Ausstellungen im Humboldt-Forum Berlin

  • Sorry, ich möchte trotz allem auch noch meinen Senf dazu geben. Könnt Ihr dann gern in nen anderen Themenbereich verschieben.

    Ich frage mich wie ungefestigt das Gemüt von East_Clintwood sein muss, wenn er seine Kultur überall angegriffen fühlt und sich indoktriniert fühlt voll von Schuldpropaganda?

    zum "Schuld-kult":

    Ich erinnere mich an meinen Geschichtsunterricht(in den 1990igern), in dem die Zeit zwischen 1914 - 1945 einen grossen Platz einnahm. Damals wurde die Kolonialzeit nur relativ kurz besprochen. Durch den Unterricht fühlte und fühle ich mich in keinster weise in meiner Kultur bedroht oder sonst irgendwie heruntergemacht. Es gab genug anderen Stoff in der Schule und gelebte Kultur im Alltag die die positiven Errungenschaften herrausheben.

    Deutschland hat meines Erachtens in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts gute Lehren aus der Geschichte gezogen. Hat auch ein wenig Glück gehabt das der Ost -West-Konflikt sich am Ende eher positiv für Deutschland entwickelt hat.

    Auchinternational tritt Deutschland mittlerweile sehr selbstbewusst auf. Gerade aus der Sicht Frankreichs ist Deutschland für viele heute ein Vorbild.

    Und ich bin mir sicher dass das Humboldtforum weiter zu einem positiven Bild Deutschlands in der Welt beitragen wird. Es handelt sich ja nicht um ein verdecken der positiven Punkte der deutschen Geschichte, sondern um ein aufdecken einiger negativer Punkte, also, wie ich bereits geschrieben habe, etwas hinzufügen.

    Und noch etwas lieber East_Clintwood, ja es gibt auch die radikale Ansicht einiger Gruppen die alles rassisieren wollen und "Schuld" politisch nutzen wollen, doch diese politisch radikalen Gruppen spiegeln in keinster Weise das Ausstellungskonzept und den Sinn des Humboldtforums dar, daher bitte nicht vermischen.

  • Vielen Dank S.Hartmann. Diese Fragen stelle ich mir auch. Die Betrachtung der Geschichte auch in ihren "unschönen "Facetten ist eben gerade kein "Schuldkult", sondern Auseinandersetzung mit dem was war. Die "positiven " Ereignisse in der Vergangenheit werden jeweils auch in Ausstellungen und Publikationen dargestellt.

    Das hierdurch die Wahrnehmung der Vergangenheit geprägt wird ist klar, wäre aber auch so, wenn dies einfach nicht thematisiert würde.

    Ich finde die differenziertr Art und Weise wie wir in Deutschland unsere Geschichte betrachten gut. Das fällt wir jedesmal auf, wenn man sich über historische Themen mit Menschen unterhält, die aus Ländern kommen, wo das gerade nicht so ist.

  • Und ich bin mir sicher dass das Humboldtforum weiter zu einem positiven Bild Deutschlands in der Welt beitragen wird. Es handelt sich ja nicht um ein verdecken der positiven Punkte der deutschen Geschichte, sondern um ein aufdecken einiger negativer Punkte, also, wie ich bereits geschrieben habe, etwas hinzufügen.

    Ich hätte es nicht besser ausdrücken können. Diese Angst vor negativen Punkten in unserer Geschichte ist für mich das Gegenteil von Stärke und Patriotismus. Ohne die Betrachtung der negativen Dinge in unserer Geschichte kann kein gesundes Selbstbild entstehen.

    Was ich so faszinierend finde, ist, dass es allen Nationalisten egal welcher Nationalität zueigen ist, negative Aspekte der eigenen Geschichte anderen in die Schuhe zu schieben. Das eigene Land kann nicht schuld sein. Mit dieser Denke sind wir ruckzuck wieder im Europa des frühen 20. Jahrhunderts. Französische Nationalisten glauben, dass Deutschland sie betuppt, deutsche Nationalisten glauben, dass Frankreich sie betuppt. Polnische Nationalisten glauben, sie hätten Anrecht auf dreistellige Milliardensummen an Reparationen. Englische Nationalisten glauben, die EU sei das Vierte Reich. Deutsche Nationalisten glauben, sie sei eine angloamerikanische Verschwörung zur Unterjochung Deutschlands.

