Ausstellungen im Humboldt-Forum Berlin

  • Sine ira et studio

    Hier noch einige lesenswerte Titel zum Hintergrund:

    Muslimische Sklaverei
    www.google.de

    Geschichte ist ein fließendes Kontinuum, schon Adenauer sagte: "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern. Nichts hindert mich daran klüger zu werden"

    Insofern sollte man den akademischen Diskurs des "et audiatur et altera pars" pflegen und die kritische Quellenanalyse in den Vordergrund stellen.

  • Weitere Kommentare, dieses Mal von der Welt:

    Die Übergabe der Berliner Benin-Bronzen an die ehemalige, durch Sklavenhandel reich gewordene Königsfamilie lässt nun die ersten Museen umdenken:

    Die jüngste Volte Nigerias hat im Ausland schon Folgen: In England hat die Universität Cambridge eine für kommende Woche vorgesehene Rückgabe von 116 Benin-Bronzen aus seinem Museum für Archäologie und Anthropologie vorerst gestoppt. Und in den USA räumte Ngaire Blankenberg ihren Posten als Direktorin des Smithsonian National Museum of African Art in Washington. Sie geriet auch deswegen unter Druck, weil sie verschwieg, dass die Oba direkt in den Sklavenhandel involviert waren. Blankenberg wird vorgeworfen, dass sie den Verwaltungsrat des Smithsonian, dem auch US-Vizepräsidentin Kamala Harris und der Oberste Richter John Roberts angehören, unter falschen Voraussetzungen davon überzeugte, 21 Bronzen an Nigeria zurückzugeben.

    Benin-Bronzen: Bayern und Sachsen könnten die Restitution noch stoppen - WELT
    Der Bundestag streitet über die Benin-Bronzen, nachdem Nigeria alle Werke an den Monarchen der Oba weiterverschenkt hat. „Das war nicht unsere Intention“,…
    www.welt.de

    Treffend werden die Versäumnisse unserer rückgabewütigen Entscheidungsträger (Roth, Parzinger etc.) auch hier kritisiert:

    Es hätte also klar sein müssen, dass man einem Land mit so problematischen Eliten keinen Blankoscheck hätte schreiben dürfen, sondern dass es notwendig gewesen wäre, die Rückgabe der Bronzen an Bedingungen zu knüpfen. Das wäre auch im Interesse der nigerianischen Bürger gewesen. Gute Absichten allein reichen eben nicht.

    Spott über Baerbock in Nigeria: Es sind nicht immer die bösen Weißen und die guten Schwarzen - WELT
    Nach der bedingungslosen Rückgabe der Benin-Bronzen an Nigeria sind sie in den Privatbesitz der Königsfamilie gewandert – für Annalena Baerbock ein Fiasko.…
    www.welt.de
  • Wenn man daran zurückdenkt, wie in diesem Forum schon frühzeitig zu diesem Thema öffentlich verfügbare Fakten zusammengetragen wurden, nach denen eine Rückgabe nicht oder nur unter ganz strengen Bedingungen hätte erfolgen dürfen, dann muss man davon ausgehen, dass diese "Rückgabe" nicht nur aus rein ideologischen Gründen, sondern auch wider besseren Wissens durchgeführt wurde.

    _______________________________________
    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • Es gab auch schon im September '21 einen hervorragenden Aufsatz dazu von Richard Schröder. Aber klar, wenn sich eine als "progressiv" verstehende Kulturstaatsministerin und unsere gleichfalls intellektuell leuchtende Außenministerin ("feministische Außenpolitik") zusammentun - unterstützt von einschlägig aufgewachten „Experten“ und deren Agenda, was soll dann schon schief gehen? Dann kann diesen Fortschrittszug in eine bessere Zukunft weder Ochs noch Esel aufhalten. Und erst recht nicht "alte weiße Männer", seien sie intellektuell und vom Wissen her noch so turmhoch überlegen.

  • Was Baerbock und Roth auch immer bezwecken wollten, bei diesem oben erwähnten König sind die Figuren wohl am Besten aufgehoben.

    Davon abgesehen geht es nicht um irgendwelche Aufarbeitung, sondern um Money.

    Hier ein kleiner Einblick, wie es um das Staatswesen steht. Korruption.

    Ich lese gerade ein wunderschönes Buch. Wenn ich Zeit habe, werde ich vielleicht paar Passagen zitieren. Die Architekturbeschreibungen klingen interessant.

    Beauty matters!

  • ...bei diesem oben erwähnten König sind die Figuren wohl am Besten aufgehoben.

    In der Tat. Und ob diese Objekte jetzt in einer unzugänglichen Privatsammlung landen, der König diese Objekte als Geschenke für seine Frauen verwendet, sie doch ausgestellt werden, meistbietend am internationalen Kunstmarkt oder gar an Altmetallhändler verhökert werden, sollte uns - ganz postkolonial - egal sein. Was uns hingegen nicht egal sein sollte, ist das Steuergeld, das dort faktenresistent aber moralisch besonders aufgeladen - gleichsam in ein schwarzes Loch - noch hinterhergeworfen wird.

  • Fraglich ist doch schon die Prämisse, nämlich dass die Wegnahme der Bronzen aus Afrika koloniales Unrecht darstellte. Mit der Intervention beendete Großbritannien ein Unrechtsregime, das auf Sklavenhandel und aggressiver Außenpolitik gegründet war; da in einem absolutistischen Herrschaftssystem die Trennung zwischen Privat- und Staatsvermögen nur schwer zu ziehen ist, kann man die Konfiszierung der Bronzen auch als Kontribution ansehen - vae victis!

    Akzeptiert man aber diese Prämisse, dann ist die Rückgabe der Bronzen an den Oba nur folgerichtig. Keiner käme auf die Idee, verfolgungsbedingt enteignete Kunst nicht an die Erben, sondern den Staat Israel zurückzugeben. Hier liegt der eigentliche Skandal: dass die Propagandisten der Restitution dem Staat Nigeria vorschreiben wollten, was mit der restituierten Kunst zu geschehen habe. Es scheitert linke Kulturpolitik wieder einmal an ihren eigenen Widersprüchen...

  • Hier liegt der eigentliche Skandal: dass die Propagandisten der Restitution dem Staat Nigeria vorschreiben wollten, was mit der restituierten Kunst zu geschehen habe.

    Das ist kein Skandal, sondern eine sehr berechtigtes Anliegen. Die Forderung nach Restitution wurde stets damit begründet, dass sich die afrikanische Kunst weitestgehend in europäischen Museen oder Depots befinde und den Menschen Afrikas damit ihr Kulturerbe vorenthalten werde.

    Die deutschen Verantwortungsträger sorgen durch ihre "bedingungslosen Rückgaben" nun dafür dass das so bleibt. Das ist der eigentliche Skandal.

    Wahrscheinlich war es für einen Nigerianer deutlich leichter die Bronzen in Berlin zu besuchen als nun im Palast seines "Oba". Denn das Museum in Benin-City soll es ja nicht mehr geben.

  • Sehr lesenswerter Artikel in Tichys Einblick über die Benin-Bronzen:

    https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/aus-a…nmoralisch-ist/

    Sehr aufschlussreich und durchaus pikant finde ich den Auszug aus dem Interview der BZ mit einem Mitglied der Königsfamilie Benins:

    „… Wir hatten Sklaven, bevor die Europäer nach Afrika kamen. Sklaverei ist falsch, aber damals hielt jeder Sklaven …

    … Es tut mir leid, aber Ihre Außenministerin (Baerbock) ist zu jung. Sie hat keine Erfahrung, und manchmal merkt man das, wenn sie spricht. Sie hat es übertrieben. Das ist das Problem mit Ihrer Außenministerin. Sie weiß nicht, wie man sich diplomatisch ausdrückt. Und anscheinend hat sie keine guten Berater. Die Deutschen haben uns nichts gestohlen. Das waren die Briten.“

    :)

    "Wenn wir die ehemalige Schönheit der Stadt mit der heutigen Gemeinheit verrechnen, kommen wir, so die Bilanz, aufs direkteste in den Schwachsinn." (E.H.)

