Neuburg an der Donau (Galerie)

  • Der dt Denkmalschutz wird mir stets ein Rätsel bleiben - offensichtlich waren wirtschaftliche Interessen das Einund alles in den goldenen 60er/70ern...
    Jedenfalls richtig widerwärtig, die hirnlose Kulturvergessenheit.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • @Marcus

    Danke fur deine Umfangsreiche Bilder von eine sehr schone Stadt. Ich mag wirklich die suddeutsche Giebelhauser.

  • Schloss Neuburg

    http://www.schloesser.bayern.de/deutsch/schloss/objekte/neuburg.htm\r
    http://www.schloesser.bayern.de/deutsch ... euburg.htm

    Philipp-Wilhelm-Bau
    1664-68 errichtet, am nach Osten zur östlichen Vorstadt abfallendem Hang, jüngster Teil des Schlosses


    bekannte Ansicht vom Schloss von Osten über die Donau hinweg, mit dem Philipp-Wilhelm-Bau und dem (seinerzeit 1989 in Renovierung befindlichen) Neuen Bau.

    Im NO des Philipp-Wilhelm-Baues die Grottenanlage, ab 1667 entstanden. Früher mit Wasserspielen verbunden, vergleichbar Hellbrunn/Salzburg:

    die Grottenanlage ist hier am linken Bildrand erkennbar:
    http://www.abload.de/img/img_3554ugid.jpg\r
    http://www.abload.de/img/img_3554ugid.jpg


    Von der ursprünglichen, prachtvollen Innenausstattung wenig erhalten, u.a. im 2. Obergeschoss im NO die Antichambre mit der jagenden Diana an der Decke:

    Des weiteren der über 2 Stockwerke reichende Saal im Nordostrondell, am illusionistischen Deckengemälde u.a. Kleopatra und Markus Antonius beim Festmahl:


    Ausblick auf die Donau, im Hintergrund der Englische Garten

    Heute gibt es in den einzelnen Stockwerken des Philipp-Wilhelm-Baues interessante museale Sammlungen, u.a. zum Fürstentum Pfalz-Neuburg.

    Dazu gehören einige sehr wertvolle Bildteppiche, von Pfalzgraf Ottheinrich in Auftrag gegeben, ausführlich dazu:
    http://www.hdbg.de/bildteppiche/bildteppiche_teppiche_pfalz-neuburg_liste.php\r
    http://www.hdbg.de/bildteppiche/bildtep ... _liste.php


    Pfalzgraf Ottheinrich (1503-59), der Teppich datiert 1535


    Pfalzgräfin Susanna (1502-43), 1533 dat.


    Pfalzgraf Philipp der Streitbare (1503-48)


    Ausschnitt aus „Die Abfahrt aus Jaffa“ (1541), einer von zwei Teppichen, in denen Pfalzgraf Ottheinrich seine 1521 unternommene Reise zu den Stätten des Heiligen Landes festhalten ließ (auch unten), im Gesamten:
    http://www.hdbg.de/bildteppiche/teppiche/teppich_die-abfahrt-aus-jaffa.htm\r
    http://www.hdbg.de/bildteppiche/teppich ... -jaffa.htm


    Himmelfahrt Christi


    ältere Ansicht Neuburgs, unten mit Stammbaum Pfalz-Neuburg


    der Innenhof des Ottheinrichschlosses von S, rechts der Philipp-Wilhelm-Bau, im Hintergrund der Neue Bau, links der Ottheinrichsbau:

    nächstens geht es mit dem Innenhof weiter...

  • Einige Aufnahmen vom tollen Renaissance-Innenhof des Schlosses.


    Blickrichtung SW Küchenbau und Ottheinrichsbau


    Blickrichtung NW Ottheinrichsbau (mit u.a. Schlosskapelle) und Neuer Bau (mit u.a. Rittersaal)

    Die Sgraffito-Malereien stammen möglicherweise (nach Dehio) vom Lütticher Hans Schroer und entstanden unter Pfalzgraf Wolfgang, dem Nachfolger Ottheinrichs. Im Erdgeschoss und 1. Stock Szenen aus der Josephsgeschichte, darüber aus dem Alten Testament (u.a. Abraham opfert Isaak, David enthauptet Goliath und die Königin von Saba vor Salomon).


    Judith mit dem Haupt des Holofernes


    der 1824 gestutzte Treppenturm, daran u.a. ein Sgraffito mit dem Babylonischen Turm


    diese Fenster und Sgraffiti hier erinnern mich irgendwie an Stein / Donau

  • Schloss Neuburg / Donau (Forts.)

    Zwerchgiebel vom Neuen Bau:

    Der Rittersaal im 1. Obergeschoss des Neuen Baues mit erhaltener Kassettendecke und Kalksteinsäulen:

    Blick vom Rittersaal in den Innenhof:



    Erdgeschossarkaden Ottheinrichbau:

  • Nun noch ein paar Innenaufnahmen vom Ottheinrichsbau, darin untergebracht heute die Staatsgalerie mit bedeutenden Werken der Flämischen Barockmalerei, u.a. von P. P. Rubens, A. van Dyck und J. Brueghel:

    die Große Fletz im 1. Obergeschoss des Ottheinrichsbaues:

    Ausblick in die Landschaftsstraße mit ehem. Regierungsgebäude links und Marstall im Hintergrund::

    im 2. Obergeschoss des Ottheinrichsbaues einst (bis zum klassizistischen Umbau 1824) der riesige Fest- und Ahnensaal, erhalten blieb dieses Rotmarmorportal:

    Ausblick zum Marienplatz mit Provinzialbibliothek:

    die Große und Kleine Dürnitz ist nur bei Tagungen etc. zugänglich:
    http://www.schloesser.bayern.de/deutsch/raeume/objekte/neu_duer.htm\r
    http://www.schloesser.bayern.de/deutsch ... u_duer.htm

    http://www.schloesser.bayern.de/deutsch/raeume/objekte/neu_du_k.htm\r
    http://www.schloesser.bayern.de/deutsch ... u_du_k.htm

    es folgt noch die Schlosskapelle, der älteste protestantische Kirchenbau Deutschlands...

  • Ein schöner Renaissancebau. Glücklicherweise sind trotz einer barocken und weiteren Umbaumaßnahmen in späterer Zeit noch beachtliche Reste der renaissancezeitlichen Innenraumausgestaltung erhalten geblieben. Bedeutende Innenräume aus der Renaissance haben in Mitteleuropa ja Seltenheitswert - besonders wenn man den viel umfangreicher überlieferten Barockbestand als Vergleichsmaßstab heranzieht. Nicht selten haben kriegerische Verwüstung, Barock und Klassizismus das wenige in der Renaissance Geschaffene nahezu vollends ausradiert. Bayern ist in dieser Hinsicht noch gut weggekommen; man denke etwa an die Landshuter Stadtresidenz oder auch einige wiederhergestellte Raumfolgen in der Münchner Residenz. Anderen deutschen Regionen fehlen bedeutende Renaissanceschlösser mit erhaltenen Innenräumen aus der Erbauungszeit praktisch vollkommen. In Franken etwa gibt es seit dem Verlust der originalen Innenraumausgestaltung von Schloss Johannisburg in Aschaffenburg eigentlich nichts wirklich überregional Nennenswertes mehr.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Neuburg Schlosskapelle

    Zum Abschluß des Neuburger Schlosses noch der besterhaltene Innenraum vom ursprünglichen Renaissancebau, die Kapelle.

    Der Nordteil des Ottheinrichbaues vom Innenhof aus, darin die Schlosskapelle:

    kassettierte Decke im Durchgang zum Innenhof (vgl. Landshut, Stadtresidenz), vom Durchgang gelangt man in die Kapelle:

    das Innere der 1537 begonnenen und 1543 fertiggestellten Schlosskapelle, der älteste protestantische Kirchenbau D (etwa gleichzeitig die Schlosskapelle in Torgau), eine zweigeschossige Hofkapelle mit Emporen:


    die Ausmalung durch den Salzburger Hans Bocksberger von 1543, nach dem Oberbayern-Dehio „die wohl bedeutendste erhaltene Ausmalung jener Zeit in D“. Ottheinrich führte die Reformation in Neuburg 1542 ein, 1617 wurde Neuburg wieder katholisch.



    von der Empore aus:

  • Ja, das war tatsächlich die größte Bausünde in der Oberen Stadt... eine Baulücke, die zum Parken genutzt wurde und den Blick auf ziemlich trostlose Wohnblocks freigab (die einzigen in der Altstadt, von Norden heute noch gut sichtbar), mit teilweise sehr dubiosem Publikum.

    Inzwischen ist der Blick auf diese Wohnblocks weitgehend durch die genannten Neubauten verdeckt, Fotos kann ich gern mal machen und nachliefern.

  • Hier also die versprochenen Fotos (weitere gibt es unter Neuburg an der Donau in der Galerie):

    Die neuen Gebäude fügen sich eigentlich ziemlich harmonisch ein:

    Seitenansicht der Neubauten im Innenhof:

    Die alten Gebäude könnten sicher optisch verbessert werden, vor allem die verwitterten Holzbalkone wirken nicht so toll...

    Mit Bad Wimpfen würde ich es nicht unbedingt vergleichen, dafür ist das Gebäude dann doch etwas zu klein. Übrigens war dieser Abriß der Auslöser für ein Umdenken in Sachen Obere Stadt, die von da an aufwendig saniert wurde. Dabei machte sich vor allem Matthias Schieber verdient, siehe auch Matthias Schieber: Ein Dickschädel mit Herz und Verstand - Nachrichten Neuburg - Augsburger Allgemeine (Stadtheimatpfleger).

    Weitere Fotos von Neuburg gibt es hier: Picasa Web Albums - Stephan Baumeister - Neuburger Alt... (ziemlich unvollständig, hatte nur wenig Zeit).

  • Fotos von der Unteren Stadt kann ich gern mal nachliefern - die ist keinesfalls unattraktiv und bietet neben der Hl. Geist-Kirche auch noch einige gründerzeitliche Gebäude an der Luitpoldstraße (und am Bahnhof) sowie gut angepaßte Neubauten.

    Leider wird es in der Oberen Stadt bald keine einzige Einkehrmöglichkeit mehr geben, zwei Restaurants und ein Café haben bereits geschlossen, das verbliebene Restaurant wird vermutlich auch bald schließen. Möglicherweise gibt es für das Café aber bald einen neuen Pächter...

  • Wirklich recht gut gelungen. So solite in Süddeutschland altstadtverträgliches Bauen aussehen :smile:

    Ich frage mich nur, wann die Architekten endlich mal auf diese komplett ahistorischen, dem Eigenheimbau entlehnten, idiotischen Dreiecksfenster im Giebel verzichten werden mad:) . Ich hasse die wie die Pest!
    Genau so ein Achtziger-Auswuchs wie die runden Riesengauben

    http://www.dachdecker.com/files/2012/02/…-Dachgauben.jpg
    http://www.klenk-holzbau.de/images/dachgauben.jpg
    http://www.hotelgunia.de/images/kdw.JPG

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Falsch, die Dreiecksgauben sind eine Erfindung des Expressionismus der 1920er Jahre. Siehe z. B. hier. Sie müssen natürlich zum Gebäude passen.

  • Eben! Sie müssen passen. Am Grassi-Museum in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] oder an den Hamburger Schumacher-Bauten sehen sie ja auch toll aus. Aber eben halt nur an Art Deco Bauten. Die Bauten in Neuburg haben damit jedoch nichts gemein.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • ich meine, dass sich in Anbetracht der offensichtlichen Belanglosigkeit dieser Bauten (die eben nur Füllbauten sein wollen und nichts weiter) jegliche Assoziierung mit vergangenen Stilen verbietet. Die dreieckigen Dachgauben oder Dreiecksfenster spielen allenfalls auf die spitzen Giebel an bzw konstrastieren zum Kreismotiv des Nachbarhauses, das ist schon alles. Primitivismus pur, der mit diesem edlen Leipziger Expressionismusbau absolut nichts zu schaffen hat.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

    Einmal editiert, zuletzt von ursus carpaticus (4. April 2012 um 16:20)

  • Na ja, als gebürtiger Neuburger habe ich mit diesen Bauten und den Dreiecksfenstern keinerlei Probleme - ein wenig Kontrast darf ruhig sein... Dreiecksgauben gibt es übrigens auch bei den Neubauten auf der Leopoldineninsel (müßte aus den achtziger Jahren stammen).