Eine Chance für den Städtebau? - Schließung von "Galeria Karstadt Kaufhof"-Filialen

  • Für Potsdam ist das definitiv kein Segen. Das Gebäude in der Brandenburger Straße hat eine sehr schöne Fassade aus der Jahrhundertwende, im Inneren einen Lichthof mit wirklich tollem Buntglasdach (aus dem bisher leider nicht viel gemacht wurde) und reicht mit verschiedenen Sub-Geschäften in die benachbarten Straßen hinein. Es ist das einzige Kaufhaus in der Innenstadt - ich wüsste nicht, wo ich Socken und ähnliches kaufen soll. Man kann nur hoffen, dass sich Ersatz findet - vielleicht eine Mall...

  • Wie man bei der Schliessung von 62 Filialen und dem Verlust von tausenden Arbeitsplätzen über einen "Segen" philosophieren kann, ist mir schleierhaft, (...)

    Das ist natürlich absolut richtig! Vielleicht ist mir der Titel des Themas etwas missglückt. - Doch wie ursus carpaticus zu Beginn schon anmerkte, geht es hier ja rein um den städtebaulichen Aspekt. - Über einen Abriss des Potsdamer Staudenhofes beispielsweise, würden sich hier wahrscheinlich auch die meisten Leute freuen. Für die Bewohner des Hauses, die dann ausziehen müssen, ist das dann freilich weniger erfreulich.

    Ich selber habe mich öfter umorientiert und drei Berufsausbildungen hinter mir. Es geht immer irgendwie weiter. Auch die Leute von Karstadt und Kaufhof werden unterkommen.

    Zum Karstadt am Münchener Hbf. - Ich denke auch, daß die Abrisspläne sich da eher auf den riesigen Anbau aus den 1970er-Jahren beziehen. Siehe hier:

    https://www.sueddeutsche.de/image/sz.1.1965718?v=1521332004

    Auch nach der Schließung der 62 Filialen, bleiben die Immobilien doch im Besitz der Signa. Ich kann mir auch gut vorstellen, daß einige der Häuser selbst durch die Signa Holding umgenutzt werden. Nur wenige Gebäude wird man komplett abreissen.

    Meine größte Befürchtung ist allerdings, daß manche Gebäude nicht genutzt werden, keinen Käufer finden und für viele Jahre einfach leer stehen und langsam vergammeln. Das wäre natürlich ganz übel für die Innenstädte.

  • Neußer 20. Juni 2020 um 09:01

    Hat den Titel des Themas von „Fluch oder Segen - Schließung von 62 Galeria Karstadt Kaufhof Filialen“ zu „Eine Chance für den Städtebau? - Schließung von 62 Galeria Karstadt Kaufhof Filialen“ geändert.
  • Dies hier zu diskutieren kann sehr umfangreich werden. Denn man müsste jeden Standort einer Karstadt/Kaufhof Filiale einzeln bewerten und kennen. In Nürnberg wird der Karstadt an der Lorenzkirche geschlossen. Das Karstadt Warenhaus war so versteckt das ich dort nie gerne hingegangen bin. Übrigens war 200 Meter entfernt, der Kaufhof. Das Gebäude ist ein typischer 70er Jahre Bau. Ein wirklich hässliches Gebäude aber von allen Seiten sehr gut zu erreichen.

    Ich habe vor einem Jahr schon gesagt, dass man zwei Standorte eines Unternehmens, die so eng nebeneinander liegen und die gleichen Artikel und Waren verkaufen, nicht halten kann und Corona habe es nur noch beschleunigt.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:N%C…erg_Kaufhof.jpg

    (Quelle: Wikipedia)

    Außerdem muss man bedenken, dass man nach 12 Monaten ein Fazit zieht, sich die Verkaufzahlen anschaut, auch abhängig ob es zu einer zweiten Corona- Welle kommt und dann werden die Karten neu auf den Tisch gelegt.

