Aus der Sommerfrische - Wölfelsgrund /Międzygórze (PL)

  • Nun bin ich aus meiner kleinen Sommerfrische wieder heim und habe euch aus dem tiefsten Osteuropa irgendwo kurz vor Kasachstan ein paar Bilder mitgebracht (diese ironische Spitze richtet sich natürlich dagegen, dass Polen und erst recht die ehemaligen deutschen Ostgebiete natürlich zu Mitteleuropa gehören, anders als die Gallerieordnung es vermuten lässt.

    Wölfelsgrund an der Wölfel, oder Międzygórze, wie es heute auf Polnisch heißt, ist ein kleiner Kurort tief in den Bergen des Glatzer Berglandes und gehört heute zur Gemeinde Habelschwerdt. Gegründet im 16. Jahrhundert als Köhlerdorf, kam es nie groß über 500 Seelen und das ist bis heute so. Überregionale Bedeutung und Bekanntheit erlangte das Dörfchen als Kurort uns später als Ferienort, dass im kleinen Ort zeitweise gleichzeitig zwei dutzend Pensionen, Kurbetriebe Hotels und Gastwirtschaften existierten.

    Auch architektonisch und durch seine Lage dürfte es mit eines der sehenswertesten Dörfer Polens sein, es haben sich viele in Blockbauweise errichtete Holzhäuser erhalten, oft im reichverzierten und pitoresken sog. Schweizer Stil.

    Begeben wir uns in Medias Res, einige Ansichten aus dem kleinen Dorfzentrum:

    Links das ehemalige Hotel Weiße bzw. der "Gasthof zur guten Laune", war es das erste Gasthaus der Stadt. Um 1700 irgendwas als Pferdestall gebaut und Mitte des 19. Jahrhunderts zum Gasthof umgebaut. Leider steht es schon seit den 90ern leer. In den 1970ern gab es einen Dachbrand, der leider nur provisorisch geflickt wurde.

    So sah es vormals aus:

    Ak-Mi%C4%99dzyg%C3%B3rze-W%C3%B6lfelsgrund-Schlesien-Hotel-Pension-Gute-Laune.jpg

    (gemeinfrei)

    Rechts das Lokal Złoty Rog. Nun steht es auch schon seit bald drei Jahren leer und zum Verkauf. Die letzten Jahre war es dort auch wirklich nicht mehr gut und man durfte dort kein Problem mit dem ein oder anderen Nagetier haben, dass einem ab und an im Gastraum besuchen kommt und zwischen die Beine huscht:

    Diese Spur deutscher Vergangenhgeit offenbarte sich vor einigen Jahren am Złoty Rog

    Blick von der Brücke auf die Wölfel. So hübsch der Wildwasserbach anzuschauen ist, 1997 richteten schwere Hochwasser unglaubliche Verwüstung in Polen und Tschechien an, Menschen kamen um, Autos, Straßen, ja ganze Häuser, Hotels, Schösser und Kirchen wurden durch die Wassermassen weggerissen oder irreperabel zerstört.

    Fast ein halbes Jahr über, die gesamte Saison war Międzygórze war nicht regulär über die Straße erreichbar. Der Ort krankt daran bis heute. Waren es in sozialistischen Zeiten bezahlte Betriebsurlaube und in den 1990ern Familien und Schulklassen, haben sich die Touristenzahlen seit dem Hochwasser nie wieder so recht erholt. Dieses Jahr jedoch hat man auch dort den coronabedingten an sich begrüßenswerten Trend zum Urlaub im eigenen Land gespürt. Der ganze Ort war zugeparkt, die Restaurants voll (vielleicht voller als es gut wäre) und die Hotels recht gut belegt. Auf den Straßen sah man viele Menschen aller Altersklassen flanieren oder zur Wanderung aufmachen, auch das gute Wetter versprach eine gute Saison.

    Auf einem befestigten Sporn gibt es am Zulauf eines Nebenbaches eine kleine St. Nepomuk-Statue:

    Ein bisschen weiter vorgegangen. Links die barocke Pfarrkirche St. Joseph aus dem Jahre 1740, wir schauen sie uns später noch genauer an.