    Alles unendlich traurig und sehr viel näher, als wir glauben.

  • Die Fixierung auf negative Aspekte der eigenen Geschichte ist eine deutsche Disziplin, die gesunden Nationen -zum Glück- fremd bleibt. Zumindest in diesem Ausmaß. Wir werden ja sehen, in welche paradiesischen Zustände diese über sieben Dekaden gemästete Kollektivneurose Deutschland in den nächsten Jahrzehnten führt. Ich lebe selbst in einer gesunden Nation (aber deiner Definition nach wäre es natürlich ein kranker Patient) und es ist ein großer Irrtum, wenn die Deutschen glauben, dass ihre masochistische Veranlagung irgendwelchen „Vorbildcharakter“ hätte oder zu einem gesunden Selbstbild führen könne. Und nein, ich schiebe keiner Nation irgendwelche negativen Attribute zu, um von hiesigen Missständen abzulenken, sondern respektiere die Eigenheiten (die mir teils verständlich sind, teils unverständlich bleiben) der europäischen Völker. Auch den deutschen Schuldkult, der so in der Welt tatsächlich einmalig ist.

  • Ich kann mir schon denken aus welcher ,,gesunden Nation" so eine Haltung kommt. Schon allein, weil man den angeblichen Respekt für andere nationale Eigenheiten wie eine Monstranz vor sich her trägt, aber dann doch über Deutschlands Weg abledert.

  • Den Begriff der „Gesundheit“ brachte Heinzer ins Spiel. Ich übernahm ihn lediglich. Die Schweiz (dieses Land meinte ich) kränkelt hie und da zwar auch, aber es käme dennoch niemandem in den Sinn, die eigene Geschichte und Kultur derart in den Schmutz zu ziehen und einer moralinsauren und ritualisierten Betroffenheitskultur den letzten Rest seines politischen und kulturellen Selbsterhaltungstriebs zu opfern, wie es in Deutschland zum „guten Ton“ (man könnte auch beinahe sagen: zu einer Art religiösen Bekenntnisses) gehört. Da Heinzer hier behauptete, dass die deutsche Form der „Aufarbeitung“ zu einem gesunden Selbstbild führt und diese steile These indirekt auch auf andere Nationen übertrug, musste ich eben widersprechen, weil das einfach Unsinn ist. Ein Unsinn, der bereits in Österreich seine Gültigkeit verliert, das sehr früh erkannte, dass man als Gefangener der düstersten Kapitel seiner Geschichte nicht mehr unbefangen handeln, denken und fühlen kann. Naja, ich ziehe nur vom Leder, weil ich von außen betrachtet diesen Weg als traurig und bedrückend und einer Kulturnation unwürdig empfinde, da er m.E. mit zügigem Tempo in den unvermeidlichen Abgrund führt. Aber eben, so sind vielleicht die Perspektiven verschieden, je nachdem woher man kommt. Vieles lässt sich als Außenstehender (obwohl sehr nahe der Grenze wohnend) wohl einfach nicht nachvollziehen.

  • Den Begriff der „Gesundheit“ brachte Heinzer ins Spiel. Ich übernahm ihn lediglich. Die Schweiz (dieses Land meinte ich) kränkelt hie und da zwar auch, aber es käme dennoch niemandem in den Sinn, die eigene Geschichte und Kultur derart in den Schmutz zu ziehen und einer moralinsauren und ritualisierten Betroffenheitskultur den letzten Rest seines politischen und kulturellen Selbsterhaltungstriebs zu opfern, wie es in Deutschland zum „guten Ton“ (man könnte auch beinahe sagen: zu einer Art religiösen Bekenntnisses) gehört.

    Das könnte natürlich auch ein kleines bisschen daran liegen, dass die Schweiz eine etwas weniger komplizierte jüngere Geschichte aufweist und weder einen millionenfachen Völkermord noch Untaten im Gefolge des Kolonialismus in seiner Vergangenheit hat. Bin mir ziemlich sicher, dass Luxemburg sogar noch weniger "kränkelt" als die Schweiz und Liechtenstein vielleicht sogar noch weniger als Luxemburg. Aus Relevanz folgt Verantwortung.

