Potsdam - Neubauquartier V - Staudenhof

  • ^ Im Bauausschuss wurden gestern alle neuen Anträge zum Staudenhof diskutiert und abgestimmt. Die Ergebnisse waren eindeutig: SPD, Grüne und CDU für den Abriß/Neubau nur Sozialisten und "Andere" dagegen, also 7:2 Stimmen. Die erneuten Versuche das Leitbautenkonzept zu torpedieren werden wohl in der SVV keine Mehrheit finden.

    Allerdings trifft sich der OB morgen mit den Initaitiven und dessen Sprunghaftigkeit ist bekannt.

  • Nachdem die Grüne Jugend sich bereits für den Erhalt des Staudenhof ausgesprochen haben, folgen nun die Potsdamer Jusos.

    Weitaus wichtiger als irgendwelche spätpubertierenden Jusos ist die SPD-Stadtfraktion. Hier sieht man die Sache grundlegend anders:

    “Seit über zehn Jahren wird über den Staudenhof diskutiert. Es ist nicht überraschend, dass kurz vor dem Abriss bekannte Positionen sich nochmal zuspitzen. Dabei wird naturgemäß manches verkürzt. Ob der Staudenhof saniert oder abgerissen werden soll, ist für die SPD eine Frage der Abwägung zum Wohl der Stadt und ihrer Menschen. … Der Abriss und die Entwicklung eines Neubaus durch die städtische ProPotsdam bedeuten mehr Wohnfläche, mehr soziales Wohnen, mehr soziale Vielfalt, mehr Nutzungsvielfalt im Zentrum und eine längere Nutzungsbindung. Das ist menschenfreundlich, sozial und nachhaltig. Das sind Eigenschaften einer Stadt, wie wir sie wollen!“‬

  • ^ Es geht doch nicht um die psychotherapeutische Erklärung des Verhaltens von Jugendorganisationen, sondern um Politik. Hier ist relevant, wer eine Mehrheit besitzt. Und da gibt es wischen SPD/Jusos und Grüne/Grüne Jugend erhebliche Unterschiede.

    Während die Juso-Meinung nicht nur innerhalb der SPD-Fraktion in der SVV sondern auch bei der Mitgliederversammlung der Potsdamer SPD, die die SVV-Kanidaten bestimmen, in der deutlichen Minderheit ist, hat sich das bei den Grünen entscheidend geändert. Die Ökopartei hat sich im zeitlichen Umgriff der Bundestagswahl 2022 von etwa 400 Mitglieder auf rund 600 Mitglieder vergrößert, bisherige Mitgliederversammlungen haben schon deutlich linke Mehrheiten ergeben.

    Die Probe aufs Exempel wir es morgen abend geben, wenn sich die Grüne Basis in einer Mitgliederversammlung die grünen Stadtverordneten Hüneke und Zöller (Bauausschuß, die gestern für den Abriss des Staudenhofes gestimmt haben) vorknöpft: zu erwarten ist, dass die Basis versucht den frei gewählten Stadtverordneten Vorschriften für die Stimabgabe in der SVV am 25.1. zu machen. Die Genannten werden sich diesem imperativen Mandat sicher nicht beugen, so dass der innerparteiliche Streit zwischen linken Berlin-Flüchtlingen und kulturkonservativen Bündnis-90-Rentnern eskaliert.

    Eine Folge könnte sein, dass die Kandiaten für die nächste Kommunalwohl, die im Mai nächsten Jahres stattfindet, deutlich von der neuen Mehrheit geprägt werden. Bei den Deligiertenwahlen zum letzten grünen Landesparteitag sind schon Protagonisten der pragmatischen Linie auf Ersatzdelegiertenplätzen gelandet.

    Deshalb glaube ich, dass die Mehrheit in 2023 noch hält, die Grüne Stadtfraktion 2024 wird eine ganz andere werden.

  • Konstantindegeer

    Vielen Dank für Deinen steten Input zu diesen Themen! Ohne diesen würde vielen auswärtigen Mitgliedern wie zB mir die Zusammenhänge und Hintergründe fehlen, um diese Geplänkel überhaupt zu begreifen. Ich drücke jedenfalls ganz fest beide Daumen, dass am Ende sich die Vernunft durchsetzt und der Staudenhof endlich abgerissen wird!

