Hamburg - Wiederaufbau der Synagoge am Bornplatz

  • Nun, ich bin sehr gespannt, ob die Verwaltung die Denkmalwürdigkeit ausgerechnet eines Hochbunkers aus der NS-Zeit höher bewertet als den Wiederaufbau einer Synagoge (das wäre der Treppenwitz des noch jungen Jahrhunderts) und entweder auf irgendwelche schlechten Kompromisse pocht oder das Vorhaben gänzlich torpediert - flankiert von den bereits zitierten anmaßenden Gut- und Bessermenschen aus der linksliberalen "Kulturelite", die überhaupt keine Rekonstruktion wollen und der jüdischen Gemeinde am liebsten vorschreiben wollten, was sie zu bauen haben - oder ob sich die Verwaltung im Angesichte einer solchen extremen Peinlichkeit dann doch flexibel zeigt.

  • Ich bin vorsichtig optimistisch.

    Die Riege der Befürworter in Hamburg ist hochkarätig, praktisch der gesamte Senat steht hinter einer Reko. Diesbezüglich ist Hamburg eine andere Welt als z.B. Berlin in Bezug auf das Schloss. Der Senat kann das Genehmigungsverfahren an sich ziehen und selbst entscheiden, ohne auf die Verwaltung Rücksicht nehmen zu müssen - das wurde und wird in Hamburg durchaus auch bei anderen Projekten praktiziert. Man wird zwar nicht einfach einfach in "Basta-Manier" durchregieren, sondern sich mit den Gegnern kultiviert austauschen und dem Prozess Zeit lassen.

    Bezüglich des Ergebnisses bin ich mir aber recht sicher.

  • Ein Artikel aus der Bild zur Rekonsruktion der Synagoge am Bornplatz:

    "Historiker kritisieren Pläne für Bornplatz-Synagoge. Rabbi ist entsetzt„Wir lassen uns den Wiederaufbau nicht verbieten!“

    https://www.bild.de/regional/hambu…40150.bild.html


    Ich drücke der jüdischen Gemeinde die Daumen, dass man sie hier GANZ ALLEIN entscheiden lässt, wie sie IHR GOTTESHAUS wiederaufbauen möchten!

    letzte Passage zensiert. Franka.

  • Ist es nicht reichlich überzogen, die Ablehnung einer originalgetreuen Rekonstruktion einer Synagoge mit der passiven oder aktiven Unterstützung des Terrors der Reichspogromnacht gleichzusetzen? Das ist eine rhetorische Frage!

    Und würde man in diesem Forum den Bau einer Moschee mit den gleichen Worten verteidigen wie den einer Synagoge? Das ist keine rhetorische Frage.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Hinsichtlich Frage 1 stimme ich überein. Hinsichtlich Frage 2 ist da schon was zu sagen: Natürlich nein. Außer es handelt sich um die Reko einer Moschee von etwa 1900. Aber die DDner Yenidze ist ja erhalten geblieben und sonst hat es da viel in der Art nicht gegeben (allenfalls Barockes) . Nur dieser Fall wäre zu vergleichen, denn nur darum geht es. In diesem Fall würde ich genauso ja sagen. Wobei ich von der Hamburger Idee jetzt mal nicht so begeistert war und mir des Exilwieners Exaltiertheit ein wenig unangebracht erscheint.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Architektonisch in diesem Fall ja. Wobei die Yenidze mW sogar theoretisch bzw architektonisch alle Anforderungen einer Moschee erfüllen würde. Ein Kollege war übrigens in DD und berichtete: vergiss es , verloren! Was die für eine Riesenmoschee haben!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Was ich an diesem offenen Brief so schlimm finde, ist nicht mal die Ablehnung der Rekonstruktion. Daran hat man sich ja gewöhnt, dass einige grundsätzlich gegen Rekonstruktionen sind. Nicht verwerflich, jeder wie er meint.

