Zitat aus:
Architektenkammer der Freien Hansestadt Bremen [Hrsg.]:
Architektur in Bremen und Bremerhaven. Worpswede 1988. Worpswede Verlag, Beitrag Nr. 126.
„Wohnsiedlung Posener Straße - Greifswalder Platz - Güstrower Straße
Standort: Posener, Bromberger, Greifswalder, Güstrower Straße
Baujahr: 1939; 1940-47
Bauherr: Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft GEWOBA
Architekt: Eeg und Runge; August Abbehusen; Heinz Logemann
Unter dem Druck der Wohnungsnot rüstungswichtiger Facharbeiter wird ab 1936 zunehmend die stadtfeindliche Siedlungsideologie aufgegeben, Mehrfamilienhäuser gebaut, was schließlich – wie hier -auch die Ablösung ländlich orientierter Bauformen bewirkt. Als modernes städtebauliches Element taucht die Zeilenbauweise wieder auf […], jedoch weniger aus gestalterischer Absicht heraus. Eine durchgehend geschlossene Blockrandbebauung verbietet sich nach den Erfahrungen im vorangegangenen Weltkrieg mit Giftgas. Im Wohngebiet soll sich keine stehende Luft bilden können.
Die Architektur der Wohnhäuser von Eeg und Runge knüpft and die städtebauliche Kultur norddeutscher Bürgerhäuser des 18. Jahrhunderts an. Die Zeilenenden werden als Giebel mit barocken Elementen und „Utluchten“ gestaltet, um diese „wieder zu Ehren’ zu bringen, ohne in Altertümelei zu verfallen“.Zum Mittelpunkt der Anlage werden die Ladenhäuser am Ende der Posener Straße. Das Motiv mit den Zwerchhäusern geht direkt auf die vielzitierte Schmitthennersche Gartenstadt Staaken in Berlin (1914-17) zurück.
Außenbündig sitzende Fenster mit enger Sprossenteilung, in teifer Leibung liegende Haustüren und roter Backstein, im Kontrast zum Weiß der Fensterrahmungen, werden als Elemente norddeutscher Bautradition in dieser Siedlung sowie in den benachbarten der gleichen Zeit obligatorisch.
Die damaligen Architekten sahen insbesondere bei Backsteinbauten die enge Sprossenteilung der Fensteröffnungen als unentbehrlich an, um eine geschlossene Wirkung der Fassade zu erreichen. Bei der Erneuerung der Fenster 1980 findet dieser Gedanke keine Berücksichtigung mehr.
Der Luftkrieg erzwingt 1944 die Einstellung der Bauarbeiten an der Posener Straße. Die noch fehlenden Zeilen werden aufgrund der vorliegenden Planung als erster Wohnungsbau nach Kriegsende errichtet."
(Ende des Zitats)
Abbildung 01
Luftbild der Ladenhäuser in der Posener Straße in ihrem straßenräumlichen Kontext.
Abbildung 02
Luftbild mit Nahaufnahme der Ladenhäuser mit ihren Zwerchhäusern.
Abbildung 03
Ladenhäuser. Anhand der Tatsache, daß einige der ursprünglichen Schaufenster durch Wohnhausfenster ersetz und dabei teilweise Vermauerungen der ursprünglich größeren Fensterflächen notwendig wurden, kann man erkennen, daß eine gewerbliche Nutzung heute - wenn überhaupt - nur noch partiell besteht.
Abbildung 04
Gartenstadt Staaken. Ladenhäuser. Foto von Karl Kiem
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/…tadt_Staaken_Kaufhaus.JPG)
Abbildung 05
Lufbildvergleich der Ladenhäuser in Gröpelingen und Staaken.