Eine Chance für den Städtebau? - Schließung von "Galeria Karstadt Kaufhof"-Filialen

  • Solange die Parzellen so riesig bleiben, wie sie sind, wird vermutlich nur in Ausnahmefällen eine Besserung eintreten. Im Regelfall wird es ja zu einer einheitlichen Verwertung der Häuser kommen.

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    Für mich gehört das Karstadt-Gebäude in Rheydt dazu und es wirkt durch die Verbindung wie ein überdimensionierter Parasit. Für diesen Schandfleck wurde in den 70ern dieses schöne Gebäude abgerissen. Nach 50 Jahren hat sich Karstadt verabschiedet und niemand weiß, wann diese Bausünde abgerissen wird.


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  • Karstadt-Aus: Treue Kunden vermissen das Traditionskaufhaus jetzt schon


    Frankfurter Zeil: „Ins ehemalige Esprithaus ziehen im April Pop-up-Stores ein“


    Galeria Karstadt : Innenstadt neu denken

    Galeria Karstadt: Innenstadt neu denken
    Das Ladensterben ist nicht mit dem Sterben der Innenstädte gleichzusetzen. Im Gegenteil. Dort, wo der Handel abnimmt, entsteht Platz für Neues.
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  • Am Kern des Problems wir irgendwie geflissentlich vorbeigeredet. Der Einzelhandel kann sich die teuren zentralen Mieten nicht mehr leisten. Zuerst sind die Handwerksbetriebe mit ihren Verkaufsflächen abgewandert, dann die Lebensmittelmärkte, dann die großen Universalisten (von denen die Kaufhäuser der letzte Rest ist), und nun kommt der ganze Rest. Selbst Apotheken oder andere Spezialgeschäfte findet man heute in Randlagen und Industriegebieten. Ich warte drauf, dass die Gastronomie und sonstige Erlebnisanbieter sich das auch nicht mehr leisten können.

  • Ich zitiere "Posselt" aus dem Heidelberg-Strang:

    Der Bismarckplatz müsste sowieso einmal gründlich umgestaltet werden, die Anlage ist ein vermurkstes postmodernes Etwas, das sich bis zum als Autopiste missbrauchten Neckarufer zieht. Nachdem die große Post hinter dem Galeria Gebäude gerade erst neu entstanden ist, wird eine kleinteilige Entwicklung des Blocks aber leider nicht möglich sein, vermutlich wird aber einfach weitergemacht: Bürgermeister Würzner hat bereits signalisiert, dass die Stadt gerne einspringt und dort lokalen Händlern und Künstlern Gewerbeeinheiten (wie auch immer das in diesem riesigen Kasten funktionieren soll) untervermieten möchte.


    Das ist das Problem. Die Stadtbild-Freunde sind angesichts des Kaufhaus-Sterbens von zweierlei Gefühlen geleitet: Schadenfreude, weil einst Altbausubstanz für die Kaufhäuser geopfert wurde. Und Hoffnung auf eine teilweise Wiederkehr des Status Quo ante.


    Doch ist letzteres nicht sicher. Denn zum Einen haben wir nun Großstrukturen, die derzeit noch selten in Kleinstrukturen zurückgewandelt werden. Die Frankfurter Altstadt anstelle des Technischen Rathauses ist ein solches Projekt gewesen. Aber viele andere gibt es nicht. Das Investoreninteresse und die Preise in den direkten Innenstadtlagen könnten zu einem Ersatz der Großstruktur durch eine andere verleiten. Dies zumal, wenn nun noch die Klima-Architekten aus CO2-Gründen einen Erhalt des Kaufhauses fordern. Noch wahrscheinlicher ist aber, dass erst mal gar nichts passiert. Man hat dann leer stehende Monster in der Innenstadt stehen, die die Stadt dann ein wenig als Spielwiese für Start-ups temporär freigibt, damit da noch irgendetwas passiert. Und alle hoffen dann auf den Investor, der da einen Hotelblock oder ähnliches realisiert.

