München - Feldmoching

  • Nochmal zu diesem ominösen "Schloss" Ludwigsfeld:

    Warum sollte das nicht stimmen? Ich habe keinerlei Zweifel daran, dass es richtig kartiert ist. Allein schon die Lage parallel zur alten Dachauer Straße spricht für die Richtigkeit. Möglicherweise hat man die Gleisanlagen so gelegt, dass das historische Bauwerk erhalten bleiben kann.

    Habe mal nachgeforscht und in einem Luftbild von 1976 das Gebäude mit dem Turm westlich der alten Dachauer Straße ausfindig gemacht, dieses sog. Schloss Ludwigsfeld (von dem mich eine Aufnahme von vor 1989 doch sehr interessieren würde). Die Lokalisierung im Denkmalatlas stimmt demnach. Die Stelle liegt südlich des nördlichsten Gleises vom Rangierbahnhof im RBH-Gelände und ist ziemlich eben. Daraus ergibt sich für mich das Problem, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie man an dieser Stelle den Turm in einem Lärmschutzwall, der im übrigen einige Meter nördlich verläuft, verstecken soll. Wenn man ihn in den Lärmschutzwall transloziert hätte, sollte das einerseits bekannt sein, andererseits macht das ja wenig Sinn (was nicht viel heißen muss...). Kann ich mir alles nicht vorstellen.
    Zusammengefasst: sehr suspekt, das ganze...

    Um das ganze Problem einmal bildlich zu veranschaulichen eine Aufnahme des Rangierbahnhofes vom Lärmschutzwall nach Westen. Rot bezeichnet die Lokalisierung im Denkmalatlas. Rechts vom nördlichen Gleis verläuft der Lärmschutzwall. Auch wenn die Aufnahme nicht so ganz doll ist, sollte sie ausreichen, um zu zeigen, dass zwischen den Gleisen nichts liegt um einen Turm zu verstecken:

  • Die Ortsteile sind seit geraumer Zeit in den Listen des Denkmalpflegeamts nicht mehr enthalten. Wobei die Angaben, als es sie noch gab, wohl auch nicht unbedingt richtig waren. Jedenfalls steht das fragliche Objekt erst seit kurzem auf der Denkmalliste, deshalb hilft sie bei der Frage nach dem Ortsteil nicht weiter. Laut Openstreetmap verläuft die Grenze Moosach/Feldmoching auch erst am Nordrand des Bahnhofs. Alles etwas verworren.

    Herzliche Grüße

    Bilder von mir finden sich auch bei Wikimedia.

  • Das Problem bei den WP-Denkmallisten ist, dass sie einfach bei den Original-Denkmallisten abgeschrieben sind; manchmal werden sie noch von WP-Leuten verschlimmbessert. Wenn man aber einen Fehler in der amtlichen Denkmalliste in WP beseitigt, wird diese Änderung alsbald wieder rückgängig gemacht und der Fehler der amtlichen Liste wieder in die WP aufgenommen. Das ist natürlich witzlos, und daher ist es sinnlos, die WP-Listen zu verwenden. Ich nehme lieber das Original.

    In diesem, dem Original, steht das Objekt tatsächlich erst seit kurzem.


    Gibt es denn ein Foto dieses Schlosses?

    Genau das hat Markus ja bereits gesagt, dass wir eben gerade kein Bild davon kennen.

    Ich vermute, dass das Gestüt schon länger verschwunden ist und sich nur der Turm erhalten gehabt hat. Offenbar hat man seinen Denkmalwert erst in den letzten Jahren erkannt.

  • Genau das hat Markus ja bereits gesagt, dass wir eben gerade kein Bild davon kennen.

    Das hatte ich nur bezogen auf den wikipedia-Artikel so verstanden. Ich fragte deshalb, weil ja vielleicht ein Forums-Diskutant, der in der Nähe wohnt, mal irgendwann ein Foto gemacht haben könnte.

