• Eine Stadt, die stellenweise einen sehr alten Häuserbestand hat, der - sofern ich das richtig beurteilen kann - im Kern noch oft auf das 15. Jahrhundert und sogar die Zeit davor zurückgehen könnte, ist Konstanz. Ich habe im Bildindex den Wohnbau in Konstanz überflogen. Leider sind Zeitangaben hier rar, aber meinen Laienaugen erscheinen zahlreiche Häuser (besonders in der Hussenstraße) wirklich sehr archaisch.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Georg Friedrich:

    Du hast recht, Konstanz ist heut noch sehr gut erhalten und die Bausubstanz reicht oftmals bis ins hohe Mittelalter zurück. Viele Häuser verfügen noch über gotische Koppelfenster und Spitzbogenfenster, aber, wie z.B. in der Zollernstraße auch über spitzbogige Arkadengänge. In der selben Straße steht sogar noch ein Haus, das, etwas verdeckt, noch über ein kleines romanisches Rundbogenfenster verfügt.

    Nahezu alle Häuser im Bereich zwischen Wessenbergstraße, Zollenernstraße und Münzgasse gehen in ihrem meist heute noch zu erkennenden Ursprung auf das hohe- und späte Mittelalter zurück.
    Und wie schon angedeutet, Wessenbergstraße und Hussenstraße sind von der Ensemblewirkung und dem Alter der Bebauung einfach traumhaft!

  • Alexander

    Schön, das zu lesen. Lässt sich dieser Befund auf den Bodenseeraum ausweiten? Gibt es in diesem Gebiet einige Städte, die vielleicht nicht geradezu hochmittelalterlich aussehen wie Konstanz in manchen Bereichen, aber doch in einem spätmittelalterlichen Kleid daherkommen.

    Wenn ich Bilder wie dieses sehe (Engen), bin ich immer wieder verblüfft, wie viele schmucke, kleine Städte Deutschland hat, die aber offensichtlich kaum jemand kennt:
    http://www.fotocommunity.de/pc/pc/cat/7447/display/6164369

    Lindau soll eine reichsten Städte sein, was die bürgerliche Architektur des 16. Jahrhunderts angeht. Im angrenzenden Allgäu gibt es ja auch einige Perlen wie Memmingen, Wangen oder Füssen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass es entlang des Hochrheins noch etliche urige kleine und mittlere Städte gibt, von deren Existenz man aber halt erst einmal wissen muss.

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    Arthur Schopenhauer

  • @ Georg Friedrich:

    Tatsächlich gibt es im Bodenseeraum noch viele schöne spätmittelalterlich geprägte Städte neben Konstanz, die wichtigsten will ich kurz erläutern:

    -Lindau (vilefach schlicht Putzbauten teilweie mit Erkern und Aufzugsgauben, hohes Maß an Originalität)

    -Überlingen (größtenteils sehr schön und alt, aber teilweise zu viele Neubauten, die das Auge beleidigen, ältestes Haus in Deutschland, das über erste Renaissanceelemente verfügt)

    -Meersburg (die einzige Stadt, die ich bisher besucht habe, die wirklich über NULL Neubauten verfügt; zwar sehr klein, aber viel Fachwerk, Touristenstadt a la Rothenburg)

    -Ravensburg (noch einiges am ma. Bausubstanz, teilweise schön, teilweise hässlich wegen Neubauten, die teilweise ganze Straßenzüge verschandeln im Zuge der Stadtsanierung in den 60ern; eindrucksvolles Rathaus und viieele Türme und Tore!

    -St. Gallen/Schweiz (teils gut erhalten, teis grausam durch Versagen des Denkmalschutzes; viel Spätgotik und Renaissance mit eindruckvollen Erkern [in einem Straßenzug neun Erker in Folge an neun Häusern]), schöne Barockabtei (UNESCO-Weltkulturerbe)
    Bestimmtt kann "Riegel" mehr zu der Stadt sagen.

