Köln - Außenbezirke

  • Bin heute auf der IMM Cologne gewesen, der ersten Messe in den neuen Nordhallen, die die historischen Rheinhallen ersetzen.

    So wirklich gut fand ich den Schritt aber nicht, denn man kann jetzt nicht mal eben vom Deutzer Bahnhof zur Messe sondern muss entweder lange Fußwege in Kauf nehmen oder den Shuttle-Bus nutzen. Desweiteren nahm es der Messe einiges an Flair und vor allem Übersichtlichkeit... die letztjährige IMM war auf jeden Fall deutlich besser was die ÜBersichtlichkeit anging.

    ... und dass die Nordhallen eine Wellblechaußenhülle haben und keine expressionistische Klinkerfassaden wie die alten Rheinhallen versteht sich bei Neubauten von selbst.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Bin gestern nach noch kurz mit dem Auto in Köln gewesen, meine Freundin vom Karneval abholen, und bin über die Aachener Straße auf die Ringe zugefahren. Man nähert sich von diesem Weg aus dem Crowne Plaza Hotel, dem Standort der alten Oper, von hinten. Und was musste ich feststellen: Hinter dem Crowne Plaza Hotel ist bis auf die Eckhäuser die komplette Gründerzeitbebauung noch erhalten und scheinbar in einem guten Zustand, nur leider ziemlich unattraktiv weil man nur auf Beton und Glas guckt.

    ... vielleicht sollten wir wirklich an der Idee einer Opernreko festhalten, es gäbe zumindest hinter der Oper ein schönes Ensemble...

    ... abgesehen davon war das Kölner Opernhaus wohl eins der schönsten überhaupt in Deutschland.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • In Köln gibt es Streit zwischen einem Vertreter der "Moderne" und der türk. Religionsbehörde, für die er eine Moschee baut. Knackpunkt ist die Innengestaltung, für die die FAZ nur ein Wort übrig hat: Kitsch!

    Zitat

    [...] n Sachen Innengestaltung des Gebetsraumes liegt der Architekt Paul Böhm mit dem Bauherrn, der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion e.V. (Ditib), über Kreuz. Dabei geht es hier um sehr viel mehr als um eine Geschmacksfrage. [...] n Sachen Innengestaltung des Gebetsraumes liegt der Architekt Paul Böhm mit dem Bauherrn, der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion e.V. (Ditib), über Kreuz. Dabei geht es hier um sehr viel mehr als um eine Geschmacksfrage. [...] Während er seine klare, moderne Architektursprache im Inneren fortführen möchte, beabsichtige die Ditib, den Gebetsraum traditionell ausmalen zu lassen und damit einen anderen Architekten zu beauftragen. [...] Auch die Ditib, die sonst Wert darauf legt, mit offenen Karten zu spielen, schweigt: Mehrere Anfragen dieser Zeitung, ihre Position darzulegen, blieben unbeantwortet. [...] Die Grundzüge des Konflikts, der ins Zentrum des Verhältnisses zwischen Architekt und Bauherrn reicht, sind auch so zu ermessen. Neben rechtlichen berührt er ästhetische und weltanschauliche Aspekte: Werden Außen und Innen, Hülle und Kern des Gebäudes dieselbe Sprache sprechen? Einerseits wird der katholische Baumeister Paul Böhm für die Ausgestaltung eines islamischen Gotteshauses nicht ohne einen muslimischen Kollegen auskommen können. Denn er wird nicht allein entscheiden können und wollen, welche Koranverse um die Kuppel geschrieben werden oder welche Kalligraphie die beste ist. [...] Doch muss Paul Böhm darauf insistieren, dass dies in enger Abstimmung mit ihm geschieht und die Ausgestaltung zu seiner Architektur in Beziehung steht. Innen und Außen müssen sich entsprechen, wenn Einheit und Qualität des Baus nicht leiden sollen. [...] Dem Vernehmen nach möchte der Bauherr den türkischen Innenarchitekten Volkan Altinkaya beauftragen. In Deutschland war er schon mehrfach tätig, auch in der großen Merkez-Moschee in Duisburg-Marxloh, die im Spätsommer eröffnet werden soll, malt er die zentrale Kuppel aus. Bestimmend sind dort blattvergoldete Stuckverzierungen sowie graue, türkis- und bordeauxfarbene Ornamente, die zu den „traditionellen“ Bauformen „passen“. [...] Historische Formen und Muster werden, auch in aufwendigen Materialien wie Marmor und Alabaster, schwülstig überboten und trivialisiert: Kitsch. Diese Innenarchitektur, die Vergangenes nur kopiert, ist mit der gemäßigt modernen Formensprache Paul Böhms unvereinbar. [...] Sollte die Ditib darüber hinwegsehen und eine Moschee haben wollen, deren Innenleben nichts (mehr) mit ihrem Außenleben zu tun hat, würde sie damit auch Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit wecken. Denn ein solcher Zwitter stünde im Widerspruch zu ihren erklärten Zielen, die Integration und den interreligiösen Dialog zu fördern. Mit der Offenheit des Ortes, die mit den schalenartigen, zur stilisierten Weltkugel geformten Teilen der freistehenden Kuppel nach außen bekundet wird, wäre es im Innern vorbei. Dort will sich, so die Grundaussage des Gebetsraumes, die Gemeinde wie zu Hause fühlen. Dass sie Wurzeln in einer fremden Umgebung geschlagen hat und sich dieser Nachbarschaft gegenüber kommunikativ verhalten will, würde nicht vermittelt.