  • Für viele Städte können die Schließungen durchaus eine Chance sein, wenn es gelingt, kluge und gut durchdachte Konzepte für die Kaufhausflächen zu entwickeln. Dies könnten beispielsweise Markthallen, Kulturforen oder multifunktionale Gebäude mit einem Mix aus Handel, Gastronomie, Wohnen und Büro sein. Für jeden Standort wird man gesondert nach Lösungen suchen müssen. Ein Patentrezept für alle wird es nicht geben. Manche Gebäude wird man Erhalten und umnutzen können, etwa das Karstadt-Haus an der Schadowstraße in Düsseldorf. Andere werden der Abrissbirne zum Opfer fallen. Für die Städte kann es auch die Chance sein, ihre Altstädte attraktiver zu gestalten. Für manches historische Warenhausgebäude eröffnet sich dadurch sogar die Chance, die historische Fassade zu rekonstruieren, wie etwa für den Althoff-Altbau in Dortmund, auch wenn die Nutzung dahinter dann eine gänzlich andere sein wird. Etwa mit kleinteiligem Einzelhandel und Gastronomieangeboten im Erdgeschoss und Büroflächen in den Obergeschossen. In Bremen ergäbe sich durch die Schließung von Kaufhof auch die Chance für die Rekonstruktion des Lloydgebäudes. Datei:Bundesarchiv_Bild_102-13086,_Bremen,_Norddeutscher_Lloyd,_Verwaltung.jpg

  • Hallo ihr Lieben,

    auch ich habe gestern die Liste mit den Schließungen verfolgt.

    Zu erst einmal drücke ich den betroffenen Angestellten bei Karstadt die Daumen, dass sie schnellstmöglich wieder in Lohn und Brot kommen. Bitter, wenn an einem Tag knapp 7000 Arbeitsplätze flöten gehen. In meiner Heimatstadt Gießen trat die Belegschaft in Trauerflor auf, das zeigte wohl am Besten wie die Stimmung in den Häusern ist.

    Nichtsdestotrotz sehe ich die Schließungen auch als Chance, manch städtebauliche Sünde los zu werden. Schaut man sich manch "Brutalismus-Bunker" an, so könnte sich auch für uns in den nächsten Jahren die Chance ergeben, in manchen Städten an einer positiven Aufwertung des Stadtbildes mitzuwirken (als Beispiel seien hier Goslar, Braunschweig und Mainz genannt).

    Schaut man sich allerdings auch an, welche "FlagShip-Stores" geschlossen werden, wie etwa Essen (Limbecker Platz), Hannover, Frankfurt-Zeil, usw. ist dies auch verständlich.

    Nehmt euch mal selbst:

    Ihr habt 2 Immobilien im Eigentum und versucht möglichst viel Geld zu erwirtschaften.

    Eine alte Lagerhalle, in welcher es durch die Decke tropft und die Wände feucht sind. Wert: 10.000 Euro.

    Ein vor 10 Jahren gebautes Mehrfamilienhaus, gebaut aus nachwachsenden Rohstoffen + Garten und Parkplatz für jede Partei. Wert: 800.000 Euro.

    Welches verkauft ihr zu erst?

    Zudem ist es z.B. in FFM durchaus verständlich, da sich Kaufhof und Karstadt in "winkeweite" befinden.

  • ad Arbeitsplätze

    Wie gesagt, ein Riesenproblem, das wir nicht lösen können und auch nicht abschließend zu diskutieren versuchen sollten.

    Grundsätzlich muss man auch sagen, dass man sich bei den Kaufhof- und Karstadterrichtungen auch nicht um die Vernichtung von Kleingeschäften und ihre Angestellten gesorgt hat. Auch das muss mit einer gewissen Härte festgehalten werden. Ich bin auch übrigens grundsätzlich gegen Autobahnen, auch wenn sie "Arbeitsplätze" bedeuten.

    Ist ein Kaufhof in einer Stadtmitte jetzt "Segen" oder "Fluch"?

    Auch das ist schwierig und wie die Vorredner betont haben, nur einzelfallspezifisch zu untersuchen.

    In Chemnitz war der Kaufhof eindeutig eine Aufwertung und sollte schon aus geopolitischen, nicht zuletzt auch städtebaulichen Gründen entsprechend substituiert werden. In einer armen Stadt hat so ein zentraler Konsumtempel eine gewisse Funktion. Städtebaulich bleib ich sowieso bei meiner Meinung. Ich denke, dass viele Kritiker meiner Meinung einfach nicht in Chemnitz gewesen sind und die städtebauliche Situation, über die sie sich äußern wollen, nicht kennen. An seine Stelle "altstadttaugliche Kleinstrukturierung" setzen zu wollen, ist nicht nur unrealistisch, was Kommentator Heimdall ja selbst einräumt, sondern sogar rein vom städtebaulichem Ansatz her naiv. Chemnitz hat keine Altstadt, vor dem März 45 auch keine besonders bedeutende gehabt, seine Innenstadt wird von dieser solitärhaften Blockhaftigkeit geprägt, die der Kaufhof erfüllt. Auch das gigantomanische Flugdach gehört dazu. Wie ist Chemnitz, hatte ich meinen (Glauchauer) Wirten gefragt. Nun, hat er gesagt, die neue Mitte ganz anders als man erwartet, riesig und ultramodern disponiert. Und so war es dann auch.

