Eine Chance für den Städtebau? - Schließung von "Galeria Karstadt Kaufhof"-Filialen

  • Bestimmt habt ihr alle mitbekommen, daß deutschlandweit 62 Filialen der Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof geschlossen werden. Eine komplette Liste der zu schließenden Häuser findet sich in folgender Weiterleitung:

    https://www.tagesschau.de/wirtschaft/gkk…essung-101.html

    Um das ein oder andere Haus ist es sicher schade. Jedoch ergeben sich vielleicht in manch einer Stadt auch neue Möglichkeiten für eine positive Stadtentwicklung. Denn sollte es nicht für jedes Gebäude eine Umnutzung geben, wovon man wohl ausgehen kann, wird ein bevorstehender Abriss auch Baugrundstücke im Stadtzentrum freigeben.

    Beispielsweise ist auch der Kaufhof-Bunker in meiner Heimatstadt Neuss betroffen. Diesem Ding würde ich keine Träne nachweinen.

    https://rp-online.de/imgs/32/8/5/4/…4b3a6fc95fd.jpg

    Traurig finde ich es allerdings für den Karstadt auf der Düsseldorfer Schadowstraße.

    https://cdn.iz.de/media/images/i…4_5304x3032.jpg

    Wie ist denn eure Meinung zu dem Thema und den betroffenen Filialen?

  • Interessant finde ich, dass beide Essener Innenstadtstandtorte geschlossen werden - also auch der Standort des ehemaligen Stammhauses am Limbecker Platz.

    Ehemals, da das ehemalige Stammhaus vor einigen Jahren einem Einkaufszentrum weichen musste (die Fassade stand übrigens unter Denkmalschutz und ist bei den Bauarbeiten leider so irreparabel beschädigt worden, dass sie komplett entfernt werden musste … aber das ist ein anderes Thema).

  • Wir sind ein Stadtbildforum. Die ökonomischen Auswirkungen mögen vielschichtig sein, jedenfalls sind sie hier nicht besonders kompetent zu diskutieren. Die Mitarbeiter haben mein Mitgefühl. Es ist halt der Gang der Zeit: wie die Großkaufhäuser die kleinen Geschäfte ruiniert haben, fallen sie nun dem Internetzhandel zu Opfer. Für die wenigen erhaltenswerten Objekte wird sich eine Nutzung finden lassen, auch wird sich die Frage stellen, ob sich für wirklich keine Objekte eine Neuübernahme finden wird. So unmaßgeblich sind die Standorte ja wiederum auch nicht, Karstadt und Kaufhof haben sich immer in die schönsten Flecken der Altstädte reingeklotzt.

    Und daher liegt folgende Bewertung nahe (und ist wohl richtig): Eindeutig ein Segen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Wieso Görlitz? Wegen der fraglichen künftigen Nutzung?

    Leider fehlen wichtige Schandflecken: München Marienplatz, Celle Altstadt, Hameln, Wolfenbüttel Schlossplatz, Halle Marktplatz, um nur einige Beispiele zu nennen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Wieso Görlitz? Wegen der fraglichen künftigen Nutzung?

    Ja, genau. Das Kaufhaus steht seit Jahren leer und wird seiner Rolle im Stadtbild funktional nicht gerecht. Bei Kaiserslautern ist es genau andersrum, da entstand nach der Schließung und dem Abriss des Karstadt-Warenhauses (wahrlich auch kein architektonisches Kleinod) ein ziemlich beliebiges monströses Einkaufszentrum.

  • Den Karstadt in der Düsseldorfer Schadowstrasse kannte ich noch gar nicht. Eins von wenigen Beispielen wirklich schöner Nachkriegsarchitektur. Ich finde schon, dass die Schließungen negativ zu sehen sind. Gerade in den kleineren Städten haben sie viel zur Belebung der Innenstadt beigetragen. Krass finde ich den kompletten Rückzug aus Dortmund und Essen. Hätte man in Essen das alte Stammhaus mal stehen lassen... es war dort übrigens nie geplant, die Fassade zu erhalten sondern immer, es komplett zu überbauen. Vermutlich werden sich weitere 1€- und Barbershops sowie Shisha-Bars und Wettbüros breitmachen. Und die bürgerliche Bevölkerung kauft noch mehr Online.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Wenn das Atombombenbunker ähnliche Gebäude am Münchner Marienplatz dem Erdboden gleichgemacht würde, wäre das eine große Erleichterung für Münchens Innenstadt...dann sollte doch da besser ein trister Parkplatz hin, als dieses scheußliche Kasterl.

