Fortaleza und Aquiraz (Brasilien)

  • So, liebe Leute, mich hat es für einige Zeit beruflich nach Brasilien, genauer gesagt in den Nordosten nach Fortaleza verschlagen. Ich bin erst seit gut zwei Wochen hier und wollte euch meine ersten Eindrücke (die durchaus sehr gemischt sind) nicht vorenthalten.

    Fangen wir mit meinem aktuellen Arbeitsplatz an, der Universidade Federal do Céara, und zwar dem Hauptgebäude:


    Das Gebäude ist eine ehemalige Industriellenvilla im früheren Villenviertel von Fortaleza - von dem allerdings außer dem Hauptgebäude der Universität praktisch nichts mehr vorhanden ist.

    Überhaupt ist von dem Fortaleza des 19. Jahrhunderts (die Stadt war kaum älter) kaum etwas übrig geblieben. In der Innenstadt gibt es noch einige Straßen mit Bebauung aus der Zeit von Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts , die ich mir aber noch nicht näher angesehen habe. Das kommt aber in den nächsten Wochen auf jeden Fall. In den 60'iger bis 80'iger Jahren wurde ansonsten fast alles abgerissen, was etwas älter war und durch Hochhäuser oder ärmliche einstöckige Bebauung ersetzt.

    Der größte Teil der Innenstadt sieht daher so aus, immer wieder aber durch ärmliche Ecken unterbrochen, wie man im zweiten Foto sieht, wo im wahrsten Sinn des Wortes eine Favela "eingebaut" ist:



    Die Strandpromenade sieht leider nicht viel besser aus:

    Früher standen hier wohl zahlreiche Marine- und Yachtclubs wie an einer Perlenschnur aufgereiht nebeneinander. Überlebt hat die Abriss- und Neubauwut wohl nur einer:

    Zum Abschluß noch eine Skurrilität, die hinter der Strandpromenade zu finden ist:

  • Weiter geht es mit einigen ganz typischen Impressionen aus den Vierteln um die Innenstadt herum, fotografiert auf einer Autofahrt aus dem Universitätsviertel nach Osten. Das ist wohlgemerkt noch eines der normalen Wohnviertel, keine Favela oder ähnliches. Hier wohnen Arbeiter, kleine Angestellte und Dienstleister:

    Wie ihr seht, ist gerade Regenzeit ... Fortaleza liegt nur etwa 250 km südlich des Äquators und ist entsprechend feuchtwarm. Putz oder Farbe halten hier nicht lange.

    Schließlich kommen wir zum Haus des Volks- und Heimatdichters José de Alencar, das ursprünglich etwas außerhalb der Stadt lag, heute aber mitten in einem etwas "schwierigen", von hoher Kriminalität geprägten Vorstadtviertel liegt. José de Alnecar muss man sich ein bißchen wie einen Ludwig Ganghofer mit Indios vorstellen:

  • Netter wird es dann in Aquiraz, etwa 17 km westlich von Fortaleza, wo ich aktuell auch untergebracht bin. Die Stadt wurde 1699 gegründet und war bis 1726 die erste Hauptstadt des heutigen brasilianischen Bundesstaates Ceará.

    Das Stadtbild wird von einer recht stattlichen Barockkirche aus dem Jahr 1713 beherrscht:

    Direkt dahinter eine alte Markthalle:

    Das Haus des Generalkapitäns von Ceará, das Erdgeschoß stammt aus der Gründungszeit der Stadt, der erste Stock wurde im frühen 19. Jahrhundert ergänzt:

    Zum Abschluß einige Straßenszenen aus Aquiraz und als Dreingabe ein Strandbild:

  • Ich werde auf jeden Fall versuchen, während meines Aufenthaltes in Brasilien noch die alten barocken Kolonialstädte Salvador da Bahia (gegründet 1547), sowie Recife ( gegründet 1537 und als "Mauritsstad" 1630 bis 1654 Hauptstadt des kurzlebigen "Niederländisch-Brasilien") und seine Schwesterstadt Olinda (ebenfalls 1537 gegründet) zu besuchen, die alle richtige geschlossene Altstädte aus dem 17.-18. Jahrhundert aufweisen.

    Das wird dann sicher für das Forum auch interessanter.

  • Ich war vor 4 Wochen in Ouro Preto und habe 383 Fotos geschossen, bin zur Zeit in Buenos Aires, kann aber mit dem kleinen Tablet und mit Surfen in Internetcafés nichts hochladen. Falls nicht jemand vorher dran ist, dann im März, auch Salvador falls gewünscht

  • Ich war vor 4 Wochen in Ouro Preto und habe 383 Fotos geschossen

    Optimal. Ich werde so schnell nicht in den Süden kommen. Von daher würde das doch hervorragend passen.

    Falls nicht jemand vorher dran ist, dann im März, auch Salvador falls gewünscht

    Ich denke, dass ich vermutlich erst im Mai oder Juni nach Salvador und Recife komme. Eine Salvador-Galerie wäre von daher ebenfalls im März gerne gesehen.

  • Die Gegend um Ouro Preto scheint ja wirklich das Kalifornien des 18. Jahrhunderts gewesen zu sein, mit allem, was so ein waschechter Goldrausch mit sich bringt.

  • Aufgrund ständig aneinander anschließender Lockdowns und Reiseverbote bin ich leider während meines ganzen Brasilien-Aufenthaltes nun doch nicht dazu gekommen, in Brasilien herum zu reisen.

    Aber wenigstens in Ceará konnte ich mir zum Ende meines Aufenthalts ein bißchen was ansehen. Ich stelle hier mal einige Fotos aus einer kleinen Kolonialstadt im Osten von Ceará ein: Aracati.

    Der portugiesisch-sprachige Wikipedia-Eintrag weiß zu berichten: "1748 wurde Aracati zur Stadt erhoben. Im selben Jahr wurden ein Finanzamt und ein Pranger errichtet." Nun ja ...

  • Die Bebauung ist aus der Zeit zwischen 1780 und 1850. Leider stehen die Häuser in der kleinen Altstadt (sie besteht nur aus einer Straße und einigen Nebengassen) fast alle leer und verkommen, weil der brasilianische Denkmalschutz sehr streng ist und keiner das Geld für fachgerechte Renovierung aufbringen will.

    Die kaufen sich dann lieber eine neugebaute Villa mit Meerblick. Sinn für kulturelles Erbe gibt es hier wenig. Die Straße ist völlig verödet, es gibt auf 2,5 km nur ein einziges Café und weder Restaurants, noch Geschäfte. Die Geschäfte, Cafés und Restaurants sind alle ein paar Querstraßen weiter in einem Viertel mit häßlichen 60er bis 80er- Jahre-Bauten. Für Europäer kaum verständlich.

    Was man daraus machen könnte!