Ausstellungen im Humboldt-Forum Berlin

  • Die Politisierung der Architektur nehme ich eigentlich immer nur auf Seiten der Reko-Gegner wahr. Umgekehrt kenne ich keine namhafte Stimme, die sich für Rekonstruktionen ausspricht und dies mit einem politischen oder weltanschaulichen Bekenntnis verbindet - weder beim Berliner Schloss, noch beim Dresdner Neumarkt oder der Frankfurter Altstadt.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Das Rekogegner dies auch gelegentlich tun ist zutreffend. Hiergegen zu argumentieren ist ja auch sinnvoll.

    Aber hier im Forum- darum ging es mir - wird eben manches Thema herangezogen um allgemein politisieren zu können.

  • Die Politisierung der Architektur nehme ich eigentlich immer nur auf Seiten der Reko-Gegner wahr. Umgekehrt kenne ich keine namhafte Stimme, die sich für Rekonstruktionen ausspricht und dies mit einem politischen oder weltanschaulichen Bekenntnis verbindet - weder beim Berliner Schloss, noch beim Dresdner Neumarkt oder der Frankfurter Altstadt.

    Es ist eine Milchmädchenrechnung: Reko gleich gestrig, Rekofreunde gleich Ewiggestrige, d. h.Konservative d.h. Rechtsgestrickte. Sympathien für solche rudern gegen den Mainstream und sind verpönt. Daraus folgt: auch in diesem Forum muss man solchen Unsinn nicht auf sich sitzen lassen und darf sich wehren. Auch wenn es nicht jedem gefällt.

  • Die Politisierung der Architektur nehme ich eigentlich immer nur auf Seiten der Reko-Gegner wahr.

    Architektur findet im öffentlichen Raum statt und ist deshalb eo ipso politisch. Da hat die Linke schon Recht. Der beste Beweis ist dieses Forum, in dem ständig über Politik gestritten wird.

    Dass sich Reko-Anhänger davor hüten, politische Argumente ins Feld zu führen, liegt natürlich am ungünstigen Meinungsklima. Jeder, der sich für den Wiederaufbau des Berliner/Potsdamer Schlosses einsetzt und sich gleichzeitig als glühender Preussen-Fan outet, würde der Sache einen Bärendienst erweisen. Daher auch immer wieder die Versuche von Reko-Gegnern, die andere Seite mit provokanten Thesen aus der Reserve zu locken ("Hah, jetzt hat er sich zu erkennen gegeben!").

    Man kann Bauten nicht losgelöst aus ihrem historischen Kontext betrachten. Wer sich für Gründerzeitbauten begeistert, wird auch dem Kaiserreich zumindest mit Sympathie begegnen. Sonst lügt er sich was in die Tasche.

  • Es mag in der Tendenz vielleicht so sein. 100%-ig ist das nicht so. Ich möchte ein Gegenbeispiel nennen. Ich habe nun mit Kommunismus und dem Oberverbrecher Stalin überhaupt nichts zu tun bzw. keine großen Sympathien dafür. Aber die stalinistische Kunst und Architektur gefällt mir zu teilen ganz gut. Mir gefallen die Blocks an derKarl-Marx-Allee in Berlin, die Stalinbauten in Magdeburg, die Zuckerbäcker-Hochhäuser. Ich will nicht die ganze Stadt so gestaltet wissen, aber für einen Teilbereich finde ich das bereichernd. Mit MLPD-Kadern würde ich mich deswegen trotzdem nicht gemein machen.

    Das liegt vermutlich daran, dass jedes Regime nicht nur schwarz oder weiß ist. In allem gibt es Elemente, die einem zusagen, andere, die einen abstoßen. Bezogen auf die Stalin-Zeit mag es das konservative Element in der Gestaltung sein, der Versuch der Aneignung des kulturellen Erbes für das kommunistische Regime, das mir "sympathisch" ist. Ich bin ihm jedenfalls weit näher als den revolutionären Utopisten unmittelbar nach der Oktoberrevolution, die sich in konstruktivistischen und suprematistischen Spielereien (incl. Wolkenbügel) ausprobierten.

  • Architektur findet im öffentlichen Raum statt und ist deshalb eo ipso politisch. Da hat die Linke schon Recht. Der beste Beweis ist dieses Forum, in dem ständig über Politik gestritten wird.

    Dass sich Reko-Anhänger davor hüten, politische Argumente ins Feld zu führen, liegt natürlich am ungünstigen Meinungsklima. Jeder, der sich für den Wiederaufbau des Berliner/Potsdamer Schlosses einsetzt und sich gleichzeitig als glühender Preussen-Fan outet, würde der Sache einen Bärendienst erweisen. Daher auch immer wieder die Versuche von Reko-Gegnern, die andere Seite mit provokanten Thesen aus der Reserve zu locken ("Hah, jetzt hat er sich zu erkennen gegeben!").

