Freistehende Türme in mitteleuropäischen Stadtbildern

  • Wenn wir jetzt noch die Kategorie Wassertürme eröffnen, platzen bald alle Dämme.

    Zu Wassertürmen gibt es aber bereits eigene Stränge:

    Wassertürme (Galerie)

    Wassertürme (Galerie)

    Vielleicht sollten hier dennoch Wassertürme genannt werden, denen eine bedeutende städtebauliche Wirkung zukommt, hier sei allen voran Mannheim mit dem Wasserturm auf dem Friedrichsplatz genannt, ein von der Anlage her großartigsten Prunkplätzen der Welt, sowas hat nicht mal Paris! Desübrigen ist Mannheim leider ein Aufstieg und Fall sondergleichen, eine Stadt, die weit hinter ihrem kunstgeschichtlichen und ästhetischen Potential zurückgeblieben ist:

    https://www.google.com/maps/place/Man…577!4d8.4755565

    https://www.nuernbergluftbild.de/images/1906260225.jpg

    https://db-service.toubiz.de/var/plain_site…front_large.jpg

    mannheim24.de/bilder/2017/11/22/9384693/1585450178-mannheim-luftbild-wasserturm-innenstadt-2Wa6.jpg

    https://www.google.com/maps/place/Man…577!4d8.4755565


    Nachtrag:

    Wer sich den Abend verderben mag, hier noch ein kleines bittres Mannheimer Bonmot, der Fall des alten Kaufhauses(das auch einen, wenn auch nicht freistehenden markanten Turm besaß, wieviele vergleichbare profane Barocktürme gab es denn noch?):

    Kaufhaus_Paradeplatz_Mannheim_1892.jpg(gemeinfrei)

    und heute:

    Mannheim_Paradeplatz_Stadthaus_N1_2005.jpg

    von Andreas Praefcke CC BY 3.0

    Gute Nacht.

  • Bulgarische Beispiele (an sich nicht zulässig, da "orthodoxer Osten", aber das ist nach den bisherigen Verwerfungen auch schon wurscht:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Trjawna#/…avna_view_3.jpg

    https://de.wikipedia.org/wiki/Uhrturm_von_Botewgrad

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • In Dänemark, und ebenso im ehemals mehrheitlich dänisch besiedelten Teil Schleswig-Holsteins nördlich des Danewerks, gibt es zahlreiche Dorfkirchen mit freistehendem Glockenturm. Die älteste davon ist die Dorfkirche in Ulsnis ("Eulenbucht") im Land Angeln an der Schlei.

    Die Kirche wurde als einfacher romanischer Bau um 1150 auf dem Boden einer uralten heidnischen Kultstätte erreichtet. Der Turm steht auf einem bronzezeitlichen Grabhügel, bis zum Bau der Kirche befand sich auf dem Kirchengelände der örtliche Thing.

    Ulsnis

    St.-Wilhadi-Kirche_(Ulsnis)

  • Wenn jetzt schon Beispiele aus Italien, Istanbul und Bulgarien gezeigt werden, darf ich mir auch einen kleinen Exkurs auch erlauben.

    Eines der Wahrzeichen (der an Wahrzeichen eher armen) albanischen Hauptstadt Tirana ist der Uhrturm. Er wurde 1830 aus Bürgerspenden errichtet und in den 1920er Jahren umgebaut.

    Eigenes Foto:

    Tirana, Albanien

  • Da häufig auf Bilder von Wikipedia verlinkt wird, wäre es schön sie mit entsprechender Erlaubnis und Anmerkung, hier hoch zu laden.

    Beauty matters!

  • Fehlt noch der Eiffelturm in Paris, der Glockenturm der Kathedrale in Sevilla und ...

    Ich halte mich lieber strikt an die Vorgaben von ursus carpaticus.

    Freistehende Türme, die das Stadtbild prägen, soll hier das Thema sein. Kirch- oder Stadttürme, wobei der bloße Eindruck des "Freistehens" maßgeblich sein soll. Italien ist nicht mitumschlossen, der orthodoxe Osten ebenso wenig.

    Deshalb zwei Städte in Böhmen.

    In Budweis gibt es gleich zwei Beispiele: Schwarz und Weiß (hier umgekehrte Reihenfolge)

    In Klattau auch (hier in der richtigen Reihenfolge):

    Klattau (Klatovy), náměstí Míru (Platz des Friedens, Marktplatz), der Schwarze Turm (Černá věž) zwischen Rathaus und Jesuitenkirche

    (Foto: Jiří Bernard, Oktober 2014, CC-BY-SA-3.0)

    Dies ist die Paradeansicht der westböhmischen Stadt. Der Schwarze Turm wurde 1547 bis 1557 als Stadtturm erbaut. Er ist stolze 82 Meter hoch.