  • Ich würde mal davon ausgehen, dass dieses ominöse Gebäude westlich der alten Dachauer Straße (das Gut/Gestüt östlich der Straße steht noch weitestgehend) beim Bau des Rangierbahnhofes mit abgeräumt wurde. Wie und warum es in die Denkmalliste gelangt ist, weiß wahrscheinlich niemand... Vielleicht ein Scherz?

  • Genau das waren auch meine Gedanken. Man wird das Gefühl nicht los, dass die Denkmalbehörden auch so manchmal den Überblick verloren haben. Diverse Unschlüssigkeiten, Mehrfacheintragungen in die Listen etc. legen das nahe. Allerdings dürften sie hier auch unterprivilegiert sein und nicht alle Informationen systematisch bekommen (haben), denn der Rangierbahnhof dürfte planungsrechtlich Bahngelände sein und daher die Bahn die Planungshoheit haben. Beim Bahnärar ist nahezu unübersehbar, dass Mitwirkungsmöglichkeiten der offiziellen Denkmalpflege faktisch nicht gegeben sind.

    das Gut/Gestüt östlich der Straße steht noch weitestgehend

    Ach so, dann hat es zu diesem Gestüt gehört. Ich habe das Gestüt als überwiegend abgegangen und westlich der Straße gewähnt. Ja, es ist schon ein Drama, ich sollte einfach öfter dorthin kommen.

  • Lutz-Villa Ludwigsfeld

    Zu diesem laut Denkmalliste unter dem Lärmschutzwall begrabenen Turm (was aber wie geschrieben eigentlich kaum sein kann) habe ich nochmals ein wenig im Web nachgeforscht. Bild habe ich keines finden können (werde aber mal in nächster Zeit noch u.a. in der Stadtbücherei weiter forschen...)

    In einem längeren Artikel zum ehemaligen Gestüt Ludwigsfeld steht auffallend wenig dazu, aber immerhin:
    „Sein Herrenhaus (die „Lutz-Villa“) mit einem aufragenden und für Ludwigsfeld markanten Uhrenturm errichtete sich der Oberst i. R. im Jahre 1892 gegenüber dem Gestüt. Daneben wurde ein Weiher angelegt, ganz wie es damals üblich war. Von der ursprünglichen Villa existiert eine kolorierte Postkarte aus dem Jahre 1898, die der Architekt Georg Loder gemalt haben soll.“

    Zum Schicksal des Gebäudes aber kein Wort...


    In der Broschüre Kulturgeschichtspfad Feldmoching-Hasenbergl findet sich folgendes geschrieben:
    „Um 1890 errichtete Oberst Max von Lutz östlich der Dachauer Straße (422/424, heute Auf den Schrederwiesen 2/4) ein Vollblutgestüt und 1892 gegenüber ein Herrenhaus. 1914 kaufte Alfred Wolff den Besitz und züchtete erfolgreich Traber. In den 1970er Jahren diente ein Teil der Koppeln als Autokino. Der einst charakteristische Uhrenturm des Herrenhauses mit seinen neuromanischen Fensteröffnungen südlich vom Campingplatz verschwand 1990 im Lärmschutzwall des Rangierbahnhofs.“


    Selbst meine ich, mich noch an ein ruinöses Gebäude an der alten Dachauer Straße erinnern zu können. Habe auch ein eigenes Foto von 1989 finden können, wo das vormalige Naturparadies bereits völlig einer Kieswüste gewichen ist und die neue Brücke der Dachauer Straße über das Rangierbahnhof-„Monster“ bereits im Bau ist. Am rechten Bildrand scheint es mir, ist da ein Turm zu erkennen:

  • Kann es sein, dass der Turm 1989 nicht mehr die ursprüngliche Höhe gehabt hat und der Lärmschutzwall hoch genug ist, dass er darin Platz hat? Man hätte ihn dann in situ erhalten und kann ihn später wieder freistellen.

    Was freilich unklar bleiben muss, ist, warum auch hier der Standort als im Lärmschutzwall angegeben wird; am Standort besteht doch kein Lärmschutzwall, sondern nur ein sukzessierter Grünstreifen.

