Bönnigheim - Stelzenhaus

  • Das über 400 Jahre alte Stelzenhaus in Bönnigheim wurde zusammen mit weiteren Fachwerkhäusern am Kirchberg abgerissen:https://www.lkz.de/bildergalerien…rid,563461.html
    Es galt als Sehenswürdigkeit der Stadt: https://www.boennigheim.de/website/de/tou…rie/rundgang_36
    Das Gelände soll neu bebaut werden: https://www.swp.de/suedwesten/sta…t-30468609.html
    „Es kommt alles nicht ad hoc, sondern wir wollen langsam die Voraussetzungen zur Bebauung schaffen und unserer Verkehrssicherungspflicht nachkommen“, erklärte Thüry.

  • "Ravensberger", möchtest Du einem den Tag verderben? Du kramst ja Hiobsbotschaft nach Hiobsbotschaft aus dem Netz... :wuetenspringen:

    Trotzdem Danke für die Informationen!

  • Einfach nur katastrophal!!! Ich war vor zwei Monaten in Bönnigheim und bin am Stelzenhaus gewesen. Es machte natürlich keinen guten Eindruck, allerdings schien es mir durchaus in recht gutem Zustand zu sein. Wahnsinn, dass man dieses Haus abreißt. Neben dem Stadttor, dem Rest der Ganerbenburg und dem Stadionschen Schloss sicher eine der größten Sehenswürdigkeiten Bönnigheims. Man kann echt nur den Kopf schütteln...

  • Das ist wirklich ein Skandal, der seinesgleichen sucht, was in Bönnigheim passiert ist. Ein ganzes Ensemble an Fachwerkhäusern wurde ja den Erdboden gleichgemacht. Und dann dieses Stelzenhaus, praktisch ein Unikat, ist für immer verloren :weinenstroemen:
    Auf Anhieb fällt mir nur ein ähnliches Haus in Heppenheim ein. Dieses Exemplar wurde sogar in den 1990ern stark restauriert und an einem Neubau versehen, damit es weiterhin gut hält. So großartig hätten sie es auch in Bönnigheim restaurieren sollen und das Fachwerk freilegen. Aber leider ist vor allem in Württemberg, aber auch in NRW im Moment wirklich eine extreme Abrisswelle im Gange.
    Was nur in den Köpfen der Verantwortlichen vorgeht? Wohl wirklich nur das Rascheln von Geldscheinem bzw persönliche Vorteile. Schämen sollten die sich...

  • Dafür gibt es einfach keine Worte. Ein kulturelles Verbrechen ist das.

    (...) ...das mehr als 400 Jahre alte Stelzenhaus. Es galt als eine kleine Besonderheit, war wegen des schlechten Zustands aber nicht zu halten. (...)


    Abgesehen davon, daß ich diese Behauptung nicht glaube, frage ich mich ernsthaft, wieso dieses Unikat in einen so schlechten Zustand geraten kann. Als ein Wahrzeichen, hätte die Stadt für den Erhalt kämpfen müssen. Und auch für die anderen Häuser des Ensembles. Denn, laut Bericht, wird ja bereits seit über 20 Jahren (!) an der Sanierung des Kirchberges geplant. In diese Planung hätte die Stadt das Fachwerkensemble zwingend mit einbeziehen müssen. In über 20 Jahren hätte das Stelzenhaus nicht in den, angeblich, nicht mehr erhaltenswerten Zustand rutschen müssen.

    (...) In Bönnigheim ist der Wohndruck wie überall im Kreis hoch. (...)


    Aha. Deshalb müssen unbedingt mal wieder historisch wertvolle Bauten beseitigt werden. Ist das Wohnen nicht auch außerhalb des Zentrums möglich?

    Entweder hat die Stadt hier jämmerlich versagt, oder es ist ihr egal, weil sie unbedingt moderner werden will. Wie auch immer, das Ergebnis ist erschreckend.

  • Köllesturm in Gefahr:
    https://www.stimme.de/heilbronn/nach…t140905,4179755
    https://www.swp.de/suedwesten/sta…t-30822576.html
    Für Kurt Sartorius, früherer Gemeinderat und Vorsitzender der Historischen Gesellschaft, wäre der Verlust des Köllesturms wie für viele andere Bönnigheimer eine Katastrophe. Für ihn ist heute klar, dass der Abriss der alten Stadtmauer samt Torwärterhaus ein großer Fehler war. Die über acht Meter hohe Mauer habe den Turm gestützt. Dazu komme, dass nun auf der Wetterseite das alte Gebäude fehlt und Regen in den Boden eindringen kann.

  • Ein Unikat war das Stelzenhaus in Bönnigheim wohl nicht, aber dennoch etwas Besonderes. Es war vielleicht sogar typisch für die Region, in der im 18. Jhdt. noch Pauperismus herrschte und man auch Boden gespart hat, wo es nur ging. Selbst in so winzigem Maßstab wie an einem Stelzenhaus.

