Raumstationen, Mond und Mars - Konzepte für den dauerhaften Aufenthalt außerhalb der Erde

  • Am Rande:

    natürlich kann man in einem Architekturforum über Marskolonien spekulieren. Ich befürchte aber, dass sie (wenn es sie je geben sollte) am Anfang nicht schön sein werden. Sie werden vermutlich eine ähnliche Gemütlichkeit wie Atombunker haben. Man kann drin überleben, aber Fassadengestaltung oder Einlegearbeiten wird es wohl erstmal nicht geben. das kommt dann sehr, sehr viel später, wenn eine Kolonie autark ist und eine bestimmte Größe hat, die es ermöglicht, „überflüssige Ausschmückung“ zu generieren. Ja, Schönheit ist in gewisser Weise Luxus, wenn alle Grundbedürfnisse abgedeckt sind... Ich werde das jedenfalls nicht erleben. Natürlich machen sich Menschen sofort ihre Umgebung „schön“, aber das könnte so ähnlich sein wie das Aufhängen eines geblümten Vorhangs an einer Stahlwand. Höhlenmalerei quasi. Wenn man sich allerdings gewisse unterirdische Bauten früherer Zivilisationen anschaut (allen voran Petra oder in Indien), so kann sicher innen auch was Großartiges geschaffen werden.

  • Ich finde es interessant, dass mir über die Saturn V nichts an Misserfolgen bekannt ist. Offenbar hatte die NASA verdammt viel Glück, dass die Riesendinger von Anfang an gut funktionierten. Aber ich habe auch noch nicht recherchiert, vielleicht gab es ja doch Ausfälle...

    Die Entwicklung und der Bau der Saturn V hat jährlich Kosten in Höhe von 4% (!) des US-amerikanischen Bruttozialprodukts verschlungen. Mit der Folge, dass bei der ersten nennenswerten politischen Krise (Vietnamkrieg) das Projekt ohne adäquate Nachfolge eingestellt wurde.

    Musk ist reich - sehr reich. Aber er verfügt dennoch nicht annähernd über vergleichbare Mittel. Und er verfolgt ein anderes Ziel: Er möchte Raumfahrt drastisch verbilligen, durch rasche und vollständige Wiederverwendbarkeit und industrielle Serienproduktion.

    Die einzige Methode, diese Ziele zu erreichen ohne sich selber zu ruinieren ist Trial and Error. Die NASA-Methode der perfekten Vorplanung ist um 1-2 Größenordnungen teurer und führt dennoch zu Ergebnissen, die nicht wirtschaftlich sind.

  • Um die Effizienz dieser Methode mal anschaulicher zu machen: So das Starship vor 4 Jahren aus. Ein ulkiges kleines Gerät, das einmal senkrecht 150m hoch geflogen ist („Starhopper“ genannt).

    46654384nf.jpeg

    Der gestrige Flug führte stattdessen in 150km Höhe, und, viel wichtiger, hat bereits 80% der nötigen Horizontalgeschwindigkeit von 8km/sek erreicht. Bei einem der nächsten 1-3 Versuche wird auf jeden Fall eine Erdumlaufbahn erreicht werden.

    Schwieriger wird das Ziel der Wiederverwenbarkeit zu erreichen sein - es wird einige Bruchlandungen brauchen, das hinzubekommen.

  • Die einzige Methode, diese Ziele zu erreichen ohne sich selber zu ruinieren ist Trial and Error. Die NASA-Methode der perfekten Vorplanung ist um 1-2 Größenordnungen teurer und führt dennoch zu Ergebnissen, die nicht wirtschaftlich sind.

    Hm, danke für deine Ausführungen. Ich bin jedoch nicht deiner Meinung, dass Versuch und Irrtum billiger sind als eine vernünftige Vorplanung. Sie sind schneller, wenn man ununterbrochen Nachschub liefert, gewiss - und darauf kommt es wohl hier an - aber wie jeder aus eigener Erfahrung weiß, ist das Verprassen von Ressourcen nie billiger. Kommt drauf an, ob und wie schnell man daraus lernt, aber Spargründe waren (siehe Challenger) nie ein Garant für Erfolge.

