Eine Chance für den Städtebau? - Schließung von "Galeria Karstadt Kaufhof"-Filialen

  • Ach ja, vor 50-60 Jahren haben sich Ungetüme von Kaufhäusern und weitere Betonburgen durch die Altstädte gefressen. Und nun ist Schluss. Für diese kurze Periode wurden einzigartige, hunderte Jahre alte Altstadtbauten geopfert. So ist das mit der kurzlebigen Moderne...

    Beispiel Amberg: Pfälzer Hof (ca. 1950)

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    Weitere historische Ansicht von 1910: hier

    Und schließlich um 1980 mit Kaufhof anstelle Pfälzer Hof: hier

    "Wenn wir die ehemalige Schönheit der Stadt mit der heutigen Gemeinheit verrechnen, kommen wir, so die Bilanz, aufs direkteste in den Schwachsinn." (E.H.)

  • Über den einen oder anderen Abriss könnte man sich sicherlich freuen.

    Sicher. Wenn dann etwas besseres nachkommt. Zum Beispiel innerstädtische Wohnungen, die dann wieder die tote Innenstadt beleben.

    Schlecht aber wäre, wenn dort aufgrund mangelnder Investoren Leerstandsruinen oder Spekulations-Brachflächen entstünden.

  • Das ist Regensburgs schlimmste Altstadt-Bausünde.

    Das ist eine unzählige Male kolportierte Behauptung. Sie wird nicht wahrer, wenn man sie beständig wiederholt. Für mein Dafürhalten entspricht sie hundertprozentig der Aussage, der Kaufhof am Marienplatz sei die schwerste Bausünde Münchens Altstadt. Natürich gibt es unzählige Bausünden in München, die erheblich schlimmer sind. Und auch in Regensburgs Altstadt gibt es weit mehr Bausünden. Aber der Horten liegt halt so mitten in der Altstadt, dass ihn jeder kennt. Das Parkhaus über der Römermauer am Dachauplatz ist wesentlich schlimmer; das frühere Parkhaus am St.-Peters-Weg war grauenhaft. Aber gerade das Letztgenannte war halt nicht an so prominenter Stelle gestanden und hat sich dort schwergetan, gegen den Horten anzustinken.

    Was ist schlechter?

    Das hier: https://www.german-architects.com/images/Project….jpg?1493357178

    Oder das hier: https://www.moderne-regional.de/wp-content/upl…_golocal_de.jpg

    Das Klischee vom hässlichen Warenhaus will halt gepflegt werden. Und das Parkhaus über der Römermauer wird durchgewunken. :kopfschuetteln:

  • In Stuttgart kommen immerhin die „Vier Giebel“ statt der Eiermann-Kacheln. Eine städtebauliche Verbesserung, die ich mir so auch in anderen Städten vorstellen könnte.

    Unabhängig von der architektonischen Qualität vieler Kaufhäuser geht mit ihrem Verschwinden aber auch eine (gerade in Deutschlands Städten) große kulturelle Tradition zu Ende, was man schon bedauern kann.

    In dubio pro reko

  • Erst mal, warum ist es hier wichtig, welche Bausünde schlimmer ist?
    Es geht hier um den Kaufhof, das Parkhaus steht überhaupt nicht zur Disposition.

    Zweitens, und du gibst es ja selbst zu, der Umstand, dass der Kaufhof zentraler liegt und einen von Regensburgs bedeutendsten Stadtplätzen verunstaltet, macht es für mich und viele andere zur schlimmeren Bausünde.

    Aber keine Sorge, das Parkhaus am Dachauplatz ist ein hautnaher zweiter Platz.:ueberkopfstreichen:

  • Erst mal, warum ist es hier wichtig, welche Bausünde schlimmer ist?

    Genau meine Linie. Aber Du hast ja nicht nur festgestellt, der Horten sei eine Bausünde, sondern gleich den Superlativ bemüht:

    Das ist Regensburgs schlimmste Altstadt-Bausünde.

    Das heißt nichts anderes, als dass alle anderen Bausünden weniger schlimm sind. Warum reicht nicht der Positiv, warum war es Dir wichtig, die anderen Bausünden zu relativieren? Um die geht es hier doch gar nicht.

  • Aber Du hast ja nicht nur festgestellt, der Horten sei eine Bausünde, sondern gleich den Superlativ bemüht:

    Das heißt nichts anderes, als dass alle anderen Bausünden weniger schlimm sind. Warum reicht nicht der Positiv, warum war es Dir wichtig, die anderen Bausünden zu relativieren?

    Weil meine Meinung diese war und weiterhin ist: Der Kaufhof ist die schlimmste Bausünde der Stadt.

  • Wichtig wäre der Kaufhof in Nürnberg, Königstraße, eine der wenigen Stellen, wo man großräumig was machen könnte - der Blick über Mauthaus zu Nassauer Haus mit St. Lorenz wäre sehr beeindruckend, zumal die rechte Seite aus der Zwischenkriegszeit, also in vernünftigen Formen und dazu in Sandstein erhalten ist. Aber sicher wird man diese Chance nicht nutzen...