    Eine bekannte Ansicht, über dem Dorf die ehemalige protestantische Kirche, heute ebenfalls katholisch:

    Blick etwas weiter links, Sonnenuntergang:

    Fortsetzung folgt.

  • Die Dorfschule, kann man sich ein hübscheres Schulhaus vorstellen?

    Dazwischen fließt (hier nicht sichtbar, die Wölfel, am Holz kann mna noch sehen, wie hoch das Wasser stand.

    Rückseite:

    So problematisch manchmal der polnische Sanierungs- und Architekturgeschmack ist, so wunderbar sind die kleinen, einfachen Gärten der Polen, was für ein Unterschied zu unseren toten Beton- und Kiesgärten. Ich erlaube mir ein paar botanische Impressionen aus dem herrlichen Schulgarten:

    Das heute als Zinshaus genutzte Holzhaus beherrscht die Ortsmitte. Seit menschengedenken waren das Haus zusammen im Ensemble mit St. Joseph. weiß gestrichen, seit einigen Jahren sind sie braun. Sicher, es blätterte ab und sah wohl recht unansehnlich aus, aber ich hatte mich so an das weiß der Kirche und des Hauses gewöhnt, dass das nun schon eine Veränderung ist, allgemein reagiere ich recht empfindlich und skeptisch auf solche Farbveränderungen, die Ortsmitte wirkt dadurch etwas dunkler.

    in weiß:

    https://d-nm.ppstatic.pl/kadr/k/r/a3/58…70,h,e18803.jpg

    Blick von der Kirchtreppe.

    Wem die Orientierung fehlt, wir haben uns gerade in einem Umkreis von keinen 100 Metern entlang der Hauptstraße bzw. der Wölfel umgeschaut, was auch in den nächsten Beiträgen erstmal so bleiben wird.

    Fortsetzung folgt.

  • Betreten wir St. Joseph. Bei den meisten Kirchen ist es so, dass sie von Innen mit ihrer Größe überraschen. Bei St. Joseph betritt man einen sehr kleinen, dunklen, gedrungenen Raum. Kaum vier Meter und es ist dort so dunkel, dass ich selbst bei Iso 6400 kaum aus der Hand photographieren konnte:


    Irgendwann wurde einmal das Tonnengewölbe mit einer flachen Holzdecke abgehangen, was den gedrungenen Eindruck noch verstärkt. Ich vermute, das wurde gemacht, damit der Raum besser beheizbar ist, wir sind hier auf 600 Metern Höhe und die Winter konnten schrecklich kalt sein. Alles an den Häusern, ob es nun die Fenster, Türen (oftmals doppelt auf beider Seite der Zarge), Dächer oder Wandverkleidungen, alles ist darauf ausgerichtet, der Kälte im Winter und dem rauen Wetter zu trotzen.

    Die Heiligkreuzkirche war leider verschlossen. Das Innere dieser so imposant und mächtig wirkenden Bruchsteinkirche ist indes auch nicht allzu großzügig:

    https://cdn-0.mapio.net/images-p/37618…6/ng:webp/ngcb6

    F.F.

  • Im Kirchhof haben sich ein paar wenige deutsche Gräber erhalten. Seit 1912 finden die Beisetzungen auf dem großen, neuen Friedhof am Dorfeingang statt.

    Das braune Haus in der Mitte wollen wir uns im nächsten Beitrag noch genauer anschauen:

    Vorerst jedoch noch einen Schwenk nach links.


  • Wir blicken noch einmal die Kirchtreppe hinauf. Welch große Geste für dieses kleine Dörfchen.

    Und wenden uns im 180 Grad. Der Saalbau vom Złoty Rog diente als Diskothek, sogar eine zweite Disko im Ort gab es mal, wir schauen dort später vorbei.

    Es war sogar eine "Super-Disco". Da kann ja nichts schiefgehen ;)

    Blick nach rechts die Dorfstraße hinunter.

    Hier das vorher schon angesprochene Blockhaus hinter der Schule, ich meine, dort befand sich früher auch die Post.
    Es wurde vor 10 Jahren einmal aufwendig saniert, neue Fenster, neues Dach, fast alles war fertig, Doch seitdem steht es leer und zum Verkauf. Wer eine Millionen Euro über hat, darf gerne in dieses Traumhaus einziehen ;)

    ff.

  • Neben unserem Traumhaus steht noch das Spritzenhaus, welches ich nun nicht zu den Sehenswürdigkeiten rechnen würde.

    Auf dieser Seite der Wölfel entlang der Schneebergstraße passiert nicht mehr allzuviel. Ein altes, aber sehr einfaches Haus, das so viel typischer für diesen Teil Polens ist. In solchen Häusern, oft mit umfangreichen Wirtschaftsgebäuden und kleiner Landwirtschaft lebt ein großer Teil der einfachen Landbevölkerung hier, nicht in Schweizerhäusern.

    Ach doch, ein kleines schönes Ensemble gibt es dort tatsächlich am ehemaligen Spritzenhaus der Feuerwehr:

    https://www.google.com/maps/@50.22746…!7i13312!8i6656

    Das Dorf zieht sich auch noch einige hundert Meter entlang der Schneebergstraße:

    https://www.google.com/maps/@50.22206…!7i13312!8i6656

    Dort findet sich, gut versteckt, auch ein großes Hotel aus sozialistischen Zeiten, steht noch auch schon seit bald 20 Jahren leer. Das einzige erwähnenswerte moderne Gebäude im Ort:

    https://polska-org.pl/5572748,foto.html

    https://polska-org.pl/foto/5572/Budy…rze_5572749.jpg

    Wir aber haben die Schneebergstraße nicht geschafft, wir wollen endlich das Sanatorium sehen!

    Schauen wir noch einmal über die Brücke, im Rücken die Schule

    Und verlassen wir den Dorfkern (wir werden später noch einmal dort zurückkehren, es gibt dort noch einiges zu sehen, unter anderem den weltberühmten Wasserfall) und schreiten wir, den Blick aufs Dorf zurückgeworfen, die Sanatoriumsstraße hinauf:

    Auch diese Pension war mal deutlich heller gestrichen:
    https://static5.redcart.pl/templates/imag…8fd58d58604.jpg

    Hier die versprochene zweite Diskothek. Da steppte vor ein paar Jahren noch der Bär:

    Im nächsten Beitrag nähern wir uns langsam der Schokoladenseite Wölfelsgrunds, der Sanatoriumsstraße mit der prächtigen Villenreihe und dem ehemaligen Sanatorium.

  • Nun wollte ich das ehemalige Sanatorium Wölfelsgrund mit einem passenden Zitat aus Hesses Kurgast oder besser aus dem Zauberberg einleiten. Doch mir will dazu gerade nichts treffendes einfallen, fällt euch etwas ein? Ich hoffe doch, das Anstiften zu Offtopic-Diskussionen darüberhinaus noch über Literatur wird nicht gar zu hart sanktioniert, arbeiten wir uns doch weiter und unaufhörlich in steter Konzentration an Wölfelsgrund ab, in der Hoffnung, dass es sich lohne.

    Nun denn, in Bildern würde ich mir Hans Castorps Ankfunft auf dem Zauberberg (in einer etwas düsteren Vision) so ähnlich vorstellen:



    Zur Geschichte kann ich nicht allzuviel sagen, ich habe gerade keine Zeit für Recherche. Es wurde 1882 als Lungensanatorium eingerichtet. Der Kurbetrieb wurde zu polnischen Zeiten nicht fortgeführt und man nutzte es als eine Art Jugendherberge für Schulklassen, Betriebsurlauber usw. Bis heute hält es als mit Abstand größtes Hotel des Ortes (ca. 170 Betten) als Hotel Gigant den Hotelbetrieb aufrecht. Wobei sich am Jugendherbegsstandard nichts geändert hat, dafür ist es sehr günstig. Man sollte aber nichts gegen einen unsanierten, muffigen, alten Kasten haben. Man hält alles Sauber, doch man läuft über 50 jahre alte, vergilbte Teppiche unter denen ein Fliesenboden beim Autreten Flieseum Fliese wackelt und klimpert Auch dem Treppengeländern sollte man auch kein Vertrauen schenken. Die Zimmer sind aber mitlerweile mit ordentlichen Bädern ausgestattet und auf einfachem aber modernen standard (abgesehen von den restaurierungsbedürftigen Kastenfenster