    Gegen eine ganze Nation, die für den Mondflug bezahlt, kommt natürlich kein Milliardär an. Und die Entwicklung über Titan und Saturn 1 ging ja doch verdammt schnell. Deshalb wäre es unbedingt empfehlenswert, vom Vorgänger-Wissen zu lernen...


    Ich bin auch nicht davon überzeugt, dass die Wiederverwertbarkeit am Ende so unschlagbar gut sein wird. Das ist wie ein gebrauchtes Auto. Klar kann das noch 20 Jahre halten, aber es kommt auf die Teile an, die man ersetzen muss. Muss man sozusagen die ganze Rakete neu ausstatten und sind diese Elemente relevant und teuer, weil das Gefährt sonst risikobehaftet ist, dann ist es nur ein Scheinsieg.

  • Natürlich wird auch bei Spacex nach bestem Wissen geplant - aber in einer geringeren Detailtiefe. Das Unternehmen hat insgesamt "nur" 13000 Mitarbeiter - von denen auch nur ein Teil am Starship-Programm arbeitet. Zum Vergleich: Am Apollo-Programm haben in den spätern 1960ern mehr als 400 000 Personen zugleich mitgewirkt. Das war einfach eine andere Liga.

    SpaceX macht sich selbstverständlich die Erfahrungen des Apollo-Programms und des Space-Shuttle Programms zu eigen. Auch das sowjetische N1-Programm hat man, so kann man aus gut informierten Kreisen hören, im Detail studiert. Das gilt insbesondere aber auch für die negativen Aspekte dieser 3 Programme, die man unbedingt vermeiden möchte. Alle 3 genannten Programme blieben bereits nach wenigen gebauten Exemplaren unrettbar stecken, weil nicht mehr finanzierbar. Selbiges gilt leider wohl auch für das aktuelle SLS-Programm der NASA, das gerade mal eine Rakete alle 2 Jahre hervorbringt.

    Um beispielhaft ein Detail zu nennen, das entscheidend verbessert wurde: Der Startturm. Bei SpaceX ist der Startturm zugleich der Kran, der die Oberstufe auf die Unterstufe stellt. Wird während der Startvorbereitungen ein Problem festgestellt, das eine zeitweise Demontage der Rakete erfordert, kann diese binnen 30 Minuten direkt vor Ort wieder auseinandergenommen werden. Letzte Woche hat es gleich 2 solcher Demontagen und Re-Montagen gegeben. Beim SLS-Programm gab es hingegen durch einen vergleichbaren Vorgang eine 6-wöchige Verzögerung, weil die komplett montierte Rakete in die kilometerweit entfernte Montagehalle zurückgefahren werden musste, und weiterhin auch in der Montagehalle selbst kein Equipment für schnelles Demontieren vorhanden ist. Da SpaceX seine Starships auf der Rampe im Freien montiert, kommt es auch ohne eine gigantische Montagehalle aus.

  • Am letzten Donnerstag (6. Juni 2024) hat der mittlerweile 4. Testflug von Starship stattgefunden. Von der Presse wurde der Flug teilweise als "Durchbruch" bewertet, was meiner Meinung nach nicht so recht passt. Ich würde eher von einem weiteren Schritt nach vorne im Rahmen einer kontinuierlichen Optimierung sprechen.

    Erreicht wurde eine weitgehend reibungslose Startphase (- 1 Triebwerk von insgesamt 33 fiel aus, was für sich genommen keine Gefährdung der Mission darstellt), eine saubere Stufentrennung, eine wie geplant weiche Wasserlandung der Unterstufe (- verbunden mit einem weiteren Triebwerkausfall), ein reguläres Erreichen einer elliptischen Umlaufbahn, und schließlich ein kontrollierter Wiedereintritt in die Erdathmosphäre mitsamt einer weichen Wasserlandung im Indischen Ozean. Während des Wiedereintritts kam es allerdings zu massiven hitzebedingten Schäden an einer Steuerklappe, die dennoch funktionsfähig blieb und entscheidend beim Landemanöver mitwirken konnte.

