Köln ist wirklich nicht mehr zu retten und abgesehen von den Mittelalterbauten wohl die hässlichste Großstadt Europas, wo sie einst sicherlich zu den schönsten zählte. Das muss man auch erst einmal schaffen. Der Selbsthass deutscher Architekten scheint grenzenlos.
Köln - Abriss-/Neubaupläne Riehler Straße/Worringer Straße
-
Solinger -
11. Juni 2020 um 11:56
-
-
Der Denkmalschutz wurde aufgehoben. Die Bürger leider nicht befragt.
Gibt es dazu eine Quelle? In dem Artikel findet sich nichts dazu.
-
Es handelt sich um das Haus in der Mitte mit dem schönen Dach, das angeblich total hinüber und nicht zu retten sei. Für einen Beton-Komplex muss es weg.
Der Denkmalschutz wurde aufgehoben. Die Bürger leider nicht befragt.
Woher entnimmst du denn diese Information? In dem verlinkten Artikel steht nichts von einer Aufhebung des Denkmalschutzes und Abriss. Auch in diesem, etwas älteren Artikel steht, dass die denkmalgeschützten Villen erhalten bleiben sollen: https://www.ksta.de/koeln/innensta…uweise-33191638
Edit: Da war Heimdall einen Ticken schneller
-
Der Denkmalschutz in der Riehler Straße 86 wurde aufgehoben, weil das Haus leer steht. - Das ist ja mal ein toller Grund, um den Denkmalschutz aufzuheben.
"Erbärmlicher Zustand, nicht erhaltungsfähig". Ich denke, jeder hier im Forum weiß, daß das absoluter Blödsinn ist. Die Stadt muss ihre Bevölkerung wirklich für strohdoof halten. Auf mich macht das Haus einen einwandfreien Eindruck. Im Innenbereich wird es ja nicht völlig marode sein.
Die Entwürfe für den nachfolgenden Bau sind also 2x vom Gestaltungsbeirat begutachtet worden. Da bin ich aber mal sowas von froh. Da kann eigentlich nichts mehr schief gehen ( ). Kann man als Normalbürger irgendwo ein Bild von den Entwürfen sehen? Oder sind diese nur für Experten bestimmt?
-
Hier übrigens mal ein Beispiel aus Leipzig in der Naumburger Str in ungleich viel schlechterem Zustand. Dieses Haus wurde übrigens saniert. Ich wolltes es nur mal erwähnt haben.
-
^
Natürlich. In Leipzig gibt es unzählige Beispiele von verfallenen Häusern, die zu echten Schmuckstücken saniert wurden. Ich sagte ja, - die Bürger werden in Köln für dumm verkauft.
-
Na die bauen halt drauf, dass das keiner so leicht substanziell nachprüfen kann. Für 99% der Öffentlichkeit reicht eine Parole wie "baufällig" völlig aus.
-
die Bürger werden in Köln für dumm verkauft
Oder wollen sich für dumm verkaufen lassen...
Und, Stadtbild Köln? Noch wäre Zeit für eine Online-Petition, Leserbriefe und einige Flugblattaktionen in dem Stadtviertel gegen den Abriss.
-
Also, ich habe mir das ganze heute mal vor Ort angesehen. Wie sich herausgestellt hat, war das eine gute Idee, die Pappnasen vom Kölner Stadtanzeiger haben nämlich ein irreführendes Bild benutzt.
Für alle, die sich in Köln nicht so gut auskennen, hier habe ich mal markiert, wo wir uns überhaupt befinden. Die Neustadt war ja die erste Kölner Stadterweiterung nach dem Fall der mittelalterlichen Mauer und zählt heute zum Bezirk Innenstadt.
Auf folgendem Bild habe ich das Areal eingegrenzt, so wie ich den Artikel verstanden habe:
Quelle: https://www.google.com/maps/@50.95541…t/data=!3m1!1e3
Hier der Blick von Norden her:
Links sieht man hinten am Ende der Straße auf der anderen Rheinseite den Messeturm in Deutz, rechts im Bild das Hochhaus der Oberfinanzdirektion NRW. Wenn man der Riehler Straße weiter in diese Richtung folgt, kommt man übrigens am Ebertplatz heraus, es handelt sich sozusagen um die Verlängerung der Nord-Süd-Fahrt (die aber schon bei Erbauung so breit angelegt wurde).
Die Bäume in der Bildmitte werden für das Neubauprojekt wohl weichen müssen.
Hier ein Blick auf die denkmalgeschützten Häuser an der Riehler Straße:
-
Schauen wir uns nun die Villa an, um die es vermeintlich geht:
Der Eingang:
Links sieht man übrigens die Denkmal-Plakette mit dem NRW-Wappen darauf.
Details am Dach:
Zwei Puttenreliefe schmücken die Fassade:
Es handelt sich allerdings um die Riehler Straße 88:
Der Denkmalschutz wurde laut dem Stadtanzeiger-Artikel aber für die Riehler Straße 86 aufgehoben, die wir uns im nächsten Beitrag ansehen.
Noch ein Blick auf die Nachbarvilla, die ebenfalls unter Denkmalschutz steht:
-
Jetzt schauen wir uns die Riehler Straße 86 an, um die es hier eigentlich geht:
Ein ganz eigenartiges Gebäude. Der Sockel weißt eine Rustifizierung aus Stuck auf, aber das restliche Gebäude ist entweder entstuckt oder gar nicht aus der Zeit des Historismus. Auch diese Balkonkonstruktion wurde ja wohl nachträglich hinzugefügt. Auch das Erdgeschoss wirkt mir für Historismus zu niedrig, oder hat man das wegen diesem Vorbau verkleinert? Fragen über Fragen...
Selbst die Rustifizierung scheint zwischenzeitlich nicht mehr vorhanden gewesen zu sein:
Was dieses Plateau einmal bezweckt haben soll? Vielleicht eine Außenterasse für Gastronomie?
Wir gehen um das Haus herum und sehen auch eindeutig die Hausnummer:
Das Eingangsportal weist noch Verzierungen auf:
Rechts im Bild die jetzt offenbar hinfällige Denkmal-Plakette, hier noch einmal in größer:
Wir verlassen den Eingangsbereich wieder und schauen uns das Gebäude noch einmal aus der Worringer Straße an...:
...Und aus der Riehler Straße:
Die Stockwerkshöhen sind auch deutlich niedriger als bei der Nachbarvilla.
Also ich sage es mal so: Eine Schönheit ist dieses Gebäude in dem Zustand auch nicht gerade. Da wird man auch schwer Nicht-Einwohner des Viertels mit begeistern können. Ich werde das Denkmalamt mal anschreiben und fragen, wie alt das Gebäude ist, ob es noch Originalaufnahmen/-Pläne davon gibt und wie es sein kann, dass man den Denkmalschutz einfach so aufheben kann, beziehungsweise wo denn der Schaden liegt.
Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, um dieses Haus zu retten, würde aber vermutlich nicht von Erfolg gekrönt sein.
-
Jetzt schauen wir uns noch den Rest des vermutlich betroffenen Areals an.
Zunächst noch ein Blick auf die andere Seite der Riehler Straße:
Das einzige verbliebene Haus mit Stuck auf dem Abschnitt, ich würde es dem Jugendstil zuordnen?
Ansonsten Gebäude aus der Nachkriegszeit und lauter entstuckte Gründerzeitler:
Das Steakhaus "La Casona" mit seiner Außengastronomie wird sich über das Fällen der Bäume und einen modernen Bunkerklotz gegenüber sicherlich auch freuen, wenn es die kommenden Monate übersteht natürlich...
Das Gebäude an der Ecke zur Oppenheimstraße hatten wir ja schon auf meinem ersten Foto gesehen, das wird wohl definitiv abgerissen.
Der Blick die Oppenheimer Straße hinunter:
Der hintere Teil muss auch noch vor dem Krieg entstanden sein. Ob er auch abgerissen wird, weiß ich nicht, er gehört auf jedem Fall zu dem Zurich-Areal und weißt keine Denkmal-Plakette auf.
Um die wertige Fassade und das Eingangsportal wäre es allerdings sehr schade:
Löwen links und rechts des Eingangs:
Das Portal weißt auf den Ursprung des Gebäudes hin, die Kölner Aggrippina Versicherung sind irgendwann mit den Zürich Versicherungen fusioniert. Hier wurde also offenbar der Ursprungsort des Kölner Unternehmens aufgegeben:
Um die modernen Gebäude wäre es sicherlich nicht sehr schade, auch wenn die aktuell ja teilweise von den Bäumen verdeckt werden. Allerdings wird die heutige Investoren-Architektur die Lage sicher nicht verbessern.
Die Lage ist allerdings auch nicht sonderlich attraktiv, auch wenn man nur wenige Meter vom Rhein entfernt ist, ist die riesige Straßenkreuzung und die viel befahrene Riehler Straße kein Standortvorteil.
Ich werde das Denkmalamt jedenfalls zu dem gesamten Projekt mal anschreiben und euch seine Antwort wissen lassen.
-
So, nach 2 Monaten habe ich Neuigkeiten. Viel erwartet hatte ich nicht, aber ich wurde negativ überrascht. Hier Teil 1:
Die Chronologie der Ereignisse:
Am 11. Juni erfuhr ich hier im Forum von den Abrissplänen an der Riehler Straße und machte noch am selben Tag Bilder von dem Areal, darunter die Denkmalplakette am Nebeneingang der Riehler Straße 86, deren Denkmalschutz laut Kölner Stadtanzeiger aufgehoben worden war:
Hier noch einmal das Bild vom 11. Juni:
Am 16. Juni schrieb ich eine Anfrage im Namen des Ortsverbandes an das Denkmalamt. Ich fragte nach allgemeinen Informationen, die das Denkmalamt zu dem Gebäude hat, ob der Ursprungszustand bekannt sei und aus welchen Gründen der Denkmalschutz aufgehoben worden sei.
Am 23.07, also über einen Monat später kam die Antwort: Der Artikel vom Stadtanzeiger sei falsch gewesen, das Gebäude habe nie unter Denkmalschutz gestanden, folglich könne er auch nicht aufgehoben worden sein. Da das Haus auch nicht als denkmalwert eingestuft worden sei, gäbe es auch keine Unterlagen.
Ich antwortete am 28.07, wieso denn dann eine Denkmalplakette am Eingang zu finden sei, wenn das Haus doch nie unter Denkmalschutz gestanden hätte und schickte das Foto als Beweis mit.
Am 14.08 kam die Antwort: Man hätte das recherchiert und an dem Gebäude sei gar keine Denkmalplakette angebracht.
Ich habe mir das heute auf dem Nachhauseweg angesehen, und tatsächlich:
Die Plakette wurde in der Zwischenzeit entfernt!
Ich glaube, mehr braucht man dazu nicht zu sagen. Wenn ein Denkmalamt derartig seinen Job macht, dann Gute Nacht. Es kommt einem fast schon kriminell vor.
-
Somit ist offen, ob das schöne Hinterhausportal mit der Agrippina gerettet und eventuell in den Neubaukomplex integriert wird?
-
Kommen wir zu Teil 2, der nicht minder erfreulich ist.
Bei meinem ersten Rundgang war mir ja ein schlichtes, klassisches Gebäude mit Steinfassade an der Oppenheimer Straße aufgefallen, hier noch einmal ein paar Ansichten:
Man sieht, das Dach wurde schon komplett verändert...
Das Gebäude wird abgerissen werden.
Auch hier habe ich eine Antwort vom Denkmalamt erhalten:
Aufgrund einer früheren Entscheidung wurde dieses Gebäude nicht in die Denkmalliste aufgenommen, da es die Vorraussetzungen nicht erfüllt. Die Gründe sind, ihr könnt es euch denken, es entspricht in weiten Teilen nicht mehr dem Originalzustand, wurde in der Nachkriegszeit vereinfacht wiederaufgebaut und stark verändert. Dass es mit seinem figürlichen Schmuck auf die Geschichte eines Kölner Unternehmens verweist ( die Agrippina Versicherungen), reicht nicht, um es unter Schutz zu stellen.
Wegen des figürlichen Schmuckes stünde man im Kontakt mit dem Eigentümer, um eine Lösung zwecks Erhalt zu finden.
Tja, und so geht ein weiteres kleines Stück der Kölner Neustadt dahin, und schöner wird es nicht werden...
-
Und so wird es zukünftig aussehen, hier die Projektwebseite: https://www.projektentwicklung-riehler-strasse-koeln.de/de-de
Die grauen Häuser oben sind denkmalgeschützt und bleiben erhalten, rechts oben rot ist das Haus, das unter dubiosen Umständen seine Denkmalplakette "verloren" hat, im orangenen Bereich befindet sich das im letzten Post gezeigte Gebäude:
So soll es an der Riehler Straße mal aussehen:
Man beachte den Übergang zum rechten historischen Gebäude...
Und so die Worringer Straße:
Tja, überraschen dürfte es niemanden. Klotz-Architektur zur Rendite-Maximierung. Auf der Webseite wirbt man dann mit den zwei historischen Gebäuden. Das Denkmalamt interessiert sich nicht dafür, oder verschweigt irgendwas. Und dagegen unternehmen lässt sich praktisch nichts.
-
Zitat
Die obere Ansichtskarte habe ich vor ein paar Jahren gekauft und konnte über das Stichwort "Schloss-Café" nicht ermitteln, wo das Gebäude in Köln stand. Dann habe ich die untere Karte mit der Adresse "Riehler Str. 86" gefunden. Und so bin ich schließlich auf dieser Seite gelandet und war ziemlich erstaunt, dass das Gebäude noch steht, jedenfalls teilweise. Aber der Rest wird dann bald auch noch verschwinden. Nun ja...
-
Vergleichsbild heute: https://images.app.goo.gl/NSVofCVXo4HEdn6G8
(Das sollte es wohl sein.)
-
Das Vergleichsbild findet man auch auf der ersten Seite des Themenstranges.
Die klammheimliche und dreiste Entfernung des Denkmalschildes, ist ja schon ein Witz. Als würde man nicht sehen, daß da an der Wand mal ein Schild war. So kann man den Denkmalschutz auch aufheben.
Vielleicht sind der Investor und ein Mitarbeiter vom Denkmalamt ja befreundet. Schild weg - Schutz weg. "Das Ding stand ja nie auf der Liste".
-
Lieber Carl_Kunze_75, na das ist mal ein Einstand im Forum. Herzlich Willkommen!
Ich habe tatsächlich ohne Erfolg versucht, historische Bilder zu finden, von daher bin ich hoch erfreut, dass es offenbar doch welche gibt.
Zunächst war ich allerdings verwirrt, denn die Stockwerke des heutigen Gebäudes passen nicht zum "Schloss Café". Übereinstimmend ist allerdings die Terasse und der Grundriss mit den beiden Gebäudevorsprüngen an den Ecken.
Ich habe deswegen mal das heutige Gebäude mit einem Raster versehen und über das historische Gebäude gelegt:
Das Gebäude wurde also nach dem krieg massiv umgebaut, auch Fensteröffnungen wurden zugemauert und neu hineingebrochen. Allerdings wurden die historischen Versprüngen in den Fensterachsen (siehe die beiden eng nebeneinanderliegenden fenster links im Bild oder die etwas breiteren Erdgeschossfenster) beibehalten.
Nun, das alles hilft wohl nichts mehr, das Gebäude ist bald endgültig Geschichte.
-