  • Keiner käme auf die Idee, verfolgungsbedingt enteignete Kunst nicht an die Erben, sondern den Staat Israel zurückzugeben.

    Na ja. Und wenn s keine Erben mehr gibt? ME ist so etwas in Einzelfällen schon vorgekommen. Es kommt in erster Linie ja auf die Zugänglichmachung an. Da ist die Übereignung an staatliche Gremien sowieso günstiger, überhaupt bevor so etwas passiert wie bei uns mit der Goldenen Adele.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Es gibt einen Erben, insofern ist deine Frage rhetorisch und hier irrelevant.

    Und nein, es kommt nicht in erster Linie auf die Zugänglichkeit an, sondern auf die Wiederherstellung des Rechts. In einem Rechtsstaat gibt es Erbfolge, von der man nicht aus vermeintlich höheren Gründen abweichen kann.

  • In der Diskussion über Benin-Bronzen gibt es mindestens drei Ebenen, die es zu beachten gilt. Ob man diese allerdings alle in Einklang bringen kann, ist fraglich.

    • Da ist zunächst die rechtliche bzw die rechtsstaatliche Ebene, wie sie UrPotsdamer anspricht. Damnach waren die Kunstwerke ohne Zweifel zu restituieren.
    • Als nächstes folgt die ethische Ebene, bei der sich die Frage stellt, wie man grundsätzlich mit Kulturgütern anderer Kontinente umgehen möchte, die unter Abhängigkeitsverhältnissen nach Europa gelangt sind. Bei dieser Betrachtung spielen rechtliche Argumente eine untergeordnete Rolle.
    • Und zuletzt haben wir die Frage, was das Beste für die Kulturgüter selbst ist und wie man das Kulturgut für die Weltöffentlichkeit und Wissenschaft zugänglich gestalten kann. Da bleibt es abzuwarten, ob die Entscheidungen auf deutscher Seite nicht dazu führen, dass man hier Einbußen hinnehmen muss. Das muss man sich dann ggf. ankreiden lassen.

    Und je nachdem, wie man diese drei Ebenen gewichtet, kann man zu unterschiedlichen Ergebnissen bei der Restitutionsfrage kommen. Aber Populismus à la Tichys Einblick wird einer solchen differenzierten Sichtweise nicht gerecht. Wenn uns die Debatte der letzten Jahre etwas gelehrt haben sollte, dann die Erkenntnis, dass es in dieser Problematik kein falsch oder richtig gibt, das Ergebnis vielmehr immer ein Grauton bleiben wird.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Ja und nein. Rein rechtlich hat Deutschland, wenn es die Prämisse akzeptiert (nämlich dass das Eigentum an den Bronzen bei Nigeria, und dort beim Oba liegt), keine Handhabe. Diebesgut ist zurückzugeben, und zwar an den Eigentümer oder dessen Erben. Jede Art von Einschränkungen ist unzulässig. Der Oba kann mit seinem Eigentum machen was er will. Deutsche denkmalrechtliche Vorschriften greifen in Nigeria nicht.

    Es ist eine ganz andere Frage, was wünschenswert ist. Natürlich wünsche ich mir, dass diese Kunst von möglichst vielen Menschen bewundert werden kann. Aber genauso wenig wie der deutsche Staat deutsche Privatsammler zur Öffnung ihrer Sammlungen zwingen kann, kann er den Oba zwingen, die Bronzen öffentlich zugänglich zu machen.

  • Aber Populismus à la Tichys Einblick wird einer solchen differenzierten Sichtweise nicht gerecht.

    Dann muss man aber dazu anmerken, dass auch die Bundesregierung hier eine äußerst undifferenzierte und populistische Aktion hingelegt hat, weil sie nämlich die letzte Frage, was das Beste für die Kunstwerke wäre, anscheinend überhaupt nicht und auch die ethische Frage nur oberflächlich erörtert hat. Und eine solche populistische Sichtweise finde ich bei einer Regierung wesentlich schlimmer als bei einer Zeitung, deren Aufgabe es durchaus ist, im Sinne einer Kontrolle der Regierungsorgane auch gegensätzliche Aspekte zu beleuchten und die nicht unbedingt verpflichtet ist, eine abschließende und hundertprozentig ausgewogene Position zu beziehen. Das ist gängiger Usus bei den meisten Zeitungen, gerade auch bei den linksliberalen wie der Süddeutschen oder dem Wiener Standard, die ständig sehr stark tendenziöse Meinungsartikel zu allen möglichen Themen publizieren und nur sehr selten eine ausgewogene Themenauswahl und -behandlung praktizieren. Ich sehe deswegen keinen Grund, Tichys Einblick als besonders populistisch zu brandmarken - er ist es nicht mehr als viele andere Zeitungen.