    Deutschsprachige Zusammenfassung des 4. Testfluges

    Starship ist damit jetzt weit genug entwickelt, um - noch ohne Wiederverwendung - wie jede andere orbitale Rakete Nutzlasten ins All transportieren zu können.

    Bereits beim nächsten Testflug wird wahrscheinlich das "aus der Luft fangen" der Unterstufe versucht werden. Sollte der Versuch gelingen, wäre eine teilweise Wiederverwendbarkeit analog zur deutlich kleineren Falcon 9 von SpaceX erreicht.

    Bemerkenswert ist meiner Meinung nach die erstaunliche Fehlertoleranz der Starships. Weder einzelne Triebwerksausfälle, noch eine gravierende Teil-Beschädigung des Hitzeschildes haben zum Ende der Mission geführt. Schon beim ersten Flug hatte sich gezeigt, dass die Rakete massiven außerplanmäßigen mechanischen Belastungen widerstehen kann, ohne zu zerbrechen. Wäre diesmal eine Besatzung an Bord gewesen, hätte sie trotz der schweren Schäden an der Oberstufe überlebt.

  • Na ja, Stahl hat halt auch einen erheblich höheren Schmelzpunkt als Kohlefaserverbundwerkstoffe. Es wurden ja sogar vor dem Start noch bewusst Hitzeschutzkacheln entfernt und die Bereiche mit Messsensoren versehen - u.a. sogar direkt unter der Triebwerkssektion. Dass das Starship das überlebt hat spricht Bände.

    Die empfindlichen Bereiche an den Flügelgelenken sollen ja jetzt weiter ins Lee verlagert werden. Ob das mal ausreicht ...

    Was ich mich frage, ist, warum das mit dem Halt der Hitzeschutzkacheln so viel schwerer ist als beim Space Shuttle. Liegt es an dem anderen Werkstoff Stahl? Vielleicht hast du darauf eine Antwort.

    Hast du für den einzelnen Triebwerksausfall bei der Wasserung der Starship-Oberstufe eine seriöse Quelle? Irgendwie glaube ich nicht so ganz, dass das Starship die Landung überlebt hätte, wenn der Untergrund aus Beton gewesen wäre. So weich war das Aufsetzen dann vermutlich auch wieder nicht. Und das Astronauten den Flug überlebt hätten, daran habe ich auch so meine Zweifel.

    Ich habe den Flug übrigens auch live gesehen.

  • Was ich mich frage, ist, warum das mit dem Halt der Hitzeschutzkacheln so viel schwerer ist als beim Space Shuttle. Liegt es an dem anderen Werkstoff Stahl? Vielleicht hast du darauf eine Antwort.

    Hast du für den einzelnen Triebwerksausfall bei der Wasserung der Starship-Oberstufe eine seriöse Quelle? Irgendwie glaube ich nicht so ganz, dass das Starship die Landung überlebt hätte, wenn der Untergrund aus Beton gewesen wäre. So weich war das Aufsetzen dann vermutlich auch wieder nicht. Und das Astronauten den Flug überlebt hätten, daran habe ich auch so meine Zweifel.

    Ich habe den Flug übrigens auch live gesehen.

    Ja, ich war auch live dabei - war super spannend!

    Der 2. Triebswerksausfall bezog sich ebenfalls auf die Unterstufe / den Booster. Er ist durch Telemetrie und Filmfaufnahmen - s. z.B. - hier belegt. Eine weiche Landung wurde dadurch nicht verhindert, die steuernde KI war offenbar in der Lage, unmittelbar einzugreifen und die asymmetrische Schubverteilung zu kompensieren.

