Trotz der überwiegend destruktiven Tendenzen, welche die Architektur in der Nachkriegszeit aufwies, gab es auch Architekten, die den Sinn für Ästhetik nicht verloren haben. Dazu gehörte für mich Frei Otto (1925-2015).
Ottos Werke sind stark geprägt von seiner eigenen Sichtweise auf die Natur. Seine schwebeartigen Dachkonstruktionen und Gebäude haben weltweit Anerkennung gefunden. In diesem Strang möchte ich in unregelmässigen Abständen seine Werke vorstellen.
Kirche St. Lukas, Bremen-Grolland (1963/64)
Zusammen mit Carsten Schröck realisierte Otto diese Kirche mit geschwungenem Dachkörper im Bremer Stadtteil Grolland. Die Fenster zeigen Szenen aus dem Neuen Testament. Ein äusserst gelungener 60er Jahre Bau.
Bremen-Grolland St-Lukas 01Joern M / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)
ZitatUngewöhnlich wirkt das Bauwerk mit seinen gerundeten Seitenwänden und dem weit heruntergezogenen, sattelförmig gebogenen Kupferdach schon. Doch drängt es sich in seiner Umgebung, einer Doppelhaus-Siedlung aus den 1930er Jahren, keineswegs in den Vordergrund. In seiner Proportion und mit seinen Materialien bleibt es bescheiden. Die Überraschung kommt, wenn man den Kirchenraum betritt – einen Raum von konstruktiver Klarheit und beinahe heiterer Ausstrahlung. Diese formvollendete Seilnetzkirche entstand 1964 aus der Zusammenarbeit des Bremer Architekten Carsten Schröck mit Frei Otto, dem Schöpfer leichter Flächentragwerke.