    Sorgen um Deutschland mache ich mir eigentlich keine, zumindest nicht mehr als über jedes andere europäische Land auch. Unsere komplizierte und leider ziemlich fremd- und selbstzerstörerische Vergangenheit hindert mich ganz und gar nicht daran, Deutschland zu mögen, im Gegenteil sehe ich mein Heimatland auf einem insgesamt guten Weg und lebe sehr gerne hier, auch wenn solche Aussagen hier von manchen Leuten traurigerweise fast schon als Provokation aufgefasst werden. Wer dann dabei ein gestörtes Verhältnis zu Deutschland hat, muss jeder selbst entscheiden.

  • East_Clintwood

    Vielen Dank, als ebenfalls Außenstehender kann ich Deinen Worten nur vehement beipflichten. Wir zwei und viele andere hier sind jedoch bloß anonyme Rufer in der Wüste. Jemand, der einen großen Namen in der Welt hat(te), hat auch als Außenstehender eine der wohl wunderbarsten und treffendsten Reden in Deutschland über Deutschland gehalten, die jedes deutsche Schulkind, aber auch deren Eltern einmal unbedingt lesen sollten:

    Festrede von Lennart Meri, Staatspräsident Estlands, anläßlich des 5. Jahrestages der Deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1995 in Berlin

    Als Este sage ich dies und frage mich, warum zeigen die Deutschen so wenig Respekt vor sich selbst? Deutschland ist eine Art Canossa-Republik geworden, eine Republik der Reue. Aber wenn man die Moral zur Schau trägt, riskiert man, nicht sehr ernst genommen zu werden. Als nicht-Deutsche erlaube ich mir die Bemerkung: Man kann einem Volk nicht trauen, das rund um die Uhr eine intellektuelle Selbstverachtungausführt. Diese Haltung wirkt auf mich, als ein Ritual, eine Pflichtübung, die überflüssig und sogar respektlos gegenüber unserem gemeinsamen Europa darsteht.

    Um glaubwürdig zu sein, muß man auch bereit sein, alle Verbrechen zu verurteilen, überall in der Welt, auch dann, wenn die Opfer Deutsche waren oder sind. Für mich als Este ist es kaum nachzuvollziehen, warum die Deutschen ihre eigene Geschichte so tabuisieren, daß es enorm schwierig ist, über das Unrecht gegen die Deutschen zu publizieren oder zu diskutieren, ohne dabei schief angesehen zu werden - aber nicht etwa von den Esten oder Finnen, sondern von Deutschen selbst?

    Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Lennart_Meri


  • Exilwiener Deine verlinkte Quelle beinhaltet nicht das Zitat, wäre es möglich, das zu korrigieren? Ich konnte es auch nicht im Archiv selbiger Webseite unter 1995 auffinden. Auch konnte ich bei einer Suche per Suchmaschine nur Seiten finden mit der Abschrift dieser Rede, deren einziges Ziel es ist, genau diesen Umgang mit der Geschichte Deutschlands zu beenden, aber keine neutrale Quelle leider, sonst hätte ich einen Link gleich geliefert hier.

  • "Centralbahnhof" hat Recht.

    Es ist alles nicht beim Thema. Es führt ohnehin nur zu den immer gleichen Kontroversen. Gedanken wollen ohnehin nicht verstanden werden.

    Sollen sie also machen, was sie wollen. In Berlin, hier oder anderswo.

    Ich habe meine Stellungnahme zu dem Thema somit wieder gelöscht.

  • Majorhantines

    Vielen Dank, ich muss gestehen, dass ich das Zitat aus Wikipedia genommen habe, welche ich dort zufälligerweise vor ein paar Tagen las und habe dann die vermeintlich ganze Rede des Herrn Lennart aus dem Netz dazugefügt...ich ändere die Quelle einmal und schaue, ob ich nicht die bessere Primärquelle auch noch finde, weil ich bei Wikipedia grundsätzlich sehr kritisch bin, weil dort auch sehr viel Blödsinn zu finden ist!

