Wer zwischen Eifel und Köln per DB unterwegs war, dem sagt vielleicht der Bahnhof Kierberg (Brühler Stadtteil) etwas. Der als Kaiserbahnhof bekannte Bahnhof wurde vor einigen Jahren komplett entkernt und restauriert, nachdem er Jahrzehnte in einem Dornröschenschlaf lag. Man barg auch die Treppe, die ursprünglich vom Park zum Gebäude führte und die unter Dreck verborgen war. Leider blieb das Gebäude nicht von modernen Anbauten verschont. Ich habe damals den Umbau fotografisch dokumentiert und muss leider sagen, dass ich es besonders ärgerlich finde, dass man nicht auf die Glas-und-Stahl-Anbauten verzichtete und nicht einmal die Klinkerfassade des Gebäudes reinigte. Teils zerstörte Pergolen auf den Balkonen und Terrassen wurden nur teilweise wiederhergestellt. Bezüglich der starken Eingriffe in die Architektur und den Denkmalschutz, fragte eine Bekannte damals den Architekten, der daraufhin schlicht meinte: Das sehe man heutzutage nicht mehr ganz so eng...
Vom Bahnhof Kierberg fuhr Kaiser Wilhelm I. zu militärischen Manövern in die Eifel, woher der Bahnhof auch seinen Namen hat. Architektonisch interessant, ist der Aussichtsturm (nicht mehr besteigbar), der das Gebäude krönt und lange Zeit auch ein breiter Laubengang. 1874 wurde das Gebäude fertiggestellt, als Architekt ist ein gewisser Herr Lemcke, vermutlich ein Kölner Baumeister, genannt. Bis heute erhalten hat sich in relativ gutem Zustand der Musikpavillon am heutigen Biergarten, der seit 1897 Ausmalungen von M. Advena beinhaltet (u. a. Personifikation der Eisenbahn). Als Schmuck finden sich noch Terrakotta-Vasen von Villeroy & Boch. Die Empfangshalle wurde seit der Umstrukturierung des Bahnbetriebs nur noch als Saal der dort befindlichen Gaststätte genutzt. Ein Garten schirmt den direkten Zugang zum Bahnhofsgebäude ab, dieser wird heute zusätzlich durch die Lage des Bahnsteigs blockiert.
Die Umgebung des Bahnhofs bietet nicht viel, vor dem Gebäude befindet sich ein Brunnen in der Art eines Vierpasses und unweit steht noch eine Statue, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts im Park von Schloss Augustusburg befand: die Figurengruppe Der Raub der Proserpina.
Zustand um 1900.
M. Advenas Personifikation der Eisenbahn, 2009. Wandmalereien mit dem Bayerischen Löwen und Staatswappen, 2009.
Empfangssaal (Parkseite, l. und Bahnsteigseite, r.) während der Entkernung und der Instandsetzung des Aussichtsturmes, 2009.
Fenster (Bahnsteigseite) während und nach der Renovierung, 2009.
Hauptgebäude kurz nach Beendigung der Baumaßnahmen, 2009.
Zustand nach Beendigung der Baumaßnahmen (Parkseite, l. und Bahnsteigseite, r.), 2010.