    Klattau, Jesuitenkirche, Schwarzer Turm und Rathaus von Nordosten (Foto: Jik jik, August 2014, CC-BY-SA-4.0)

    Der Weiße Turm wurde im 16. Jahrhundert als freistehender Glockenturm neben der Stadtkirche errichtet, die passenderweise schwarz ist. Er wurde im Barock sehr vorteilhaft umgebaut und ist seitdem 60 Meter hoch.

    Klattau, der Weiße Turm (Bílá věž) neben der Kirche Mariä Geburt (kostel Narození Panny Marie) (Foto: Art Jarka, 16. April 2017, CC-BY-SA-3.0)

    Klattau, Marktplatz (náměstí Míru) mit Blick zum Weißen Turm (Foto: Art Jarka, 16. April 2017, CC-BY-SA-3.0)

    Klattau, der Weiße Turm (Foto: Richenza, September 2016, CC-BY-SA-3.0)

    Das zweite Beispiel - Jitschin - habe ich ausgewählt, weil hier schon etliche Tortürme präsentiert wurden. Meist haben Türme, die einst Teil der Stadtbefestigung waren, das Problem, dass sie nicht ganz so stadtbildprägend sind, da sie ja am Rande der Altstadt stehen. Im ostböhmischen Jitschin nun ist die Altstadt so klein, dass die Randlage immer noch zentral ist und ein Torturm die Rolle einer Dominante des Stadtzentrums übernehmen kann.

    Jitschin (Jičín), Waldsteinplatz (Valdštejnovo náměstí) mit Blick zum Walditzer Tor (Valdická brána) (Foto: David Paloch, April 2005, CC-BY-SA-3.0)

    Freistehende Türme haben mE etwas besonders Prägendes und Pathetisches.

    In Jitschin ist der Platz die Stadt. Der Torturm, nur wenige Schritte zurückgesetzt, beherrscht mit kleinstädtischem Pathos die Szenerie. Erbaut wurde er im 16. Jahrhundert. Umgang und Turmhelm erhielten ihr heutiges Aussehen jedoch erst 1840. Seitdem ragt der Turm 52 Meter in den böhmischen Himmel.

  • Zurück zu den Wurzeln sozusagen. Der Weiße Turm ist ein richtiger Campanile. Der Schwarze Turm von Klattau ist zwar nicht gerade freistehend, bildet jedoch zusammen mit der Doppelturmfassade der Jesuitenkirche als "Dreiturmkombination" ein erzböhm. Ensemble, für welches der Prager Veitsdom idealtypisch wirkt. Königgrätz hatten wir schon, auch dieser Turm steht eigentlich nicht frei, jedoch wird diese Wirkung vom Platz aus suggeriert:

    9555417521_88f55017c6_h.jpg

    Auch Teltsch wirkt derartig:

    22361783788_17c444317c_k.jpg

    auch hier liegt ein wenig optische Täuschung vor - der Turm ist fest mit der hier nicht sichtbaren Pfarrkirche verbunden.


    22536477402_a1b7c4277a_k.jpg

    Apropos Teltsch:


    22503239156_7a18501cbd_k.jpgPA260078_ShiftN by alexanderfranzlechner, auf Flickr

    Hier alle vier Türme:

    22529248785_5bb9714bf6_k.jpgPA260077 by alexanderfranzlechner, auf Flickr

    Auch Saaz wäre in diesem Zusammenhang zu nennen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/%C5%BDate…ie_PICT2970.jpg

    (Stadtpfarrkiche Maria Himmelfahrt)

    Hier noch was "Klassisches", ein österr. Schmankerl:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Breitenbr…runn_-_Turm.JPG

    Einen hätt ich noch, ein Beispiel allererster Güte, eine Verkleinerung von Enns:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Pot%C5%A1…:Potstat_01.JPG

    Dort, in Bodenstadt im hintersten Odergebirge, war wohl noch niemand von uns.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • In Tangermünde gibt es den freistehenden Eulenturm. Es scheint eine Häufung dieser Wehrtürme in den märkischen Regionen zu geben oder täusche ich mich da?

    Wie du bereits schreibst, ist der Turm Teil einer Toranlage gewesen. Insofern ist das nicht ungewöhnlich. In der Mark und in angrenzenden Backsteinregionen haben sich derartige Anlagen noch vielfach erhalten, im Gegensatz zu anderen Gebieten. Bestes Beispiel ist natürlich Neubrandenburg. Schöne Stadttore finden sich auch in Stendal: https://de.wikipedia.org/wiki/Uenglinger_Tor

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Schon mal von Schrottürmen gehört?

    Ein Schrotturm ist ein Turm, in dem früher Schrotkugeln für Schrotpatronen hergestellt wurden. Flüssiges Blei wurde an der Spitze des Turmes durch ein Sieb gegossen. Im freien Fall bildeten sich aufgrund der Kohäsionskraft und Oberflächenspannung des Materials kugelförmige Tropfen. Bei ausreichender Fallhöhe war das Blei bereits erkaltet und erstarrt, wenn es unten in einem Wasserbecken aufgefangen wurde, in dem die Kugeln weiter abkühlten.

