.

  • Aha, Du sprichst dem Staat also ab, für passenden Lebensraum für alle zu sorgen. Ist ja etwas, ,,in [das] sich ein Staat nicht einzumischen hat." Natürlich ist es genau so, wie Du es beschreibst, dass es einfach zurückgebliebene Großeltern sind. Warum man jedoch als Staat diesen Menschen keine Anreize bieten dürfte, sich auf ein schaffbares Maß zu verkleinern durch Umzug, kann ich nicht nachvollziehen. Da werden Milliardenwerte zerstört - und übrigens auch schützenswerte Bauten -, weil die Bewohner überfordert sind und ihre Häuser und Besitz nicht mehr so pflegen, wie nötig. Aber man ist halt etwas unflexibel geworden und scheut auch den Aufwand/Kosten eines Umzugs. Oder aber schlimmer, sie sitzen auf einer Immobilie, die sie nur mit großem Abschlag los bekommen und müssen in dem Haus bleiben. Dass bei Dir Anreize gleich wieder in Freiheitsberaubung, Bolschewismus und Zwangsumsiedlung umgeformt werden ist schade.

  • Zwangseinquartierungen hat es in unserem Haus hier in Potsdam mehrfach gegeben, zuerst unter Hitler und dann unter Ulbricht. Im Westen übrigens dann unter Adenauer. Ich frage mich daher, was das mit Sozialismus zu tun haben soll...

  • "Majorhantines", wessen "Milliardenwerte" werden denn zerstört? Diejenigen der Immobilienbesitzer, die ein Recht darauf haben, mit ihrem Eigentum zu tun was sie wollen (was "zerstören" durch wohnen einschließt)? Oder die Werte eines Staates, dem diese Werte gar nicht gehören? Klar, kann dieser Staat "Anreize" schaffen (bei Leerstands-Objekten wäre ich nicht mal dagegen) und Leuten Geld für Umzüge bieten. Aber wofür? Was ist, wenn diese Leute ihre Wohnung einem anderen Alleinstehenden vermieten wollen? Nicht erlaubt? Oder wenn diese "unflexiblen" Leute, die ("schlimmer") "auf einer Immobilie sitzen", nicht aus ihrer lieb gewonnenen Wohnung ziehen möchten?

    Natürlich war die Situation in der Zeit des frühen Bolschewismus durch stärkere soziale Unterschiede geprägt. Aber die Tendenz ist im geistigen Sinne die Gleiche.

    Zitat

    Am 20. August 1918 kam ein Dekret „Über die Abschaffung des Privateigentums an Immobilien in den Städten“ heraus, das zur Folge hatte, dass Wohnhäuser der Bourgeoisie beschlagnahmt und unter die Verwaltung der örtlichen Räte gestellt wurden. Bald darauf begann die Umsiedlung der Arbeiter aus unkomfortablen Wohnstätten in die beschlagnahmten Häuser der Wohlhabenden. Dort entstanden spontan Hauswirtschaftskommunen mit einer kollektiven Wirtschaftsführung. Das sozialpolitische Ziel dieser neuen Wohnhaustypen für Arbeiter sollte die Verbreitung der kommunistischen Kultur sein.

    https://entorb.net/docs/Olga_Felde-Bachelorarbeit.pdf

    https://www.grin.com/document/294196

    Ich vermute, dass Du nicht so weit gehen willst. Aber leider wird eben mit solchen Äußerungen die Büchse der Pandora geöffnet.

    Einer steht schon bereit, zumindest bereits die private Vermietung von Immobilien zu verbieten. Bereits hier soll der Staat mal wieder alles regeln. Immerhin auf das Wohnrecht in der eigenen Immobilie will er noch nicht ran. Aber das kann ja noch werden...

    Zitat

    Juso-Chef Kevin Kühnert will den Besitz von Immobilien in Deutschland beschränken. "Ich finde nicht, dass es ein legitimes Geschäftsmodell ist, mit dem Wohnraum anderer Menschen seinen Lebensunterhalt zu bestreiten", sagte er der Wochenzeitung "Die Zeit". "Konsequent zu Ende gedacht, sollte jeder maximal den Wohnraum besitzen, in dem er selbst wohnt." Noch besser seien genossenschaftliche Lösungen, im Optimalfall gebe es überhaupt keine privaten Vermietungen mehr, sagte der Vorsitzende der SPD-Jugendorganisation.