    Der Komplex mit Wirtschaftshof aus dem All:

    https://www.google.com/maps/place/57-…97!4d16.7665525


    Diese Postkarte zeigt gut den Aufbau der Frontseite, links das Blockhaus wurde als erstes vor dem großen Bettenhaus errichtet:

    http://www.vogel-soya.de/bilder/Habelsc…_Sanatorium.jpg

    Der Komplex ist bis heute von Außen und in zumindest in der Substanz von Innen vollkommen original wie Anno Dazumal erhalten inklusive des schönen Gartens mit natürlicher Fontäne. Das Haus wurde nie grundlegend saniert, die größte Maßnahme war vor einigen Jahren der Austausch des über hundert Jahre alten Kupferdachs des Bettenhauses. Ansonsten ist jedes Fenster, jede Tür, jeder Balkon und jede Veranda original erhalten (wer weiß wann zu letzt gestrichen)

    Damit dürfte das ehemalige Sanatorium Wölfelsgrund ein Denkmal überregionaler Bedeutung sein, so richtig scheint dem nicht gewürdigt zu werden. Andererseits so bleibt es ein Geheimtipp, es ist substantiell gesichert (man repariert und sichert wo man kann und geht mit sehr geringen Mitteln respektvoll mit dem Gebäude um. Dass man mit keinem Kapital kein Hotel Krasnopolsky dras machen kann, liegt auf der Hand ist aber vielleicht auch gut. Ein paar Jahre Dornröschenschlaf werden dem Sanatorium nicht schaden. Es wird gehegt und die denkmalgerechte Sanierung des Daches schaffen Vertrauen in die den derzeiten Hotelbetrieb. So original wie jetzt wirds nie wieder.

    Weitere Außenansichten:


    Begeben wir uns ins innere. Wer auf Stuck, Plüsch, Palmen und bunte Tapeten gehofft hat. Den muss ich enttäuschen. Früher war alles etwas bunter, liebevoller, Palme gab es auch doch insgesamt ist es doch eher ein Krankenhaus von Innen, so schlicht wie sie auch damals schon waren.


    Natürlich reizt dieses Hotel ungemein zu Shining-Assozitationen. Pasenderweise taucht hin und wieder(wie übrigens in allen alten Hotels) ein unheimliches Geistermädchen auf den langen Korridoren auf und verschwindet urplötzlich wieder um dann hinter einem wieder aufzutauchen.



    So entlass ich euch mit einem kleinen Schauer in die Nacht, weitere Innenansichten werden folgen.

  • Na ja, herzlichen Glückwunsch, so eine Sommerfrische ist Goldes wert... Da würd ich sofort bei dir einziehen.

    Generell dürfte der Ort nach 45 sehr viel von seinem verspielten Zauber eingebüßt haben, wie meine alten AKs belegen. Dr Jaentsch' Sanatorium, das Tyrolerhaus, das Gasthaus zur Guten Laune oder das Haus Marienbad oder auch das Goldene Eck haben ohne Frage schon bessere Zeiten gesehen, und der Substanzverlust dürfte recht hoch sein. Andererseits muss man objektiv sagen, dass entsprechende Orte im Westen mehr gelitten haben. Ein gewisser Charme ist jedenfalls erhalten geblieben, dazu kommt die herrliche Natur mit ihren nach wie vor intakten Bergfichtenwäldern in hohen Lagen.

    Einen weiteren NImbusverlust brachte vor etlichen Jahren ein Hochwasser mit sich: seitdem ist der Wölfelsfall nur noch der zweithöchste Wasserfall der Sudeten, hinter dem Zackelfall. BWTF....

  • Zum Glück schützen uns die zwei roten, fetten Hotelkatzen die nachts durch die Gänge schleichen vor allen Geistern und Nagegetier. Zutrauliche Tierchen, aber sie ließen sich nicht gerne photographieren:

    Weitere Innenansichten.


    Die Treppenhäuser lassen vermuten, dass es ohnehin nie allzu prunkvoll war:

    Der Speisesaal:

    nichts gar zu spektakuläres. Über dem Parkett liegt billiger PVC-Boden in Holzoptik, es gibt ein paar alte Holzverkleidungen um die Heizkörper herum

    Dieser Teppich jedoch gehört unter Denkmalschutz gestellt :D:

    Auch so einen Heizkörper sieht man nicht alle Tage. Oben ist ein größeres Fach in dem man etwas reinstellen konnte. Habt ihr eine Ahnung, was man damit Warmhalten wollte?


    Größere Teile des Hotels, darunter viele Gemeinschaftsräume wie die Bibliothek, die Liegeräume und einige Zimmer sind gesperrt und warten auf substantielle Sanierung;

    Meine Veranda (die ich mir mit dem Nachbarzimmer teilte) war größer als das Zimmer selbst:

    Im nächsten Beitrag schauen wir uns die wunderbaren Villen ander Sanatoriumsstraße an

  • Schauen wir uns die wunderbaren Villen oberhalb des Sanatoriums an. Leider weiß ich zu den einzelnen Gebäuden nicht viel zu sagen, außer dass sie entlang der Straße nach und nach jünger werden bis ca. 1910. Heute dienen sie überwiegend als Pensionen.

    Baukunst des 19. und 21. Jahrhunderts in eindrücklichem Beieinander:

    Fortsetzung folgt

  • weiter gehts bei den Villen:

    wunderbar ist der naturnah gestaltete Park am Bach auf der anderen Straßenseite gelungen:

    Fast alle Vorgärten sind öffentlich zugänglich, auch moderne Kunst gibt es hier und da, wie mit diesen beiden Metallskulpturen. Die Wölfe sind eine schöne Erinnerung an den alten Ortsnamen, dessen Bedeutung ja im Polnischen Zwischendenbergen nicht übernommen wurde.

    Diese Villa im späten Reformstil ist reichlich abweisend gestaltet:

    FF.

  • Der Ortsname wurde nicht übernommen, da im Polnischen Namen die auf -grund und -dorf enden, nicht so üblich sind. Die Wölfel wurde schon für Wölfelsdorf (Wilkanów) vergeben. Wölfelsgrund ist offenbar eine Analogie zu Mittelwalde, das entsprechend der traditionellen tschechischen Form wörtlich übersetzt worden ist. Damit sollen also die beiden (logistisch bzw touristisch) wichtigsten Orte der Gegend ähnlich heißen. Ganz offenbar war man um Ansätze von Identität bemüht.

    Schön, dass die Villen erhalten sind. Ich kenn sie eigentlich nur von meinen Ansichtskarten (sammle die ganze Grafschaft und noch einiges drüber hinaus...). WG selber hab ich eigentlich nie so richtig besichtigt, es diente nur als Ausgangspunkt für Wanderungen, nach Maria Schnee (überraschend schön und urig) und natürlich auf den Großen (Glatzer, Spieglitzer) Schneeberg, der für Ost-Niederösterreicher schon ob des March-Ursprungs sehr wichtig ist, daneben natürlich ein sehr stimmungsvoller Berg, auf den ich schon oft und von allen Seiten war, bei Sonne, Regen, Nebel, Schnee...

  • Kehren wir langsam wieder ins Dorf zurück. Und entdecken diese schöne Festhalle. 2017 errichtet, wird sie gut von Bewohnern und Touristen angenommen. Schön, dass man in Polen bei so etwas so undogmatisch ist. So sieht ein Grillplatz bei uns aus:

    https://3.bp.blogspot.com/-4tDYpoxbhgw/V…0160504_005.jpg

    Auf dem Hinweg ungesehen, erblicken wir dieses etwas stumme, aber hübsche Häuschen.

    Im Dorf, Blick hoch zum Sanatorium, die Blickachse ist aber zur Zeit vollkommen eingewachsen.

