• Mich würde mal interessieren, was das für eine Fassadenmode war, wann und wie lange die hielt, und ob das eine eher höher- oder mittelpreisige Angelegenheit war.


    Die glasierten Backsteine kamen in der Gotik vor. Sie waren sehr teuer und an Kirchen und den Gebäuden des Rates/Häusern der Ratsherren zu finden.

    Dazu zitiere ich mal aus dem Buch "Altstadt von Lübeck - Stadtdenkmal der Hansezeit" von Manfred Finke:

    Zitat von Manfred Finke

    Schraffur und Glasur
    ...
    Import ist auch die Glasur: Seit der Antike im östlichen Mittelmeerraum beheimatet, gelangte sie wohl im Gefolge der Kreuzzüge nach Italien und Frankreich. Vermittler nach Lübeck war womöglich Dänemark. In Lübeck gibt es die ersten Glasuren gegen 1210/20 an den Hochschiff-Friesen des Domes und an den Türmen, durchscheinend grünlichbraun. Wenig später kam die schwärzliche Bleiglasur auf. Damit war in Lübeck ein Ton angeschlagen, der weit in den Osten ausstrahlte. In Lübeck selbst sind nur noch wenige Reste dieser höchst innovativen Aufbruchzeit zu sehen.
    ...
    In der Altmark und im Brandenburgischen, davon abhängig besonders in Ordenspreußen bereicherte man das Mauer-Bild gern durch schwarz gebrannte Binderköpfe. Nicht so in Lübeck: Hier setzte man gern auf die prächtige Erscheinung von Glasuren. Zunächst wurden Mauerecken von Wandöffnungen und Blenden durch abwechselnd glasierte und unglasierte Steine betont. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts (offenbar erstmals 1280 am Deutschordenshaus in der Kleinen Burgstraße) kam Mauerwerk aus durchlaufenden Schichten von glasierten und nicht glasierten Backsteinen auf. Möglicherweise geht diese prunkvolle Sonderform auf italienische Vorbilder zurück. Glasurschichtmauerwerk scheint bis ins 14. Jahrhundert hinein den Bauten des Rates und seiner Mitglieder vorbehalten gewesen zu sein, der sich damit als eine "höfische orientierte" Gesellschaft darstellte. Doch schon bald zeichneten auch die Rostocker und die Stralsunder ihre Rathaus-Neubauten mit Wechselschichten aus. Eine "Total-Glasur", also eine schwarz funkelnde Wand, hat wohl nur der Lübecker Rat eingesetzt: Zuerst (vermutlich) an der Rathaus-Schildwand von 1250/60, dann um 1300 am "Danzelhus" und um 1340 an der Rathaus-Nordwand und schließlich noch 1416 an der Sühnekapelle St. Maria am Stegel.

    (Seiten 35-39)

    Das Buch ist übrigens sehr zu empfehlen. Neben den sehr fachkundigen und interessanten Texten enthält es auf über 300 Seiten hunderte von Fotos, Grundrisse und Grafiken, darunter auch einen hoher Anteil an historischen Abbildungen. Für den geringen Preis von nur 25 Euro ist dieses auch in der Verarbeitung hochwertige Buch wirklich geschenkt.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • @frank1204

    Gibt es ein Name/Geschichte oder Fotos zu die grossartige Platz beim Heiligen Geist Hospital (siehe meine letzte Link)?

    Beim Heiligen Geist Hospital
    google.com/maps/@53.8709617,10…-ro0-fo100!7i10908!8i5454

    Hmmm...
    Eigentlich nur, dass der kleine obere Bereich an der Königstraße (inoffiziell?) "Geibelplatz" heißt und dort das Denkmal des Dichters Emanuel Geibel steht:


    Foto: wissen.de


    Dieses Denkmal stand zu Beginn des 19.Jhdts. erst auf dem Koberg, bis dieser in den 30ern verkehrsgerecht umgebaut wurde:


    Fotoarchiv der Hansestadt Lübeck, sollte inzwischen gemeinfrei sein.

    Der Rest dieses Bereichs hat meines Wissens nach keinen Namen. Es ist auch eher eine Zufahrt und Parkplatz als ein Platz oder eine öffentliche Straße.

    Ansonsten wäre noch zu sagen, dass man in die Bürgergärten gelangt, wenn man durch die auf dem von Dir verlinkten 360°-Bild rechts neben dem weißen Fahrrad hinter dem Mann mit dem Smartphone zu sehende Pforte in der Ecke geht.

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  • Weihnachtliches Lübeck 2018 - Teil 1

    Mit zwei Bilderserien :foto: aus dem weihnachtlichen Lübeck möchte ich euch allen schöne Weihnachten wünschen.
    Viel Spaß beim Ansehen!



    Abb.1: Los geht´s am Holstentorplatz: Holstentor, St. Marien, St. Petri und Salzspeicher mit weihnachtlicher Beleuchtung. Rechts lugt die Turmspitze von St. Aegidien über die Salzspeicher.