  • Pro-Potsdam-Gutachter kontert: günstige Staudenhof-Sanierung „nicht erreichbar“

    Pro Potsdam geht von mehr als 2200 Euro Sanierungskosten pro Quadratmeter aus

    Bis 20.40 frei lesbar:

    Pro-Potsdam-Gutachter kontert: günstige Staudenhof-Sanierung „nicht erreichbar“
    Sein Gutachten zum Potsdamer Staudenhof sorgte für Hoffnung bei Befürwortern des DDR-Wohnblocks. Jetzt hat der Bausachverständige Manfred Puche zum…
    www.maz-online.de


    Zitate:

  • Das ist doch Quatsch, der Staudenhof ist nicht für 2.200 Euro/qm zu sanieren. Die Kosten lägen wohl um 4.000 Euro, man muss ja nicht den Umbau heute sondern bei einem Bauantrag 2024 schätzen - nächstes Jahr wäre Ex-KfW 40 Pflicht, mit Wärmerückgewinnung und allen Pipapo.

  • Mit denkbar knapper Mehrheit haben die lokalen Grünen heute für den Abriss des Staudenhof gestimmt, und zugleich den Planern ein Ei ins Nest gelegt: Beim Neubau des Quartiers solle man auf eine Tiefgarage verzichten... Und wo sollen dann all die Teslas und Lastenfahrräder der Anwohner geparkt werden? Diese blöde Forderung wird wohl an den Realitäten scheitern.

    DDR-Bau Staudenhof in Potsdam: Grüne bleiben bei Abriss-Beschluss - mit knapper Mehrheit
    Mitgliederentscheid geht 32 zu 28 aus. Die Partei fordert höhere ökologische Standards beim Neubau und Verzicht auf eine Tiefgarage.
    www.tagesspiegel.de
  • Da der Artikel hinter der Bezahlschranke ist, kann ich die Begründung nicht lesen, warum die gegen eine Tiefgarage sind. Sind da irgendwelche Biotope im Erdreich, die man nicht stören darf? Oder verbraucht der Bau einer Tiefgarage zu viel CO2?

  • Dieser Abbau von Parkplätzen in zentralen Stadtbereichen ist mittlerweile ein weit verbreitetes Phänomen. Ich erkläre mir das so, dass wir seit längerem nun einen Angebotsmarkt bei Wohnungen haben, sprich es gibt mehr Wohnungssuchende als Angebot in zentralen Bereichen. Die Städte nutzen diese Situation aus, um sich ihre zentralen Anwohner auszusuchen. Gelingt es ihnen nur Menschen zu finden, die entweder gar kein Auto besitzen oder es nur umständlich erreichen und damit selten nutzen, so bleibt Kaufkraft und Nachfrage zu öffentlichem Nahverkehr im Zentrum hoch. Das Ziel von dichtem öffentlichen Verkehr, belebten Einkaufsstraßen und verkehrsberuhigten Innenstadtzonen wird gestützt.

    Soweit meine These.

  • Die Vernünftigen innerhalb der Grünen haben bei der Mitgliederversammlung (noch) knapp gesiegt. Wie sich die Sache in einem Jahr darstellt, wenn die SVV-Kandidaten für die nächste Kommunalwahl bestimmt werden, wird sich erweisen.

    Das Tiefgaragenthema wird sicher nochmal eine Rolle bei der Neukonzeption des Blocks V spielen: das Quartier bietet sich mit der exzellenten ÖNPV-Anbindung als autofreier Block natürlich an. Allerdings müssen heutzutage durch das Baurecht auch Fahrräder überdacht untergebracht werden, Pedelecs brauchen eine Ladestation und wenn Elektroautos gefördert werden sollen diese auch (wobei man argumentieren könnte, das sei in einem Block mit Sozialwohnungen nicht relevant).