    Glauchau ist das Gegenteil - alles erhalten in seiner Kleinteiligkeit, aber irgendwie langweilig, Fassaden wirken entstuckt und ärmlich. So sehen etliche Klein- und Mittelstädte in Sachsen aus, wo fast schon grundsätzlich alles erhalten geblieben ist. Da schätzt man dann schon so einen großzügigen Entwurf à la Chemnitz. Diese Stadt zu rekonstruieren hieße - abgesehen davon, dass der Vorzustand Historismus-geprägt und somit ungemein kostspielig wäre - einen Zustand zu schaffen, den man im Land ringsherum eh als Normalfall hat und den keiner besonders schätzt.

    Für Potsdam ist diese Schließung ebenfalls nix gut, darüber könnte wohl Einigkeit bestehen.

    Anders Nürnberg. Ich schätze das heutige Stadtbild bekanntlich überhaupt nicht, aber die allerschmerzlichste Bausünde ist jener Karstadt, ein, wie ML zurecht schrieb, völlig unbedeutender Bau, und nicht nur das: ein Störefried höchsten Grades. Gerade in jener Straße, zwischen Mauthalle und Lorenzkirche mit dem Nassauer Haus als Scheitelpunkt, ist das großartige gotische Stadtbild noch zu spüren, da die gegenüberliegende Seite mit angepassten Sandsteinhäusern aus der Zwischenkriegszeit ein Ensemble vorzüglicher Füllbauten abgibt. Dieser Karstadt hat alles verdorben. Hoffentlich verschwindet er und wird durch Qualität ersetzt, dann hätte Nürnberg erstmals wieder so etwas wie einen halbwegs intakten relativ großräumigen Mittelpunkt.

    Diese Schließung ist so gesehen unbedingt zu begrüßen, und die Altstadtfreunde sollten das ausnützen für eine Forderung nach Stadtreparatur.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Städtebaulich wäre auch das Ende des Karstadts in Goslar zu begrüßen. Unabhängig davon, dass es für die Angestellten ein schwerer Schlag ist, kenne ich Goslar aber auch nicht gut genug, um sagen zu können, ob es in der Altstadt adäquaten Ersatz für das Angebot des Kaufhauses gibt / geben können wird.

  • [...]

    Anders Nürnberg. Ich schätze das heutige Stadtbild bekanntlich überhaupt nicht, aber die allerschmerzlichste Bausünde ist jener Karstadt, ein, wie ML zurecht schrieb, völlig unbedeutender Bau, und nicht nur das: ein Störefried höchsten Grades. Gerade in jener Straße, zwischen Mauthalle und Lorenzkirche mit dem Nassauer Haus als Scheitelpunkt, ist das großartige gotische Stadtbild noch zu spüren, da die gegenüberliegende Seite mit angepassten Sandsteinhäusern aus der Zwischenkriegszeit ein Ensemble vorzüglicher Füllbauten abgibt. Dieser Karstadt hat alles verdorben. Hoffentlich verschwindet er und wird durch Qualität ersetzt, dann hätte Nürnberg erstmals wieder so etwas wie einen halbwegs intakten relativ großräumigen Mittelpunkt.

    Diese Schließung ist so gesehen unbedingt zu begrüßen, und die Altstadtfreunde sollten das ausnützen für eine Forderung nach Stadtreparatur.

    Das Haus, dessen Lage Du beschreibst, ist aber nicht der frühere Karstadt, der jetzt geschlossen wird, sondern der frühere Kaufhof. Da hat Meister Lampe mit dem verlinkten Bild wohl für Verwirrung gesorgt, denn das zeigt den Kaufhof, der bleibt. Der stammt übrigens nicht aus den 70ern, sondern von 1950, allerdings damals noch mit anderer Fassade und ohne Flugdach, aber natürlich schon mit Flachdach, und damals hochumstritten. Angeblich war der Bau der Auslöser für die Gründung der Vereinigung der Freunde der Altstadt Nürnberg, die später unter dem Vorsitz von Erich Mulzer umorganisiert und in Altstadtfreunde Nürnberg umbenannt wurde.