    Also ich wäre natürlich für kleinteilige Neubebauung, am besten im Stil vor dem einstigen Abriss. Aber realistisch erscheint es mir derzeit angesichts der Lage nicht.


    P.S.:

    Ich hatte heute etwas Zeit und bin dann mal ins Kaufhaus und noch in den C&A gegangen. Irgendwie wehte da die Aura des Vergehenden. Es war wenig besucht, kaum Personal, außer ein paar Omas war ich zudem der einzige Alteingesessene. Aber trotzdem erinnerte ich mich an meine Kindheit, an manche genervte Stunden, die ich als Kind mit Mutter und Tanten in Damenkleidungsabteilungen zubringen musste, während sie anprobierten. Ich erinnerte mich an Freistunden in der Schule, die wir nutzten, durch die Stadt und die Käufhäuser zu schlendern, wie ein Moment der Freiheit von dieser irgendwie unerträglichen Paukeranstalt. Na ja, ich wurde eben etwas nostalgisch und kaufte mir dann eine Jacke. smile:)


    Offenbach

  • Ich denke, dass die Ära der wohlgemerkt 08/15 Kaufhäuser so oder so zu Ende ist und die hässlichen Kaufhauskästen aus der vermutlich kulturhistorisch brutal hässlichsten Architekturzeit die Konsumenten einfach 0 zu einem Einkaufserlebnis mehr reizen.


    Im krassen Gegensatz dazu bieten jedoch Kaufhäuser a la Harrods, die klassischen Pariser Kaufhäuser, das KaDeWe oder das Alsterkaufhaus in HH ein Erlebnis, das auch Konsumenten dort hinein zieht und an das man sich gut und gerne zurückerinnert. Das Karstadt am Hermannplatz wird hier vermutlich auch wieder eine Ikone werden!


    Ein Kaufhaus muss entweder toppen oder es wird floppen!

    „Dekoration ist der wichtigste Teil der Architektur“ (Sir William Scott)

  • Gibt es in der Wiener Innenstadt eigentlich auch solche Kaufhäuser aus der Zeit (60er/70er)? Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern. :/

    In Stuttgart gibt es am Marktplatz noch das Beton-Ungetüm des Breuninger, aber das ist mittlerweile ein reines (teures) Modekaufhaus.

    In dubio pro reko


    20 Jahre APH

  • Der Abgesang auf die Universalisten, namentlich das Kaufhaus, gehört quasi heute ja schon zum guten Ton. Aber auch da darf ich nochmal auf meine Aussage weiter oben verweisen, welche diese These eher in Frage stellt. So gibt es sehr erfolgreiche neue Kaufhäuser, nur sind die so ganz anders, als man vor Augen hat. Hier in Süddeutschland ist das z.B. die Kette V-Markt. Der Unterschied ist eigentlich nur, dass alles schön auf großer Fläche sich ausbreiten kann, ohne viele Stockwerke, aufgrund der günstigen Preise im Gewerbegebiet, und dazu einem riesen großen Parkplatz. Bis zu einem gewissen Grad ist auch Kaufland ähnlich zu einem Kaufhaus, und ebenso in die Gewerbegebiete entflohen. Das zeigt das Konzept funktioniert weiterhin, wenn man derart die Kosten im Griff behalten kann.

  • Das sind aber keine Kaufhäuser sondern große Supermärkte, das kann man doch schon aufgrund des Sortiments nicht vergleichen. Lebensmittel werden immer in erster Linie vor Ort gekauft werden, aber Dinge wie z.B. Unterhaltungselektronik kauft man heutzutage online. Media Markt und Saturn können ein Lied davon singen, dabei haben sie selbst einst die kleineren Händler verdrängt, und jetzt gibt es Amazon.

    In dubio pro reko


    20 Jahre APH

  • Das sind aber keine Kaufhäuser sondern große Supermärkte, das kann man doch schon aufgrund des Sortiments nicht vergleichen.

    Okay, nenne mir einen Gegenstand, den Du im Kaufhaus bekommst, bei welchem Du denkst, den gibt es nicht in diesen "großen Supermärkten". Ich kann Dir gerne sagen, ob ich den bei meinem Händler bekomme. Ich bin sehr zuversichtlich, dass ich praktisch alles bieten kann, einschließlich Personal, das einen ähnlich gut oder schlecht berät.