    Zuem ist eine TG immer teuer, gerade im Potsdamer Baugrund. Die Mieter der Sozialwohnungen werden die Aufwenungen nicht ausgleichen.

  • Die Vernünftigen innerhalb der Grünen haben bei der Mitgliederversammlung (noch) knapp gesiegt. Wie sich die Sache in einem Jahr darstellt, wenn die SVV-Kandidaten für die nächste Kommunalwahl bestimmt werden, wird sich erweisen.

    Dass die Woken und FFF-Anhänger demnächst also den Kurs der Partei bestimmen ist ziemlich wahrscheinlich. Nur welche Relevanz hätte das noch für die Wiedergewinnung der historischen Mitte? Das Staudenhof-Quartier ist doch im Grunde das letzte umzustrukturierende Quartier. Alles andere ist doch längst in "trockenen Tüchern".

  • Halleluja! Damit dürfte der Abriss nun endgültig durch sein, oder? Wenn ich das richtig sehe bleibt es bei SPD, Grüne, CDU, FDP und AfD die für den Abriss sind, und nur den Linken, die dagegen sind. Damit dürfte am 25.1. alles nochmal bestätigt werden, und dann im Sommer endlich der Abriss beginnen.

    Weiß man etwas vom gestrigen Treffen des OB mit den Initiativen zum Erhalt des SH?

    Dass die Woken und FFF-Anhänger demnächst also den Kurs der Partei bestimmen ist ziemlich wahrscheinlich. Nur welche Relevanz hätte das noch für die Wiedergewinnung der historischen Mitte? Das Staudenhof-Quartier ist doch im Grunde das letzte umzustrukturierende Quartier. Alles andere ist doch längst in "trockenen Tüchern".

    Offen sind ja noch RZ und, auch wenn das keiner mehr anspricht, der Abriss des Mercure um den Lustgarten wiederzugewinnen. Sofern die Grünen demnächst das Ruder in Potsdam übernehmen sollten, wäre es aus Sicht der Initiativen für die Mitte klug, maximal deren Themen für die Mitte zu besetzen/nutzen/fordern:

    • Wiedergewinnung weiterer Abschnitte des Stadtkanals -> Klimaschutz, Hochwasserschutz, "Schwammstadt", Beseitigung von KfZ-Stellplätzen zugunsten von Flächenentsiegelung
    • Wiedergewinnung der Breiten Straße -> nur noch einspurig, Entsiegelung, Tempo 3o, Entsiegelung der Betonwüste vor dem Marstall, Begrünung, (wenn man es klug anstellt könnte man es dann vielleicht sogar hinbekommen, das Neustädter Tor und die Havel-Kolonnaden sowie den Zaun auf der anderen Seite des Lustgartens soweit wie möglich wiederherzustellen, siehe entsprechende Vorschläge von Konstantindegeer )
    • Abriss Mercure zugunsten von Flächenentsiegelung, Begrünung (wobei ich nicht weiß, ob dieses Vorhaben irgendeine Chance hätte - ich vermute sicher weniger, als die ersten zwei genannten).

    So könnte man auch aus einer möglichen künftigen Mehrheit der Grünen richtig viel für die Mitte rausholen.

  • Also, der Abriß des Staudenhofes ist "durch", wenn er abgerissen ist, nicht früher. Und was anstelle des Staudenhofes gebaut wird kann über die eine Leitfassade des Palastes Guilio Capra hinaus auch ganz gräßlich werden, der Baubeigeordnete fabulierte schon was von Holzbau und einem "Übergang" zum Zentrum Süd. Auch die Nordwestecke des Blocks III (Pro Potsdam) ist noch im Verfahren. Stadtkanal, Kreativquartier, Langer Stall, Blücherplatz, Stadtschloßfiguren, Steubenplatz usw. usf.

    Sonst bitte mal einen Blick auf die Potsdamer Mitte werfen. Das die Umgestaltung auf 60 Hektar "in trockenen Tüchern" ist kann ich nicht sehen. Viele Projekte sind noch offen.