    Der Karstadt, der jetzt geschlossen wird, steht noch ein Stück weiter Richtung Pegnitz. Er ist ungleich größer, hat Fassaden zu drei Straßen hin, fällt aber nicht so auf, und das war auch das Ziel der Fassadengestaltung durch den damaligen Baureferenten Otto Peter Görl. Er umfaßt nie die Eckhäuser sondern umfängt sie von hinten, darunter auch das Nassauerhaus mit den direkt angrenzenden frühen Nachkriegsbauten (ich glaube alle drei von Rudo Göschel, der auch das Nassauerhaus wiederaufgebaut hat). Der Karstadt stammt tatsächlich aus den 70ern und der Bau war auch ein Politikum.

    Nachfolgend verlinkter Artikel faßt die Geschichte kurz zusammen: https://www.nordbayern.de/2.283/nurnberg…gszeit-1.563205

  • Die Brühler Filiale schließt auch. Wie meine Großmutter von einem Mitarbeiter erfuhr, seien die Kunden schuld, die zu wenig gekauft hätten... Naja, das ist sicher etwas kurz und vereinfacht gedacht gewesen. Der Brühler Kaufhof, Vorort seit fast 50 Jahren, ließ damals ein Monstrum aus Beton errichten. Lange Zeit nur ein schmutzig grauer Betonklotz, wurde dieser vor einigen Jahren, etwas nachlässig, geweißt. Macht dadurch heute aber keinen schöneren Eindruck. Einen Abriss würde ich begrüßen. An seiner Stelle war früher ein großes Gelände der Stadtwerke mit Gaskessel. Von ca. 1960 bis zum Bau der Filiale so 1970, stand hier ein Verwaltungsbau der Stadtwerke, damals gegenüber der Stadtbücherei (in einem Bau der Jahrhundertwende). Was hier dann entstehen wird, ist ungewiss. Ich denke aber, dass man das Gebäude (Gott sei Dank) abreißen wird. Ich befürchte allerdings, dass an derselben Stelle ein gesichtsloser Büro- oder Wohnkomplex entstehen wird: charakterlos, tot und modern. Dann lieber einen kleinen Park oder gefällige Einzelbauten?

    medium_ej25WACCek.jpg

    Vor dem Anstrich...

    kaufhof-bruehl.jpg

    Nach dem Anstrich...

    img_20200621_063111hjkph.jpg

    (Quelle, Oleszowsky)

  • (...) Lange Zeit nur ein schmutzig grauer Betonklotz, wurde dieser vor einigen Jahren, etwas nachlässig, geweißt. (...)

    Das erinnert mich doch sehr an den Kaufhof in Neuss. Der hatte ebenfalls die von Dir gezeigten gräulichen Fassadenplatten. Siehe hier:

    https://www.neuss-digital.de/fileadmin/busi…strasse-42a.JPG

    Dann sind einige dieser Platten über die Jahre abgefallen. Zunächst hat man die fehlenden Platten ersetzt. Die ausgetauschen Teile waren dann viel dunkler als die übrige Fassade. Das sah schon nicht toll aus. Als dann immer mehr von der Fassade zerbröselte, hat man das Gebäude einfach nur verputzt und weiß angestrichen. Das Ergebnis (habe ich oben schon verlinkt) ist dann folgendes:

    https://rp-online.de/imgs/32/8/5/4/…4b3a6fc95fd.jpg

    Die Weihnachtsbeleuchtung blieb einfach ganzjährig dran.

    Bei der Galeria Kaufhof in Neuss, war es ein schleichender Niedergang. Die Angebotspalette wurde immer kleiner. In das Haus wurde nicht mehr viel investiert. Das war schon bemerkbar. Außerdem hatte ich auch schon länger den Eindruck, daß das Personal ziemlich unmotiviert ist. Die Kassen waren nie besetzt. Wenn dann mal jemand kam, schwappte einem auch nicht gerade eine Welle der Freundlichkeit entgegen. Betreten habe ich den Laden eigentlich nur noch wegen der sanitären Anlagen.

    In Neuss gab es mal drei große Kaufhäuser. Horten, Quelle und Kaufhof. Mit der Schließung der Galeria Kaufhof, sind sie alle verschwunden. Auf die nun anstehende Entwicklung, bin ich doch sehr gespannt. Ich vermute jedoch, daß der Bau einfach jahrelang verfallen wird, bis sich eine neue Chance auftut.