    Man kann Bauten nicht losgelöst aus ihrem historischen Kontext betrachten. Wer sich für Gründerzeitbauten begeistert, wird auch dem Kaiserreich zumindest mit Sympathie begegnen. Sonst lügt er sich was in die Tasche.

    Ich würde das etwas anderes sehen. Ich bin wahrhaft kein Freund des Kommunismus - und schon gar nicht des Stalinismus, der in seiner Bestialität dem NS-System in nichts nachstand. Dennoch finde ich die stalinistischen Hochhausbauten in ihrer Turmästhetik um Welten besser als die Glaskästen der westlichen Moderne.
    Ich bin auch kein Monarchist und kein wirklicher Anhänger des barock-feudalen Reichskirchensystems (trotz meines Avatars biggrin:)). Dennoch schwärme ich für die Residenzbauten des 18. Jh.

    Ich bin kein Freund der Sklavenhaltergesellschaft, erfreue mich aber am Anblick römisch-antiker Ruinen....

    Oder um auf andere Kunstgattungen auszuweichen, die ja ebenso politisch sind bzw. sein können:
    Ich bin kein Lutheraner, schätze Bachs Kirchenmusik aber über die Maßen. Erst recht bin ich kein Calvinist, bewundere aber sehr die niederländische Bürgerkultur und das preußische Pflichtethos. Ich bin kein Orthodoxer, berausche mich aber gerne an der Liturgie des Johannes Chrysostomos...

    Vielleicht kann man es so sagen: Gute Kunst ist mit den Systemen, für die sie geschaffen wurde, niemals deckungsgleich. Sie schöpft größtenteils aus einem Fundus, der unabhängig von diesen Systemen existiert und wächst über diese Systeme weit hinaus. Und dort, wo sie doch eine Rückbindung an die diese Systeme hat, bringt sie deren bessere Seiten zum Ausdruck.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Man kann Bauten nicht losgelöst aus ihrem historischen Kontext betrachten. Wer sich für Gründerzeitbauten begeistert, wird auch dem Kaiserreich zumindest mit Sympathie begegnen. Sonst lügt er sich was in die Tasche.

    Ich möchte mich hier Seinsheim anschließen. Ich habe für das monarchische System wenig, für die Hohenzollern weniger und für Wilhelm II. gar nichts übrig, weiß aber zu differenzieren und kann daher einem wilhelminischen Prunkbau etwas abgewinnen, ohne damit gleich den Wilhelminismus zu glorifizieren. Dabei lüge ich mir durchaus nichts in die Tasche. Ich glaube vielmehr, dass es simple Gemüter sind, die zwischen Urheber und Kunstwerk nicht unterscheiden können.

    Ich bin übrigens auch nicht pädophil und mag dennoch die Kunst von Sodoma gern.

  • ... und wem's zu gut geht, dem sei noch dieser Artikel in der Berliner Zeitung anempfohlen. Nicht zu viel essen vorher, das kommt sonst alles wieder raus.

    https://www.berliner-zeitung.de/wochenende/war…h-ist-li.172725

    Der Verfasser widerspricht sich schon in der Überschrift und dann gleich nochmals wortreich im Artikel.

    Ohne das Gesamtkonzept Humboldtforum mit Schlosshülle und Austellungskonzept mitten in der Hauptstadt, hätte es die aktuelle Debatte um Raubkunst und Kolonien in Berlin kaum gegeben!

    Wo waren nur die KritikerInnen, die sich nun lauthals melden, als die selben Objekte noch in Dahlem ausgestellt waren?

    Vermutlich ist es nur eine weitere, wohlfeile Möglichkeit, den Wiederaufbau des Schlosses zu diffamieren.

  • Vermutlich ist es nur eine weitere, wohlfeile Möglichkeit, den Wiederaufbau des Schlosses zu diffamieren.

    Oder in den Medien mal wieder auf sich aufmerksam zu machen.

    Der "Kolonialforscher" Jürgen Zimmerer war ja bereits der, der auch das Hamburger Bismarck-Denkmal gerne umgelegt oder auf den Kopf gestellt sehen möchte. Mit hanebüchener Erkärung:

    "Das ist eine interessante Frage: ob historische Verantwortung für die Folgen eigenen Tuns mit dem Ausscheiden aus dem Amt endet. Für den Historiker nicht. Natürlich ist Bismarck persönlich nicht verantwortlich für diesen Völkermord. Allerdings hat er durch seine Entscheidung 1884/85, Deutschland zur Kolonialmacht zu machen, eine Entwicklung in Gang gesetzt, die auch zu diesem Völkermord führte. So wie Bismarcks Konstitution des groß-borussischen deutschen Kaiserreichs mit zur Katastrophe zweier Weltkriege führte." (taz, 7.9.2020)

    Nach dieser Logik kann eine indirekte Verantwortung z.B. von Konrad Adenauer zur Energiewende oder zur Homoehe gezogen werden. Vielleicht wird er der nächste Star der FridaysForFuture-Kids oder beim Christopher-Street-Day? Schließlich hat Adenauer die CDU mitbegründet. Ohne ihn hätte es also nie eine CDU-Kanzlerin gegeben, die die Energiewende und Homeehe realisiert hat. Eine Linie, wie ein Zimmerer sie zieht.