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Für mich waren und sind diese Karstädte und Kaufhöfe die schlimmste architektonische Degeneration, die es gibt.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • In meiner jugendlichen Naivität kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass es noch schlimmer geht als Eiermann & Co. Ich fände selbst einen Parkplatz noch urbaner.

  • Der Kaufhof in Paderborn wird auch geschlossen. Eigentlich leidet die Stadt an der Pader seit langem unter schlechten wirtschaftlichen Bedingungen. An der Westernstraße sind viele Filialen in der letzten Zeiten geschlossen und nur einige Dinge sind gekommen, um die Plätze zu füllen... und viele dieser schon recht wenigen Neueröffnungen scheinen nicht wirklich so gesund. Ich fürchte, daß einige dieser Läden bald schon wieder leer sein werden.

    Der Galeria Kaufhof in Paderborn ist ja häßlich, aber es ist 1) nicht häßlicher als der Kaufhof Klingenthal gerade gegenüber 2) wird höchstwahrscheinlich nicht mit einem schönen Wiederaufbauvorhaben ersetzt sein... Der Wille dazu fehlt an allen Ebenen (und fehlt völlig an der politischen Ebene). Man hatte eine gute Gelegenheit den alten Hauptbahnhof zu wiederherstellen und statt dessen gibt es ein zeitgenössisches Ungetüm im Bau. So weit ich weiß ward dies nicht einmal vorgeschlagen.

    Vielleicht in einigen Städten wird dies Schließung eine gute Gelegenheit sein, um ein Bausünde abzureißen, aber in einer Stadt wie Paderborn, es ist nur ein weiteres Zeichen eines aussterbenden Handelslebens. Ich erwarte, daß es in der Zukunft in Paderborn wenig mehr als Hörgeräte-, Brillen-, Handy- und Dönerladen geben wird (wie in einigen kleineren Städten in der Nähe). Alles sonst kauft man im Netz... Also mindestens hier sehe ich wenig mehr als ein großes wirtschaftliches Verlust und dafür fast keine Möglichkeit ein häßliches Gebäude abzureißen.

    Nur meine Gedanken dazu.

    Quelle: https://www.westfalen-blatt.de/owl/bielefeld/…solvenz-2721995

  • Das Gleiche gilt für Mönchengladbach und Krefeld. Für die Hindenburgstraße ist die Schließung ein schwerer Schlag und ein weiterer Sargnagel. Alles zieht mittlerweile ins Minto und Neueröffnungen gibt es kaum. Der Oberbürgermeister sucht nun nach Lösungen, um das Gebäude wieder mit Leben zu füllen.

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    rp-online.de
  • Nachdem das schöne Karstadt-Kaufhaus in der Petersstraße vor kurzem geschlossen wurde und mittlerweile auf der Zielgeraden zur Neueröffnung mit Büros, Einzelhandel und Gastronomie ist, blieb in Sichtweite die hässliche Schwester Galeria auf Kundenfang. M.M.n. der mit Abstand hässlichste Nachwendebau in der Leipziger Innenstadt.

    Ich hoffe und bin zuversichtlich, dass es nun nach den Schließungsplänen, wie im Karstadt-Fall gelingt, an dieser Top-Lage sehr schnell eine Neuplanung zu initiieren.

    Galeria des Grauens (das Gebäude ist übrigens 22 Jahre alt):

    galeriaj5c4h.jpg

    Quelle: https://www.bild.de/regional/leipz…97876.bild.html

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    www.cz.de

    Aber der Bürgermeister möchte das Gebäude erhalten!!! :gehtsnoch:

    Zitat:

    "Altstadt-Ortsbürgermeister Christoph Engelen (SPD) hatte kürzlich einen „Plan B“ für die Immobilie gefordert. Einen Abriss, wie er andernorts praktiziert werde, halte er auch aus ökologischen Gründen für die schlechteste Option: „Für mich ist deshalb für eine mögliche Nachnutzung Kreativität gefragt.“ Die einzelnen Etagen müssen zukünftig sinnvoll genutzt werden. Möglichkeiten gibt es sicher viele: Büros, Restaurants oder Bars mit Eventcharakter, Sportangebote gemischt mit Einzelhandel könnten hier das große Gebäude weiter mit Leben füllen.“ Vielleicht wären ein oder zwei Etagen auch geeignet für eine Seniorentagesstätte oder einer Mehrgenerationen-WG, so Engelen: „Ob sich das Gebäude auch für einen Umbau zu generellen Wohnraum eignet, sollte auch hinterfragt werden.“

    Bilder von mir, Sommer 2020.

  • Aber der Bürgermeister möchte das Gebäude erhalten!!! :gehtsnoch:

    Ist ja schön und gut, wenn der Mann masochistisch veranlagt ist, dann soll er aber nicht die ganze Stadt darunter leiden lassen, dass nimmt dann schon sadistische Züge an.
    Das Teil ist ja wirklich abartig hässlich und unpassend in dem wunderschönen Umfeld. :kopfwand: