Bewertung der Bau- und Abrisstätigkeiten in der DDR

  • Die Sprengung des Stadtschlosses in Berlin zum Beispiel, hätte sich verhindern lassen, wenn sich westliche Investoren und Bauleute gefunden hätten, welche es wieder herrichten.

    Ich denke das kann man so nicht sagen. Das Berliner Schloss ist in erster Linie aus ideologischen Gründen vernichtet worden, als "Zwingburg der Hohenzollern" und "Hort des Militarismus". Dass das Schloss 1950 als Ruine dastand war für die SED eine willkommene Begleiterscheinung, aber nicht der eigentliche Grund für die Vernichtung.

    Zudem war es von vornherein das Ziel Ulbrichts und seiner in der UdSSR im Sinne des "marxistischen Städtebaus" eingenordeten Clique, auf dem Terrain des Schlosses einen "Zentralen Platz" nach Moskauer Vorbild zu schaffen. Jenseits der Spree sollte ein stalinistisches Hochhaus die Stadt überragen. Hier ein Entwurf von Richard Paulick.

  • Die ideologischen Gründe wurden einfach mal als Ausrede dahergenommen, weil man nicht zugeben wollte, das der ach so tolle sozialistische Staat nicht in der Lage war, notwendige Sanierungsarbeiten zu bezahlen. Glaub mir, der greissliche alte Spitzbart wäre der letzte gewesen, welcher nicht gern in einem intakten Schloß residiert hätte. Ja, an der Stelle des Stadtschlosses sollte tatsächlich ein Turm nach Pauliks Entwürfen gebaut werden - aber auch da fehlte es am nötigem Kleingeld - so blieb der Platz erst mal leer, bis man dort Erichs Lampenladen hinsetzte.

  • Die These es habe nur an westlichen Investoren gefehlt um Bausubstanz wie das Berliner Schloß verkennt die Realität der Geschichte. Unter Ulbricht war das undenkbar, da es um die Leistungsfähigkeit des Sozialismus ging - eine westliche Investition hätte die Schwächen des Sozialismus ja offengelegt. Das gab es erst - zum kleinen Teilen - unter Honecker.

    Tatsächlich gab es unter Ulbricht ein klares Bauprogramm für die Hauptstadt der DDR und für die Bezirkshauptstadt, die Aufmarschplätze und -Flächen in klar umgrenzten Dimensionen umfaßte. Im Berliner Fall konnte sich die DDR-Führung entscheiden, ob sie das Schloß oder den Dom plattmacht (der Lustgarten wa ja schon von den Nazis hingerichtet und als Aufmarschplatz umgestaltet worden). Verbürgt ist die Aussage von Ulbricht, daß man mit "den Kunsthistorikern" einfacher fertig werde als mit der Kirche - deshalb hat es das Berliner Schloß getroffen.

    Unter Honeker gab es Sudien zum Wiederaufbau des Berliner Schlosses, dessen Abbruch dieser als "Fehler" bezeichnete. Hierzu reichte dann allerdings das Geld nicht mehr und der Wunsch nach Modernität überwog die Nostalgie. Schließlich hatten viele Städte im Westen vorgemacht, welche Art "Kongreßzentren" und "Stadthallen" für Modernität standen. So ist es zum Palast der Republik gekommen. Der Paulick-Turm ist nicht aus Geldgründen sondern aus statischen Gründen entfallen - der Baugrund hätte enorme Aufwenungen verursacht. Die Türme sind dann am Strausberger Platz gebaut worden, allerdings von Henselmann.

    Der industrielle Wohnungsbau war in den 1960er Jahren im übrigen eine Vorgabe aus der UdSSR. Seperat und kurzfristig betrachtet ist es natürlich günstiger Massenwohnungsbau zu errichten als kleinteilig zu sanieren - das ist heute bei den staatlichen WBGen noch immer zu besichtigen. Allerdings wurden die längerfristigen Effekte nicht einkalkuliert.

  • Die These es habe nur an westlichen Investoren gefehlt um Bausubstanz wie das Berliner Schloß verkennt die Realität der Geschichte. Unter Ulbricht war das undenkbar, da es um die Leistungsfähigkeit des Sozialismus ging - eine westliche Investition hätte die Schwächen des Sozialismus ja offengelegt. Das gab es erst - zum kleinen Teilen - unter Honecker.

    Da kann ich Dir natürlich völlig zustimmen. Bevor Ulbricht den "Klassenfeind" um Hilfe gebeten hätte, hätt der sich lieber seinen Spitzbart ausreißen lassen. Und es ist auch richtig, daß erst Honneker um wirtschaftliche Hilfe aus den NSW Staaten sich mühte, was ihm ja auch durchaus zuteil wurde.