    Abb.2: Das gleiche im Detail. Die aus Glühbirnen bestehende leuchtende Fassadenumrandung der Salzspeicher, die übrigens ganzjährig hängt, aber nur in der Weihnachtszeit eingeschaltet wird, weist von Jahr zu Jahr mehr Lücken auf. Wahrscheinlich hat man einfach keine Ersatzbirnen mehr, da diese nicht mehr verkauft werden dürfen. Aber dann soll man doch auf LED-Lampen umsteigen - so wird es jedenfalls langsam etwas peinlich...



    Abb.3: Stadtseite des Holstentores. Links der nördlichste der Salzspeicher mit diversen "Licht-Lücken".



    Abb.4: An der Untertrave mit St. Marien und St. Petri. Links die Fischstraße, halbrechts die Braunstraße.



    Abb.5: An der Obertrave, ebenfalls mit St. Marien und St. Petri. Ganz links die Holstenbrücke.



    Abb.6: Blick durch die wunderbare Kleine Petersgrube hinauf nach St. Petri.



    Abb.7: Westfassade von St. Petri mit weihnachtlichem Sternenschmuck. In der Kirche fand ein Kunsthandwerkermarkt statt.



    Abb.8: Auf dem Markt: Die strahlenförmigen Lichterketten überspannen den kompletten Platz. In der linken unteren Bildecke ist ein Teil des Rathauses zu sehen.



    Abb.9: Weihnachtsmarkt mit Rathaus bei Tageslicht.



    Abb.10: Rathaus-Nordfassade am Marienkirchhof, auf dem ein mittelalterlicher Weihnachtsmarkt zu finden ist.



    Abb.11: Rathaus-Nordfassade mit Weihnachtssternen im Detail.



    Abb.12: Blick in die umgekehrte Richtung nach St. Marien.



    Abb.13: Der Weihnachtsmarkt auf dem Marienkirchhof mit St. Marien und Kanzleigebäude, die sich am Ende dieses Platzzwickels fast berühren.



    Abb.14: Und wiederum in die umgekehrte Richtung mit Marienwerkhaus (hinten) und St. Marien (rechts).

    Fortsetzung folgt...

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  • Weihnachtliches Lübeck 2018 - Teil 2

    Den zweiten Teil der Bilderserie widme ich dem Weihnachtsmarkt auf dem Koberg. Dieser vollständig erhaltene Platz bietet architektonisch wunderschöne Perspektiven.


    Abb.1: Blick zum Heiligen-Geist-Hospital, in dem - wie auch in St. Petri - ein Kunsthandwerkermarkt stattfand. Rechts eine Fassade der Pastorenhäuser von St. Jakobi.



    Abb.2: Auf dem Koberg-Weihnachtsmarkt steht jedes Jahr ein Riesenrad. Die Aussicht muss atembraubend sein; ich muss gestehen, dass ich da aber noch nie mitgefahren bin. Im Hintergrund St. Jakobi.



    Abb.3: Noch einmal St. Jakobi durchs Riesenrad gesehen.



    Abb.4: Rechts an der Koberg-Westseite das Hoghehus mit klassizistischer Fassade; dahinter befinden sich aber zwei mittelalterliche Häuser.



    Abb.5: St. Jakobi hinter den renaissancenen Pastorenhäusern. St. Jakobi ist übrigens für mich von den Proportionen her die schönste der Lübecker Altstadt-Kirchen! Das Haus mit dem Treppengiebel rechts ist die historische Schiffergesellschaft.



    Abb.6: St. Jakobi und Heiligen-Geist-Hospital.



    Abb.7: Weihnachtliches Heiligen-Geist-Hospital



    Abb.8: Pastorenhäuser vor St. Jakobi. Unten, erkennbar an den geschlossenen grauen Fensterläden, wurden übrigens vor einiger Zeit öffentliche Toiletten eingebaut... :kopfschuetteln:



    Abb.9: Weil´s so schön ist, noch einmal der Blick zurück zum Heiligen-Geist-Hospital. Sehr interessant sind die aus dieser Perspektive und bei der Innenbeleuchtung gut zu sehenden Gewölbe des Kirchenraums!



    Abb.10: Blick auf das nördliche Seitenschiff von St. Jakobi. Links die Westfassade des westlichen Pastorenhauses.



    Abb.11: St. Jakobi, Innenraum, Blick nach Osten. Die Kirche ist im Krieg glücklicherweise unzerstört geblieben und hat so ihre alte Ausstattung bewahrt!



    Abb.12: St. Jakobi, Blick auf Altar und Chor im Detail - frohe Weihnachten! :)


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  • Hochwasser am 2.1.2019 - Teil 1

    In Lübeck gibt es bei starkem Ostwind hin und wieder mal Hochwasser. Wenn zuvor Westwind herrschte, der das Wasser aus der Lübecker Bucht drückte und so für Niedrigwasser sorgte, addieren sich das Zurückschwappen ("Badewanneneffekt") und die sturmbedingte Flut zu einem ziemlich hohen Wasserstand. Es war gestern mal wieder so weit. Der Pegel erreichte nachmittags 6,79m (der mittlere Wasserstand liegt bei 5,09m!). Die Straße An der Obertrave und die einmündenden Gruben standen wie immer als erstes unter Wasser, aber dass auch Teile der deutlich höher gelegenen Straße An der Untertrave gesperrt werden mussten, kommt dann doch nicht so häufig vor - ich kann mich nicht an das letzte Mal erinnern...