  • am Standort besteht doch kein Lärmschutzwall, sondern nur ein sukzessierter Grünstreifen.

    Doch, da ist ein Wall oder zumindest eine Aufschüttung; gut zu erkennen, wenn man im Bayernatlas das Geländerelief einblendet:

    https://geoportal.bayern.de/bayernatlas/?l…lity=true,false

    Auf den älteren topographischen Karten ist auch dort ein Gebäude eingezeichnet, wo sich der Turm laut Denkmalviewer befindet.

    PS: Was bedeutet "sukzessiert"?

  • Überwachsen.

    Den Ausdruck habe ich so noch nicht gehört. Mit "sukzessioniert" könnte ich aber was anfangen...

    Da wächst viel Japanischer Knöterich. Wie auch manch anderswo. Wenn der Lust hat, sich noch weiter auszubreiten, dann gute Nacht! Schlimmer noch als Kanadische Goldrute, Indisches Springkraut, Südafrikanisches Greiskraut, Sachalin-Knöterich, Kaukasischer Riesenbärenklau usw.

    Auf meiner Radtour zur Würm letztes Wochenende war ich hinzu auch auf der Brücke der Dachauer Straße über den Rangierbahnhof, ein aufgrund des unerträglichen Straßenverkehrs höchst ungemütlicher Ort.

    Das Bild unten zeigt den Blick von der Brücke aus. Wenn man beim Prellbock und dem Ende der Güterzugwaggons oberhalb den Baum nimmt, dann ist unmittelbar dahinter die Lokalisierung im Denkmalatlas (die mE stimmt) von diesem vierstöckigen Turm der einstigen Lutz-Villa, der heute im Lärmschutzwall, welcher nördlich der Gleise verläuft, begraben sein soll. In diese Aufschüttung passt doch höchstens ein Stockwerk. Wie soll da dieser vierstöckige Uhrenturm reinpassen??

  • Du meinst sukzessioniert.

    Das passt besser!


    Der Turm wurde erst in den letzten Monaten in die Denkmalliste nachgetragen!! Dafür muss es doch einen Anlass gegeben haben. Kann es sein, dass die Denkmalbehörde zwar von dem Turm weiß, er aber doch abgegangen ist, und die Denkmalbehörde nicht weiß (oder nicht sicher ist), dass er abgegangen ist, so dass man ihn pro forma eingetragen hat? So ungefähr, wir wissen zwar nicht, ob er noch existiert, aber wenn, dann müsste er hier sein.

    In der Broschüre Kulturgeschichtspfad Feldmoching-Hasenbergl findet sich folgendes geschrieben:
    „... Der einst charakteristische Uhrenturm des Herrenhauses mit seinen neuromanischen Fensteröffnungen südlich vom Campingplatz verschwand 1990 im Lärmschutzwall des Rangierbahnhofs.“

    Das freilich entspricht ganz der Version der Denkmalliste. Nur mit der Örtlichkeit passt es einfach nicht zusammen, weil dort einfach kein (jedenfalls kein ausreichend hoher) Lärmschutzwall ist. Wurde er nach Norden in den tatsächlichen Lärmschutzwall verschoben, was freilich überhaupt nicht nachvollziehbar ist?

    Das ganze will, wie man es dreht und wendet, nicht schlüssig werden.

  • So toll (und schmerzhaft zugleich) dieses Luftbild ist, die Auflösung könnte besser sein. Ich wäre mir da jetzt nicht unbedingt sicher, ob da noch ein Turm steht oder nicht. Auf einem anderen Luftbild des "frischen" Rangierbahnhofes, welches ich letzte Woche noch im Web gefunden habe, gestern aber nicht (mehr), konnte ich auch keinen Turm mehr ausmachen (die Auflösung war aber auch nicht so toll...).

  • Wenn das der Turm ist (ich bin noch nicht überzeugt), dann ist sein Standort wieder zweifelhaft. Die Villa und die "Aufschüttung" liegen ca. 120 Meter auseinander. So groß scheint mir die Entfernung auf dem Bild aber nicht zu sein. Stand er doch näher bei der Villa????