    Und so viel hat man von solchen Artikeln zu halten. :zwinkern:

  • Und nun wage es jemand hier im Forum, nochmals zu behaupten, dass man über Architektur völlig losgelöst von Politik diskutieren könne.

  • Um es mal provokativ zu sagen: Über Architektur kann man sehr wohl diskutiert ohne politisch zu werden und sollte es in den meisten Fällen wohl auch, da sonst nur Blödsinn herauskommt ( siehe den verlinkten Beitrag und manche andere Äußerungen in Presse und diesem Forum)

  • Über Architektur kann sehr wohl diskutieren ohne politisch zu werden und sollte es in den meisten Fällen wohl auch, da sonst nur Blödsinn herauskommt

    Warum? Weil Architektur a priori unpolitisch ist? Weil Leute, die über Architektur schreiben, keine Ahnung von Politik haben? Weil dir ihre Meinung nicht passt?

    Es dürfte kaum ein Reko-Projekt oder ein größeres Neubauvorhaben geben, das nicht für politischen Zündstoff sorgt. Sogar das Einfamilienhaus ist zum Politikum geworden. Und da soll man als Bürger, dem die Architektur am Herzen liegt, schweigen? Wohl kaum.

  • Also zumindest in diesem Forum hier ist die politische Auseinandersetzung etwas rechts. Es nervt, aber ich muss gleich den Disclaimer schreiben, dass ich mit Rechts nicht was Schlechtes meine und vor allem keinen Extremismus. Euer Spin-off Forum, Königsbau, ist soweit ich das verstehe dabei sogar ein Versuch noch auseinandersetzungsärmer rechtspolitische Positionen zu teilen -nehmt es mir nicht böse für den Eindruck. Insofern verstehe ich vielleicht so eine Aussage auch falsch, aber wenn Du von falschen und richtigen politischen Meinungen sprichst, die man ohne Zurückhaltung verbreiten soll, dann geht das wohl nur in eine Richtung. Und das ist dann aber schon wieder ein Problem, weil es doch nicht darum geht, einen vielleicht gesellschaftlich rechtsaversen Öffentlichkeitsraum, hier in einen ebenso einseitigen linksaversen zu verwandeln. Es täte wohl allen gut, wenn man seine Ansichten zur Architektur nicht durch politische Ausgrenzung und Abgrenzung festigen muss. Solche vermeintlich verbindenen Momente kehren sich schnell um, wenn man dann versucht gesellschaftlich etwas zu bewegen (wo Identitätsströmungen nur zu gerne gegeneinander ausgespielt werden).

  • Snork 27. Juli 2021 um 10:21

    Hat den Titel des Themas von „Ausstellung im Humboldt-Forum Berlin“ zu „Ausstellungen im Humboldt-Forum Berlin“ geändert.
  • Eine weitere Ausstellung die ich besucht habe handelt von 'weißen Gold', dem Elfenbein. Die gesamte Problematik um das Töten der entsprechenden Tiere, hauptsächlich Elefanten, um daraus alles mögliche herzustellen wird sehr ausführlich dargestellt. Von einmaligen Kunstwerken bis zu Billiardkugeln ist alles vertreten wofür dann eben auch Unmengen von Tieren daran glauben mussten.

    Berliner Schloss

    Berliner Schloss

    Da die Ausstellung in einzelne kleine, teilweise sehr enge Bereiche untergliedert ist hier nur mal einige Fotos , damit man einen Eindruck gewinnt. Wie immer hängen die Beschriftungen oft zu tief, sind nicht ausgeleuchtet, so dass man manches überhaupt nicht lesen kann. Das ganze wurde die ganze Zeit durch die schrecklichen Laute eines sterbenden Elefanten untermalt, dem man die Stoßzähne herausgehackt hat. Man konnte sich das auch in einem der Bereiche direkt als Film anschauen.

    Berliner Schloss

    Berliner Schloss

    Man möge mir verzeihen, aber die folgende Geschichte ist recht kurios: Ein Elefantenbulle hatte in einem Streit mit einem Rivalen den Kürzeren gezogen und aus Frust den Jeep der sich in der Nähe aufhaltenden Beobachter demoliert. Niemand kam dabei ums Leben, die Besatzung konnte sich anschließend retten, der Jeep wohl eher nicht. Sorry, hatte für einen afrikanischen Freund nur den englischen Text dazu abfotografiert.

    Berliner Schloss

    Berliner Schloss

    Berliner Schloss

    Ich verließ am Ende doch in recht zwiespältiger Stimmung die Ausstellung. Darf man einerseits auf dem Missbrauch der Natur, das zwar verbotene, aber immer noch häufig vorkommende Morden dieser Tiere aufmerksam machen, aber dann auch gleichzeitig schönste Kunst eben aus diesem Material zeigen. Man konnte sich dort auch an Befragungen beteiligen.