    https://www.zdf.de/nachrichten/he…besitz-100.html

  • Heimdall Gut, ich muss gestehen, solche Aussagen, wie die des ehemaligen Juso, heute stellvertretender Bundesvorsitzenden! der SPD, hätte ich nicht für möglich gehalten. Natürlich kann es nicht der Staat immer besser. Aber er kann und muss Rahmenbedingungen setzen, die Grundrechte stärken, dazu gehört das Recht auf Wohnen. Wenn man nun neutral feststellt, dass andere Mittel ausgereizt sind, wie Flächen neu zu entwickeln, muss man sich mehr dem Bestand zuwenden. Wenn dann Zahlen sagen, wir haben viele Alleinstehende auf riesigen Flächen, die nur nicht ausziehen, weil es sich nicht lohnt, dann kann nur der Staat die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass die Mechanismen wieder funktionieren. Rennen z.B. die Mietpreise davon, ziehen die Menschen seltener um, jeder Umzug kostet viel mehr Miete bei gleicher Fläche. Damit wird ein eigentlich selbstregulierendes System plötzlich dysfunktional. Das würde noch keinen Eingriff unbedingt rechtfertigen. Problematisch wird es, wenn dafür dann viele Menschen sich überhaupt nicht mehr der Lebenssituation angemessen einmieten können. Das mag auf kommunale Ebene begrenzt egal sein, wenn es aber ganze Regionen betrifft kommt die kommunale Selbstverwaltung an ihre Grenzen. Und ich kenne Regionen hier, die keine EFH Grundstücke mehr anbieten können, weil sie bereits zuviel Grund verbrauchen.

    Wenn Du sagst, das ist zuviel Macht für den Staat würde mich halt interessieren, wie Du das lösen willst? Wenn Feuerwehrleute und Krankenschwestern nicht mehr in München wohnen können und da ihre Familien gründen können, muss man doch reagieren?

    Leuten Geld für Umzüge bieten. Aber wofür? Was ist, wenn diese Leute ihre Wohnung einem anderen Alleinstehenden vermieten wollen? Nicht erlaubt? Oder wenn diese "unflexiblen" Leute, die ("schlimmer") "auf einer Immobilie sitzen"?

    Wenn sie ihr zuviel an Wohnfläche vermieten wäre doch alles super, das zu verbieten wäre ja wohl genau das Gegenteil von ungenutzten Wohnraum nutzbar machen? Oft ist es halt so, dass man keine Fremde Person auf dem Grundstück haben will. Wenn die Leute auf zu großen Flächen sitzen hat das Gründe. Die muss man sich anschauen und ein attraktives Angebot machen.

    Zur ersten Frage, ob es okay ist, dass Privateigentum, wie Immobilien, aber auch massig Inventar, wie Antiquitäten zerstört werden: Nein, es ist nicht okay. Nicht weil es nicht der Person gehören würde, sondern weil es unverantwortlich ist. In Frankreich versucht man z.B. Lebensmittel vor dem Wegwerfen zu retten. Das wäre unter dem Privateigentumargument nicht machbar, und schafft doch erheblich Gutes, ohne wirklich Schaden anzurichten. Bei Immoblien und kunstvollem Inventar zerstört man auch noch das Gemeinschaftsgut der Kunst. Bei Immobilien geht es um den öffentlichen Raum. Immer auch um die begrenzten Ressourcen. Genug Gründe, von Verantwortung zu sprechen?

  • "Majorhantines", wessen "Milliardenwerte" werden denn zerstört? Diejenigen der Immobilienbesitzer, die ein Recht darauf haben, mit ihrem Eigentum zu tun was sie wollen (was "zerstören" durch wohnen einschließt)? Oder die Werte eines Staates, dem diese Werte gar nicht gehören?

    Nö, Immobilienbesitzer haben eben kein "Recht darauf,...mit ihrem Eigentum zu tun was sie wollen".

    Der Artikel in der Verfassung, zu dem es zahlreiche Gerichtsurteile gibt, ist doch allgemein bekannt.

    Nach Art. 14 II Grundgesetz enthält das Eigentum nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen. Dies gilt natürlich auch für Immobilieneigentümer.

    Diese Sozialbindung begründet eine unmittelbare Rechtspflicht des Eigentümers und steht im engen Zusammenhang mit dem Sozialstaatsprinzip (Artikel 20 Grundgesetz). Sie unterstreicht, dass auch die Eigentumsgarantie zur Freiheit aller Bürger beitragen und nicht etwa soziale Machtpositionen Einzelner schützen soll.

    I.Ü. ist der Staat weder das "böse Gegenüber" (à la wenn er bloß nicht eingriffe, wäre alles wunderbar") noch der Heilsbringer für alles. Diese extreme, vereinfachte Schwarz-Weiß-Malerei hilft doch nicht weiter.

    Dann kann man sich natürlich darüber streiten, welche einzelnen Maßnahmen des Staates bei Abwägung der verschiedenen Interessen sinnvoll und verhältnismäßig sind.

    Z.B. viele ältere Leute, die nach Tod des Lebenspartners usw. rational gesehen in viel zu großen Wohnungen und Häusern wohnen, wollen nach meiner Erfahrung trotzdem dort wohnen bleiben.

    Dies sollte man allein schon aus Respekt vor dem Lebensalter natürlich respektieren, und weder direkt noch indirekt Druck ausüben . Mich wundert, dass man bei allen möglichen Maßnahmen ausgerechnet diese in den Focus nimmt.

    Wenn jedoch etwa in Berlin und in anderen Städten, in denen Wohnungsnot herrscht, z.B. Baugrundstücke aus reiner Spekulationslust nicht bebaut werden, ist m.E. eine Pflicht zur Bebauung (bzw. eine gepfefferte Extra-Grundsteuer) sehr sinnvoll.

    Ähnliches gilt, wenn Wohnungen von Unternehmen als reine Vermögensobjekte erworben werden und dann leerstehen.

    Ebenso ist z.B. ein großer Anteil von Genossenschaftswohnungen bzw. Wohnungen in kommmunaler Hand sinnvoll; auch wenn bei diesen manche schon meinen, der Sozialismus steht vor der Tür. (Dies zeigt etwa auch ein Vergleich der Situation in Wien und London.)

  • Dann kann man sich natürlich darüber streiten, welche einzelnen Maßnahmen des Staates bei Abwägung der verschiedenen Interessen sinnvoll und verhältnismäßig sind.

    Z.B. viele ältere Leute, die nach Tod des Lebenspartners usw. rational gesehen in viel zu großen Wohnungen und Häusern wohnen, wollen nach meiner Erfahrung trotzdem dort wohnen bleiben.

    Dies sollte man allein schon aus Respekt vor dem Lebensalter natürlich respektieren, und weder direkt noch indirekt Druck ausüben . Mich wundert, dass man bei allen möglichen Maßnahmen ausgerechnet diese in den Focus nimmt.

    Da kommts mal wieder, Deutschland, das Land der Rentner, da darf man natürlich, will man irgendetwas angehen, auf keinen Fall denen auf die Füße treten - nicht mal indirekt. Das ist schon mit der verschleppten Rentenreform so, und hier jetzt auch wieder. Warum sind denn die älteren Leute vor dem Grundgesetz scheinbar gleicher als andere Altersgruppen und weniger zu binden an Verpflichtungen? Heute schon haben es junge Menschen schwerer, auch wenn man das nicht wahr haben will. Aber Zahlen aus GB und USA belegen, dass die jetzigen Generationen, die ersten Generationen sind, die weniger Verdienen als ihre Eltern beim Berufsstart und auch prekärer beschäftigt sind. Daraus folgt ein unterdurchschnittlicher Anteil an Wohneigentum zu früheren Generationen gleichen Alters. Junge Menschen leiden besonders unter den schwierigen Mietverhältnissen momentan. Gerade unter diesen Vorzeichen, Generationen, die gute Bedingungen hatten Vermögen aufzubauen, nicht anzutasten ist unverantwortlicher Populismus.

  • Ich finde es weiterhin eher amüsant, dass in einem Thread, in dem es um die Zersiedlung unserer Landschaft gehen soll, gegen bau- und planungsrechtliche Eingriffe bei der Ausweisung neuer Wohngebiete polemisiert wird. Es ist an keiner Stelle um Sozialismus oder Zwangsmaßnahmen gegangen - aber natürlich hat eine Gemeinde das Recht, Vorgaben für die Bebauung neuer Wohngebiete zu machen. Das gibt es auch in den wohl sozialismusunverdächtigen USA.

    Und wenn eine Stadtgemeinde wie Hamburg zu dem (aus meiner Sicht höchst vernünftigen) Schluss kommt, Einfamilienhausgebiete aus den vielen genannten sehr guten Gründen zukünftig nicht mehr ausweisen zu wollen auf seinem Gebiet, dann ist das nicht Sozialismus, sondern nur konsequent. Man darf auch an der Mönckebergstraße kein Einfamilienhaus bauen, ohne, dass jemand Sozialismus gerufen hätte.

    Man kann natürlich beim Thema Zersiedlung anderer Meinung als ich sein und sagen, das Problem gibt es nicht. Wäre für mich eine legitime Meinung, wem wird denn konkret geschadet durch die Ausweisung neuer Einfamilienhausgebiete und Gewerbegebiete? Aber man kann nicht auf der einen Seite die Zersiedlung beweinen und dann planungsrechtliche Eingriffe, die auf eine Veränderung der Verhältnisse zielen, als Sozialismus diffamieren.

  • Wir leben (noch) in einer freiheitlichen Gesellschaft und es soll bitteschön jeder nach seiner Facon glücklich werden und der Staat soll sich nicht einmischen wo und vor allem wie ich wohnen möchte. In den 1970er Jahren war es im kommunistischen Rumänien auch verboten, dass sich die Menschen Eigenheime bauen. Der Staat beabsichtigte danach tausende von gewachsenen Dörfern einzuebnen und die Bewohner in Plattenbauten zu pferchen..wie die Geschichte ausging, das wissen wir und sie ging zum Glück gut aus. Bitte, die Politik soll sich um den sozialen Wohnbau kümmern.

    Warum ich die Grünen aber nicht als Instanz akzeptiere ist deren Heuchelei und Unehrlichkeit: Dieselben Grünen schreien bei zb Moria Demos "Wir haben Platz", während sie im Fall der Einfamilienhäuser genau das Gegenteil behaupten! Widdewiddewitt wir machen uns die Welt, wie sie uns gefällt!

  • Man kann natürlich beim Thema Zersiedlung anderer Meinung als ich sein und sagen, das Problem gibt es nicht. Wäre für mich eine legitime Meinung, wem wird denn konkret geschadet durch die Ausweisung neuer Einfamilienhausgebiete und Gewerbegebiete?

    Ich lese Du siehst es als legitime Gegenrede, dagegen hätte ich dann doch einige Argumente.

    Zersiedelung führt zu:

    - Reduzierung der Nahrungsmittelanbauflächen

    - Dauerhafte Zerstörung einer über hunderte+ Jahre aufbauenden Humusschichtung und damit keine einfache Rückabwicklung

    - Erhöhte Versiegelung, damit einhergehend stärkere Erwärmung auch nachts

    - Kumulierende Wassersammlung, die statt dem Grundwasser den Oberflächengewässern zugeführt wird und deren Hochwasserspitzen verschärft

    - Erhöhter Aufwand von deutlich längerer Infrastruktur besonders im Unterhalt, der dann später erst die Budgets belastet

    - Lichtverschmutzung

    - Lange Wege, die nicht mehr mit klimaschonenden Verkehrsträgern zurückgelegt werden können, da auch kein ÖPNV sich bei dünner Siedlungsdichte lohnt, auch steigen die Kosten, weil jede Woche z.B. die Müllabführ weiter fahren muss und es gibt längere Pendelwege

    - Zerschneidung von Lebensräumen von Tieren, was direkt mit dem Artensterben in Verbindung gebracht wird

    - Erhöhter Ressourcenverbrauch

    - Verlust optisch ansprechender Kulturlandschaft

    - Schlechtere Ausnutzung von lokaler Infrastruktur, da kaum synergetische Effekte

  • Wir leben (noch) in einer freiheitlichen Gesellschaft und es soll bitteschön jeder nach seiner Facon glücklich werden und der Staat soll sich nicht einmischen wo und vor allem wie ich wohnen möchte.

    Mit der Begründung kann aber auch der Eigentümer eines bedeutenden Kulturdenkmals in der Altstadt von Rothenburg oder Quedlinburg dieses abreissen, weil er am selben Ort lieber in einem Flachdachbungalow wohne möchte oder sozial Schwachen preiswerten Wohnraum mit qualitativ hochwertiger Ausstattung in einem 20 Stockwerke Hochhaus anbieten möchte.

    Natürlich muss man staatliches Handeln immer auf seine Zweckmäßigkeit überprüfen. Aber: Bauleitplanung ist kein Sozialismus und wird hier ja auch bei jeder Gelegenheit (zu Recht) gefordert.

  • Ja, schon komisch, dass genau die Argumente, mit denen wir zurecht gegen Willkür bei Abrissen historischer Bausubstanz argumentieren nun nach Gusto als unzulässliche Eingriffe in das Eigentumsrecht bezeichnet werden, wenn es um etwas viel weniger direkt eingreifendes wie Raumplanung und Städtebau geht. Die Herren werden sich entscheiden müssen. Entweder das Primat des Privateigentums steht über allem, oder es ist eine Sache kluger Kompromisse, den immanenten Zielkonflikt zu lösen, dann aber bitte ohne Sozialismuspolemik.