Städte und Sehenswürdigkeiten - die größten Enttäuschungen

  • Als ich das erste Mal den Eiffelturm gesehen hatte, war ich direkt begeistert. Auch die Sagrada Familia in Barcelona war für mich wie ein Weltwunder. Es gab aber auch Ort und berühmte Baudenkmäler, die waren einfach nur enttäuschend. Beispielsweise hatte ich von Kopenhagen mehr erwartet. Die kleine Meerjungfrau hat z. B. wegen der Lage und Gestaltung meine Erwartungen enttäuscht.

    Noch enttäuschender als Kopenhagen fand ich Mailand. Besonders die weltberühmte Scala fand ich als Theaterbau nicht besonders beeindruckend oder schön. Auch die Lage war hier enttäuschend.

    Von welchen Städten, Bauwerken und Sehenswürdigkeiten hättet Ihr mehr erwartet und fandet Ihr bei Eurem Besuch enttäuschend?

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  • Von Salzburg war ich einigermaßen enttäuscht. Ich kannte die Stadt nur von wunderschönen Bildern. Die vielen Türme und die Burg mit Bergpanorama, sind ja auch sehr schön anzusehen. Dazu noch die Verbindung mit Mozart und klassischer Musik,.. Meine Erwartungen waren sehr hoch und konnten leider nicht bestätigt werden.

    Gut, ich besuchte die Stadt im Winter. Ganz sicher werde ich Salzburg im Sommer noch eine weitere Chance geben. :wink:

  • Puh, schwierig. Ich hatte mir einmal sehr viel von A Coruna erwartet und fand die Altstadt dann doch sehr langweilig. Ich bin auch mit extremst niedrigen Erwartungen nach Hildesheim gefahren und war regelrecht schockiert, dass tatsächlich noch weniger an historischer Substanz vorzufinden war, als ich dachte. Da hat mich das völlig einförmige und völlig monotone Stadtbild umgehauen. Vom Hbf bis zum Marktplatz kam man praktisch an keinem einzigen Altbau vorbei. Vom Marktplatz bis zu St. Michael und von dort bis zum Dom wieder absolute Bedeutungslosigkeit. Die erhaltenen Teile der Altstadt um St. Godehard waren dann allerdings Balsam für die Seele.

  • Keine Enttäuschung, aber Verwunderung: Als ich 1996 das erste Mal in Berlin war und am Brandenburger Tor stand, war es real viel kleiner als ich mir das von (historischen) Bildern her vorgestellt hatte. Aber ich fand es dennoch beeindruckend, gerade weil es so ein bedeutendes Symbol ist.

    Enttäuscht hat mich bisher eigentlich keine Stadt, allerdings ging es mir in Kopenhagen mit der kleinen Meerjungfrau genauso. Ich dachte, DAS soll das Wahrzeichen dieser Stadt sein? Und in Prag war ich sehr frustriert, weil man vor lauter Touristenmassen die an sich traumhafte Stadt nicht so erleben konnte, wie man es sich gewünscht hätte.

    In dubio pro reko

  • Ich konnte eine leichte Enttäuschung in Graz nicht verbergen. Gewiss eine schöne Stadt aber irgendwie hatte ich es mir verwinkelter, uriger vorgestellt. Ausserdem erschien mir die Altstadt wesentlich kleiner als auf Bildern oder Videos.

    Erstaunt war ich von der Altstadt in Nikosia. Wie sich der griechische Teil (modern, kühl, Neue Sachlichkeit) vom türkischen Teil (typisch orientalisch) unterschied. Den griechischen Teil fand ich ziemlich enttäuschend und hässlich. Den türkischen Teil mit seinen wuseligen, engen Basar-Gassen fand ich dagegen sehr schön.

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • In Nikosia fand ich beide Teile der Altstadt wenig ansprechend. Der türkische Teil war aber mit seinen vielen Ruinen, dem Müll und den mörderischen Autos noch ein Stück abstoßender. Wir sind dann statt zwei Nächten nur eine geblieben. Überhaupt hat mich Zypern ziemlich enttäuscht. Kann aber auch an der Reisezeit (Januar) gelegen haben.

    Sehr enttäuscht war ich von München. Ich hatte immer gedacht, dass man dort die Altstadt wieder sehr detailgetreu aufgebaut hätte, aber als ich als Erwachsener dann dort stand, war von Altstadtfeeling erschreckend wenig zu spüren. Bei einem Besuch als Kind habe ich das lustigerweise noch anders empfunden. Davon abgesehen ist München aber schon eine ziemlich coole Stadt, wenngleich zu teuer.

  • Drosselgasse in Rudesheim war fur mich eine herbe Entäuschung. Voll von Touristen. Die Architektur halb in Ordnung aber besser gibt es wirklich. Limburg war eher eine Uberraschung.

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    Sehr enttäuscht war ich von München. Ich hatte immer gedacht, dass man dort die Altstadt wieder sehr detailgetreu aufgebaut hätte, aber als ich als Erwachsener dann dort stand, war von Altstadtfeeling erschreckend wenig zu spüren. Bei einem Besuch als Kind habe ich das lustigerweise noch anders empfunden. Davon abgesehen ist München aber schon eine ziemlich coole Stadt, wenngleich zu teuer.

    Ich kann mich erinnern, dass weite Teile der Altstadt in München vor etwa 25 Jahren noch eher den Charme eines weitgehend ruhigen mit Patina überzogenen Stadtviertels hatte. Danach wurde viel "saniert" (wobei oftmals viele bauliche Details verloren gingen) und die Altstadt wandelte sich zu einem kommerziell ausgerichteten, touristischen Hotspot.

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  • Oldenburg hat mich etwas enttäuscht. Eigentlich eine angenehme und auch vornehme Stadt, aber ich habe es mir interessanter und besser erhalten vorgestellt, auch wirkte alles ein bisschen langweilig und mir blieb nur wenig in Erinnerung.

    Als ich als Kind zum ersten Mal den Kölner Dom gesehen habe, war ich zutiefst beeindruckt, allein schon von der gewaltigen Größe, welche die Menschen wie Zwerge wirken lässt. Ich war dann später noch einige Male in Köln, jedes Mal habe ich mich unglaublich auf den Dom gefreut und jedes Mal wurde ich ein klein wenig mehr enttäuscht (nicht ob der Qualität wegen, die hat mich immer noch beeindruckt) aber diese überwältigende Größenwirkung wie beim ersten Mal, die hat sich so nie wieder bei mir eingestellt, jedes Mal kam es mir vor, als sei der Dom wieder ein bisschen kleiner geworden als davor. Vielleicht bin ich in der Zwischenzeit aber nur größer geworden ;)

    Es ist sowieso gefährlich, nostalgischen Erinnerungen und Gefühlen nachzuhängen, versucht man diese dann zu wiederholen, ist es oft eine Enttäuschung, der Zauber des ersten Males (ja, das mag auch für andere Dinge gelten ;) ) lässt sich nun mal leider nicht einfach auf Abruf wiederholen.

  • @Kaoru : Beim Kölner Dom geht es mir auch so. Oldenburg hätte ich anders erwartet. Interessant, dass es wohl nicht so toll ist wie gedacht.

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  • Eigentlich alle zerstörten Städte in Deutschland. Man hofft ja, bevor man die Stadt besucht, insgeheim doch, dass es nicht ganz so schlimm ist, aber dann erwischt es einen doch meistens mit voller Wucht, ob nun in Köln, Frankfurt, Hamburg oder Hannover.

    Eine besondere Enttäuschung waren und sind für mich aber die Städte, von denen ich vor dem Besucht eigentlich immer gehört hatte, dass dort der Wiederaufbau besonders gut gelungen sei und wo ich dann bei meinem ersten Besuch feststellen musste, dass sie eigentlich genauso häßlich und nichtssagend sind wie der ganze Rest. Das gilt m.E. insbesondere für Münster, Nürnberg und München.

    Positiv überrascht war ich dagegen beispielsweise von Ulm, bei dem man trotz einem Zerstörungsgrad von gut 80% eher den Eindruck einer zu mindestens 50% erhaltenen Stadt hat. Ich war aber auch zu lange nicht mehr dort, um sagen zu können, warum das so ist.

  • Ach Philon.....

    Mein Vater sagte mir, als ich noch ein Kind war, öfters: Erwarte nichts, sonst wirst Du nur enttäuscht. Denn viel schöner ist es doch, überrascht zu werden.

    Deshalb bin ich selten enttäuscht.

    Eine Stadt enttäuschte mich tatsächlich:

    - New York -

    Ich war damals noch jung, lebte in Rhode Island und Heimweh begann mich zu plagen. Um mich aufzumuntern nahm mich mein damaliger Freund für eine Reise nach New York mit. Er kannte die Stadt gut, da er ziemlich lange dort lebte und ja, als Migrant in den goldenen 80ern den großen amerikanischen Traum dort verwirklichen konnte. Er lobte die Stadt in den höchsten Tönen, die Stadt wäre so gut zu ihm gewesen und ich kannte sie ja aus Serien, Woody-Allen-Streifen und Liedern (Frank Sinatra), etc.

    Ich erhoffte mir Linderung von diesem Heimweh. Leider verstärkte New York diese Qual. Mein Freund und auch viele andere konnten das gar nicht begreifen. Als er zum ersten Mal in dieser Stadt war, gab sie ihm dieses „You can be everything“- Gefühl, er war so überwältigt von dieser Stadt. Aber bei mir löste sie tiefe Schwermut aus. Alles war so XXL und unnahbar. Ja, ich schaue mir gerne die Bilder von Aviller an, aber ich fand diese extreme Anonymität, die diese Stadt ausstrahlt, deprimierend. Vielleicht lag es auch daran, dass die Stadt noch im Schock des 9/11 war. Wie auch immer, New York machte mich nicht glücklich. Vielleicht bin ich da auch ungerecht.

    Beauty matters!

  • Mich persönlich hat Neapel ziemlich enttäuscht.An sich ist es zwar echt eine tolle Stadt,allerdings ist es nicht zu vergleichen mit anderen italienischen Städten. Es gibt zwar ein paar wunderbare Straßen in der Altsadt,aber viele Teile des Stadtkernes errinern doch eher an Vororte,als an eine viele hundert Jahre Jahre alte Stadt. Es kommt zudem noch hinzu, dass sehr viele der Gebäude in einem recht desolaten Zustand sind.

    Lübeck, mein Lübeck, an der Waterkant
    Königin der Hanse, Perle am Ostseestrand.

  • Sehr interessanter Strang und sehr interessante Beiträge. Vor allem, was die Enttäuschung über Graz und Salzburg betrifft, wobei ich Letzteres verstehe. Aber dazu später.

    Jetzt meine eigene Erfahrung. Eine Reise meiner jungen Jahre führte mich nach Regensburg, Nürnberg und München. Alle drei Städte enttäuschten, deprimierten mich. Irgendwann kam ich nach Bamberg, die Stadt enttäuschte mich. Bei Passau erging es mir nicht besser. Heute bin ich von Bamberg und Regensburg so begeistert wie wohl jeder normale Mensch, und Minga mag ich auch sehr. Meine Meinung über Nürnberg ist bekannt.

    Einen Hinweis auf diese Angelegenheit liefert der Philosoph Ernst Bloch: "Fast nie ist eine Sache so, wie man sie sich vorher vorgestellt hat; nun, das behebt sich. Aber ist es eine gute, schöne Sache, ist sie aber nie so, wie man sie sich erträumt und erwartet hat, dann behebt sich das selten. Es bleibt ein Rest vom ersten Bild, der nicht unterkommt, aber auch nicht vergehen will."

    Ich würde ergänzen: Eine besonders gute, schöne Sache ist NIE wie die Vorstellung von ihr, und je besser und schöner sie ist, desto weniger kann sie es sein. ´

    Nun zu meiner ersten Nürnberg-Reise. Ich wusste um die ehemalige Schönheit und um die Zerstörung, hatte aber den Wiederaufbau als sehr gelungen geschildert bekommen und das Stadtbild nach wie vor als würdig und schön. Die Enttäuschung war vorprogrammiert. Interessant, dass sie sich auch auf das unzerstörte Regensburg erstreckte, später auch auf Bamberg. Warum? Weil ich in diesen Städten einen Ersatz für Nürnberg erhofft hatte, verwinkelte, pittoreske Fachwerk-Großstädte also. Dass beide Städte auf ihre Art einzigartig sind, vielleicht sogar einzigartiger, als Nürnberg es war, konnte ich aufgrund meiner fehlgeleiteten Erwartung nicht zur Kenntnis nehmen. Bei München und Passau war dies natürlich anders - diese Städte waren für meinen Geschmack zu österreichisch und farblos - nicht so pittoresk wie Krems, Wels oder Steyr, nicht so großartig die Altstädte von Graz oder Linz, nicht so heimelig wie gewisse Plätze in St. Pölten, Mödling etc. und natürlich mit Wien nicht im Entferntesten zu vergleichen. Dass auch hier etwas ganz Eigenes vorliegt, konnte ich erst nach einigen Besuchen entdeckten. Diese Städte, wie auch andere, gefielen mir mit jedem Besuch immer besser.

    Ich denke, dass es unseren dt. Freunden auch so mit Graz und Salzburg gehen könnte. Bei Salzburg ist es einfach: die Altstadt ist von den Fassadengestaltungen her extrem fad. Um Salzburg zu lieben, muss man es gut kennen. Es gewinnt mit jedem Besuch. Man muss diese Platzfolgen einfach schätzen lernen, auch wenn kein Platz wirklich mitreißt. Das Panorama muss man bewusst in seiner Großartigkeit erleben. Man muss sich für die Kircheninterieurs begeistern, für den Formenreichtum unseres Barocks interessieren. Davon ausgehend muss man die Stadt von den Kirchen her erschließen. Salzburg ist keine bedeutende Bürgerstadt. Die Einbettung der Kirchen in Stadtplätze, ihr monumentales Nebeneinander aus der Nähe und aus der Ferne, das Zusammenspiel der Türme - all das muss man beachten. Sonst wird das nix. Durch die paar Gassen, die alle gleich aussehen, ist man bald durch.

    Jetzt zu Graz:

    Quote from Löbenichter
    Gewiss eine schöne Stadt aber irgendwie hatte ich es mir verwinkelter, uriger vorgestellt. Ausserdem erschien mir die Altstadt wesentlich kleiner als auf Bildern oder Videos.

    Das ist für mich zunächst überraschend, weil ich von Graz jedesmal sogar überrascht war. Woher kommt das? Vorher zu viel APH-Galerie geschaut, Löbi?

    Verwinkelt, urig sind gute Stichwörter. Das zu suchen führt wohl genauso in die Irre wie "Nürnberg" in Bamberg. Unsere Städte sind monumentaler als bei euch (Löbi zähl ich jetzt zu D, was natürlich nicht ganz stimmt), viel mehr barock geprägt, feudaler, weniger bürgerlich. Das hat eine bedeutender Ex-Forumer namens Georg Friedrich einmal auf den Punkt gebracht: Wien ist anti-bürgerlich. Man muss diese Städte so nehmen wie sie sind. Du darfst dir selbst von Steyr kein zweites Rothenburg erwarten. Die Qualität liegt in anderen Bereichen. Graz ist Graz und Bamberg ist Bamberg und Rothenburg ist Rothenburg. Du musst diese monumentalen, pathetischen Straßenfluchten lieben lernen ohne andauernd "deutsches Mittelalter" herbeizusehen. Auch nicht italienisches Mittelalter übrigens, dies schon gar nicht. Graz wirkt nicht allzu groß, das stimmt. Aber es ist groß genug. Und die Dichte an Qualität ist enorm. Auch hier muss man übrigens die Kirchen, auch ihr Inneres schätzen lernen. Dem Dom fehlen fulminante Ausstattungsstücke, das stimmt. Aber die Wirkung des Innenraums ist großartig, und sie erschließt sich wohl nicht gleich.

    Noch zu Philon: Das stimmt. Die deutschen Großstädte sind teilweise einfach Totalverluste, und sollten als solche abgehakt werden. FF kann ich mir ein zweites Mal anschauen, weil es mich nach dem desaströsen ersten Eindruck nur überraschen KANN. Hannover ist sowie so kaum der Rede wert, so eine Minialtstadt findet man in jeder Kleinstadt hundertmal besser. Nürnberg ist eine einzige Wunde. Andere teilzerstörte Städte sind mitunter sehr beeindruckend wie Ulm oder Augsburg.

    Im Osten hat man nach 1990 mehr erreicht. Kein Mensch empfindet Dresden als enttäuschend. Mir hat sogar Chemnitz sehr gefallen, würde dort gern wieder hin.

    Eine Schock war Znaim beim ersten Mal. Aber das hat sich gegeben.

    Alle Städte des deutschen Ostens, die ich gesehen habe, waren enttäuschend. Das ist nicht nur eine Folge der kriegs- und vertreibungsbedingten Substanz- und Identitätsverluste, ich glaube sogar, dass es mir vor dem Krieg ähnlich gegangen wäre. Die Substanz ist dort einfach lange nicht so dicht wie weiter westlich, die von Bildern bekannten "Standardansichten" sind eigentlich das ein und alles, daneben gibt es kaum mehr. Breslau, Hirschberg, Schweidnitz, Bolkenhain. Patschkau--- letztlich alles kleine Enttäuschungen. Sogar auf Krakau oder Przemysl trifft dies in abgeschwächter Form zu, Klar ist Krakau schön, aber andererseits eben nur das, nicht wirklich mitreißend wie Böhmens Städte. Olmütz, Königgrätz, Leitomischl… DAS muss man gesehen haben, aber Krakau? Lemberg hat mich nicht enttäuscht, aber da waren die Erwartungen wieder auch nicht so hoch.

  • Ein wunderbares Thema, bei dem die Emotionen wieder emporschnellen können. "Enttäuschung" impliziert, daß der Eindruck nicht per se schlecht war, sondern schlechter als erwartet:

    - in der BRD an erster Stelle Berlin: Keine wirkliche Innenstadt, das wenige Hergerichtete erscheint musealisch und für Touristen, die gründerzeitlichen Vorstadtbezirke wie der Prenzlauer Berg oder Friedrichshain gentrifiziert und langweilig. Um 2000 hatte die Stadt wenigstens noch Punk (nicht im musikalischen, sondern im Sinne des Außergewöhnlichen gemeint).

    - Heilbronn: Es mag komisch klingen. Als junger Mensch, der nur oberflächliche Begriffe von Architektur besaß, kam ich beruflich dorthin und hätte nicht gedacht, daß so etwas in Bezug auf Städtebau und Urbaniät in einer Stadt von über 100.000 Einwohnern (in Süddeutschland) möglich wäre.

    - Salzburg: Es hat durchaus Stärken, seinem Ruf wird es meiner Meinung nach nicht gerecht. Natürlich die Burg und der Dom; weite Teile der Altstadt wirken langweilig und ausschließlich touristisch. Möge manch einer mich steinigen: Zum Leben zöge ich das topographisch ähnliche Würzburg Salzburg zehnmal vor.

    - Wien: Auch hier ist vieles noch sehr schön. Dennoch geht der Weg in vielerlei Hinsicht in die falsche Richtung. Die im besten Sinne dekadente Einwohnerschaft der `90er Jahre à la Falco verschwindet, dafür rücken Hipster, Bonzen und Touristen nach. Das letzte Mal dort wohnte ich in Nähe der Aspernbrücke. Von dort der Weg zum Stephansdom ist kein Ruhmesgang. Für mich steht Wien heute architektonisch näher an München (nach unten) als an Budapest oder gar Prag (nach oben).

    - Budweis: Natürlich gut erhalten, aber der Altstadt fehlt etwas Großes. Es erscheint eher wie eine große Mittelstadt.

    - Paris: Natürlich, die Ile de la Cite. Darum herum hat Haussmann ganze Arbeit geleistet. Das touristische Viertel samt Einzelapartments für Bonzen grenzt an historistische Viertel, in denen es kaum Menschen gibt, deren Vorfahren schon "länger" in Frankreich leben. Ein vollkommen ungesunder Bevölkerungsmix.

  • Quote
    Budweis: Natürlich gut erhalten, aber der Altstadt fehlt etwas Großes. Es erscheint eher wie eine große Mittelstadt.

    Was ist Budweis sonst als eine große Mittelstadt?

  • @Karou: Ich bin gerade am Ende von Dostojewskis "Der [...]". Dein Zitat "Schönheit wird die Welt retten", stammt aus diesem Werk, oder?

    Was ist Budweis sonst als eine große Mittelstadt?

    Nö, ist überhaupt nicht schlimm. Es halt ist ein größeres Schweinfurt, das zum Glück nicht zerbombt wurde.

  • Nach einiger Überlegung, sind mir da noch weitere Enttäuschungen eingefallen.

    Es wurde Heilbronn genannt. Das stimmt. Ich hatte schon sehr niedrige Erwartungen. Diese wurden aber noch deutlich unterboten. Bei Worms und Bremen ging es mir ähnlich. Aber da könnte man sehr viele deutsche Städte in einen Topf werfen. Es ist halt dem misslungenen Wiederaufbau geschuldet.

    Mit einem Freund, der mehrere Jahre in Spanien gelebt hatte, unternahm ich 2006 eine Rundreise durch Andalusien. Granada, Córdoba, Málaga, Cádiz,... Eigentlich war ich da von allen Großstädten enttäuscht. Hätte es nicht den permanenten Sonnenschein gegeben, der die Stimmung aufhellte, wäre mein Eindruck sicherlich noch negativer ausgefallen. Sevilla ist eine Ausnahme. Doch ansonsten haben mir die kleinen Städte, wie Ronda, deutlich besser gefallen.

    Man könnte auch einen Strang mit gegenteiligem Titel eröffnen. - Die größten Überraschungen (oder gibt es den schon?).