• "Wakenitzmauer" (was auch immer das bedeutet )

    Wie "erbse" schon hier geschrieben hatte, ist die Wakenitz ist ein Fluss, der aus dem Ratzeburger See entspringt und am Mühlendamm beim Dom in die Trave mündet. Die Wakenitz ist nur knapp 15 km lang und - wie ich meine mal gelesen zu haben - damit der kürzeste Fluss Deutschlands. Einige werden sich sicher fragen: Moment mal, wie kann denn die Wakenitz, die eigentlich ganz im Norden beim Burgtor endet, ganz im Süden beim Dom in die Trave münden? Das verhält sich wie folgt: Ursprünglich floss die Wakenitz bis zum Burghügel ganz im Norden, der als Höhenrücken den direkten Zugang zur Trave versperrte und bog dann in einer scharfen Kurve nach Süden ab, um dann den ganzen Stadthügel im Osten zu umfließen und im Süden beim Dom in die Trave zu münden. Schon im Mittelalter stauten die Lübecker die Wakenitz mit dem Bau des Mühlendamms an der Mündung um knapp 4m auf, so dass die Wakenitz auf der Ostseite der Stadt eine erhebliche Breite erreichte und sie so einen natürlich Schutz für die Stadt bot, ohne - wie im Westen erforderlich - Wallanlagen errichten zu müssen. Das ist gut auf dem folgenden historischen Stadtplan zu sehen (Wakenitz unten, Burg rechts und Dom/Mühlendamm links):

    Stadtplan Lübeck um 1750. Quelle: Wikipedia, gemeinfrei

    Die Wakenitz reichte also im Osten bis auf wenige Meter an die Stadtmauer heran. Aus dieser Zeit stammt denn auch der Straßenname "Wakenitzmauer". Überhaupt gibt es an der ca. 2km langen Ostseite der Altstadt nur zwei lange Straßen: Die "Wakenitzmauer" von der Kaiserstraße ganz im Norden bis zum ehemaligen Johanniskloster und "An der Mauer" vom Johanniskloster bis zur Mühlenstraße ganz im Süden. Der Straßenverlauf hinter der Stadtmauer war also durch das Grundstück des Johannisklosters unterbrochen, das - ungewöhnlich - direkt bis an die Stadtmauer heranreichte.

    Mit dem Abriss der Stadtmauer Mitte und dem Bau des Elbe-Lübeck-Kanals Ende des 19.Jhdts. änderte sich das malerische Bild der Altstadt-Ostseite leider drastisch: Der Kanal wurde durch das Bett der Wakenitz gebaut und der Burg-Höhenrücken durchtrennt. Die Altstadt wurde dabei von einer Halb- zur kompletten Insel. Der Kanal fließt von Süden nach Norden, die Wakenitz floss zuvor wie geschrieben von Norden nach Süden. Der Wasserstand des Kanals entspricht dem der Trave und damit der Wakenitz vor der Mittelalterlichen Aufstauung, also knapp 4m niedriger. Dadurch entstanden auf beiden Seiten des Kanals größere Landflächen und vor der ehemaligen Stadtmauer noch ein kompletter Baublock inklusiver neuer Straße, der Kanalstraße, so dass der historische Altstadtrand nun leider kaum noch zu erkennen ist. Die Wakenitz wurde durch den Falkendamm vom Kanal abgetrennt und endet jetzt weit vor der Altstadt. Sie mündet aber trotzdem nach wie vor am Mühlendamm in die Trave. Wie das gehen kann? Mit einer wassertechnischen Meisterleistung wurde etwa auf Höhe des alten Hüxterdamms ein Stichkanal von der Wakenitz bis zum Elbe-Lübeck-Kanal geführt. Von hier aus wird die Wakenitz mit dicken Rohren, dem Düker, unter dem EL-Kanal unterführt und taucht im Krähenteich wieder auf, der wiederum in den Mühlenteich übergeht und der letzendlich am Mühlendamm in die Trave mündet.

    Eine lange Geschichte, aber eigentlich wollte ich nur erklären, warum die Straße "Wakenitzmauer" heißt, obwohl die Wakenitz heute weit weg ist. :D

    Dann geht es über die Burgstraße zum Kolberg

    Noch ein wenig weitere lübsche Straßenkunde:
    DIE Burgstraße gibt es nicht, sondern die Kleine Burgstraße von Hinter der Burg bis zum Koberg (nicht Kolberg!) und die Große Burgstraße vom Burgtor ebenfalls bis zum Koberg. Für den Namensursprung des Kobergs gibt es zwei Deutungen: Entweder "Koopberg" (Plattdeutsch für "Kaufberg") oder "Kuhberg".

    Die Straßenbezeichnung "Grube" deutet übrigens darauf hin, dass diese Straßen (in ihren unteren Teilen) einst Sumpfland waren und zur Baulandgewinnung aufgeschüttet, befestigt und entwässert wurden.
    Im Westen sind das von Nord nach Süd Engelsgrube, Fischergrube, Beckergrube, Kleine und große Petersgrube, Marlesgrube, Dankwartsgrube, Hartengrube und Effengrube und im Osten lediglich Kleine und Große Gröpelgrube.

    Engelsgrube und Engelswisch haben nicht etwa mit Engeln zu tun, sondern mit England. Hier lagen am Hafen die nach England fahrenden Handelsschiffe. Sie hieß früher auch "Englische Grube". Und "Wisch" ist das niederdeutsch Wort für "Wiese".