  • Und was anstelle des Staudenhofes gebaut wird kann über die eine Leitfassade des Palastes Guilio Capra hinaus auch ganz gräßlich werden, der Baubeigeordnete fabulierte schon was von Holzbau und einem "Übergang" zum Zentrum Süd.

    Man kann ja ökologisch bauen und zwar in Fachwerk aus Holz mit Lehmausfachungen! Dagegen kann kein GrünInnes etwas haben - im Gegenteil. Zumindest wird es „Dank“ der GünInnes keine unöklogischen Stahl/Glas/Beton Buden mehr geben! Wir nehmen sie/es also die GrünInnes beim Wort 🤌!

  • Tschuldige Konstantin, dass man als Weana schon mal den Überblick verliert -

    Palast Guilio Capra - ist das der da:?

    Potsdam, Am Alten Markt 12 (Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte CC BY-NC-SA)

    Das wär ja toll - wusste gar nicht, dass auf dieser hinigen Seite so was Schönes kommen soll??

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • ^Genau der...

    Östlich des 1753 nach dem Vorbild des Palazzo Barbaran da Porto erbauten Eckhauses Schwertfegerstraße 1, ließ Friedrich II. im gleichen Jahr das Eckhaus Alter Markt 12, Ecke Kaiserstraße errichten. Diesmal war das Vorbild der ebenfalls von Palladio entworfene, aber nicht ausgeführte Palazzo Giulio Capra in Vicenza. Friedrich II. orientierte sich dabei an einer Darstellung im 1752 von Charles Étienne Briseux veröffentlichten "Traité du Beau essentiell dans les art (…)". Während Palladio die Zone über dem Gesims im Obergeschoss frei lässt, zeigt Briseux hier Relieftafeln, die der ausführende Architekt Carl Ludwig Hildebrandt in eine Fensterreihe abwandelt. Wie üblich wurde das Vorbild in Potsdam gestaucht, erhielt aber im Gegensatz zum Vorbild beidseitig je einen Risalit. 1795 beim Brand der Nikolaikirche zerstört und 1797 klassizistisch vereinfacht wiederaufgebaut, wurde in diesem Haus 1803 der Architekt Ludwig Persius geboren. 1945 zerstört, wurde 1955 die Ruine abgerissen. (Thomas Sander, 2014)

    Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte & Unbekannter Fotograf ; Licence: CC BY-NC-SA

    Das Bauwerk hatte den Krieg aber recht gut überstanden...

    Mitarbeiter des Potsdamer Verkehrsbetriebs auf Turmwagen bei Oberleitungsarbeiten in der Von-Guericke-Straße (bis 1945 Kaiserstraße).

    CC BY-NC-SA @ Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte

    Skizze von Friedrich II. Links steht, wenn ich das richtig entziffern kann: "facade dela rue de l'eglisse toute pareille mais sans fronton" - "Fassade der Straße zur Kirche genauso, aber ohne Giebel". Rechts steht "Caserne de la Kirche Strasse" - "Kaserne an der Kirchen Straße".

    Die Vorlage: Grundriss und Aufriss eines Palazzo für Giulio Capra am Corso in Vicenza (Entwurf), 1581 von Palladio, Andrea

    Grundriss und Aufriss eines Palazzo für Giulio Capra am Corso in Vicenza (Entwurf) | Hamburger Kunsthalle

  • Der Potsdamer Tagesspiegel (PNN) hat sich kurz vor der Abstimmung im SVV noch einmal in einem Artikel mit der Zukunft des Staudenhof befasst.

    Jetzt fordert auch der Potsdamer Migrantenbeirat das das Gebäude erhalten wird.

    Als Unterkunft für Geflüchtete: Potsdamer Migrantenbeirat fordert den Erhalt des Staudenhofs
    Die Zahl der Abrissgegner des DDR-Wohnblocks wächst. Die Pro Potsdam kann sich unterdessen einen Neubau ohne Tiefgarage vorstellen.
    www.tagesspiegel.de
  • Die Linken sind sich einig; sie bevorzugen sozialistischen Städtebau. Alles andere ist ihnen ein Gräuel. :--)

    Wissen allein bringt nichts. Nur das angewandte Wissen verändert die Dinge.