• Schlagt mich, aber ich empfinde Carsten Schröcks Volksbankgebäude als durchaus interessant. Gemessen an der Entstehungszeit (wohl 1962?) scheint es mir weit oberhalb des Durchschnittes angesiedelt und zudem damals von einer zukunftsweisenden Modernität.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Schlagt mich, aber ich empfinde Carsten Schröcks Volksbankgebäude als durchaus interessant. Gemessen an der Entstehungszeit (wohl 1962?) scheint es mir weit oberhalb des Durchschnittes angesiedelt und zudem damals von einer zukunftsweisenden Modernität.

    Für den Bau als solches mag das durchaus stimmen - es kommt ja eingehängt fast leichtfüßig daher -, das wesentliche Problem empfinde ich allerdings darin, dass der Bau vollkommen unbezogen ist auf den vorfindbaren Ort hin. Er wirkt distanzlos und gegenüber dem vorhandenen Altbau aufdringlich. Sozusagen genau so gebaut, als würde das Alte sowieso auf absehbare Zeit verschwinden. Darin ist er "Bote" seiner Zeit.

    Sein einziger Kontext besteht darin, tausendfacher Vertreter der Kontextlosigkeit zu sein.

  • Richtig, während des internationalen "Modernisierungswettrüstens" der 50'er und 60'er Jahre schien man durchaus der Ansicht zu sein, vielfach auf die Vergangenheit verzichten und eine vollkommen neue Welt oder zumindest vollkommen neue Städte errichten zu können. Insofern brauchte das Neue auch keine Rücksicht auf das Alte zu nehmen, dem man höchstens noch eine "Restlaufzeit" zugestand.
    Das Neue entstand also in Erwartung der erträumten Welt, in die es sich harmonisch einfügen sollte. Deshalb ist die heute vorzufindende scheinbare Kontextlosigkeit das Resultat der gottlob gescheiterten Zukunftsphantasien jener Jahre.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • An der Stelle muss ich einwerfen, dass ich nun bereits mit 2 Austauschschülern (Südkorea, Frankreich) Kontakt hatte und komischerweise haben mich beide gefragt, wie man eine Stadt, wie sie im Kern also am Marktplatz bis auf die Bürgerschaft vorhanden ist, mit solchen hässlichen Einheitsbauten verschandeln kann!
    Auch interessant war ein Gespräch mit einer älteren Dame in der Tram. Sie hat miterlebt, wie man Bremen mit dem damals Modernen Bauen zurückgeworfen hat und immer weiter die Individualität nahm.

    Und dann regt es mich wirklich sehr auf, wenn dann zum Beispiel der verworfene Neubau an der Domshaide sich aufgrund seiner Klinker in das Stadtbild integrieren soll!

    Rückbezüglich auf die Austauschschüler: als ich ihnen erzählt habe, daß im Krieg 60-80% von Bremen im Krieg zerstört wurden, folgte Schweigen und sie begannen plötzlich, jedes irgendwie historisch aussehendes Gebäude mit Erstaunen zu betrachten. Gefolgt von Verwunderung und Enttäuschung der heutigen Architektur. Nach dem Trip durch Bremen durfte ich mir die Bilder ansehen, die sie gemacht haben und fand bis auf die so weit wie möglich abgeschnittene Bürgerschaft auf dem Bild vom Dom und das Universum, was wie am Tag vorher besucht hatten, nichts an "Moderner" Einheitsarchitektur.

    In einem weiteren Gespräch mit einer mir fremden Person in der Sögestraße kamen wir auf das im Krieg zerstörte Hillmanns Hotel zu sprechen und den jetzigen Zustand jetzt...