    So, hoffe, ich habe euch mit der "kleinen" Exkursion nicht gelangweilt. Bald folgen mal wieder Bilder. :D

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Vielen Dank für die ganze Mühe mit der Galerie! Hier noch eine kleine humoristisch gemeinte Korrektur. Wenn die Wakenitz nämlich 15 km lang ist, dann ist die Lesum mit 10 km in Bremen-Nord wohl der kürzeste Fluss Deutschlands, zumindest unter denen mit Flusscharakter (auf ganzer Länge schiffbar). Sie entsteht aus dem Zusammenfluss von Hamme und Wümme und stellt die Grenze zu Bremen-Nord dar.

    Link zum Wikipedia-Artikel

  • Die Wakenitz reichte also im Osten bis auf wenige Meter an die Stadtmauer heran.

    Sehr schön zu sehen in dieser Darstellung Lübecks von Osten aus dem Jahr 1493 (Schedel'sche Weltchronik):

    Sowie 1572 bereits mit den Bastionen.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Wenn es einer schafft einen immer richtig zu motivieren, dann unser Zeno ;)

    Ich möchte jetzt doch mal erwähnen, dass man in Lübeck beispielhaft sehen kann, wie Innenstädte auch heute noch funktionieren können. Denn hier haben sich diese kleinen, inhabergeführten Läden, die wirklich besondere Dinge fern ab der üblichen Ketten anbieten, in einer riesigen Anzahl erhalten. Und dazu trägt eben auch die Architektur bei, denn die kleinen Flächen in den Altbauten sind schlicht für große Ketten nicht attraktiv, so dass sich der Individualismus hier erhalten hat. Das ist neben der Architektur der zweite große Pluspunkt in Lübeck.


    APH - am Puls der Zeit

  • @ Frank
    danke für den Hinweis. Wie gesagt, ich kenne Lübeck im Detail nicht gut und muss mich anhand von Karten und Google orientieren und manchmal sind die Zuordnungen nicht immer ganz eindeutig :)

    Im Hintergrund dann direkt ein weiteres wichtiges Lübecker Museum, das Willy-Brandt-Haus



    Behn- und Drägerhaus (ein ganz fantastisches Ensemble, der Besuch des Museums sei dringend empfohlen, weil auch die Innenräume erhalten sind. Das, was man im Buddenbrookhaus vielleicht etwas vermisst, das findet man hier inklusive eines Bildes zum Berliner Stadtschloss :D:D


    Willy-Brandt-Haus

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  • St. Katharinen (leider ohne Turmbau wie die anderen großen Lübecker Stadtkirchen)

    Eckbebauung Königstraße/Ecke Glockengießerstraße

    Und jetzt aber das Kunsthaus Lübeck Königstraße/ Ecke Pfaffenstraße :lachentuerkis:

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  • Weiter geht es die Königstraße entlang Richtung Süden

    Und dann ein optisch extrem schöner Bau

    Und es geht dann in die Hundestraße

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  • Hoch die Hände, Wochenende :lachentuerkis::lachentuerkis::lachentuerkis: Gut Zweidrittel der Galerie sind geschafft, man glaubt gar nicht, wie groß Lübeck doch sein kann :D:D
    Es geht weiter in der Hundestraße mit diesem tollen Portal, so Arbeiten will heute leider niemand mehr bezahlen. Ja, damals, als Türen noch Handwerk waren und keine Massenware ;(


    Man schaue mal, wie schief der Giebel ist :D:D

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  • Wenn ihr die genauen Straßennamen hier wissen wollt, muss Frank helfen, bin leider gerade etwas orientierungslos :lachentuerkis::lachentuerkis:
    Morgen geht es weiter :thumbup:

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  • Ach zeno. Wenn es dich nervt musst du es ja nicht schauen. Es soll aber Leute geben die sich trotzdem freuen. Und sollten wir nicht dankbar sein dass es noch Städte gibt in Deutschland, die so viel zu bieten haben? Wenn es dir zu langweilig ist dann ist es dir im Süden vielleicht zu schön so dass man satt geworden ist oder die hanseatischen Feinheiten sind nicht dein Ding. Ich finde man kann in den einzelnen Vierteln nämlich sehr wohl Unterschiede sehen. Man muss eben mal auf die Details schauen. Es ist schade dass die kleinen Unterschiede heute nicht mehr jedem auffallen.
    Ich jedenfalls kann mich an der Königin der Hanse extrem erfreuen und bin dankbar, dass ich so viel zeigen kann. Denn das heißt es ist noch extrem viel da. Ich finde es gibt Schlimmeres :P

    APH - am Puls der Zeit

  • Nein. Mir geht es einfach darum zu zeigen was ist. So habe ich es bei meinen letzten Galerien immer gemacht und so behalte ich es auch bei. Einfach weil ich es wichtig finde dass man vielleicht auch in 10 Jahren mal zurückblicken kann, um zu schauen, was sich verändert hat. Und ja. Es ist mir auch eine Freude zu zeigen, wie groß und umfangreich der Bestand ist. Einfach weil es eine Altstadt dieser Größe, die so gut erhalten und nicht gründerzeitlich überformt ist, so extrem selten in Deutschland gibt. Und bei allen auf den ersten Blick sehr ähnlich aussehenden Bauten gibt es erstens immer wieder diese tollen Highlights und parallel immer auch so tolle Details, die diese Bauten eben nicht uniform sondern individuell machen. Allein wenn man mal auf die Türen schaut.
    Man muss sich vielleicht mal wieder die Zeit nehmen und auch auf solche Feinheiten achten. Ich jedenfalls will meinen Beitrag dazu leisten diese tolle Stadt zu feiern. :thumbup:

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