    Aber im Kern lautet hier doch der Vorwurf an die Führung der jüdischen Gemeinde (die hinter dem Vorhaben steht), sie würde ihrer eigenen Vernichtung im Nationalsozialismus nicht richtig gedenken, weil die wiederaufgebaute Synagoge ja suggeriere, hier sei nichts passiert.

    Der Vorwurf ist an sich schon schwachsinnig genug. Es gibt schließlich auch in und an einem wiedererrichteten Gebäude genug Möglichkeiten, an etwas zu erinnern. Weiterhin dürfte ein Synagogenbau im modernen Stil auch nicht automatisch zum Gedanken führen, dass hier Verfolgung und Massenmord stattgefunden haben. Wenn doch, würde es mir für die Juden leid tun, denn so ein Gebäude hätten sie als Gebetshaus nicht verdient.

    Am schlimmsten ist jedoch der Eingangs erwähnte, vorwurfsvolle Impetus der überwiegend nicht jüdischen Unterzeichner dieses Briefes, wie man doch dem eigenen Schicksal richtig zu Gedenken habe. Da wird dann die "Leerstelle" des Platzes oder der Weltkriegsbunker als wichtige Denkmale an die NS-Zeit ins Feld geführt. Da muss ich wieder an das Bonmot von Broder denken, der mal sinngemäß meinte, die Deutschen seien Experten für tote Juden und vergessen darüber die lebenden.

  • Ist es nicht reichlich überzogen, die Ablehnung einer originalgetreuen Rekonstruktion einer Synagoge mit der passiven oder aktiven Unterstützung des Terrors der Reichspogromnacht gleichzusetzen? Das ist eine rhetorische Frage!

    Naja, schon wieder wollen moralisch höherstehende Mitbürger den jüdischen Mitbürgern vorschreiben was richtig und was falsch ist. Das geht mir wirklich auf die Nerven und genau das ist eine ganz subtile Form des Antisemitismus den ich ablehne und artikuliere. Wer das Desaster um den Wiederaufbau der Synagoge in Potsdam kennt, der weiß wovon ich spreche. Diese widerwärtigen Gemeinheiten möchte ich der Hamburger Gemeinde unbedingt ersparen!

    Dauert ein bisserl, aber wenn Du Dir das angesehen hast, dann verstehst Du mich sicherlich:

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  • Nur getroffene Hunde bellen.

    Fazit: Die Architekturgenossen der West-DDR und ihr Diktat des Modernismus-Leninismus sind allesamt grandios gescheitert.

    Der real-existierende Modernismus hat abgewirtschaftet, Man kann in Zeiten des Klimawandels nicht alle 40 Jahre abreißen und neu bauen. Dieser eigentliche Irrsinn wird hier durch eine konsequente Rekonstruktion verhindert.

  • West-DDR

    Diktat des Modernismus-Leninismus

    Bedauerlich, dass jede zweite ernste Diskussion mit so absurden Einwürfen torpediert wird.

    Exilwiener

    Ich schaue mir das Video morgen an und äußere mich dazu.

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  • Naja, schon wieder wollen moralisch höherstehende Mitbürger den jüdischen Mitbürgern vorschreiben was richtig und was falsch ist. Das geht mir wirklich auf die Nerven und genau das ist eine ganz subtile Form des Antisemitismus

    Nein, das ist kein Antisemitismus, sondern eine hochstilisierte Form von Anti-Antisemitismus, worin man bezeugen will, dass man seine Lektion gut gelernt hat. Jedenfalls ists Blödsinn, sich darüber künstlich zu echauffieren. Das sollen sich die Diskussionsparteien oder Streithähne selber ausmachen, Hysterie von dritter Seite, von Leuten wie du, die absolut keine Deutungshoheit haben, wirkt noch alberner als dieses vorgetragene Argument selbst.

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    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Natürlich gibt es zu jedem Thema mehrere Meinungen. Das ist auch gut und richtig so. Mich nerven in diesem Fall einfach nur diese dümmlichen und weit hergeholten Begründungen gegen den Wiederaufbau. Daran lässt sich schon erkennen, daß es eigentlich keinen Grund zur Verhinderung gibt.