    Die Landung der Oberstufe war offenbar ebenfalls tatsächlich weich, einen Triebwerksausfall gab es nicht. Die Telemetrie zeigt, wie die Geschwindigkeit bei vertikaler Ausrichtung zum Schluß auf 2km/h herunter geht, um beim Umkippen im Wasser kurzfristig wieder anzusteigen. Der Rückgang der Geschwindigkeit erfolgte während des Landing Burns zügig, aber gleichmäßig. Ein Auftreffen mit 2km/h, also Fußgängergeschwindigkeit (- es könnte jenseits der Auflösungsfähigkeit der Telemetrie sogar noch weniger gewesen sein) auf Wasser ist weich. Beim künftig geplanten Fangen des Schiffs mit dem Startturm soll meines Wissens eine passende, "abfedernde" vertikale Bewegung der Fangarme erfolgen - es wird also keine Abbremsung auf exakt Null erforderlich sein.

    Mir ist grundsätzlich nicht klar, wieviel Kacheln wirklich verloren gegangen sind. Die Innenseite der besagten Steuerklappe war ohnehin nicht mit Kacheln geschützt. Die Kacheln werden beim nächsten Flug eines der beiden Hauptthemen sein. Gestern hat Musk in einem Life-Stream geäußert, dass die Kacheln bei dem für den nächsten Flug vorgesehenen Schiff komplett entfernt, und mit einer - wie auch immer - verdoppelten Haltbarkeit wieder neu montiert werden sollen.

  • Oh stimmt, du meintest tatsächlich nicht einen Triebwerksausfall der Starship-Oberstufe. Da bin ich drüber gestolpert, weil es von der Triebwerkszündung des Starships bei der Wasserung keine Telemetrie gab.

    Das Fangen des Starships mit dem Startturm wird auch noch mal ein Unterfangen für sich. Ist mir schleierhaft, wie die Hitzeschutzkacheln an den Flügelkanten das überleben sollen - vermutlich gar nicht. Da wird man dann wohl immer vor dem nächsten Start geringfügig reparieren müssen?!
    Diese Halterungsstifte für die Hitzeschutzkacheln gab es ja beim Space-Shuttle (glaube ich) gar nicht. Da du offenbar auch keine besondere Erklärung parat hast, kann ich mir die größere Haftungs-Problematik gegenüber der beim Space Shuttle eigentlich nur dadurch erklären, dass auf das Starship beim Start andere Kräfte einwirken müssen als seinerzeit auf das Space-Shuttle und der Kleber auf Stahl vielleicht generell schlechter hält. Und vermutlich meint Musk mit einer "verdoppelten Haltbarkeit" einfach nur eine noch einmal vergrößerte Zahl an Halterungsstiften. Ich bezweifle allerdings, dass das alleine die Lösung bringen wird.
    Wie auch immer, der Rumpf muss beim letzten Testflug von der Hitze jedenfalls nirgendwo durchlöchert worden sein, sonst hätte sich das Starship sicher irgendwo in der Luft spontan zerlegt. Selbst ein nicht durchlöcherter, sondern lediglich aufgeheizter Stahlrumpf (durch den Verlust zu vieler Hitzeschutzkacheln) und kryogene Treibstoffe sollten sich nicht allzu gut vertragen.

  • Ja, ich kann die Frage nicht sicher beantworten. Eine vage Vermutung wäre, dass die Oberflächlächen beim Starship deutlich größeren Temperaturschwankungen und damit größeren thermischen Spannungen unterliegen, weil - anders als beim Shuttle - die Tanks mit kryogenen Treibstoffen Teile des wiederzuverwendenden Schiffes und nicht isoliert sind. Beim Shuttle gab es nichts Vergleichbares, der Treibstofftank wurde nach Gebrauch zum Absturz und damit zum Verglühen gebracht.

    Aber, noch grundsätzlicher, ich bin mir noch nicht einmal im Klaren, wir groß das Problem überhaupt noch ist. Beim Start gingen diesmal offenbar keine oder fast keine Kacheln mehr verloren. Jedenfalls sind auf den Bildern aus der Orbitalphase keine Lücken zu erkennen. Und die Seite der Klappe, die die massivsten Schäden erlitten hat, war, wie gesagt, ohnehin nicht mit Kacheln geschützt.