  • Die Stimmen nach einer Überarbeitung der Ausstellungen werden lauter: https://www.sueddeutsche.de/kultur/ausstel…11021-99-675489

    Zitat

    Lars-Christian Koch, Direktor des Ethnologischen Museums, räumte Änderungsbedarf ein. "Es sind Fehler passiert, da werden wir auch nachbessern."

    Die jetzige Präsentation sei ein Planungsprozess von mehr als zehn Jahren gewesen. "Es hat sich in der Zwischenzeit einiges geändert, auch in der Belegschaft", sagte Koch. Mit jungen Leuten werde nun alles anders aufgearbeitet werden müssen.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Leute wie Aly haben offenbar einen ganz tiefen inneren Drang, allein Gewalttaten, die von Vertretern eines Volkes (in diesem Fall des deutschen) ausgegangen sind, anzuklagen. Das wird man irgendwann tiefenpsychologisch erklären müssen. Nachdem das Thema NS-Kriegsschuld, Holocaust und Euthanasie von Aly abgegrast wurde (und scheinbar nicht mehr ausreichend Stoff zur eigenen Profilierung bietet), nebenbei noch die 68er-Bewegung als "Hitlers Kinder" und Antisemiten angeschwärzt wurde, hat sich ein Aly zeitgeistkonform nun auf das Thema "Kolonialverbrechen" verlegt.

    Da kann er sich wieder als moralische Instanz aufspielen. Zitat "Süddeutsche":

    Zitat

    "Der Historiker Götz Aly hat eine grundlegende Überarbeitung der gerade erst eröffneten Präsentation des Ethnologischen Museums im Berliner Humboldt Forum gefordert. "Die Ausstellung ist wirklich skandalös", sagte Aly am Mittwochabend während einer Diskussion zu Kolonialismus und Ethnologie im Pazifik im Humboldt Forum. (...) "Sie können dieses Boot begaffen", kritisierte Aly. Es gebe keine Informationen über das Leben und die Kultur auf Luf. "Sie erfahren nichts über die Vernichtung dieser Kultur durch zwei deutsche Kriegsschiffe."

    Ich lese mal bei "Preußischer Kulturbesitz":

    Zitat

    Durch von Europäern eingeschleppte Krankheiten, durch Überschwemmung und Hungersnot starb ein Großteil der Bevölkerung von Luf. 1881 errichtete die Handelsgesellschaft Hernsheim & Co auf der Insel eine Handelsstation. In dieser Zeit wehrte sich die Bevölkerung gegen die Europäer, die sich auf der Insel niederließen. Auf Betreiben Hernsheims überfiel 1882/83 ein deutsches ‚Strafkommando‘ Luf. Die Soldaten der kaiserlichen Marine zerstörten eine große Anzahl von Häusern und Booten und töteten Bewohner*innen. Mindestens drei Menschen fielen dem Angriff unmittelbar zum Opfer. Die Besetzer plünderten zudem die Dörfer und gaben die gesammelten Gegenstände weiter an das Berliner Museum für Völkerkunde (dem Vorgänger des heutigen Ethnologischen Museums). In den Jahren nach dem Strafkommando starben weitere Menschen, wahrscheinlich sowohl durch den Mangel an Nahrung und Unterkünften als auch an Krankheiten. Der Bevölkerungsrückgang war dramatisch. Anfang des 20. Jahrhunderts lebten nur noch ca. 70 Personen auf Luf.

    Acht Jahre nach dem Überfall der deutschen Kriegsmarine begannen die Männer von Luf ein großes Auslegerboot zu bauen. Der Kaufmann Franz Emil Hellwig berichtet, dass die Bootsbauer in diesem Boot – so entschieden sie 1895 nach fünfjähriger Bauzeit – ihren kurz zuvor verstorbenen Anführer Labenan auf dem offenen Meer bestatten wollten. Sie waren aber zu wenige, um das riesige Boot zu Wasser zu lassen. Die nächsten Jahre blieb es wohl im Bootshaus.

    1903 wurde es durch Max Thiel von Hernsheim & Co erworben und an das Berliner Museum für Völkerkunde verkauft. Es gibt keine Dokumente darüber, wie die Firma Hernsheim das Boot erwarb.

