Bremen - Gröpelingen

  • Erinnert mich von der Formensprache her ein wenig an das "Grüne Haus" am Hohentorsplatz und die Backsteinbauten in der Überseestadt, über die hier schon viel diskutiert wurde. Ich kann damit gut leben. (Überhaupt finde ich die Schulgebäude in HB architektonisch sehr gelungen. Leider wird in Hastedt wohl die Grundschule am Alten Postweg abgerissen, aber das gehört hier nicht in den Strang)

  • Wiedereröffnung der Andreaskirche nach Umbau

    Die Gröpelinger Andreaskirche, die im Rahmen des Notkirchen-Bauprogramms von Otto Bartning in den Jahren 1949-1950 als Nachfolgerin der im Kriege beschädigten, an anderer Stelle im Stadtteil stehenden, historischen Dorfkirche St. Nikolaus (RE: Bremen - Gröpelingen) errichtet wurde, hat im Jahre 2023 eine weitgehende Umgestaltung ihres Inneren erfahren. Dieses wurde gedrittelt, wobei das Drittel am Altar weiterhin als Kapelle dient. Die beiden anderen Teile werden zukünftig als Veranstaltungs- bzw. Seelsorgeräume genutzt werden. Am 4. Februar ist die feierliche Wiederingebrauchnahme geplant.

    Anbei einige 'Links' - von denen der Wikipedia-Artikel zur Kirche recht veraltet und zudem sachlich nicht immer ganz korrekt ist.

    St. Andreas, Bremen-Gröpelingen
    St. Andreas-Kirche in Bremen-Gröpelingen, 1949 als 1. bremische Notkirche nach Plänen von Otto Bartning unter Leitung des Dombaumeisters Friedrich Schumacher…
    www.ritas-fotowelt.de

    (Sehr schöne Innenansichten des Bauzustandes VOR dem Umbau 2023.)

    St. Andreas Kirche - Landesamt für Denkmalpflege

  • Man will ja jetzt nicht gleich wieder ins Thema kommen :augenrollen: , aber trotzdem: wenn ein Kircheninnenraum umgestaltet und auf ein Drittel der Raumgröße reduziert wird, hat das ganz erhebliche Auswirkungen auf die Akustik. Man hat hier eine Führer-Orgel von 1968 mit 20 Registern auf 2 Manualen und einer anzunehmenden neobarocken Disposition jener Zeit, die auf die ursprüngliche Raumgröße hin geplant und intoniert wurde. Bei einer Reduzierung des Kirchenraums auf Wohnzimmergröße kann man davon ausgehen, daß sich die Grundregister als zu wenig tragfähig und die Klangkronen als absurd spitz und schrill erweisen werden. Hoffentlich hat man dieses Detail bedacht. Vielleicht gäbe es ja dazu nähere Informationen.

  • Sehr geehrter Weingeist,

    Ihnen kann 'Entwarnung' gegeben werden: Die Führer-Orgel befindet sich mittlerweile in Mistelbach im niederösterreichischen Weinviertel und wird als Übungsinstrument der dortigen Kantorei eingesetzt.

    Für die Andreaskirche wurde eine neue Orgel angeschafft, welche auf die Dimensionen des verkleinerten Sakralraums abgestimmt ist.

    (Letztlich alles Folgen der sinkenden Mitgliederzahlen der Kirchen in Deutschland...)

  • Ein schrittweiser Rückzug

    St.-Nikolaus-koloriert.jpeg

    In der Tat kann man die Erfordernis des Umbaus der Andreaskirche als Teil einer längeren Entwicklung betrachten.

    Erst gibt man die wiederaufbaufähige, historische Kirche, welche im Herzen des uralten Dorfes und direkt vor dem einst repräsentativen Hauptverwaltungsgebäude der AG Weser (Werft) gelegen war auf und zieht sich mit der Andreaskirche in den von Wohnhausbebauung geprägten Binnenbereich des Stadtteils zurück. Und Jahrzehnte später wiederholt sich dieser Vorgang sozusagen innerhalb des neuen Sakralgebäudes. Da Gröpelingen zu den 'sozialen Brennpunkten' in der Stadt zählt, kann sich jeder selber vorstellen, wer das so entstandene spirituelle Vakuum - gerade auch baulich - füllt... (Neukölln, Duisburg-Marxloh, Köln-Ehrenfeld und Hamburg-Wilhelmsburg/ Veddel sind gleich um die Ecke).

  • Anbei noch einige - nachkolorierte - Ansichten der verschwundenen Dorfkirche, inklusive Abbildungen des 'Gröpelinger Weltgerichts', des zweitumfangreichsten mittelalterlichen Freskenzyklus in Bremen; gleich nach dem St. Petri Dom und vor St. Johannis in Arsten.

  • Gerettetes Inventar der alten Nikolauskirche

    Sehr geehrter Weingeist,

    auch wenn die Orgel der Dorfkirche während des Krieges verbannt ist, so konnten doch zumindest der Altar nebst Altarkreuz und auch der ehrwürdige Taufstein vorsorglich in Sicherheit gebracht werden, sodaß diese Ausstattungsteile überdauern konnten. Altar und Altarkreuz befinden sich in der Oslebshauser Kirche (die seit einigen Jahren das Patrozinium der Gröpelinger Dorfkirche fortführt und daher 'Nikolaikirche' heißt [allerdings ohne ein 'St.' davor; bei dieser Kirche wird somit - ebenso wie bei der Andreaskirche - auf die Heiligentitulatur verzichtet]. Der Taufstein befindet sich, wie Sie vielleicht schon auf der im Beitrag Nr.42 verlinkten Seite 'Ritas Fotowelt' sehen konnten , in der Andreaskirche.