  • Kaufland hatte ich mit Einschränkung erwähnt, da ich weiß, dass es dort manche Produktklassen nicht dauerhaft gibt, sondern temporär und ohne Beratung. Dennoch bin ich sehr sicher, dass ich selbst von Kaufland den aller größten Teil bekomme. Aber wie gesagt, V-Markt bietet es, da würde ich wetten. Ich hab bei denen schon Schubladenknäufe gekauft, Parfüms, CDs, Großelektronik, Dekokrams, Reisekoffer, Kochtöpfe, Porzellanteller, Lego Spielzeug, Schuhe, Autozubehör, .... ich wüsste nicht, was Du mir nennen könntest. Deshalb denke ich ist Deine Klassifizierung als eigene Kategorie falsch.

  • V-Markt

    also vergleichbar mit den Globus Markthallen hier. Große Hypermärkte mit Lebensmittel Abteilung, Spielwaren, Drogerie, Schreibwaren, bisschen Technik und Mode. Dennoch gerade bei letzteren Produkten ist die Auswahl nicht sehr breit. Da ist MediaMarkt oder eben Galeria doch interessanter wenn man bestimmte Marken oder Qualität wünscht

  • Ich bin ja mal gespannt, zu welchen Entwicklungen diese Schließungen führen werden, sagen wir mal, in den nächsten zehn Jahren.
    Wie viele Städte werden die einzigartige Chance nutzen, die hässlichen Kästen abzureißen und Altstadtreparatur mit angpassten Neubauten oder gar Rekonstruktionen zu betreiben?
    Wie viele werden abreißen und ein ähnliches oder größeres (geht das überhaupt? ;)) Elend dort hinsetzten?
    Wie viele werden die alten Kisten höchstens etwas aufmöbeln und sie anderweitig weiterbetreiben?

  • Gibt es in der Wiener Innenstadt eigentlich auch solche Kaufhäuser aus der Zeit (60er/70er)? Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern. :/

    In Stuttgart gibt es am Marktplatz noch das Beton-Ungetüm des Breuninger, aber das ist mittlerweile ein reines (teures) Modekaufhaus.

    Nö, leider alle nach dem Krieg „modernisiert“ und damit zerstört.


    Das einzige Kaufhaus, das eventuell interessant wird, dass könnte das im Bau befindliche Lamarr der Signa Gruppe werden, der auch das Berliner KaDeWe oder das Hamburger Alsterhaus gehört:


    Mariahilfer Straße: Signa-Kaufhaus nach Hollywood-Star Hedy Lamarr benannt
    Eine gebürtige Wienerin, die in der Traumfabrik Hollywood Karriere machte und dadurch weltberühmt wurde, wird Namensgeberin für das Signa-Kaufhaus auf der…
    www.meinbezirk.at


    Naja, halt arg modern und daher spannend, ob es überhaupt angenommen wird, da im Gegensatz zu den beiden anderen Beispielen ohne jegliche historische Tiefe. Wir werden sehen. Es stand dort vorher ein Kaufhaus, das Wien-typisch mitsamt seinem historischen Treppenhaus blindlings abgerissen wurde - vor etwa eineinhalb Jahren…da hätte man etwas Geniales daraus machen können. Naja, we will see.

    „Dekoration ist der wichtigste Teil der Architektur“ (Sir William Scott)

  • Da ist MediaMarkt oder eben Galeria doch interessanter wenn man bestimmte Marken oder Qualität wünscht

    Klar, die jeweilige Marktpositionierung übernimmt jeder Händler individuell, bei V-Markt gibts gar nicht so wenig Technik, ich würde schätzen z.B. so 10 große Fernseher stehen da auch rum und Mode ist ca. 20% der Fläche. Dafür würde ich im Juwelierbereich etwas ins Schwitzen kommen, da hat V-Markt wirklich keine so tolle Auswahl oder Qualität.