    Man achte immer auch auf das jeweilige Framing. Das Deutsche Strafkommando ist ein "Überfall", das Verhalten der Eingeborenen ist ein "sich Wehren". Bei "Wikipedia" steht zu Luf wenigstens (noch) geschrieben: "Diese (= Die Eingeborenen) hatten zuvor mehrere Male die Handelsniederlassung und Schiffe von Hernsheim & Co überfallen."

    Bei der deutschen Strafaktion ist von "mindestens drei Menschen" die Rede, die ums Leben kamen. Das sind so viele wie bei jedem größeren Autounfall hierzulande, der morgen schon nicht mehr in den Schlagzeilen auftaucht. Dann ist von der Bevölkerungsreduktion in der folgenden Zeit die Rede, die durch Krankheiten und Hunger ausgelöst wurde. Wobei völlig offen ist, ob nicht Krankheiten und Hunger sowie Bevölkerungsrückgänge auch durch unterschiedliche Ursachen und in der vorkolonialen Zeit zu verzeichnen waren.

    Ausgeblendet bzw. nicht erwähnt ist zudem, wie die vorangegangenen Überfälle auf die Handelsniederlassung aussahen. Gab es Plünderungen, gab es Tote auf deutscher Seite?

    Zudem finde ich die Vorstellung immer wieder lustig, dass die deutschen Kolonialisten als Kunstplünderer betrachtet werden. Wir reden hier von einer Zeit, in der in Deutschland eine Überfülle von Gemälden, Skulpturen, Palästen, Kunst jeder Art geschaffen wurden, zudem technische Innovationen en masse. Und es wird ein Bild erzeugt, als hätten es die damaligen Deutschen nötig gehabt, irgendwelche Holzboote von Eingeborenen zu klauen, um etwas Kultur in ihre barbarischen preußischen Wälder zu bringen.

    Bei den Überführungen solcher Artefakte dürfte es sich vielmehr zum Einen um reine Kriegs-Souveniers gehandelt haben (so wie die US-Soldaten irgendwelche Uhren nach dem zweiten Weltkrieg geklaut haben oder eine Vase aus dem Palast Saddam Husseins in den Rucksack gesteckt haben). Zum Anderen dürfte das wirklich ethnologische Interesse einiger Forscher eine Rolle gespielt haben, die sich ehrlich mit der Kultur fremder Völker beschäftigten.

    Schließlich: Wir reden in Bezug auf Luf von Zahlen, die - so bedauerlich jedes einzelne menschliche Schicksal ist - summarisch gering im Vergleich selbst zu dem sind, was z.B. Verwandte von mir gesehen haben. Wenn sich ein Aly wegen drei gesicherten Toten bei einer Strafaktion aufbläst, kann ihm entgegen gehalten werden, dass allein auf dem Hof meiner Großmutter 12 tote deutsche Soldaten lagen, ohne dass da irgendwo auch nur eine drei Zentimeter große Gedenktafel hängt. Bei den Bombenangriffen 1944 nur auf Frankfurt wurde locker das Zehnfache an Menschenleben im Vergleich zur Insel Luf ausgelöscht, ohne das ein Götz Aly überhaupt mit der Wimper deswegen zuckt.

    Es geht eben nicht um Tote, sondern um eine sadistische Lust am "in Wunden bohren", am Zersetzen, am Menschen "betroffen machen", um dies dann als Triumphator beobachten zu können. Und dieser Effekt funktioniert derzeit nur, wenn es in eine Richtung geht. Dabei müssen bewusst Wechselwirkungen, also wie sich Gewalt auch hochschaukeln kann, weggeblendet werden.

    Und, diese polemische Frage sei erlaubt: Warum haben sich die Eingeborenen überhaupt gegen die Fremden gewehrt und eine Gewaltspirale in Gang gesetzt? Zeugt das nicht von ethnozentrischem Geist, von Rassismus gar? Ist es nicht sogar verwerflich Krankheiten mit Einwanderung gedanklich zu verknüpfen? Hätten sie sich nicht darüber freuen sollen, dass ihr Leben durch Menschen anderer Hautfarbe bunter geworden ist? Hätten sie sich nicht über neue kulturelle Impulse freuen müssen? Zumal noch eine "Startup"-Company auf ihre Insel kam, die sie mit Billigjobs versorgte? Das wäre auch mal ein Thema, wie sich - in diesem Fall südseeinsulanische - Wutbürger gegen Innovation und Globalisierung gestemmt haben und dabei vor fremdenfeindlicher Gewalt nicht zurücksteckten.

