• Hallo ihr Lieben,

    da es im Forum zu meinem Erstaunen noch keine eigene Galerie über Murrhardt gibt, folgen hier einige wenige Bilder zu diesem kleinen, aber feinen, SStädtchen.

    Ich bin kein Experte in Bezug auf die Stadt oder den Rems-Murr-Kreis, meine Informationen beschränken sich daher auf Wikipedia und die offizielle Seite der Stadt.

    Ich habe Murrhardt im Juli 2019 besucht, an diesem Tag hatte es zwischen 35 und 40 Grad. Ich habe mich daher nicht allzu lange in der Stadt aufgehalten und zog es vor, den Weg durch den Wald zu den Hörschbachfällen einzuschlagen. Daher beinhaltet die Galerie auch Bilder von diesem herrlichen Ort, wenngleich sie nichts mit Architektur oder Stadtbild zu tun haben. Man verzeihe mir diesen Ausflug in die Geologie/Geographie/den Müßiggang.

    Zunächst allgemeine Informationen zu Murrhardt:

    Murrhardt liegt im Rems-Murr-Kreis, ca. 40km nordöstlich von Stuttgart und ca. 10km nordöstlich von Backnang. Die Stadt hat knapp 15.000 Einwohner und zählt noch zur Metropolregion Stuttgart, einen direkten Anschluss an das S-Bahn Netz gibt es allerdings nicht. Der Hbf Stuttgart ist allerdings in 42min ohne Umstieg mit der Regionalbahn zu erreichen. Die Stadt ist geprägt von kleinen und eher schmucklosen Fachwerkhäusern und vor allen Dingen bekannt für die außergewöhnliche spätromanische Walterichskapelle, die sich im Klosterbezirk des ehemaligen Klosters Murrhardt (Kloster St. Januarius) befindet, die Stadtkirche (ehemalige Klosterkirche), die Walterichskirche auf einer Anhöhe über der Stadt und diverser geringer Reste des Limes auf dem heutigen Stadtgebiet. Weiterhin bekannt ist die außen an der Walterichskirche angebrachte Passionsdarstellung aus dem Jahre 1512, die vollständig geschnitzt ist und Zentrum einer Wallfahrt war, die bis Mitte des 20. Jahrhunderts bestand hatte.

    Die umfangreiche Geschichte der Stadt hängt eng mit dem Kloster St. Januarius zusammen. 750 stiftete Pippin eine kleine Zelle St. Trinitatis, die 788 als celulla Murrahart im Besitz der Bischöfe von Würzburg erwähnt wird. Murrhardt ist allerdings aus einem römischen Kastell, das entlang des vorverlegten Limes gegründet wurde, entstanden. Der Name Murrhardt geht daher auch auf dieses vicus murrensis genannte Kastell zurück. Ab 496 gehörte Murrhardt dem Fränkischen Reich an.

    816/817 gründete dann der Abt Walterich das Kloster Murrhardt, die heutige Stadtkirche geht auf die Klosterkirche des 9. Jahrhunderts zurück.

    1288 wurden Murrhardt schließlich Stadtrechte verliehen, was allerdings nicht bedeutete, dass die Stadt prosperierte. Vielmehr wurde sie in der Folgezeit von der Pest heimgesucht, im Bauernkrieg verwüstet und 1765 durch ein großes Feuer größtenteils zerstört. Die heutige Bebauung der Altstadt entstammt daher vor allen Dingen dem Ende des 18. Jahrhunderts.

    1806 wurde das Kloster aufgelöst und Murrhardt büßte an Bedeutung ein. 1878 wurde die Stadt an die Murrtalbahn und somit die Württembergische Eisenbahn angeschlossen, was dem Haupterwerbszweig der Stadt, der Holzindustrie, zubringlich war. Ein weiterer Industriezweig war die Lederproduktion.

    Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Murrhardt durch das beherzte Eingreifen eines Metzgers und Gastwirt vor der Zerstörung, die sich wahrscheinlich aus der sinnlosen Verteidigung der Stadt durch den Volkssturm und die HJ ergeben hätte, bewahrt. Nach dem Krieg wurde Murrhardt Teil des Landes Württemberg-Baden und damit 1952 Teil des Bundeslandes Baden-Württemberg.

    So, nun aber zu den Bildern, die ich eher spärlich mit Informationen versehen werde, da ich, wie bereits erwähnt, kein Murrhardt-Experte bin. Wer weiterführende Informationen zu den abgelichteten Gebäuden/Orten hat, kann diese gerne teilen.

    Ich möchte direkt am Marktplatz beginnen, welcher mehr oder weniger die Mitte der sehr kleinen Altstadt ausmacht. Die Altstadt ist nahezu kreisförmig und liegt direkt an der Murr. Die Stadtmauer ist leider nicht mehr erhalten, ebenso keine Türme oder Tore. Ich habe nur in der oberen Schulgasse einen Mauerrest entdecken können, die Häuser in der Grabenstraße sind wahrscheinlich auf die Stadtmauer gebaut und beinhalten deren Reste.

    Das Rathaus am Marktplatz 10:

    Der Vorgängerbau des Rathauses von 1558 fiel ebenfalls dem Stadtbrand von 1765
    zum Opfer. Das heutige Gebäude stammt aus dem Jahr 1784 und wurde in Anlehnung an Pläne des Backnanger Stadtwerkmeisters Schwicker erbaut. Das gusseiserne Balkongeländer entstand 1849 unter Mitarbeit des Murrhardter Schlossmeisters und Ehrenbürgers Ferdinand Nägele.

    (Quelle: https://mobil.murrhardt.de/de/Tourismus/A…ination&id=1003)

    stadtbild-deutschland.org/foru…dex.php?attachment/19154/

    Der Marktplatz ist ein schöner, ruhiger Platz, der komplett von Fachwerkbauten des Barock umgeben ist. Aufgrund der enormen Hitze war allerdings nicht allzu viel los, die Menschen beschränkten sich auf die schattigen Ecken. Im Folgenden einige unkommentierte Ansichten des Platzes und der Bebauung:

    Unten:

    Marktplatz, Westseite
    Bis auf das Gebäude 6, der Walterichsapotheke, die auf die ehemalige Klosterapotheke zurückgeht, handelt es sich um giebelständige Traufhäuser aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das Gebäude 5 war die ehemalige Oberamtei. Die teilweise mit Schmuckelementen versehenen Fachwerkfassaden wurden in der jüngeren Vergangenheit freigelegt und restauriert.

    (Quelle: https://mobil.murrhardt.de/de/Tourismus/A…ination&id=1008)

    Unten:

    Die Gebäude an der Ostseite des Marktplatzes sind mit ihren Gebäudenummern der Hauptstraße zugeordnet und stammen ebenfalls alle aus der Zeit nach dem Stadtbrand von 1765. Von besonderer Bedeutung ist hier der Gasthof zum Engel, das Geburtshaus des Murrhardter Malers, Reinhold Nägele. In der Gaststube sind Radierungen des Künstlers ausgestellt.

    (Quelle: https://mobil.murrhardt.de/de/Tourismus/A…ination&id=1009)

    Unten:

    Gasthaus Traube in der Brandgasse. Schönes Fachwerkhaus mit Zierfachwerk und außergewöhnlich erhabenen Gefachen. Mir sagte die Farbgebung zu.

    Unten:

    Wunderschöne Fachwerkscheune in der Mittelgasse, wohl zum Gasthaus gehörig.

    Unten:

    Gebäude an der Ecke Mittelgasse/Obere Schulgasse.

    Unten:

    Außergewöhnliche reich geschmücktes Haus Grabenstraße 53. Weitere Informationen hierzu leider nicht bekannt.

    Unten:

    Ebenfalls Grabenstraße

    Unten:

    Verkauf der Grabenstraße, rechts neben dem Haus mit Erker die Löwengasse.

    Hier höre ich für heute auf, da ich leider weg muss. Als nächstes folgen der extrem interessante Klosterbereich und der Kirchhügel. Euch allen ein schönes Wochenende.

  • Gefällt mir sehr gut, aber bitte mach die Autokennzeichen unkenntlich. Wäre schade wenn wir die Bilder deshalb rausnehmen müßten.

  • Ich habe Murrhardt im Juli 2019 besucht, an diesem Tag hatte es zwischen 35 und 40 Grad. Ich habe mich daher nicht allzu lange in der Stadt aufgehalten und zog es vor, den Weg durch den Wald zu den Hörschbachfällen einzuschlagen. Daher beinhaltet die Galerie auch Bilder von diesem herrlichen Ort, wenngleich sie nichts mit Architektur oder Stadtbild zu tun haben. Man verzeihe mir diesen Ausflug in die Geologie/Geographie/den Müßiggang.

    Ich weiß um die Opferbereitschaft in der glühenden Hitze und Sonnenschein Fachwerkhäuser zu fotografieren. Der Kontrast mit den Balken und dem Verputz ist einfacht toll. Vielen Dank. Es ist ein schöner Ort. Ich mag es auch, wenn man die Natur und Umgebung mitfotografiert :)

    Beauty matters!

  • So, weiter geht's mit unserer kleinen Murrhardt-Galerie. Nachdem wir die Altstadt vom Bahnhof kommend von Norden betreten und direkt den Marktplatz erreicht haben, sind wir die Hauptstraße entlang, durch die Brandgasse, die Mittelgasse und die Obere Schulgasse zur Grabenstraße gelaufen. Dieser ein Stück gefolgt und durch die Helfergasse bis in den Bereich des ehemaligen Klosters im Westen der Altstadt gelangt.

    Ich habe oben schon einige Informationen zum Kloster gegeben, ich werde im Folgenden daher nur kurze Erklärtexte zu einzelnen Gebäuden von der offiziellen Internetpräsenz der Stadt Murrhardt wiedergeben.

    Wir sind hier bereits in den ehemaligen Klosterbereich eingetreten und sehen zur Rechten die ehemalige Klosterkirche, die heutige Stadtkirche. Diese geht auf eine Gründung aus dem 9. Jahrhundert, die Klosterkirche St. Januarius, zurück und stammt im Wesentlichen aus dem 15. Jahrhundert. Hier der Text zur Kirche von der Seite der Stadt:

    Die evang. Stadtkirche geht auf das Jahr 820-25, die Zeit Walterichs, zurück und erfuhr in den folgenden Stielepochen z. T. größere bauliche Veränderungen, bis 1430-1450 der gotische Grundriss geschaffen wurde, den wir heute noch vorfinden. Bis zur Reformation war die heutige Stadtkirche die Klosterkirche. Im Innern wurden anlässlich der Renovierung von 1973-75 von spätgotischen Rankenmalereien über Werke aus der Renaissance bis zur barocken Rollwerkmalerei die vorgefundenen Bemalungen restauriert.
    Weiterhin befindet sich in der Kirche ein Kenotaph (Leergrab) für Kaiser Ludwig den Frommen und ein spätgotischer Heiligenschrein (teilweise ergänzt) dessen Figuren nach etwa 100 Jahren im Jahre 1983 von Backnang wieder nach Murrhardt überführt wurden. Die Kirche diente als Grabstelle für die Grafen von Löwenstein und die Murrhardter Prälaten (Epitaph für Friedrich Christoph Oetinger).

    (Quelle: https://mobil.murrhardt.de/de/Tourismus/A…ination&id=1025)

    Beim obigen Gebäude handelt es sich um das Refektorium des Klosters und den sog. Fürstenbau, ein hochromaniaches Steinhaus. Ich fand die extrem schmalen Fenster sehr interessant. Hier der Informationstext:

    Das ehem. Refektorium und der sog. Fürstenbau, in denen bis vor kurzem noch das Forstamt untergebracht war und die heute von der evang. Kirchengemeinde genutzt werden. Beim östlichen Teil, dem Fürstenbau, handelt es sich um ein hochromanisches Steinhaus mit mächtigen Außenwänden, dessen Bezeichnung auf die (Jagd-)Aufenthalte der Landesfürsten zurückgeht. Die Einheit stellt ein Baudenkmal des früheren Benediktinerklosters von hohem Rang dar.

    (Quelle: https://mobil.murrhardt.de/de/Tourismus/A…ination&id=1024)

    Bei den beiden obigen Bildern handelt es sich um den sog. Langen Bau. Auf dem zweiten Bild sieht man rechts abgeschnitten das Kulturhaus Klosterhof. Beide sind ehemalige Wirtschaftsgebäude des Klosters.

    Die frühere Faselviehscheuer des Klosters aus dem 18. Jahrhundert, die heute im Eigentum der Riebesamstiftung steht und den Namen Kulturhaus Klosterhof trägt. In ihm finden Konzerte, kulturelle Veranstaltungen sowie Kunst- und Musikunterricht statt.
    Zudem ist sie Sitz der Musikschule Schwäbischer Wald/Limpuger Land. Als Faselvieh werden männliche Zuchttiere bezeichnet. Das Gebäude wurde im Rahmen der Städtebauförderung umfassend nach dem Erwerb des Gebäudes durch die Riebesamstiftung von der Stadt Murrhardt saniert und renoviert. Das Gebäude wurde 2014 seiner kulturellen Bestimmung übergeben.

    (Quelle: https://mobil.murrhardt.de/de/Tourismus/A…ination&id=1020)

    Oben ein Blick zur idyllisch über dem Städtchen gelegenen Walterichskirche, die wir später besuchen werden. Leider habe ich aus der Stadtkirche keinerlei Bilder, die Ausstattung war sehr schlicht und ich empfand sie offensichtlich nicht als ablichtenswert. Direkt an die Stadtkirche angebaut befindet sich die phänomenale Walterichskapelle, eine wunderschöne spätromanische Kapelle, die in ihrem Formenreichtum und Bauschmuck nahezu einzigartig sein dürfte. Auf dieses Juwel, weswegen ich damals tatsächlich nach Murrhardt gefahren bin, werde ich im nächsten Beitrag eingehen.