  • Stimmt, diese Plattung war bei Kaufhof anscheinend in den 70er Jahren gestalterisch sehr beliebt. Auch deine anderen Schilderungen kenne ich von der Filiale Vorort. Als Kind gab es im Kaufhof noch eine Lebensmittelabteilung, die so um 1998 allerdings schloss, auch die Cafeteria hatte seit Beginn des neuen Jahrtausends immer öfter geschlossen. Renoviert wurde seit den 90er Jahren gar nicht mehr. Über das Personal kann ich wenig sagen, da ich, wie du auch, seit etwa 20 Jahren nurnoch sporadisch in den Kaufhof gegangen bin. In Brühl ist das Problem, dass Köln einfach zu nah ist und auch der Hürth Park ein großes Einzugsgebiet hat. Die Leute kaufen die Produkte lieber in den spezialisierten Läden, Bekleidungsgeschäften, Parfümerien, Schmuckläden, als bei Kaufhof, zumal diese Geschäfte auch mehr Auswahl haben.

  • Nicht nur die deutsche Warenhauskette Galeria Kaufhof/Karstadt verzeichnet Umsatzeinbußen, nein auch die großen amerikanischen Warenhausketten. Auch dort schließen große Shopping Malls, denn die Amerikaner haben das gleiche Problem wie wir Europäer, wir shoppen gerne und lassen es uns bequem nach Hause liefern.

    Zu meinem oberen Beitrag. Bedauerlicherweise hatte ich keine Bilder gefunden zum Nürnberger Karstadt, evtl. werde ich einmal ein paar Fotos vor Ort machen. Ich hatte das Bild des Nürnberger Kaufhof nur eingefügt um zu zeigen wie dieses Gebäude aussieht. Wenn ich aber die Gebäude der Galeria Kaufhof/Karstadt in euren Beiträgen so sehe, sehen diese ziemlich ähnlich aus.

  • Danke Norimbergus für diese Richtigstellung - und somit für mich höchst schlechte Nachricht. Da war wohl der Wunsch vielleicht etwas zu rasch der Vater des Gedankens gewesen. Immerhin gut zu hören, dass ich nicht der einzige bin, der sich über diesen Schandfleck aufregt.

    Man könnte natürlich bitter anfügen: hätt mich doch gewundert, wenn aus Nürnberg so eine gute Nachricht käme.

    WAhrscheinlich steht der Dreck eh schon unter Denkmalschutz.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Im Denkmalverzeichnis scheint der Nürnberger Kaufhof zumindest bisher noch nicht gelistet zu sein, was sich aber natürlich ändern kann:

    https://geoportal.bayern.de/bayernatlas/?l…&catalogNodes=1
    Der Kaufhof ist der aus einem einzigen Flurstück bestehende Block zwischen Pfannenschmiedsgasse, Wollengäßchen, Königstraße und An der Mauthalle.

    Der ungleich größere Karstadt ist das riesige Flurstück weiter nördlich, das an Adlerstraße, Königstraße und Karolinenstraße grenzt.

  • ^

    Über dieses Ding habe ich mich auch schon sehr geärgert. Zwar ist der Bau als Kaufhaus an sich nicht sooo übel. Zumindest sorgt die rote Fassade für etwas Abwechslung. Aber der Standort, mitten in einer mittelalterlichen Altstadt, ist für diesen Trümmer völlig inakzeptabel.

    Auf folgendem Bild kann man die ursprüngliche Bebauung erahnen:

    https://www.regensburg.de/bild/e82a/2040…upfarrplatz.jpg

    Da mit einem Abriss wohl nicht zu rechnen ist, wäre die Umgestaltung der fensterlosen Fassaden, oder eine altstadttypische rote Dachdeckung, vielleicht ein Anfang.

  • Ja, das Quartier erinnert mich stark an das Technische Rathaus in Frankfurt. Dieses Kaufhof Monster wird sicher auch nicht ewig stehen und hier könnte wirklich dieses hässliche Geschwür aus dem gesunden Stadtkörper herausgeschitten werden! Selbst wenn es zu keinen Rekos kommt, kann man a la Frankfurt angepasste Neubauten dort hinbauen. Schlimmer kann es nicht werden und gerade den Regensburgern würde ich mir an diesem Platz eine Heilung gönnen!

  • Sehr bedauerlich zu sehen, was für diesen Konsumtempel weichen mußte. Das ist leider kein Einzelfall, auch für EKZ wurde gebietsweise wertvoller Altbaubestand vernichtet. Ich habe mit entsprechenden "Krämern" welchen ihren Angestellten gerade mal das notwendigste bezahlen was sie gesetzlich müssen, kein allzugroßes Mitleid. Ja, ich fände es sogar wünschenswert wenn diese ganzen modernistischen Konsumtempel aus den Stadtbildern verschwinden.

    Sicher stellt sich natürlich auch die Frage was mit dem Personal passiert - kann ich nur sagen "Tüchtige Verkäufer werden auch sehr gerne von Fachgeschäften eingestellt". Freilich, für das ungelernte Personal wird es wohl etwas schwieriger, jedoch ist der Arbeitsmarkt an "Zuarbeitern" auch nicht gesättigt - wer flexibel ist, findet auch da sicherlich etwas.

  • Ja, das Quartier erinnert mich stark an das Technische Rathaus in Frankfurt.

    Mit dessen Brutalismus (siehe hier) hat das Quartier in Regensburg stilistisch wenig zu tun. Das ist ein fensterloser Kaufhausklotz mit einigen seltsam traditionellen Gestaltungsversuchen (Natursteinoptik, Ornamentik, eingefügte Horten-Kacheln). Das mindeste wäre, die Bauflucht entlang der Stelzen im Erdgeschoss zu schließen und große Fensterflächen zu öffnen. Am besten wäre natürlich ein Abriss und ein Zurück zur Nachkriegszeit, als das Areal ja noch kleinteilig bebaut war.

  • Das Kaufhaus in Regensburg steht nicht auf der Schließungsliste. Da wird sich also vorläufig nichts ändern. In einen verschönernden Umbau des Hauses wird der Konzern ganz sicher kein Geld reinstecken. Leider wird nicht darauf gesetzt, die Attraktivität des Kaufhaus-Erlebnisses zu erhöhen.

    Mit Karstadt in Leipzig wurde bereits Anfang 2019 das schönste Kaufhaus in den neuen Bundesländern geschlossen, eine Kombination aus einem Altbau und einem 2006 eröffneten Neubau. Den langweiligen Kaufhof-Klotz in der Leipziger City hat die Signa dagegen behalten, weil ihr die Immobilie gehört und keine Miete zu zahlen ist. Die Fassade des Kaufhof-Gebäudes ist schon seit langem durch grüne "Fischernetze" gesichert, weil man offenbar Angst hat, dass Platten der Fassadenverkleidung herunterfallen könnten. Die Innenraumgestaltung des Kaufhofs wurde nach der Karstadt-Schließung etwas verändert, jedoch ohne die Attraktivität zu steigern.

    In Chemnitz wird nun ausgerechnet eines der schönsten modernen Kaufhäuser geschlossen. Filmbericht des MDR (wohl nur bis 26. Juni verfügbar)

    Als ich den Chemnitzer Kaufhof vor einigen Jahren das erste Mal sah, kam mir spontan der Gedanke: "Wenn Kaufhof mal zumacht, dann hat die Stadt ein Problem." Nun ist das Problem da. Der Verlust der Arbeitsplätze ist aus städtischer Sicht nicht das Problem. Es geht in erster Linie um die Zukunft des Gebäudes und des Einzelhandels in der Innenstadt. Zwei alte Kaufhäuser wurden bereits in Chemnitz kulturell umgenutzt. Mit dem gläsernen Kaufhof wird das nicht möglich sein. Shopping Center gibt es bereits. Wie also weiter?

    In Dessau, der zweiten aktuellen Schließung in Mitteldeutschland, ist Karstadt in das ECE Rathauscenter integriert. Das bedeutet also nur ein bisschen Leerstand, um den sich ECE kümmern wird.

    Thüringen ist das einzige der 16 Bundesländer, in dem keine Schließung geplant ist. Hier gibt es auch nur noch ein einziges Kaufhaus - nämlich am Erfurter Anger, integriert in das Shopping Center Anger 1. In Gera hatte das Kaufhaus schon vor einigen Jahren geschlossen. Die dortige Innenstadt kriselt als Einzelhandelsstandort schon länger.

    Im Land Brandenburg bleibt der langweilige Kaufhauskasten in Cottbus erhalten, während das Haus in Potsdam zumacht. Die negative Einschätzung von UrPotsdamer hierzu teile ich. Potsdam soll wohl nur ein Anhängsel von Berlin sein.

    Künftig wird es also nur noch je ein Kaufhaus in Mecklenburg-Vorpommern (Rostock), Brandenburg (Cottbus) und Thüringen (Erfurt) geben sowie je zwei Kaufhäuser in Sachsen-Anhalt (Magdeburg, Halle) und Sachsen (Leipzig, Dresden).