  • https://www.freiepresse.de/nachrichten/wi…artikel10891306

    Chemnitz hingegen könnte ein städtebaulicher Verlust werden. Der Bau hat Qualitäten und ist städtebaulich recht bedeutend. Aber irgendwer wird dort schon einziehen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Doch, selbst auf die Gefahr einer Verwarnung hin! Vor Ort wirkt der recht eindrucksvoll, nicht nur wegen der Verspiegelungen. Er ist Teil eines in seiner Heterogenität auf die Spitze getriebenen Ensembles, das sich mE sehr gut macht. Auch ein Kollhoffbau gehört dazu:

    https://www.google.at/search?q=Kollh…=3aZKcTv8NOKZyM

    Ich halte die Chemnitzer Mitte für eines der gelungenen Projekte des Städtebaus nach der Wende. Natürlich nicht mit dem NM oder anderen Reko-Projekten vergleichbar, aber von den modernen vielleicht das beste.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Also ich weiß nicht - diese Glas-Stahl-Betonkisten findet man ja nun wirklich an jeder dritten Ecke. Für mich persönlich ist so etwas einfach nur was lieblos hingerotztes - irgendwelche 08/15 Zweckbauten die nicht so viel kosten sollen. Ganz anders hingegen die 20iger Jahre Kaufhäuser, von denen auch einige von Karstadt-Kaufhof gepachtet sind...um die wär es wirklich schade.

  • Ja, aber in natura schaut der Chemnitzer Kasten gut aus. Finde ich zumindest.

    https://www.jahn-us.com/galeria-kaufhof-chemnitz

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Wenn das Atombombenbunker ähnliche Gebäude am Münchner Marienplatz dem Erdboden gleichgemacht würde, wäre das eine große Erleichterung für Münchens Innenstadt...dann sollte doch da besser ein trister Parkplatz hin, als dieses scheußliche Kasterl.

    Leider steht ja diese Filiale am Münchner Marienplatz aktuell nicht zur Debatte...

  • Ja, aber in natura schaut der Chemnitzer Kasten gut aus. Finde ich zumindest.

    Naja gut, unser Musikgeschmack trifft sich ja auch nicht so recht - in sofern nicht weiter verwunderlich floet:)

    Was mir ein wenig Sorgen bereitet ist das Jugendstil Kaufhaus am Münchner Hauptbahnhof (Karstadt)...einem Gerücht zufolge, soll es wohl nach Fertigstellung des neuen Münchner Hauptbahnhof einem Neubau weichen :schockiert:

  • Diesem Chemnitzer Glaskasten mit seinem monströsen Vordach weine ich keine Träne nach.

    Allerdings sehe ich es wie "Booni". Es heißt ja keinesfalls, dass nun alle dieser Kästen abgerissen und stattdessen kleinteilige, altstadtgerechte Neubauten errichtet werden. Es kann zu neuen Billignutzungen kommen (1 Euro-Shop; Döner-Braterei usw.) und Teilleerständen, wo sich Müll ansammelt, zwielichtige Typen herumtreiben und es nach Urin riecht. Dann hat man verkommende Großkomplexe in den Innenstädten, bis irgendwann ein Investor sich erbarmt, weil er eine lukrative Nutzung für den Baugrund entdeckt. Schon am Toys´r´us-Center in Offenbach zeigt sich, dass das viele Jahre oder gar Jahrzehnte dauern kann. Und dieses befindet sich noch inmitten des Rhein-Main-Gebietes. Wie das in strukturschwächeren Gebieten aussieht, möchte ich mir nicht ausmalen. Also, nicht automatisch werden die Stadtzentren schöner und belebter durch die Schließungen. Das kommt auf den Einzelfall an.

  • Was mir ein wenig Sorgen bereitet ist das Jugendstil Kaufhaus am Münchner Hauptbahnhof (Karstadt)...einem Gerücht zufolge, soll es wohl nach Fertigstellung des neuen Münchner Hauptbahnhof einem Neubau weichen :schockiert:

    Es gibt in München wohl sowas wie Denkmalschutz überhaupt nicht, oder? Ist die Denkmalliste so lückenhaft oder hat der Eintrag in die Denkmalliste keinerlei Schutzwirkung da eh abgerissen werden kann, wie man lustig ist. Allein über so etwas ernsthaft nachzudenken, sollte schon geahndet werden.

    https://www.sueddeutsche.de/image/sz.1.3743279?v=1510243479

  • Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das ehemalige Hertie am Bahnhof abgerissen wird... vielleicht der jüngere Teil in Richtung Stachus, der Rest steht aber unter Denkmalschutz.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • @Neusser (so sehr ich deine Beiträge auch sonst schätze) und alle anderen

    Wie man bei der Schliessung von 62 Filialen und dem Verlust von tausenden Arbeitsplätzen über einen "Segen" philosophieren kann, ist mir schleierhaft, mögen einzelne Gebäude auch noch so hässlich sein.

    Für die Betroffenen müssen solche Diskussionen doch zynisch und dekadent wirken.