    In Berlin Victoriastadt als Wahrzeichen

    https://de.wikipedia.org/wiki/Schrotkugelturm

    360px-Berlin-Victoriastadt_-_Schrotkugelturm.jpg

    Der Fährenpfortenturm (auch Hagelturm oder Natermannturm) ist ein früherer Wehrturm in Hann. Münden in Südniedersachsen. Der 40 Meter hohe Turm gehörte zur mittelalterlichen Stadtbefestigung Münden und wurde als Mauerturm der Stadtmauer errichtet. Im 19. Jahrhundert wurde das Bauwerk aufgestockt und als Schrotturm genutzt.

    https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%A4hrenpfortenturm

    330px-Stadtbefestigung_M%C3%BCnden_Stadtmauer_und_F%C3%A4hrenpfortenturm.jpg

  • Und nicht zu vergessen den Kirchturm in Faaborg dessen Kirchenschiff irgendwann in grauer Vorzeit mal abgerissen wurde:

  • Welcher möglichst kriteriumsrelevante Turm ist der Schönste 10

    1. Enns, OÖ (1) 10%
    2. Budweis, schwarzer Turm, CZ (0) 0%
    3. Judenburg, Stmk (1) 10%
    4. Perchtoldsdorf b. Wien, NÖ (0) 0%
    5. Bodenstadt. Nordmähren, CZ (0) 0%
    6. Znaim, Turm der Michaelskirche, CZ (0) 0%
    7. Berlin, Fernsehturm (1) 10%
    8. Graz, Uhrturm, (0) 0%
    9. Prag, Pulverturm (3) 30%
    10. Görlitz, Dicker Turm (1) 10%
    11. Straubing, Stadtturm (0) 0%
    12. Lauingen, Schimmelturm (0) 0%
    13. Znaim, Rathausturm (1) 10%
    14. Pardubitz, Grüner Turm (0) 0%
    15. Königgrätz, Weißer Turm (0) 0%
    16. Augsburg, Perlachturm (0) 0%
    17. Bautzen, Reichenturm (4) 40%
    18. Görlitz, Reichenbacher Tortum (2) 20%
    19. Schässburg, Stundturm, RO (0) 0%
    20. Klattau, Schwarzer Turm, CZ (0) 0%

    Wir beschließen mit einer kleinen Umfrage. Welcher der unten genannten freistehenden Türme in mitteleuropäischen Stadtbildern ist der Zweitschönste, hat die Frage zu lauten, die nebenstehend nur verkürzt wiedergegeben wird. Wir haben es also mit vier Kriterien zu tun: a) freistehende b) Türme in c) mitteleuropäischen d) Stadtbildern. Die Kriterien sollen, müssen aber nicht erfüllt sein. Ideal erfüllend sind nur die Türme 1-7.

    a) "freistehend" ist selbsterklärend und gleichzeitig schwer zu erfüllen. b) und c) sind selbsterklärende Ausschlussgründe. d) Stadtbilder bedarf einer Konkretisierung: bloße Stadtbefestigungstürme erfüllen dieses Kriterium nicht so ideal wie Glocken- oder Rathaustürme. Je weiter an den Rand gerückt, desto marginaler die Bedeutung. Türme, die vom Hauptplatz sichtbar sind, genießen eine Vorrangstellung.

    Dazu kommt die subjektive Vorliebe des Teilnehmers. Er hat diese Kriterien in Erwägung zu ziehen und nach seinem Gefühl für Schönheit abzustimmen. Idealiter sollte er also die Erfüllung der Kriterien mitbedenken, was jedoch nicht kontrollierbar erscheint. Daher habe ich ein Korrektiv vorgesehen. 1-7 bekommen einen Bonus von jeweils 10% der insgesamt abgegebenen Stimmen.

    Wir fragen nur nach dem Zweitschönsten Turm, denn der Sieger steht wohl von vornherein fest. Zumindest für mich. Halle, Roter Turm. Ideal erfüllend und wunderschön. Wem das jetzt nicht passt, der soll hier einfach posten: Veto. Anzahl der abgegebenen Stimmen + 10% minus erklärte Vetos wäre dann das fiktive Ergebnis von Halle.

    Los geht's.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • es ist natürlich auch das Fehlen von dem da zu beanstanden:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Rathaus_R…Rathaus_(1).JPG

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • ursus carpaticus

    Warum willst du denn mit einer Abstimmung "schließen"? Es gibt keinen Grund, dieses schöne Thema für beendet zu erklären. Solche Abstimmungen lehne ich ab. Es ist besser, sich argumentativ mit der Problematik zu befassen. Schließlich sind wir ein Forum mit einem gewissen Anspruch. Rankings gibt es schon im Fernsehen mehr als genug. Jeder Turm, jedes Stadtbild ist ein Individuum mit einer eigenen Würde. Und in diesem Sinne werde ich hier demnächst nochmal was schreiben.