Nun bin ich aus meiner kleinen Sommerfrische wieder heim und habe euch aus dem tiefsten Osteuropa irgendwo kurz vor Kasachstan ein paar Bilder mitgebracht (diese ironische Spitze richtet sich natürlich dagegen, dass Polen und erst recht die ehemaligen deutschen Ostgebiete natürlich zu Mitteleuropa gehören, anders als die Gallerieordnung es vermuten lässt.
Wölfelsgrund an der Wölfel, oder Międzygórze, wie es heute auf Polnisch heißt, ist ein kleiner Kurort tief in den Bergen des Glatzer Berglandes und gehört heute zur Gemeinde Habelschwerdt. Gegründet im 16. Jahrhundert als Köhlerdorf, kam es nie groß über 500 Seelen und das ist bis heute so. Überregionale Bedeutung und Bekanntheit erlangte das Dörfchen als Kurort uns später als Ferienort, dass im kleinen Ort zeitweise gleichzeitig zwei dutzend Pensionen, Kurbetriebe Hotels und Gastwirtschaften existierten.
Auch architektonisch und durch seine Lage dürfte es mit eines der sehenswertesten Dörfer Polens sein, es haben sich viele in Blockbauweise errichtete Holzhäuser erhalten, oft im reichverzierten und pitoresken sog. Schweizer Stil.
Begeben wir uns in Medias Res, einige Ansichten aus dem kleinen Dorfzentrum:
Links das ehemalige Hotel Weiße bzw. der "Gasthof zur guten Laune", war es das erste Gasthaus der Stadt. Um 1700 irgendwas als Pferdestall gebaut und Mitte des 19. Jahrhunderts zum Gasthof umgebaut. Leider steht es schon seit den 90ern leer. In den 1970ern gab es einen Dachbrand, der leider nur provisorisch geflickt wurde.
So sah es vormals aus:
(gemeinfrei)
Rechts das Lokal Złoty Rog. Nun steht es auch schon seit bald drei Jahren leer und zum Verkauf. Die letzten Jahre war es dort auch wirklich nicht mehr gut und man durfte dort kein Problem mit dem ein oder anderen Nagetier haben, dass einem ab und an im Gastraum besuchen kommt und zwischen die Beine huscht:
Diese Spur deutscher Vergangenhgeit offenbarte sich vor einigen Jahren am Złoty Rog
Blick von der Brücke auf die Wölfel. So hübsch der Wildwasserbach anzuschauen ist, 1997 richteten schwere Hochwasser unglaubliche Verwüstung in Polen und Tschechien an, Menschen kamen um, Autos, Straßen, ja ganze Häuser, Hotels, Schösser und Kirchen wurden durch die Wassermassen weggerissen oder irreperabel zerstört.
Fast ein halbes Jahr über, die gesamte Saison war Międzygórze war nicht regulär über die Straße erreichbar. Der Ort krankt daran bis heute. Waren es in sozialistischen Zeiten bezahlte Betriebsurlaube und in den 1990ern Familien und Schulklassen, haben sich die Touristenzahlen seit dem Hochwasser nie wieder so recht erholt. Dieses Jahr jedoch hat man auch dort den coronabedingten an sich begrüßenswerten Trend zum Urlaub im eigenen Land gespürt. Der ganze Ort war zugeparkt, die Restaurants voll (vielleicht voller als es gut wäre) und die Hotels recht gut belegt. Auf den Straßen sah man viele Menschen aller Altersklassen flanieren oder zur Wanderung aufmachen, auch das gute Wetter versprach eine gute Saison.
Auf einem befestigten Sporn gibt es am Zulauf eines Nebenbaches eine kleine St. Nepomuk-Statue:
Ein bisschen weiter vorgegangen. Links die barocke Pfarrkirche St. Joseph aus dem Jahre 1740, wir schauen sie uns später noch genauer an.
Eine bekannte Ansicht, über dem Dorf die ehemalige protestantische Kirche, heute ebenfalls katholisch:
Blick etwas weiter links, Sonnenuntergang:
Fortsetzung folgt.