    Aufnahme um 1910

    Achso: im Rücken des Betrachters befindet sich die Sögestraße, wir blicken auf die heutige Baulücke in der Mitte (wo ich mich wieder frage, wozu man da einen Architekten gebraucht hat um ein Element der Fassade auf die benötigte Größe so oft zu kopieren) und das frühere Hillmanns links und rechts steht heute das Gebäude, an dessen Spitze man auch gut Gemüse schneiden kann! :)

    hier ein interessander Link
    http://www.artinlandscape.com/tramclips/main…skarten-01.html

    Moderationshinweis (Weingeist): Lieber "Zukunftsverfall, wir begrüßen dich als neues Mitglied, freuen uns über dein Interesse an unserem Forum und danken dir für deinen Beitrag. Da wir aber auch Wert auf ein gewisses Maß an Schreibästhetik legen, bitte ich dich, deine Beiträge künftig im Bemühen um die klassischen Regeln der Rechtschreibung entsprechend zu gestalten und den Beitrag nicht durch Umbrüche ins Uferlose zu dehnen.

  • Danke für den interessanten Beitrag und den interessanten Link und überhaupt willkommen im Forum. Bei dem von Dir genannten Gebäude (mit dem Schild drauf) in der Mitte des eingestellten Bildes, ist die Frage gut gestellt, warum es für den geplanten Neubau „B1“ einen Architekten gebraucht hat. Man sollte meinen, das könnte auch tatsächlich ein Achtjähriger konstruierten. In der Tat habe ich eine Aufnahme des historischen Gebäudes an dieser Stelle noch nicht gesehen. Wurde hier im Forum nicht die Meinung vertreten, das hier abgerissene Gebäude wäre in seinem Kern noch ein Vorkriegsbau gewesen? Das wäre dann bemerkenswert, dann hätte man hier einen massives Gebäude in den ca. 60ern völlig entstellt.

  • @DortmundWestfalica: Das von Dir gezeigte Bild und die von Dir angeregte Diskussion hatten wir schon mal, aber ich nehme es Dir nicht übel, da es oft nicht möglich ist, den Überblick zu behalten, was in diesem Forum wo schon mal besprochen wurde.

    Um die Bebauung auf dem Gelände der ausgebrannten Börse gab es um 1960 einen erbitterten Streit, was zu bauen wäre, die von Dir gezeigte Bebauung bis 1860 oder ein Neubau als Parlamentsgebäude. Leider haben sich damals die Befürworter eines Neubaus durchgesetzt. Einen Abriss des heutigen Bürgerschaftsgebäudes wird es niemals geben, auch wenn seit 1966 Generationen von Touristen versuchen, den Marktplatz so abzulichten, dass man das Bürgerschaftsgebäude nicht sieht.

  • Zitat

    Bagger haben inzwischen einen Großteil der Landesbank am Bremer Domshof abgerissen. Nur die 1896 erbaute, denkmalgeschützte Fassade auf dem hinteren Teil des Geländes am Liebfrauenkirchhof bleibt erhalten. Sie soll in ein neues Gebäude integriert werden. "Das ganze Umfeld ist denkmalgeschützt, hier zu bauen, ist eine große Herausforderung", sagte die Pressesprecherin Ina Malinowski.


    http://www.radiobremen.de/nachrichten/la…-abriss100.html

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Guten Tag werte Vereinskameraden und Forumsbesucher!

    Ich bin neu hier. Mein ständig wachsendes Interesse an der Bremer Stadtgeschichte und Stadtplanung hat mich hierher geführt.
    Seitdem ich vor ein paar Jahrzehnten in Bremen geboren wurde habe ich viele Veränderungen miterleben dürfen.
    Auch wenn ich, was Architektur, Stadtplanung, Politische Arbeit sowie Rechts- und Finanzwesen angeht fachfremd bin, habe ich durchaus Ideen und Wünsche, wie sich die Stadt entwickeln könnte. Ich bitte um Nachsicht, wenn mir Fachbegriffe nicht bekannt sind und ich architektonische Merkmale nicht eindeutig einem Baustil oder einem bekannten Architekten zuordnen kann.

    Der Wiederaufbau verlief im Vergleich zu anderern Städten nicht so radikal. Trotzdem ist ein ganze Menge wiederaufbaufähiger Bausubstanz verloren gegangen. Die Narben und Schneisen die unter der Maxime einer Autogerechten Stadt entstanden sind, kann man nicht übersehen.
    Eine davon ist der Rembertiring, welcher als Teil einer Viereckstangentenverbindung Nordöstlich der Altstadt in die Gründerzeitbebauung geschlagen wurde. Bürgerprotesten in den 1970ern ist es zu verdanken, dass das letzte Teilstück nach Süden durch den Stadtteil Ostertor nicht realisiert werden konnte. Es gab immer wieder Überlegungen, wie der nun völlig überdimensionierte und verkehrstechnisch obsolete Kreisel bebaut/umgebaut werden könnte. Eine Überlegung dazu ist: Wiederherstellung des Stadtplans aus den 1920ern in diesem Quartier. Dazu ein paar Bilder:

    Das ist die Lage des Rembertirings in Bremen. Das Bild ist Genordet. Man sieht, dass die Trasse nach Süden fehlt (Mozarttrasse)

    Das ganze etwas näher dran. Man kann auf dem Bild schon erkennen, dass alte Strassen entweder komplett verschwunden sind oder in ihrem Verlauf unterbrochen wurden.

    Anhand von alten Stadtplänen wurde hier mit Paint der Vorkriegsstrassenverlauf und die Bebauung ganz grob eingefügt.

    Das ganze noch mit angedeuteter Begrünung.

    Für die Einfachheit der Bilder bitte ich um Nachsehen. Es ging mir erstmal nur um eine grundsätzliche Verdeutlichung der Lage.

    In den letzten Jahren gab es viele teure Projekte, die am Bürger vorbei geplant wurden und die Stadtkasse unnötig belastet haben.
    Beispiel: -Musicaltheater. Steht leer, wird selten genutzt. Dafür wurde das alte Centralbad abgerissen.
    -Messehallen auf der Bürgerweide. Stehen meistens leer. Bremen hat sich als Messestandort nicht etabliert.
    -Klangbogen. Teure Licht- und Toninstallation zwischen den Messehallen und dem Hauptbahnhof.
    -Spacepark Bremen. Hat nach 9 Monaten wieder geschlossen. Heute ist ein Einkaufszentrum in der Immobilie.
    -Verlegung des Grossmarktes Bremen vom Flughafen in das neue Hafenareal. Allgemeiner Konsens in der Bürgerschaft heute: Fehler!

    Die Liste lässt sich fortführen. Bei der Wiederherstellung des alten Rembertiquartiers stünden aber mal die Bürger der Stadt im Mittelpunkt. Qualitativ hochwertiger und zentral gelegener Wohnraum ist knapp, Altbau gleich doppelt. Schön ist das, was den meisten gefällt. Und die Beliebtheit der Altbremer Häuser spricht für sich. Deshalb wäre es meiner Meinung nach auch nur konsequent die Bebauung anhand von Originalplänen durchzuführen. Ganz wichtig ist die Geschosshöhe von über 4 Metern, sowie die Stuckverzierungen innen und aussen. Die Etagen sollten aus Holz sein und somit den Häusern das charakteristische, knackende, Leben einhauchen. In den wunderschönen Eckbauten wäre Platz für die im "Viertel" beliebten Kneipen. Grosser Wert müsste auf einen hohen Anteil an relativ günstigen Mietwohnungen für Studenten und Kulturschaffende gelegt werden. Nicht nur der Baustil macht ein Quartier attraktiv, vielmehr ist es die Mischung der Menschen die dort Wohnen. Für die Meinungsbildung in der Stadt ist es sehr wichtig ganz klar zu vermitteln, dass hier kein Reichenghetto entstehen soll. Vielmehr handelt es sich um eine städtebauliche und soziale Rückgewinnung des verlorenen bzw. Erweiterung des bestehenden Quartiers.

    Es würde mich freuen, dazu viele Kommentare und Meinungen zu bekommen. Soweit mir bekannt gibt es keinen offiziellen Ortsverband in Bremen. Vielleicht liessen sich ja noch ein paar Mitglieder aus Bremen dafür begeistern.
    Das war erstmal mein erster Beitrag. Vielen Dank! :)

  • Hallo & herzlich willkommen im Forum, "Aus Bremen an der Weser"!

    Es ist schon in Ordnung, wenn Du nicht alle Fachbegriffe und Baustile benennen kannst. Das kann ich und viele weitere Mitglieder sicher auch nicht. Das APH ist auch kein Club der Fachleute. Die Satellitenbilder mit der eingezeichneten historischen Bebauung finde ich gut. Das verschafft einen eindeutigen Überblick.

    Zitat

    (...) Bei der Wiederherstellung des alten Rembertiquartiers stünden aber mal die Bürger der Stadt im Mittelpunkt. (...)

    Sind die Pläne einer Umgestaltung gerade aktuell? Im Netz konnte ich dazu nichts finden. Oder ich habe nicht richtig gesucht. :unsure:

    Ein Ortsverband für Bremen wäre eine super Idee! 2010 war ich zuletzt in der Stadt. Bremen hat wirklich Potenzial. Mit einigen wenigen Veränderungen könnte man die Innenstadt enorm aufwerten. Momentan finde ich das Zentrum jedoch etwas "zerrissen". Beispielsweise liegt das Schnoorviertel etwas abseits. Viele breite Straßen vernichten den Gesamteindruck.

  • Hallo Neußer!

    Vielen Dank für die nette Begrüssung. Wie aktuell die Bebauungspläne tatsächlich sind, weiss ausser den Planern wohl keiner so genau. Vor gut Zehn Jahren ist eine mögliche Bebauung mal für einige Zeit in den Fokus gerückt. Seitdem ist aber nichts Sichtbares passiert.
    Hier der link zum Thema:
    http://www.welt.de/print-welt/art…auressorts.html

    Hier noch mehr Details:
    http://www.rememberti.de

    In der Bildergalerie "Innenstadt Bremen" habe ich von Palantir dieses Bild gefunden:
    Oben rechts im Bild sieht man in Orange eine mögliche Bebauung. Auch wenn der Kreisel verschwindet, so bleibt doch eine Trasse mit zerschneidender Wirkung bestehen. Man müsste sich die bestimmt vorhandenen Verkehrszählungen zugänglich machen und eigene Konzepte zur Verkehrsführung präsentieren. Bremen hat kein Geld, von daher wäre eine Tunnellösung reines Wunschdenken. Wobei das Baufeld für einen Tunnel in Trogbauweise quasi schon vorbereitet wäre. Westlich an den Rembertikreisel schliesst sich eine vierspurige Hochstrasse an. Über selbige hat man auch schon seitens der Stadtverwaltung gehört, dass der Abriss ein städtebaulicher Gewinn wäre.

    Im Vordergrund des Bildes kann man auch erkennen, wie die Innenstadt Autogerecht gemacht wurde. Eine komplett neue Trasse führt durch das alte Stadtbild. Die Martinistrasse (Hinter der Brücke nach links, parallel zur Weser). Auch diese dem Zeitgeist entsprechend überdimensioniert.

    Für die Bürger wäre es meiner Meinung nach nur von Vorteil, wenn in das Thema Rembertiring wieder Bewegung kommt und sich da auch ein Bundesverband mit Sachverstand einschaltet und Interesse bekundet. Eine Bündelung von Wissen und eine Moderation von Interessen wäre im Sinne vieler.

  • Ein großartiger Einstand, lieber Novize. Du packst den Stier bei den Hörnern und machst uns im Handumdrehen deutlich, wie und wo in Bremen ein Zeichen für ein Bauen in neuem Geiste und ausgerichtet an den Erwartungen der Bürger gesetzt werden sollte. Deine Vorschläge verdienen es, in der Bremer Öffentlichkeit diskutiert zu werden, so könnte man daran denken, mit dem Rückhalt von Stadtbild Deutschland e.V. diese Vorschläge in einem Artikel der örtlichen Presse vorzustellen. Die zu erwartenden positiven Reaktionen könnten dir Gleichgesinnte zuführen, mit denen du den angesprochenen Ortsverband unseres Vereins auf die Beine stellen könntest.

    Deine Ideen sind umso wichtiger, als nirgendwo sonst in Deutschland ein so überaus ansprechender und auch zeitgemäßer Haustyp - eben der des Bremer Hauses - schon etabliert ist und darauf wartet, wiederbelebt und mit hohem ästhetischen Anspruch der heutigen Stadtbürgerschaft dargereicht zu werden. Mach dir mal Gedanken darüber, wie du deine Ideen in die Öffentlichkeit bringen könntest. Vom Verein hast du jede Unterstützung.

  • Auf lange Zeit gesehen wird sich in vielen deutschen Städten etwas bewegen, ich bin mir sicher, auch in Bremen!

    Während der Internationalen Bauausstellung in Berlin (1987) wurde (u.a.) als Ziel die "behutsame Stadterneuerung" genannt. Gemeint ist das Erreichen einer gewissen städtebaulichen Dichte, Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs, Mischung der städtischen Funktionen und Häusertypologien, hohe Energieffizienz (...)
    Mit anderen Worten: Wir entdecken die Blockrandstruktur wieder.
    Gute Beispiele für Neubauten: Postmoderne Großsiedlung Kirchsteigfeld in Potsdam oder das Rieselfeld in Freiburg.
    Auf die Frage, warum wir uns wieder eine Blockbebauung wünschen, ist schnell erläutert: Die Stadt der Moderne schuf viele Reihenhaussiedlungen und Wohnsolitäre. Es wurde zwar an Gärten, Vorgärten, Balkone/ Terrassen gedacht, jedoch waren diese auf Grund der fehlenden Privatspäre nicht nutzbar.
    Ein Baublock mit rasterförmigen Straßennetz ist extrem urban, nutzt ein vorhandes Gelände effizient aus und erleichtert die Erschliessung. Die Häuser haben gleichzeitig Anbindung an den öffentlichen Raum und auf der Rückseite an den ruhigen Innenhof. Wenn dieser von wenigen Bewohnern (Im Vergleich zur Großsiedlung) gemeinschaftlich genutzt wird, entsteht hier eine halböffentliche (fast private) Erholungszone.

    Du sprichst hiermit genau das an, was sich viele Bürger wünschen: Eine Stadt der kurzen Wege, ohne massig viel Verkehr (lieber gut ausgebauter ÖPNV) mit einer intakten Blockbebauung. Für den Rembertiring würde ich mir eine Flächenkonversion nach deinem Vorschlag wünschen, die Vorteile habe ich oben genannt. Ein solches Gebiet, dazu noch extrem Innenstadtnah ist doch vermarktbar?!

    Übrigens: Die Wallanlagen sind wunderschön erhalten! Erinnert mich sehr an Frankfurt :thumbup:

  • In der Bildergalerie "Innenstadt Bremen" habe ich von Palantir dieses Bild gefunden:

    Oben rechts im Bild sieht man in Orange eine mögliche Bebauung.[...]

    Hallo Aus HB a.d.W.,

    die dort aufgenommene und eingefügte Planung enstammt offenbar diesem mittlerweile schon älteren Entwurf:
    http://westphalarchitekten.de/projekte/30_rembertikreisel+bremen

    Auch ganz interessant bezüglich Hochstraße, Breitenweg und Rembertikreisel:
    http://www.raummuseum.de/tiefer

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Vielen Dank für Eure positiven Rückmeldungen!

    Natürlich bin ich bei weitem nicht der erste, der sich eine Wiederherstellung des alten Quartiers wünscht. Es ist in der Öffentlichkeit nur ziemlich ruhig geworden zu dem Thema. In vielen Bereichen fehlt mir das Fachwissen. Was meines Erachtens aber für eine Realisierung der Wiederherstellung spricht:

    1.) Es wird zentraler, attraktiver Wohnraum geschaffen wo derzeit keiner ist.
    2.) Es handelt sich nicht um die Rekonstruktion eines womöglich umstrittenen Prestigebaus aus vergangener Zeit, der aus knappen, öffentlichen Mitteln finanziert werden müsste. Jahrelange Diskussionen, Klagewellen und Bürgerproteste sind somit unwahrscheinlich.
    3.) Die Besitzverhältnisse sind bekannt. Das Gelände gehört der Stadt.
    4.) Das Baufeld ist sozusagen schon vorbereitet.
    5.) Nur ein Bestandsgebäude müsste zur Wiederherstellung der alten Wegbeziehungen abgerissen werden.
    6.) Alle Bevölkerungsschichten des angrenzenden Viertels werden auch in diesem Quartier ihren Platz finden. Es entsteht kein Latte Macciato Ghetto.
    7.) Falls eine Tunnellösung doch irgendwie realisierbar wäre, könnte der Tunnel auf ganzer Länge in Trogbauweise erstellt werden und nicht im Schildvortrieb.

    Es gibt bestimmt noch viel mehr Argumente. Um das Interesse einer breiten Bevölkerungsschicht wieder zu wecken, und die Ideen und Wünsche auf die Agenda der Stadtverwaltung zu bringen muss man unbedingt den Weg über die existierenden Interessengemeinschaften, Bürgervereinigungen und die Ortsverbände der Parteien gehen. Das Projekt muss aus der Mitte der Gesellschaft kommen. Von den Bürgern, für die Bürger. Nicht nur in Bremen, aber hier besonders, ist man Investoren, Architekten und Stadtplanern gegenüber eher verhalten eingestellt. In den letzten Jahren entstanden aus der Kombination dieser Berufsstände meistens keine guten Sachen.

    Von daher wäre ich gerne Teil eines möglichen Ortsverbands von Stadtbild Deutschland. Mit wehenden Fahnen voran schreiten überlasse ich dann aber doch lieber den Fachleuten. Ich gebe gerne Impulse und wirke im Verborgenen.

  • Herzlich Willkommen im Forum,

    und vielen Dank für Deine gut formulierten und sehr treffenden Ausführungen. Das völlig verhunzte Rembertiquartier war ja auch in einem meiner Ostertorstränge schonmal Thema, das Erbe der autofreundlichen Gigantomanie bleibt eine stete Narbe im Stadtbild des Ostertors. Ich weiß auch nicht recht, was die Stadtherren davon abhält, an diese Stelle ranzugehen, zumal es ja wirklich eine ganze Menge Vorteile gibt, die Du ja auch schon genannt hast.

    Problem ist und bleibt der Umgang mit dem Verkehr, ist diese Straße doch eine, wenn nicht DIE große Ost-Westverbindung in der Stadt. Tunnel wäre zwar ein Traum, aber wie Du schon sagtest wohl illusorisch. Bliebe eine Reduktion des Straßenprofils auf das absolut Nötige, gesäumt von möglichst unschädlichen Wohn/Bürogebäuden in Blockrandbebauung, um möglichst viel Platz für klassische Bremer Reihenhausbebauung zu schaffen, die sich in der Tat wie warme Semmeln vermarkten lassen dürfte in der Lage. So oder so ähnlich sehen ja auch die gezeigten etwas älteren Planungen aus. Naja, der Beirat Mitte ist zunächst wohl voll und ganz mit der Beplanung des Hulsbergquartiers befasst. Vielleicht kommt das Thema ja danach auf die Agenda?

    Zum Thema Bremer Haus an sich: hier müsste man wirklich nochmal eine Offensive versuchen, wie sie damals von Carsten Meyer Ende der Neunziger und davor 1982 von der Sparkasse angestoßen wurde. Umgang mit der Bausubstanz, Möglichkeiten und Ansprechpartner für die Rückrenovierung der schlimmsten Sanierungssünden und nicht zuletzt mal ne überzeugende Neuinterpretation des Prinzips Bremer Haus, das letztlich fast immer als gescheitert anzusehen ist, außer bei einigen wenigen gelungen postmodernen Häusern im Ostertor. Sonst kommt da eigentlich bei Neubau immer nur das übliche flächenoptimierte Mehrfamilienhaus raus, mit dem man natürlich auch mehr Kohle machen kann.

    Ansonsten, nochmals willkommen. Bin aber auch alles andere als vom Fach, sondern eher der Mann des breiten, aber nicht sehr tiefen Halbwissens, das ich mehr oder minder erfolgreich durch wortreiches Geschwurbel zu kaschieren suche. Zur Zeit außerdem beruflich ziemlich gefordert, so dass mir nach meiner "Sturm- und Drangphase" im letzten Jahr (Elternzeit) im Moment auch ganz schlicht die Zeit fehlt, hier viel mitzumachen.