  • Ja, schade dass es keine Livebilder von allen 4 Flügeln und vom Rumpf gab, dann müsste man nicht so spekulieren. Das besagte Flügelgelenk muss ja schon relativ früh von der Hitze durchschlagen worden sein. Ab einem gewissen Zeitpunkt sah man ja auf der Oberseite ein punktuelles Glühen.

    Das unmittelbare Aufeinandertreffen verschiedener Temperaturen kann natürlich auch die, oder eine der Ursachen für die Problematik mit den Kacheln sein. Ein doppelwandiger Rumpf wäre dann sicher eine Lösung, würde das Starship aber insgesamt schwerer und damit unwirtschaftlicher machen.

    Sollte das die Problematik sein, wird es sicher noch eine ganze Weile dauern, bis man damit einen bemannten Wiedereintritt in die Atmosphäre wagt. Denn dann zählt vorrangig die Sicherheit und weniger die Wirtschaftlichkeit.

    Aber als unbemanntes Transportvehikel sehe ich die Einsatzfähigkeit des Gesamtsystems auch in spätestens zwei bis drei Jahren. Das mit den Landebeinen dürfte hingegen noch deutlich länger dauern.

  • Landebeine sind - für Starships, die auf der Erde eingesetzt werden - nicht vorgesehen.

    Für Mond und Mars schon. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

    Ich wage keine Prognose, wie schnell diese Schritte erfolgen werden. Grundsätzlich wird sich das Innovationstempo wohl weiter beschleunigen. Die „Starfactory“, die gerade errichtet wird, soll bald schon 1 Starship pro Tag produzieren können. Wir werden Starts in immer rascherer Folge zu sehen bekommen, bei denen zur Kostenreduktion - spätestens im kommenden Jahr - in Richtung Orbit auch Fracht an Bord sein wird.

  • Das Landebeine für das Starship auf der Erde nicht vorgesehen sind, war bereits Inhalt unserer Diskussion und ist (allen die sich dafür interessieren) bekannt.

    Starship-Starts in immer rascherer Folge werden wir vermutlich so lange zu sehen bekommen, bis sich bei SpaceX irgendwann eine gewisse Routine einstellt und es das Riesending dann doch mal am Startturm zerfetzt. Alternativ ist auch nicht gesetzt, dass der erste Booster-Fangversuch gleich funktioniert. Kaum anzunehmen, dass das der FAA gefallen täte, erneute langwierige Umweltberichte etc. wären vermutlich die Folge. Und die Tests sind letzten Endes auch nicht umsonst, auch wenn man bei SpaceX den Eindruck gewinnen könnte, die Kosten wären Peanuts. So lange es immer noch regelmäßig welche von den alles andere als ausgereiften Triebwerken zerlegt und Hitzeschutzkacheln durch die Gegend segeln, bin ich zwar optimistisch, vergesse aber auch nicht, um was für eine Hausnummer es hier geht. Auf jeden Fall bleibt es spannend ...

    ... und so soll es sein. Wäre doch schade, wenn das Ding gleich morgen den Linienbetrieb aufnehmen würde. Wo bliebe da der Spaß? :biggrin:

  • Der Spaß wird niemals aufhören - Starship wird spätestens mit dem übernächsten Flug erste Lasten ins All transportieren und damit eine enorme Kostenreduktion bewirken. Wohlgemerkt, nachdem mit der Falcon bereits die Preise für den Transport ins All massiv ggü. den bisherigen Raketen gesunken sind. Gleichzeitig es (u.a.) die Chinesen, ebenfalls massiv in wiederverwendbare Raketentechnologie zu investieren. Der Weltlauf USA vs. Sowjetunion heißt jetzt Space X vs. China, mit momentan vielen Jahren Vorsprung für Musks Unternehmen.

    Und warum der Spaß zudem nicht aufhört: Starship wird demnächst noch einmal verlängert und kann deutlich mehr Fracht tragen. Neue Raptor-Triebwerke werden einsatzfähig und in der Vergangenheit war auch immer wieder von 12 bis 18 Meter breiten Starships die Rede.