    Die Generation der türkischen Migranten, die hier aufgewachsen ist und Deutschland als ihre Heimat ansieht, brächte damit nicht ihr eigenes, sondern ein von den Vätern oktroyiertes Selbstverständnis zum Ausdruck. Der Bau wäre geteilt, seine Botschaft auch, und die einladende Geste der Architektur verkäme zur Attitüde: Der Außenstehende soll die Moschee gut finden, aber drinnen bleibt man lieber unter sich. Die Moschee würde zur Mogelpackung, zum Trojanischen Pferd. Der Architekt muss wissen, wofür er sich hergibt.

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    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Wenn so die kulturelle Auseinandersetzung geführt wird, dann ist der Grund der muslimischen Unansprechbarkeit ggü. westlichen Vorstellungen klar wie Kristall. Weshalb sollte ein Moslem eigene Bau- und Kunsttraditionen aufgeben wollen - für Gebetsräume, die wie ein Hochsicherheitstrakt daherkommen und Schrottgebilde als Ornamentersatz ?

    Es muß ihm sogar wie eine Art Falle vorkommen, wenn man bedenkt, was die deutschen Betonkirchen für missionarische Wunder bewirkt haben.

    Nein, die werden gedünstet

  • Das ist ja wieder so typisch für die Architektengilde. Da will man dem Auftraggeber und BauHERRN sogar noch den Innenausbau und die Gestaltung vorschreiben. Geht´s noch?

    Und der Journalist, dieser Andreas Rossmann, hat mit Sicherheit auch keine Ahnung von fremden Religionen. Gerade die Moslems sind ja, wenn es um ihre Religion geht, super empfindlich und intolerant. Die werden sich in dieser Frage wohl nichts sagen lassen. Die Bezeichnung "Kitsch" grenzt schon an Beleidigung.

  • Zitat von "Wissmut"

    ...
    Es muß ihm sogar wie eine Art Falle vorkommen, wenn man bedenkt, was die deutschen Betonkirchen für missionarische Wunder bewirkt haben.

    Das stimmt allerdings. :zwinkern:

  • Ein :daumenoben: fuer dieses Projekt auch von mir, koelle. Ich bin froh, dass es Herrn Schmitz gelang, seine Plaene durchzusetzen. Es muss ja nicht unbedingt jedes Mal spektakulaer sein! Mir jedenfalls gefaellt jedes kleinste Traditionsprojekt wesentlich mehr als Grossprojekte in Schuhkartonerscheinung und mit (viel zu) regelmaessig eingesetzten Fenstern.

    Aber sollte hier etwa irgendwo eine Taeuschung vorliegen, werden wir mal wieder hinters Licht gefuehrt?

    Zitat

    aus dem von koelle zitierten Artikel:
    Ein angedeuteter Turm kaschiert geschickt, dass es sich eigentlich um ein Eckhaus handelt.


    Eigentlich ein Eckhaus? Entweder es ist eins, oder es ist es nicht. :gehtsnoch: Journalisten sollte vielleicht nahegelegt werden, nur ueber Dinge zu schreiben von denen sie tatsaechlich etwas verstehen. Andererseits es ist natuerlich erfreulich, ueberhaupt ueber dies Projekt unterrichtet zu sein, und so ist denn der Artikel ein inspirierendes Geschenk.

  • Zitat

    Für die ungewöhnliche Art des Bauens waren jedoch auch im übertragenen Sinn ein paar Steine aus dem Weg zu räumen.
    "Dafür war beim Bauamt durchaus auch Überzeugungsarbeit nötig", erzählt Schmitz.