    Ähnliche Perspektive, hundert Jahre früher. Die Wölfelsmühle gibt es heute nicht mehr.

    Pociag-do-historii-Miedzygorze-i-okolice-POSLUCHAJ-main-5b26ab5e4833e.png

    (gemeinfrei)

    Wieder beim geschlossenen Gasthaus der gar nicht mehr so guten Laune:

    Zu dem Schlauchtrockenturm kommen wir später noch. Er wurde, wie das benachbarte Pensionsgebäude irgendwann in den 1980ern errichtet. Mir spukt aber die Ansicht einer alten Postkarte im Kopf wo der große Teich mit Fontäne und ebendiesem Turm in Betrieb ist, aber ich finde es nicht.

    ursus carpaticus Schön, dass dir Wölfelsgrund gefällt. Nach Maria Schnee habe ich es nicht geschafft, aber es wird noch kleine Galerien zu Pautschkau, Bad Landeck Braunau, Oppeln und Wilkanów geben. zu den Fichtenwälder, die stellenweise leider gar nicht mehr so gesund ist, wenn auch weniger schlimm als bei uns, kommen wir später noch kurz, es wird eine hundsfaule Liftfahrt auf den Schwarzen Berg geben.

    . Dr Jaentsch' Sanatorium, das Tyrolerhaus, das Gasthaus zur Guten Laune oder das Haus Marienbad oder auch das Goldene Eck haben ohne Frage schon bessere Zeiten gesehen, und der Substanzverlust dürfte recht hoch sein. Andererseits muss man objektiv sagen, dass entsprechende Orte im Westen mehr gelitten haben.

    Aber eben im Falle von Wölfelsgrund und den von dir genannten Beispielen würde ich eben nicht von Substanzverlust sprechen, außer wir haben andere Begriffe. Man ist bei aller Ärmlichkeit im Ganzen doch sehr respektvoll mit der Bausubstanz umgegangen. Vielleicht hast du deine böhmisch-mährischen Erwartungen, ich habe meine polnischen und Westdeutschen Maßstäbe und ich kenne wenige Dörfer, bei denen nahezu jedes Haus noch mehr oder minder so existiert wie früher.

    Die Gebäude wurden nie entkernt,abgesehen von alter Einrichtung und Tapeten und hin und wieder neuen ist vieles, vieles erhalten. Zumindest was ich anhand von Bildern erkenne, sind die Interieurs nichts außergewöhnliches unersetzliches gewesen gewesen. Natürlich sah alles früher etwas modäner, schöner und feiner aus. Aber weder die (schönen aber auch damals recht einfach gehaltenen) Parkanlagen noch das industrielle gefertigte Holzdekor an der guten Laune noch am Zlotz Rog sind unersetzlich gewesen. Das bisschen, beim Zloty Rog fehlt, säg ich dir höchstselbst mit der Laubsäge aus.

    Ich bin mir sicher, wenn die Gebäude eines Tages saniert werden (und alles andere ist alternativlos und unrealistisch), wird man auch das alte Dachgeschoss wiederherstellen. Polen hat großartige Zimmermänner und eine ernstzunehmende Holzindustrie.

    Ak-Mi%C4%99dzyg%C3%B3rze-W%C3%B6lfelsgrund-Schlesien-Hotel-und-Pension-Gute.jpg


    Postcard-Woelfelsgrund-Midzygorze-Stadtteilansicht-1966.jpg

    (gemeinfrei)

    Und auch beim alten Sanatorium, nichts unrettbares. Hier findest du ein paar Bilder eines Filmsets im Hotel:

    https://www.facebook.com/22410621098234…?type=3&theater

    https://www.facebook.com/22410621098234…?type=3&theater

    https://scontent-frt3-1.xx.fbcdn.net/v/t1.0-9/55376…640&oe=5F4D2084

    https://scontent-frt3-1.xx.fbcdn.net/v/t1.0-9/55378…f3a&oe=5F4E63AB

    https://scontent-frx5-1.xx.fbcdn.net/v/t1.0-9/55384…123&oe=5F4EABB3

    Die Möbel hätten sie ruhig da lassen können. Ein paar antike Flohmarktmöbel rein, neu tapeziert (das teuerste werden die Böden) und man hat gleich eine ganz andere Stimmung und alles wirkt viel liebevoller. Das muss auch gar nicht teuer sein. Das Funktioniert, weil die Substanz eben im wesentlichen da ist.