    Wenn man sieht, was Space X mit der Falcon (und weniger, aber auch) und der Falcon Heavy geschafft hat, dann bestehen nach dem erfolgreichen vierten Testflug wenig Zweifel, dass die nächsten Jahre endlich wieder Optimismus und Glaube an den technischen Fortschritt mit sich bringen werden. Nicht im Sinne der Stadtzerstörung der 1960er Jahre, sondern mit Blick auf die unendlichen Weiten, die der Mensch nun endlich besiedeln kann. Mögen Mond und Mars der Anfang sein! Und wie es am Ende von Star Trek 1 hieß: The human adventure is just beginning!

  • Gestern fand der 5. integrierte Starship-Testflug statt. Als zusätzliches Ziel wurde die Land-Landung bzw. das Auffangen der Unterstufe mit ins Flugprofil genommen, was auf Anhieb gelang. Die Oberstufe sollte, wie beim letzten Mal auch, ein sanfte Wasserung im Indischen Ozean vornehmen, was offenbar erstmals im geplanten Bereich klappte - eine vor Ort plazierte Kamera konnte die Landung aus unmittelbarer Nähe filmen. Wie präzise die Landung genau war, wurde noch nicht bekanntgegeben. Ein punktgenaue Landung mit einer maximalen Abweichung im Zentimeter-Bereich (!) ist die Vorraussetzung, um eine Landung an Land am Startturm wagen zu können.

    Welche Bedeutung hat diese erfolgreiche Test?

    Meiner Meinung nach kann die Bedeutung kaum unterschätzt werde, SpaceX liegt mit dem erfolgreichen Fangmanöver wahrscheinlich wieder im Zeitplan für das NASA-Mondprogramm - trotz erheblicher, bürokratisch bedingter Verzögerungen. Das Fangmanöver wurde um einen Testflug vorgezogen, und somit erhebliche Zeit gutgemacht. Ganz grundsätzlich hat der Test gezeigt, dass das Konzept von Starship, eine vollwertige, schnelle und kostengünstige Wiederverwendbarkeit zu erreichen, wahrscheinlich erreichbar ist. Der Flug lässt die speziell die Europäer, die immer noch mit der vollen Serienfähigkeit ihrer konventionellen Wegwerfrakete Ariane 6 ringen, "alt" aussehen.

    Wie wird der nächste Testflug aussehen, und wann wird er stattfinden? Die Genehmigung für einen 6. Testflug mit identischem Flugprofil liegt bereits vor, der Flug könnte prinzipiell also binnen Tagen stattfinden. Ich rechne aber auf wieder mit einer mehrmonatigen Pause, da eine Wiederholung exakt desselben Tests für Spacex keinen Sinn machen würde. Mindestens werden Modifikationen an der Oberstufe erfolgen, denn der Hitzeschild zeigte auch diesmal wieder Schwachstellen - wenn auch weniger, als beim Flug davor.

    Musk hat das Ziel ausgegeben, beim nächsten Startfenster für Marsflüge (Q4 2026) mehrere unbemannte Starships zum Mars zu schicken, und beim übernächsten Starfenster (Jahreswechsel 2028/29) erstmals auch Menschen.

    Youtube - IFT5 von Start bis Fangmanöver

  • Der Spaß wird niemals aufhören - Starship wird spätestens mit dem übernächsten Flug erste Lasten ins All transportieren und damit eine enorme Kostenreduktion bewirken.

    Der Frachttransport von Boca Chica aus wäre im Grunde nur möglich, wenn die FAA zuvor andere Startkorridore freigeben würde. Alle 5 bisherigen Testflüge haben genau denselben, eng definierten Aufstiegspfad in Richtung Ost-Süd-Ost benutzt, um während der gesamten Aufstiegsphase kein bewohntes Land überfliegen zu müssen. Bei einem Frachtflug definieren hingegen die Anforderungen der Fracht den Orbit und damit die Startrichtung. Es ist leider ziehmlich unwahrscheinlich (- aber nicht unmöglich), dass sich Bedarf für exakt diese Ausrichtung findet. Vielleicht lassen sich auf diese Weise 1 oder 2 Starlink-Batches unterbringen.