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Aber Populismus à la Tichys Einblick wird einer solchen differenzierten Sichtweise nicht gerecht. Wenn uns die Debatte der letzten Jahre etwas gelehrt haben sollte, dann die Erkenntnis, dass es in dieser Problematik kein falsch oder richtig gibt, das Ergebnis vielmehr immer ein Grauton bleiben wird.

    Wobei du ja - wie immer - gar nicht erklärst, was konkret an den Artikeln des von dir genannten Mediums populistisch sein sollte. Das ist einfach nur ein Totschlagargument, um bestimmten Medien von vornherein die Legitimation abzusprechen, Teil des Diskurses zu sein.

    Nicht anderes anderes du vor einigen Tagen im Bücher-Thread gemacht, und damit eine die Moderation nervende Diskussion lostreteten. Lass es doch einfach mal sein mit den moralinsauren Bevormundungsversuchen.

  • Maecenas

    Ich habe gar nichts losgetreten und hier ist auch nicht der Ort dafür, über unsere Medienlandschaft zu diskutieren. Ich gebe eine Meinung ab, ob dir das nun passt oder nicht. Du kannst dir ja einen passenden Strang aussuchen, wo du das diskutieren möchtest. Vielleicht habe ich Zeit und Lust mich dann daran zu beteiligen. Hier im Strang geht es um das Humboldt-Forum und daran thematisch angeschlossen um die Benin-Bronzen. Lass es jetzt bitte gut sein.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • erbse

    Meine Befürchtung ist, dass das hier ins OT abgleitet. Und eine Begründung habe ich bereits hier abgeliefert: RE: Ausstellungen im Humboldt-Forum Berlin

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Ich finde so einfach sollte man es sich mit der Restitution der Beninbronzen nicht machen. Wenn man alles zurückführen würde, was mal mit Gewalt genommen wurde, würde man gar nicht mehr fertig. Und bei den Kulturgütern, wo es gemacht wird fragt man sich, was diese von den anderen Kulturgütern hervorhebt.

    Die SPSG schreibt z. B.:

    "In Schloss Sanssouci und im Neues Palais hingegen zeugen Meisterwerke aus Meißen und der Königlichen Porzellanmanufaktur in Berlin von der Vorliebe Friedrichs II. für den zerbrechlichen Werkstoff. Der König nutzte seine militärische Präsenz in Meißen während der Schlesischen Kriege sowie während des Siebenjährigen Krieges nicht nur für Aufträge an die dortige Manufaktur, auch als Kontributionsleistungen wurden Porzellane in großem Stil von Meißen nach Potsdam überführt, um die Innenräume der Schlösser und die königliche Tafel zu schmücken."

    Quelle: Link

    Es gibt z. B. auch den Fall der zwei Silvestre-Gemälde, die im "Museum of Fine Arts in St. Petersburg (Florida)" hängen:

    Gemälde 1

    Gemälde 2

    Es ist bekannt, dass diese in den Wirren des 2. Weltkrieges aus Sachsen gestohlen wurden. Trotzdem ist es wohl nicht so einfach diese zurückzuverlangen, weil das Museum beim Ankauf wohl nicht wusste, dass diese gestohlen waren. Bei solch bedeutenden Werken stellt sich mir schon die Frage, wie man das glaubhaft behaupten kann.

    Die Beninbronzen wurden von Großbritannien in Benin erbeutet und dann in Europa teilweise verkauft. Unabhängig davon, ob die Museen in Europa wussten, was sie dort kaufen oder nicht, wo ist der Unterschied zu den Beninbronzen?