    Die folgenden Städte kenne ich nicht persönlich, Beurteilung daher schwierig:

    -Schaffhausen/Schweiz(Laut Reiseführern viele Erker und rel. gut erhalten)

    -Stein am Rhein (mittelalterlicher Gesamteindruck obwohl viele Häuser neuer, bemalte Fassaden aus der vorletzten Jahrhundertwende)

    -Diessenhofen/Rhein (Schweiz): laut Bildern Mittelalter pur!
    -Wangen/Allgäu
    -Pfullendorf
    -Engen (wie von dir erwähnt)

    PS: keine Garantie für Vollständigkeit, die wichtigsten und schönsten Städte im Bodenseeraum sind jedoch allemal abgehandelt.

  • Hallo,

    letztes Wochenende habe ich einen Abstecher nach Franken gemacht und unter anderem Schwäbisch Hall (auf der Fahrt dorthin), Erlangen, Bamberg, Fürth, Nürnberg und Coburg fotografiert.

    Hier sind die Fotos zu Bamberg verfügbar (Coburg und Schwäbisch Hall sind auch auf die Website hochgeladen):

    http://picasaweb.google.de/prach68/Bamberg

    Bamberg ist wirklich beeindruckend und bietet neben einer eher kirchlich geprägten Bergstadt mit Dom, weiteren Kirchen, Klöstern usw. noch eine auf einer Insel gelegene historische "weltliche" Altstadt. Alles zum Glück fast unzerstört und mit nur sehr wenigen Bausünden.

    Weiter östlich gibt es offensichtlich noch größere Gründerzeitviertel, die mich teilweise an Dresden erinnerten, teilweise fast schon großstädtisch oder münchnerisch wirkten (beispielsweise um den Schönleinsplatz herum).

    Für mich durch die Lage und den Bauzustand die schönste fränkische Stadt und unbedingt eine Reise wert.

  • Die "Bergstadt" gefiel mir persönlich viel besser als der Teil südlich des Flusses. Ich glaube, daß man südlich vom Fluß in der Nachkriegszeit einiges abgerissen hat - jedenfalls hat man dort eifrig kaputtmodernisiert, wenn ich mich noch recht erinnere. Wieso bist Du nicht in die Kirche gegangen ? Dort gibt es sehr viel zu sehen - genauso wie in der Schatzkammer ! :D


  • In Bamberg gibt es auch Bausünden? Unfassbar! :schreckgrau:
    Bamberg hat den Krieg doch völlig unzerstört überstanen.

  • saibo..

    Naja, Bausühnden hat ja nicht nur mit krieg....Paris wurde ja auch nicht durch Krieg zerstört und da stolpterst man über grosse Bausünhden von grosse Ausmassen. Zum beispiel ist eine Tradition in Paris dass jede President noch eine hässliche Prachtbau hinfügst...

    Oder Edinburg die grosse Teile von die innere Neustadt mit Gesichtlosen Betonbauten versaut hat, besonders um Princess-street.

  • Na, so schlimm ist es nicht - die Innenstadt ist schon OK, der Gesamteindruck absolut positiv.

  • Hehe...ein bisschen längere Antwort. Die Altstadt von Bamberg ist sehr schön, erst durch seine Zwei teilen. Die Bausühnden ist in gesamt auf eine sehr niedrige Nivaus. Was ich meine Beitrag sagen wolltest, es gibt sehr wenige Städte ohne ein paar Bausühnden. In diese Spektrum hat Bamberg sehr wenig. Vergleicht mit Rothenburg gibt es keine Bausühdnen in Altstadt, aber die Reste von Rothenburg ist eher unattraktiv. Also gibt es auch Bausündhen in Rothenburg.

    Naja, ich kann auf jedenfall alle Empfehlen nach Bamberg zu fahren......es ist wirklich eine die schönere Kleinstädte von Europa.

  • Bausünden gibt es vielleicht nicht direkt, aber doch einige durchaus zu kritisierende "Restaurierungen", vor allem aus den 70ern und 80ern, wo man mehrere barocke Bauten komplett abgerissen und mit annähernder Rekonstruktion der Fassade (aber völlig verändertem Innenaufbau) wieder aufgebaut hat, zum Beispiel die gesamte Westseite des Maxplatzes (mit Ausnahme eines Hauses).

    Völlig unzerstört hat die Stadt den Krieg übrigens nicht überstanden. Vor allem der Frauenplatz an der Oberen Pfarre sowie die Gegend um den Grünen Markt und den Obstmarkt wurden zerstört, unter anderem brannte das Hochzeitshaus am Kranen aus, ebenso wie die Alte Maut, deren Ruine später abgerissen wurde. Um letzteres Gebäude ist es besonders schade, denn es handelte sich um einen der wenigen Renaissancebauten der Stadt mit zwei sehr schönen Giebeln.

  • Ich war letzten Sommer in Bamberg und habe erzählt bekommen, dass eine Gräfin Schönborn die Stadt vor der Zerstörung der Amerikaner gerettet hat! Nur eine Mär oder eine historische Tatsache?

    Bamberg dürfte also nur haarscharf einer Katastrophe entgangen sein...

  • Hmm, davon habe ich noch nie was gehört. Und da die deutschen Truppen noch im April '45 die meisten Brücken sprengten (darunter auch die historische Obere Brücke, wobei das Alte Rathaus schwer beschäfigt wurde), war die Übergabe der Stadt vermutlich auch nicht allzu friedlich.

  • Ist schon seltsam. Wenn man in dieser Stadt wohnt und tagtäglich an all den Sehenswürdigkeiten Bambergs vorbeikommt, fällt einem gar nicht mehr so richtig auf, wie schön die Stadt eigentlich ist - vor allem bei dem Wetter, das bis vor etwa fünf Stunden hier herrschte.

    Übrigens, an die Stelle der Kriegsruine auf dem zweiten Bild sollte dieser Hotelklotz kommen:

    http://www.stadt.bamberg.de/media/custom/332_4827_1_m.JPG
    Quelle: http://www.untere-muehlen.bamberg.de/

    (Wer was zum Lachen haben will, sollte sich mal die Beschreibungen der Entwürfe aus dem Architektenwettbewerb durchlesen. Der Schuhkarton wird unter anderem als "Die zeitgemäße Interpretation als eher monolithischer Baukörper schafft Identität und fügt den Neubau zugleich homogen in den Kontext ein" beschrieben.)

    Das wurde aber zum Glück Ende 2006 von der Bamberger Bürgerschaft gekippt, nachdem es große Proteste gegen den "Schuhkarton" gegeben hatte. Zurzeit scheinen die Planungen auf Eis zu liegen (während die Kriegsruine, die aber nach den Planungen eh abgerissen werden soll, weiter verfällt).


    Moderationshinweis (Zeno):
    Direkt eingebundenes Bild wegen Urheberrechts durch Link ersetzt (siehe http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?p=36186&f=1#p36186">viewtopic.php?p=36186&f=1#p36186)

  • Von Kriegsruine ist ja nicht sehr viel zu sehen. Das ist wohl heute eher eine kleine Insel, auf der Büsche und Bäumchen wachsen. Finde ich eigentlich ganz in Ordnung, wenn es so bliebe. Deshalb müßte doch auch gar nichts groß abgerissen werden.

    Auf jeden Fall ist das Biotop bei weitem besser, als so ein Kasten.

  • Ende 2007 habe ich die Ausstellung zum tausendjährigen Bistumsjubiläum besucht und auf dem Domberg einige Fotos gemacht. Es sind nicht viele Eindrücke, aber nach einigem Überlegen will ich sie nun doch zeigen, um die Bamberg-Galerie ein klein wenig zu bereichern.


    Domplatz


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    Arthur Schopenhauer

  • Alte Hofhaltung



    Der Hof der Alten Hofhaltung hat sein spätmittelalterliches Erscheinungsbild aus der Zeit zwischen 1475-1489 relativ gut erhalten. In den Fachwerkobergeschossen befanden sich die Wohnungen des Hofgesindes, Getreide und Heu wurden hier gelagert, darunter waren eine Schmiede und eine Büttnerei untergebracht. Heutzutage residiert das Historische Museum der Stadt Bamberg in der Alten Hofhaltung.

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  • Rosengarten



    Der Rosengarten befindet sich im Rücken der Neuen Residenz und wurde ab 1705, den engen Raum voll ausnutzend, in die Burgbefestigung eingefügt. Im Sommer macht er freilich einen noch weitaus schöneren Eindruck...:P


    Blick zum Kloster Michelsberg


    Die Figuren wurden 1760/61 von Ferdinand Tietz geschaffen. Die Originale befinden sich im Historischen Museum. Im Rosengarten werden lediglich Kopien ausgestellt.

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