  • Musks Marsbesiedelungspläne kranken leider daran, dass SpaceX viel Zeit und Ressourcen in den Flug dorthin investiert, aber nicht mal annähernd vorbereitet, wie Menschen dort (über)leben sollen.

    Die NASA hat dazu zwar Konzepte in der Schublade, aber praxistauglich ist das noch lange nicht.

  • Musks Marsbesiedelungspläne kranken leider daran, dass SpaceX viel Zeit und Ressourcen in den Flug dorthin investiert, aber nicht mal annähernd vorbereitet, wie Menschen dort (über)leben sollen.

    Die NASA hat dazu zwar Konzepte in der Schublade, aber praxistauglich ist das noch lange nicht.

    Damit bringt Du einen spannenden Punkt auf. Ich zitiere mich selber:

    Musk hat das Ziel ausgegeben, beim nächsten Startfenster für Marsflüge (Q4 2026) mehrere unbemannte Starships zum Mars zu schicken, und beim übernächsten Startfenster (Jahreswechsel 2028/29) erstmals auch Menschen.

    Das Startfenster im Jahr 2026 ist gerade mal noch 25 Monate entfernt. Die Flüge sollen zum einen als "Proof Of Concecpt" dienen, zeigen dass man mit den Starships unbeschadet zum Mars fliegen, in der Athmosphäre abbremsen und sicher landen kann. Zum anderen sollen aber bereits auch lebenswichtige Materialien und Gerätschaften für den bemannten Flug Ende 2028 vor Ort gebracht und getestet werden. Man will die Ankunft von Menschen so gut wie möglich vorbereiten. Auf keinen Fall soll das Risiko eingegangen werden, dass wesentliche Komponenten für das Überleben auf dem Mars und den Rückflug sich nach der Landung von Menschen überraschend als nicht funktionfähig erweisen.

    Das heißt, bis Ende 2026 muss die 2028er Mission nicht nur weitgehend durchkonzipiert sein, sondern es sollen gem. Aussage von Musk alle wesentlichen Kompenenten zum Wohnen und zur Energie- und Treibstoffproduktion und zur Verfügung stehen.

    Angesicht des engen Zeitplans erscheint es mir ausgeschlossen, dass SpaceX noch nicht an dem Thema arbeitet.

    Möglicherweise will man sich nicht äußern, weil man sich in einem Wettbewerb mit China sieht, und dem Konkurrenten nicht fertige Konzepte frei Haus liefern will.

    Was sollte bis Ende 2026 fertig sein (- nur meine Gedanken dazu, es gibt keine offiziellen Aussagen):

    - Starships in ausreichender Anzahl, die auf unpräpariertem Untergrund landen können, ohne umzukippen

    - diese Starships sollten nach dem Entladen ihrer Fracht als menschliche Unterkünfte, als Gewächshäuser, Werkstätten oder Ähnliches weitergenutzt werden können, damit ein Teil der benötigten Infrastruktur bereits bei Ankunft der 2028er Crew vorhanden ist

    - aufblasbare Unterkünfte (- in etwa so etwas hier)

    - die nötigen Gerätschaften um Treibstoff aus marsianischem Wasser und CO2 herzustellen (-> Methan und Sauerstoff)

    - Transportfahrzeuge und Baumaschinen

    - Anlagen zur Stromproduktion (- solar, evtl. nuklear) und -speicherung.

    - Roboter, die in der Lage sind, Landeplätze für die 2028er Crew mit festem Untergrund herzustellen. Die erste Staffel Starships wird logischerweise ohne solche auskommen müssen. Staffel 2 wird aber zwingend stabile präparierte Plätze benötigen, denn von lockerem, natürlichen Untergrund aus kann der Rückflug nicht sicher angetreten werden. Die Gefahr, das aufgewirbelte Steine die Triebwerke beschädigen, wäre zu groß.