    Hier das Stelzenhaus in Kleinglattbach einem Stadtteil von Vaihingen Enz.

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin

  • Ein weiteres

    Stelzenhaus steht in Prevorst bei Heilbronn: das Gasthaus zum Ochsen, das Geburtshaus der „Seherin von Prevorst“. Prevorst liegt auf einer Höhe des Schwäbischen Waldes in den Löwensteiner Bergen.

    Als Zeit der Errichtung steht am Haus modern die Zahl 1416, aus dieser Zeit könnten aber höchstens vielleicht die „Stelzen“ selbst stammen.

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

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    Hölderlin

  • Die Stelzenhäuser in Bönnigheim und vor allem das in Vaihingen-Kleinglattbach sind mit dem in Prevorst nicht ohne Einschränkungen zu vergleichen. Vor allem das Kleinglattbacher ist wesentlich enger und wirkt trotz breiter Hofzufahrt mit großen Radabweisern letztlich kleinbürgerlich.

    Das Stelzenhaus in Prevorst mit wesentlich größerer Tiefe des überkragten Raumes und viel mächtigeren Pfosten erinnert eher an gestelzte Rathäuser in Süddeutschland. Hier barg der offene Raum hinter den Ständern oft die Fleisch- und Brotbank der Gemeinde, war also eigentlich Verkaufsraum. Man nennt übrigens die Bürgerhäuser, in denen das Erdgeschoss nicht bewohnt war - Stallungen, Werkstätten, Läden - ebenfalls gestelzt. Wie weit sie über Nordwürttemberg hinaus verbreitet waren, weiß ich nicht. Aber diese Räume waren nicht nach außen offen. Vielleicht weiß Riegel mehr Bescheid.

    Bei Prevorst denkt man unwillkürlich auch an einen Unterstand für eine Hufschmiede, die oft überdacht waren. Aber man muss nur die Brandgefahr bedenken, um diese Deutung auszuschließen. Mir scheint hier eine ehemalige Brot- und Fleischbank wahrscheinlicher. Für einen laubenartigen Unterstand für Kutschen oder dgl. ist der Raum doch zu eng.

    Hier eine Übersicht über gestelzte Rathäuser:

    Plochingen:

    Strümpfelbach Remstal

    Königsbach Stein Altes Rathaus Stein

    Königsbach Stein Altes Rathaus Königsbach

    Und noch das Rathaus in Michelstadt Odenwald

    Das Rathaus in Heppenheim hat schon Fachwerkliebhaber in diesem Strang gezeigt.

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    Hölderlin

  • Sobald man darauf achtet, entdeckt man immer wieder Stelzenhäuser. Hier das Stelzenhaus in Kirchheim am Neckar, das ehemalige Gasthaus zur Rose:

    Interessant ist die ehemalige Reitertreppe, die hier gut sichtbar, auf der linken Seite recht gut erhalten ist: Der Gast zu Pferd konnte die Treppe hochreiten und oben absteigen, laut Erklärung einer Tafel am Haus. Der Knecht führte dann das Pferd in den Stall. Bei anderen gestelzten Häusern wäre Ähnliches - z.B. Absteigen im Trockenen - zumindest eine Überlegung wert.

    Kirchheim am Neckar war eines der wenigen Reichsdörfer im Heiligen Römischen Reich und damit wie eine Reichsstadt direkt dem Kaiser unterstellt; ich habe darauf im Strang Hornmoldhaus in Bietigheim hingewiesen

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    Hölderlin

  • In Weiler, Gemeinde Obersulm, Heilbronner Straße 56, steht ein weiteres recht eindrucksvolles Stelzenhaus. Der Ort liegt am Rande des Schwäbisch-Fränkischen Waldes östlich von Heilbronn.

    Wie in Kirchheim Neckar überdeckt der gestelzte Raum, hier ausnahmsweise auf der Traufseite, eine Treppe zum Eingang des Hauses wohl als Schutz vor der Witterung. Der Steilheit nach zu urteilen dürfte aber diese hier keine Reitertreppe gewesen sein. Das Neckarland scheint eine besondere Vorliebe für gestelzte Häuser gehabt zu haben. In der reichen Weinbauregion sind die Pfosten doch recht aufwendig gestaltet.

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    Hölderlin

  • Sehr schön, aber...Igit, diese Billigsdorferplastikglotzgucklochöffnungen! Da lebt jemand in so einem Kulturdenkmal und hat die Unkultur so einen Schrott dort einzubauen. Vermutlich waren dem (mutmaßlichen) Besitzer seine schwarzen Edelstahlfelgen wohl wichtiger huh:)...