    Über den Verbleib der Kanzel und der flämischen Kronen ist mir hingegen nichts bekannt.

    Abbildung 01

    Altar und Altarkreuz in der Dorfkirche St. Nikolaus in Gröpelingen (historische Postkarte aus meinen Beständen) und gegenwärtig in der Nikolaikirche Oslebshausen. Ob der Altar - der vermutlich aus der Kaiserzeit stammt - seine Zierleisten verloren hat, wäre noch zu klären; auf dem aktuellen Foto kann man dies nicht so deutlich erkennen.

    Alter-Altar-gerade---Kopie-2.jpeg

    Abbildung 02

    Altarkreuz in der Gegenwart.

    Altarkreuz.jpeg

    Abbildung 03

    Totale der Innenansicht der Nikolaikirche Oslebshausen mit Blick zum Gröpelinger Altar.

    Altar.jpeg

    Abbildung 04

    Historisches Taufbecken der Gröpelinger Dorfkirche in der Andreaskirche mit Einsatz und Deckel aus der Nachkriegszeit.

    Taufstein.jpeg

  • Das sieht sehr übersichlich aus... (Zitat Vicco von Bülow); und falls es in Gröpelingen ein Gespür über dasjenige geben sollte, was war und was davon heute noch übrig ist, ist auch ziemlich klar, daß ein angemessener Umgang und eine angemessene Erinnerung daran schlußendlich eine lokale Aufgabe sein müßten. Ein Verlustgefühl ergibt sich in diesem Fall vor dem Hintergrund des einst hier gewesenen allerdings ganz zwangsläufig; und leider begegnet einem diese Grundkomponente bei vielen verlorenen, einstigen kulturellen Identifikationsorten je häufiger, je mehr.

  • Lieber Weingeist,

    leider sieht der 'angemessene Umgang' mit dem Gewesenen am ehemaligen Standort der Dorfkirche folgendermaßen aus:

    (Der direkte Vergleich der Bilder sagt in diesem Zusammenhang mehr als tausend Worte....)

    GEgenwart.jpeg

  • Unterschiedliche Sichtbarkeit religiöser Bauwerke im aktuellen Gröpelinger Stadtbild

    ... von unscheinbar weggeduckt , über selbstbewusst repräsentativ, bis hin zu ganz verschwunden...

    Ubersicht-02---Kopie.jpeg

  • Ein Vorabbericht über die Wiedereröffnung der Andreaskirche in der Lokalpresse; leider hinter der Bezahlschranke:

    Wiedereröffnung der Andreaskirche in Bremen-Gröpelingen nach Umbau
    Ein freudiges Ereignis steht am 4. Februar für die Evangelische Gemeinde Gröpelingen und Oslebshausen an: Nach einem Jahr Umbaupause wird die Andreaskirche ...
    www.weser-kurier.de

    Auf dem Bild, welches den Zustand des Innenraums vor dem Umbau (aus der Perspektive der Empore ) zeigt, kann man sehr schön das sandsteinerne Taufbecken erkennen, welches aus der historischen Gröpelinger Dorfkirche St. Nikolaus stammt.

  • Impressionen vom Tag der Wiederingebrauchnahme der Andreaskirche am 04. Februar 2024

    ... in der chronologischen Reihenfolge ihrer Aufnahme , ohne große Erklärungen. Nur dies: Für den Umbau verantwortlich zeichnet das Architektenbüro Tllgner & Grotz (Bremen) sowie die Bauabteilung der BEK (der Bremischen Evangelischen Kirche). Im Wesentlichen bestand der Umbau in der Errichtung des multifunktional nutzbaren Veranstaltungskubus in der Mitte des K irchenschiffs und dem Hereinbrechen zweier bodentiefer Fenster in Richtung des ehemaligen Gemeindehauses.

    Wie denken die verehrten Mitforisten über diesen Umbau ?

  • Die Einbauten sind ja mal furchtbar unpassend. Wollte der Denkmalschutz das so? Und hätte es keine andere Lösung gegeben, als diese Art Gemeinderaum mitten in den Kirchenraum zu stellen?

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Sehr geehrter VonSalza,

    der Denkmalschutz hat den Umbau durchgehend begleitet. Für ihn war lediglich die Stützkonstruktion von Bartning (welche in etwa wie ein umgedrehter Schiffsrumpf wirkt) schutzwürdig. Diese wurde daher nicht angetastet. Außerdem wurde auf den Bodenbelag (aus roten Fliesen) Wert gelegt.

  • Ah ok. Wenn die Gemeinde das so will, kann sies so machen. Ist ja Gott sei Dank kein bedeutender Bau hohen Alters.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Zum Hintergrund des Umbauvorhabens nachfolgend ein Link zu einem Presseartikel aus dem Jahre 2020. Allerdings ohne jegliche Wertung meinerseits !

    Streit um Kirchenumbau
    Der langjährige Kirchenvorstand Dieter Peschke greift den Gröpelinger Pastor Rolf Blanke an. Die evangelische Gemeinde dort hat das Gemeindehaus an der Lütje
    weserreport.de