    Auch beim Tiroler Hof, was ist denn heute groß anders?

    WG6fDvLCBUJ9eX8roJVXLQcacuS-N5gduHhRE7WIBjPuv2z0i8bAt-tqGGeu0ZJPS-IWJv1TNkWr4dHS0aoZcKnAl6mc-wgId3zwQ60CukqTQHY

    Substanzverlust und zwar unglaublich ärgerlichen hat es jedoch mitten um Ort gegeben, was Waldhaus "Hotel weiß" ist abgebrannt. Ein zusammenreparierter und schon wieder verfallender Rest des Hauses und der Keller. Mehr ist nicht erhalten. Mein Vater meint, es sei erst in den 1990ern abgebrannt. Jedoch finde ich keine Nachkriegsansicht des Waldhauses, auch der kleine Bau darauf spricht dagegen.

    Das Ensemble funktioniert erstaunlicherweise auch noch ohne Waldhaus halbwegs gut, auch wenn es nicht mehr so dicht ist, die Funktion der Raumkante wird heute alleine von dem ebenfalls damals vom Hotel Weiss genutzten Nachbarhaus gesetztJedoch wäre es natürlich ein absoluter Wunschtraum, dieses Haus rekonstruiert zu wissen, zumal sich viele schöne Ansichten von Nah und Fern wieder ergeben würden.

    AK-Woelfelsgrund-Partie-an-dem-Hotel-und-der-Pension-Weiss.jpg

    1944956.jpg

    (gemeinfrei)

    AK-Woelfelsgrund-Blick-auf-das-Waldhaus-Hotel-Weiss.jpgWoelfelsgrund-Woelfelsgrund-Hotel-Waldhaus-Polen.jpg

    (gemeinfrei)


    Zu einem Wahrzeichen düfte sich dieses ungemein pittoreske, uralte Schweizerhaus lanciert haben. Knapp an der klassichen Ansicht vorbei, ich glaube ein Auto stand auf der Brücke im Weg.


    Natürlich müssen wir der wunderbaren Bepflanzung auch mit einer Farbaufnahme gerecht werden. Man beachte auch den spätklassizitistischen Balkon der zum Haupteingang führt. Es handelt sich übrigens um das ehemalige Marienbad.


    Stetig nähern wir uns dem Wasserfall, vorher wechseln wir aber noch einmal die Seite der Wölfel.

  • Das mit dem Substanzverlust muss ich zurücknehmen. Ich hatte deine Villenbilder noch nicht gesehen, und die Objekte in natura auch nicht. Ich wähnte sie irgendwie für verloren.

    Wie gesagt, WG war für mich immer nur Zwischenstation gewesen.

    Die wirklich wertvollen Villen scheinen mustergültig erhalten. Die Verluste im unmittelbaren Zentrum waren offensichtlich Bränden geschuldet, und nur sie sind mir aufgefallen.

    Was für Kieferwälder?

    Meiner Erinnerung nach dominiert dort die Fichte. Generell finde ich das Absterben der Nadelgehölzer in tiefen Lagen als nicht bedauerlich, da einen notwendigen ökologischen Prozess der Renaturierung. Aber natürlich freu ich mich nicht darüber, denn ich will es ja schließlich zu meinen Lebzeiten schön haben.

    Das letztgezeigte Haus ist das Marienbad. Das hast du mal im Kellerquiz eingestellt gehabt. Ehrlich gesagt ärgere ich mich noch heute, dass ich dich da nicht besser drangekriegt habe mit der Antwort: Das ist ja das Marienbad!

    und dann auf die Richtigkeit meiner Aussage gewettet hätte. Wer weiß, zu was für leichtsinnigen Einsätzen du dich hättest hinreißen lassen.