    Von diesem Ereignis zeige ich heute mal eine eindrucksvolle Bilderserie, die ich bei strahlendem Wetter und kurz vor dem Höchststand (bei ca. 6,70m) gemacht habe.


    Blick von der Wallstraße zur Obertrave. Die Fußgängerbrücke zur Musikhochschule war nicht mehr passierbar.



    Blick von der Dankwartsbrücke nach Nordosten mit St. Marien und St. Petri.



    Gleicher Blick im Detail



    Blick von der Dankwartsbrücke Richtung Südosten mit Domtürmen. Dieser Bereich der Obertrave liegt am tiefsten und wird bei Hochwasser stets zuerst überschwemmt.



    An der Obertrave von der Ecke Dankwartsgrube Richtung Norden gesehen.



    An der Obertrave zwischen Dankwartsgrube und Hartengrube mit Dom.



    Daraus Detail 1...



    ...und Detail 2



    Es folgen Bilder vom sogenannten "Malerwinkel" aus gesehen: Danktwartsbrücke vor St. Marien und St. Petri.



    Ecke Hartengrube/An der Obertrave mit Dom.



    Nochmal die südliche Obertrave mit Dom.



    Alte Speicherhäuser Ecke Dankwartsgrube/An der Obertrave. Links Turm von St. Petri, rechts St. Aegidien.


    Es folgen ein paar Bilder aus den betroffenen Rippenstraßen:


    Untere Dankwartsgrube Richtung Obertrave gesehen. Da war eine ganz ordentliche Strömung! Drei Minuten zuvor konnte ich noch von der Brücke hinten in die Straße gehen.



    Untere Hartengrube. Da hatten die neuen Bäumchen gleich ordentlich Wasser. Ich frage mich allerdings, wie hoch der Salzgehalt ist...



    Die Düstere Querstraße zwischen Dankwarts- und Marlesgrube - auch hier war kein Durchkommen mehr.



    Die untere Marlesgrube



    Marlesgrube, Nordseite.



    Marlesgrube, Südseite

    Fortsetzung folgt...

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  • Hochwasser am 2.1.2019 - Teil 2

    Es folgen die restlichen Bilder:


    Die Große Petergrube steigt ziemlich steil an, so dass das Wasser hier im Gegensatz zu den zuvor gezeigten Straßen hier kaum hineinreicht.



    Die Kleine Petersgrube ist ein wenig mehr betroffen, steigt dann aber auch schnell an.



    An der Untertrave (mit Salzspeichern und Holstentor): Hier stand das Wasser bis zum Rand. Normalerweise sind da fast 2m von der Kante bis zur Wasserlinie. Das Wasser quoll allerdings aus den Gullis der Straße, die etwas tiefer liegt als die Kaikante, so dass die Einmündungen von Beckergrube, Fischergrube und Große Altefähre unter Wasser standen, was ein ziemliches Verkehrschaos erzeugte, da der gesamte Verkehr durch die Engelsgrube umgeleitet werden musste, die normalerweise für den Durchgangsverkehr gesperrt ist.



    Nochmal an der Untertrave: Holstenbrücke und Salzspeicher. Wie auf dem Schild zu lesen, fahren dort normalerweise die Fahrgastschiffe durch!



    Wieder zurück an der Obertrave, nördliches Ende an der Holstenstraße.



    Die historischen Salzspeicher neben dem Holstentor



    Salzspeicher, Holstentor und -brücke. Da fahren sonst wirklich Ausflugsschiffe durch!



    Obertrave von der Holstenbrücke gesehen.



    Dito.



    Noch ein schönes Bild vom Abend - um 20:30 Uhr war der Wasserstand schon um ca. 40cm gesunken.



    Und zum Schluss noch ein schönes Panoramabild vom Malerwinkel. Den rechten Übergang habe ich nicht ganz sauber hinbekommen, mag da aber jetzt nicht noch länger dransitzen. Geht ja auch so. :D

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    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Lieber Frank,

    danke für deine Erläuterungen samt dem Foto. Diese Terrakotten hatten mich lebhaft an derartige Häuser von Statius van Düren in Mecklenburg, z. B. in Wismar, erinnert. Nun hat sich dies nach deinen Darlegungen bestätigt.

  • Neben Stralsund stand natürlich auch wieder Lübeck auf der Liste unseres Kurzurlaubes über die Osterfeiertage 2022. Aber auch hier nur eine kleine Auswahl:

    Eine der schönsten Städte in Deutschland, trotz der Verluste 1942... :engel: