Lichtenfels - Moderne in der Provinz!

  • In der bislang idyllischen Stadt Lichtenfels gibt man sich mutig und wagt ein Leuchtturmprojekt am Marktplatz mit dem Namen "Archiv der Zukunft":https://www.obermain.de/lokal/lichtenfels/art2414,732491
    Dafür wurde dieses ältere Gebäude geopfert:https://rg-beteiligung.de/bauarbeiten-beginnen-im-juni-2018/
    Nur wenige Schritte weiter soll der Neubau der Stadtbibliothek entstehen:https://www.wettbewerbe-aktuell.de/ergebnis/stadt…htenfels-101042

    Es ist wirklich zum Kotzen! Auch hier wird wieder ein ansehnliches Stadtbild geopfert, weil man unbedingt die Moderne in die Provinz holen möchte. Wie sehr muss man seine Heimatstadt eigentlich hassen, um so etwas zuzulassen!? :kopfwand: https://rg-beteiligung.de/bauantrag-genehmigt/
    „Mit dem Archiv der Zukunft Lichtenfels erhalten wir ein Aushängeschild für die Stadt“, betonte Stadtbaumeister Gerhard Pülz. Erster Bürgermeister Andreas Hügerich bezeichnete das „Archiv der Zukunft Lichtenfels“ als ein städtebauliches Highlight“, das Maßstäbe setze.

    Als realisierender Architekt, mit eigenem Büro seit 1991 in München,
    konzentriert sich Peter Haimerl auf Projekte, die die Grenzen
    konventioneller Architektur überschreiten. Sein Anspruch ist, mit jedem
    Projekt unkonventionelle Lösungen zu gestalten und Innovationen zu
    entwickeln.
    In seinem Büro entstehen ganzheitliche Konzepte, in denen Architektur
    mit Bereichen wie Computer-Programmierung, Soziologie, Wirtschaft,
    Politik oder konzeptioneller Kunst fusioniert.
    Unter dem Leitmotiv 'Attraktion statt Restriktion' widmet sich Peter
    Haimerl aktuell verstärkt dem Thema 'Bauen im Bestand'. Im Rahmen der
    von ihm ins Leben gerufenen 'Haus.Paten' Initiative engagiert er sich
    umfassend für die Baukultur im Bayerwald.

    Quelle:http://archivderzukunft-lichtenfels.de/architect

    Immerhin: Den historischen Gewölbekeller unter dem Haus will man wiederherstellen, nachdem man ihn zuvor zerstört hat!

  • Diese Geschichte geht mir schon seit Wochen gewaltig auf die Stimmung. Das ist so ein Schlag in den Magen, der besonders kräftig war und tief reingegangen ist. Ja, Du stellst genau die richtige Frage:

    Wie sehr muss man seine Heimatstadt eigentlich hassen, um so etwas zuzulassen!?

  • Vor allem weist der Entwurf auf ein, gelinde gesagt, bizarres Verhältnis des Ideengebers zur Natur und insbesondere zu Bäumen hin.
    Ein wieder einmal zwanghafter Versuch Moderne über den Bruch mit sämtlichen Bautraditionen und Sehgewohnheiten zu etablieren.
    Wenn der Blitz in das Metallzeugs einschlägt oder Eisregen und nasser Schnee fällt, war's das eh!

    (Als Skulptur in einem Bauhausviertel ließe ich mir das noch gefallen. Wäre ein Bruch mit den rechteckigen Bauhauskuben)

  • 623286_glider-detail_1ppz5W_Jpcflj.jpg

    Weiß man schon, wie weit das gediehen ist? Steht dieses Haus noch?

    An sich ist ein solcher Frevel an einem historischen Marktplatz dieser Bedeutung unfassbar!

    Marktplatz Lichtenfels.jpg

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Erstes Bild.

    Das zweite diente nur der Veranschaulichung dieser wertvollen Platzanlage.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat

    Der eigentliche Abbruch beginnt voraussichtlich nach der Fußball-WM im Laufe des Julis.

    Demnach bestand eine Marginalhoffnung auf ein Wunder...

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Man fragt sich angesichts dieses undefinierbaren Geästs, wo auch hier der gesunde Menschenverstand bei der örtlichen Bevölkerung abgeblieben ist, sich eine solche Bausünde ohne Not mitten in das historische Herz setzen zu lassen?

  • Das ist so ziemlich das Blödsinnigste, was ich je gesehen hab...

    DAFÜR ein historisches Haus abreißen...

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • ^

    Na, da entsteht ja wenigstens noch so eine Art neues Bauwerk. In meinem Wohnort hat man ein schönes Haus von 1905 für einen Park & Ride-Platz abgerissen. Der Parkplatz ist immer leer und wird gar nicht genutzt. Das Haus stand direkt am Ortseingang. Jetzt fällt der Blick auf eine tolle Brandwand.

    Ich frage mich, wieso man nicht einfach echte Bäume pflanzt, anstatt diesem blöden Metallgestrüpp. Das wird ja, logischerweise, niemals grün und sieht auch im August aus wie im Winter.

  • Lichtenfels war früher bekannt als Korbflechterstadt. Das wirre Geäst sollen dann wohl abgeschnittene Korbweiden darstellen, aus denen man Körbe flicht. Vielen Bodenständigen in Lichtenfels wird das Kunstwerk vermutlich nicht gefallen. Aber wer was zu sagen hat im Städtchen, der muss halt zeigen wie modern er ist. Dann kann auch keiner von ihm sagen, dass er rückwärts gewandt sei, denn das, das wär das Schlimmste.

  • Das unsägliche "Archiv der Zukunft" mit dem künstlichen Baum davor ist Mitte Juli eingeweiht worden.


    Zitat

    Das Ergebnis bricht mit den gängigen Erwartungen an heutige Architektur. Zum Beispiel damit, dass sie sich an einer solchen Stelle in den historischen Kontext einfügen, mit Low Tech die Nachhaltigkeitskriterien erfüllen und von einem begrünten Außenraum umgeben sein sollte.

    „Technologie ist Teil des Raums. Architektur führt dazu, dass man neue Welten herstellt“, sagte Haimerl gegenüber Baunetz. Sein Bau solle ein Raum aus Natur und Architektur sein, Innenraum und Außenraum zugleich, Natur und Mathematik, Programmierung und Handwerk, Wald und Stadt. Diese vom Architekten verfasste Zuschreibung hilft zu verstehen, warum sich das Haus nur auf den ersten Blick nicht einfügen mag.

    Künstliche Weide für Lichtenfels - Stadthaus von Peter Haimerl Architektur

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.