    Nach Maria Schnee kommt man nicht so leicht. Die Straße über Mariendorf hat ein Fahrverbot, und wie das überwacht wird, ist meiner Erinnerung nach recht unberechenbar. Manche halten sich aber nicht daran, wahrscheinlich wird bei alten Heimwehtouristen nicht so streng geschaut. Uns hat ein Förster zum Umkehren aufgefordert, und wir sind ihm schließlich gefolgt, wobei nicht klar war, ob es ihm nicht wurscht gewesen wäre. Aber der Aufstieg von WG vom Wasserfall aus ist wunderschön, durch einen reinen Naturwald.

    vielleicht fahr ich im Herbst hin, wenn das mit dem Corona-Sch… möglich ist.

  • Das letztgezeigte Haus ist das Marienbad. Das hast du mal im Kellerquiz eingestellt gehabt. Ehrlich gesagt ärgere ich mich noch heute, dass ich dich da nicht besser drangekriegt habe mit der Antwort: Das ist ja das Marienbad!

    und dann auf die Richtigkeit meiner Aussage gewettet hätte.

    https://oldthing.de/Foto-AK-Woelfe…echt-0021887022

    Dann hatte ich die Beschriftung vertauscht. Das Landhaus scheint dann das in der Mitte zu sein? Da wird es auch noch Bilder von geben.

  • Ja, so dürfte es sein.

    Was ist jetzt mit den schönen Wäldern? War hier auch so eine Frühjahrsdürre?

    Meinst du die tieferen Lagen oder die oberen?

    Hast du Erfahrungen von früher? Der Bergfichtenwald ab der Schweizerei war immer schon sehr urig, für Westler leicht mit "Waldsterben" zu assoziieren, und in den Mittellagen hat es immer schon Windbrüche und Kahlflächen gegeben. Der Naturwald ist nicht so schön grün wie bei uns.

  • Meinst du die tieferen Lagen oder die oberen?

    Wo fangen bei dir die tieferen Lagen an?

    Wenn man durch die Gegend fährt, sieht man viele abgestorbene Fichten (ich hatte schon wieder Kiefern geschrieben ;) ), gerade entlang der Bergkämme, teilweise ist dort auch jeder vierte Baum sichtbar krank. Nicht so sehr um Wölfelsgrund herum, dort ist Natur gut erhalten, aber auch gefährdet. Es ist deutlich zu trocken (habe an meinen Bildern reichlich am Grünregler gedreht) und in den Holzpoltern sieht man immer wieder vom Borkenkäfer befallene Bäume. Die Artenvielfalt gerade an Insekten ist jedoch noch intakt.

  • Der klassische Bergfichtenwald beginnt am Schneeberg ab der Schweizerei. wie schaut es dort aus? Auch die Gipfelpartien des Schwarzen Berges zählen dazu.

    Unten ist eigentlich alles Forst, bis auf etliche Naturschutzgebiete um Maria Schnee und Wölfelsgrund. wenn Wölfelsgrund erhalten ist, geht es auch der Natur gut, denn nur dort sind nennenswert natürliche Waldgebiete.

  • Auf der anderen Seite.

    Reste des Wasserbassins und den erwähnten spätsozialistischen Gebäuden. Man könnte eigentlich ein ordentliches Ensemble draus machen:

    Die Anlage hat wirklich schon einmal bessere Zeiten erleb:

    Hotel-Gute-Laune.jpg

    (gemeinfrei)

    Ak-Mi%C4%99dzyg%C3%B3rze-W%C3%B6lfelsgrund-Schlesien-Gute-Laune-1944499.jpg

    Das Häuschen links steht auch noch:


    Schauen wir nach rechts sehen wir das Marienbad von allen Seiten.

    Die Ecklösung mag ein bisschen derb wirken, doch liebe ich diese Wintergärten

    Blick von der Straße, etwas weiter Hinten ist das ehemalige Hotel "Zur Forelle" direkt am Wasserfall. Kommt alles noch.

    Früher vom Hotel Weiss betrieben:

    Wir drehen uns um und sehen hoch auf dem Berg das phantastische Landhaus Prinz Albrechts:

    The content cannot be displayed because it is no longer available.

    ff.