    Natürlich ist meine Frage polemisch. Denn die Zeit des Kolonialismus brachte unzweifelhaft unter anderem Unruhe, Leid, Tod mit sich. Jedoch Unruhe, Leid, Tod sind die Begleiterscheinungen fast jeder Episode menschlicher Geschichte. Will man diesen nicht begegnen, muss man vor den biblischen Sündenfall, in den Garten Eden, zurückgehen.

    Leute wie Aly greifen sich immer und immer wieder nur eine Gruppe heraus, die sie dieser Begleiterscheindungen anklagen möchten. Das ist der Nektar, aus dem ihre Psyche Saft zieht. Hinter diesem Moralismus steckt meistens ganz anderes. Dass das Ganze bei Götz Aly eine große, schief gelaufene Selbstbewältigung der Familiengeschichte sein dürfte, kann natürlich nur spekuliert werden. Alys Vater war jedenfalls Funktionär der Hitler-Jugend und Oberbannführer. Er war in der Reichsjugendleitung Abteilungsleiter für die Erweiterte Kinderlandverschickung. Da könnte also bei Aly ein Familienkonflikt, ein klassischer Ödipus-Komplex, dahinter stehen, unter dem nun aber nicht nur er oder sein Vater, sondern das ganze deutsche Volk zu leiden haben soll.

  • Und, diese polemische Frage sei erlaubt: Warum haben sich die Eingeborenen überhaupt gegen die Fremden gewehrt und eine Gewaltspirale in Gang gesetzt?

    Diese Frage ist nicht polemisch. Sie ist realitätsverfremdend, indem die Invasoren zu Opfern und die Einheimischen zu Tätern gemacht werden. Um in deinen Worten zu sprechen: Leute wie Hemdall versuchen mit ausschweifenden ad-hominem-Angriffen wie hier gegen den Historiker Götz Aly, Geschichte zurecht zu biegen, so dass es in ihr Weltbild passt. Ein Weltbild, bei dem sie sich persönlich angegriffen fühlen, wenn andere verantwortungsvoll deutsche Geschichte aufarbeiten.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Ich hab´s mal offline gelesen, weil online ja nicht geht. Reaktion vorhersehbar.

    Übersetzt:

    " realitätsverfremdend" = Es gibt die eine Realität.

    "Opfer" - "Täter" = Festgelegte Rollen. Schwarz-weiß, Gut-böse.

    "Leute wie Heimdall", "Geschichte zurecht zu biegen", "persönlich angegriffen fühlen" = abwertender Gruppenkontext; "unseriös"; agierend aus persönlichen Befindlichkeiten

    "Historiker", "verantwortungsvoll deutsche Geschichte aufarbeiten" = positive Darstellung; "seriös"; nicht agierend aus persönlichen Befindlichkeiten, sondern aus Verantwortung für "das Ganze"

    Lasse ich einfach so stehen.

  • Wenn jetzt "Tegula" seinen Link löscht, lösche ich auch meinen Beitrag.

    Ich habe hier gar nichts gelöscht. So etwas mache ich grundsätzlich nicht, weil es unhöflich gegenüber den Mitdiskutanten ist.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Diese Frage ist nicht polemisch. Sie ist realitätsverfremdend, indem die Invasoren zu Opfern und die Einheimischen zu Tätern gemacht werden. Um in deinen Worten zu sprechen: Leute wie Hemdall versuchen mit ausschweifenden ad-hominem-Angriffen wie hier gegen den Historiker Götz Aly, Geschichte zurecht zu biegen, so dass es in ihr Weltbild passt. Ein Weltbild, bei dem sie sich persönlich angegriffen fühlen, wenn andere verantwortungsvoll deutsche Geschichte aufarbeiten.

    Danke für den Link zu dieser Wikipedia, lieber tegula

    Kannte ich noch gar nicht, sieht sehr interessant aus.