    Grüße

    Heinzer

  • Das waren sehr interessante Einblicke Aus B. an der W, vielen Dank dafür. Sollte sich in Zukunft tatsächlich etwas in Sachen Ortsverband ergeben, würde ich mich in jedem Fall einbringen wollen. Ich kenne die Ecke gut und wohne nicht weit entfernt.

  • Das Thema Rembertiquartier kam mir letztens eher zufällig wieder unter die Augen beim Erwerb des jährlich herausgegebenen Heftchens des Bremer Denkmalamtes. In der Ausgabe von 2011 (Hauptthema Gartendenkmäler) findet sich ein recht gut bebilderter, mehrseitiger und sauber recherchierter Artikel zur heute unfassbar reibungslosen Entstehung des monströsen Rembertikreisels. Außer einem sich an einem Heizkörper mit Handschellen festmachenden Hausbesitzer ist keine einzige Form von Widerstand gegen diese Vergewaltigung des völlig intakten Rembertiquartiers überliefert, der neben unzähligen Häusern in den Straßen Fedelhören, Sonnenstraße, Auf den Häfen, Meinkenstraße ja auch die gesamte Wilhelmstraße zum Opfer fiel.

    Das einzig "Gute" an der Sache war, dass die im Bereich der geplanten Mozarttrasse (also der Vollendung des Projekts Tangentenviereck) wohnenden Ostertorschen in etwa vor Augen geführt bekamen, was ihnen und v.a. ihren Häusern unter dem Euphemismus "Flächensanierung" Schönes blühen würde, exemplarisch erkennbar auf diesem Foto, welches den bereits fast vollendeten Rembertikreisel vor den letzten Resten der Wilhelmstraße zeigt (Blick aus der bereits halb abgerissenen Meinkenstraße nach Westen Richtung Hauptbahnhof, ein erstes Hochhaus an der Hochstraße (wohl das Jacobs-Hochhaus am Bahnhofsplatz) ist im Hintergrund zu erkennen:

    Dieses Foto ist eines von zwei Fotos, die aus der Bauzeit überliefert sind. Es befindet sich auch in dem o.g.. Artikel über den Kampf gegen die Mozarttrasse. Ich habe es von der ebenfalls sehr interessanten Homepage der "Rememberti"-Initiative, die versucht, das alte Rembertiquartier und seine Kirche mit Zeitzeugenberichten und Aktionen wiederaufleben zu lassen: Rememberti

    Auf dieser Homepage findet sich auch dieser Ausschnitt des Flächennutzungsplans von 1964, der die weitere (nicht vollendete) Planung der Mozarttrasse mitten durch das Ostertor zeigt, viele der Straßen, die von "Flächensanierung" betroffen gewesen wären, sind weitgehend erhalten und in meinem Galeriebeitrag unter Bremen-Ostertor zu sehen:

    Es wäre wirklich schön, wenn man die alten Wegebeziehungen wieder herstellen könnte, da der erhaltene Teil des Rembertiviertels (Fedelhören Richtung Dobben und Nebenstraßen) ja trotz seiner baulichen Attraktivität sehr abgeschnitten vom restlichen Ostertor ein Nischendasein führt. Dass es dort Straßen wie die Adlerstraße

    gibt, dürfte selbst vielen Bremern nicht bekannt sein.

    Einmal editiert, zuletzt von Heinzer (3. Dezember 2017 um 12:47) aus folgendem Grund: Tote Links wiederhergestellt

  • Zitat


    Dass beim Neubau der Bremer Landesbank am Domshof nur die blanke Fassade des Altbaus stehen bleibt, hatte ich jetzt auch nicht mehr auf dem Schirm.

    Ich auch nicht. Davon war bisher bestimmt gar nicht gesprochen worden, sonst hätte man sich wahrscheinlich erinnert. Das ist immerhin besser als eine totale Beseitigung. Das Ecktürmchen kommt ja glücklicherweise zurück.