    Zitiert aus dem von Koelle verlinkten Artikel: Historien-Idyll und High-Tech - Kölner Stadt-Anzeiger Moderationshinweis: Ungültigen Link gelöscht.


    Immer wieder interessant, dass man für eine historisierende, regionaltypische Formensprache kämpfen muss. Wäre dort eine Retro-Bauhaussiedlung in Weiß-Grau geplant worden, hätte das die Stadt bestimmt zügig und problemlos durchgewunken. Potsdam, Dresden, Köln - überall muss man ausgerechnet für das kämpfen, was eigentlich der naheliegendste Ansatz für eine kriegszerstörte Stadt sein müsste. Die festgefahrenen Ideologien sind zum Verzweifeln und das "Hobby" Architektur kann für einen reflektiert und differenziert denkenden Bürger in diesem arroganten System kaum befriedigend sein.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

    Einmal editiert, zuletzt von youngwoerth (30. Oktober 2011 um 22:29)

  • Zitat

    Bilderstöckchen - Voll kindlichem Stolz auf einem der majestätischen Löwen zu reiten - das hat wohl jeder irgendwann mal getan, der in der Nachbarschaft des Blücherparks aufwuchs - ob in Nippes, Bilderstöckchen oder Neuehrenfeld, denn diese Stadtteile bilden auch heute noch das Einzugsgebiet der Erholungsanlage. Die vier steinernen Könige des Tierreichs, die die Treppenaufgänge zu den beiden Kastanienhainen am Kopfende des Kahnweihers bewachen, erstrahlen jetzt wieder im alten Glanz. Sie wurden zusammen mit den Mauern, den Treppenaufgängen und der Begrenzungsmauer am Kahnweiher saniert.

    Blcherpark erstrahlt in altem Glanz - Kölner Stadt-Anzeiger Moderationshinweis: Ungültigen Link gelöscht.

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Im Kölner Stadtteil Marienburg werden Stadthausvillen in Anlehnung an den Stil der 20er Jahre gebaut. Find ich ganz gelungen! Man findet die Häuser unter: Fischer Hausbau Moderationshinweis: Ungültigen Link gelöscht.
    Auf der Seite muss man auf "Architektur"-->"Stadthausvillen" klicken.

  • Tja, solange das Amt für Denkmalschutz quasi unbesetzt ist (persönliche Meinung) häufen sich die schlechten Nachrichten.
    Im Rahmen des Stadbahn-Baus Nord-Süd ist geplant an der Bonner Str. um die 10 Gebäude abzureissen,
    darunter historische Bausubstanz! :kopfschuetteln:

    Exemplarisch sei die "Villa Lenders" (Nutzung als Teppichhaus) , meines Wissens um 1870 gebaut, erwähnt.
    Ein Bild findet sich unter diesem Link: Quelle: Stadt Köln, Stand: 10.05.2012

    Der Antrag auf Erhalt ist meines Wissens schon abgelehnt. Wer eine Möglichkeit kennt zu intervenieren, Informationen dazu wären interessant.
    Und wie üblich nehmen die Medien nur sehr unzureichend davon Notiz.

  • Im Kölner Stadtteil Porz entsteht bis 2016 der Neubau des DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt). Der Bau an sich gefällt mir eigentlich.

    Moderationshinweis: Ungültigen Link gelöscht.

    Ausserdem wird in der Kölner Innenstadt der Gebäudekomplex Ecke Cäcilienstraße 30 / Kronengasse 12 revitsalisiert.

    Moderationshinweis: Ungültigen Link gelöscht.

    http://www.immobilien-zeitung.de/1000015571/koe…aecilienstrasse

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Zitat

    (...) Die fünf Bäume, die gepflanzt wurden, reichten völlig aus, zumal sie in
    den nächsten Jahren noch deutlich größer würden. (...)


    Ja, in 100 Jahren haben diese Stängel wahrscheinlich eine angemessene Größe. Wenn sie nicht schon in den nächsten Jahren krepieren. Das kommt bei so jungen Bäumen öfter mal vor. Überhaupt sind diese fünf Bäume gut versteckt. Auf den Bildern sehe ich nur zwei. Ansonsten finde ich den neuen Platz ganz in Ordnung. Besser als vorher allemal.


    Zitat

    (...) Außerdem denkt der Landschaftsverband Rheinland darüber nach, das
    gegenüber des Bahnhofs liegende Gebäude zu ersetzen. (...)


    Ich bitte darum. Schlechter kann ein Neubau kaum werden. - Siehe hier


    Zitatquelle.