    (...) Außerdem löse das Bodenmosaik, das den Grundriss der Synagoge nachzeichnet, und der durch die Novemberpogrome leere Raum bei Besuchern Betroffenheit aus. Deswegen müsse der heutige Joseph-Carlebach-Platz auch weiterhin freigehalten werden. (...)

    Also bitte. Bei wem soll eine Freifläche Betroffenheit auslösen? Ganz sicher überqueren die meisten Besucher diesen Platz ohne zu wissen, was dort einmal stand. (Das wurde hier schon erwähnt und wird auch Tatsache sein). Als Mahnmal taugt der Platz nicht viel.

    Hier ist ein weiterer Artikel mit einem Vorschlag, der am Ende nur wieder einen Zwitterbau bedeuten kann und in die Pläne der Gemeinde hineinredet:

    (...) Eine mögliche Lösung dieses für ganz Deutschland bedeutsamen kulturpolitischen Konflikts könnte darin bestehen, die im Grundsatz originalgetreu wiederaufgebaute Außenfassade dann doch so zu gestalten, dass die Erinnerung an die Opfer des Holocausts unübersehbar wird. Zu diesem Zweck sollte nach einer intensiven und offenen bürgerschaftlichen Debatte ein künstlerischer Gestaltungswettbewerb ausgeschrieben werden, über dessen Ergebnisse ein aus den Befürwortern und Gegnern des Wiederaufbaus paritätisch besetztes Gremium berät und entscheidet.

    Mich persönlich interessieren Religionen nicht die Bohne. Sie führen nur zu Problemen und Kriegen. Das Stadtbild interessiert mich aber schon. Und dafür wünsche ich mir ansehnliche und schöne Bauwerke. Da es die heutige Gesellschaft aber nicht mehr schafft, schöne Häuser zu bauen, bleibt da eben nur die Rekonstruktion. So einfach ist das. Diese ganze Diskussion über Religion und Antisemitismus erscheint vorgeschoben. Den Architekten unter den Gegner geht es auch nur darum, ihren eigenen modernen Klotz für die Nachwelt zu verwirklichen.

  • Mich nerven in diesem Fall einfach nur diese dümmlichen und weit hergeholten Begründungen gegen den Wiederaufbau.

    Dagegen ist nix zu sagen, das ist mE völlig richtig. Nur mit Antisemitismus hat das genau nix zu tun. Da macht man sich nur lächerlich.

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  • Naja, schon wieder wollen moralisch höherstehende Mitbürger den jüdischen Mitbürgern vorschreiben was richtig und was falsch ist. Das geht mir wirklich auf die Nerven und genau das ist eine ganz subtile Form des Antisemitismus den ich ablehne und artikuliere. Wer das Desaster um den Wiederaufbau der Synagoge in Potsdam kennt, der weiß wovon ich spreche. Diese widerwärtigen Gemeinheiten möchte ich der Hamburger Gemeinde unbedingt ersparen!

    Ich habe mir jetzt 40 min Zeit genommen und das Video angeschaut. Ich kann weder Antisemitismus erkennen, noch "widerwärtige Gemeinheiten". Das Problem ist eine nicht gute Zusammenarbeit zwischen Architekten und der jüdischen Gemeinde. Der Architekt hat offensichtlich wenig Gespür für jüdische Traditionen und den daraus resultierenden Gestaltungswünschen. Deine schwerwiegenden Vorwürfe sind für mich aber absolut haltlos.

    Der Fall aus Potsdam ist übrigens auch insofern anders gelagert, als dass dort niemals eine Rekonstruktion des alten Gebäudes zur Diskussion stand.

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  • tegula

    Warum wundert mich das gerade bei Dir nicht ;-), aber jeder darf und soll sich seine Meinung selbst bilden. Ich unterstreiche, dass ich es ziemlich widerwärtig finde, was in Potsdam abging und noch immer geht und deshalb habe ich auch dieses Video hier eingestellt.

  • Warum wundert mich das gerade bei Dir nicht

    Kläre mich auf.

    Ich finde es eher bezeichnend, dass ursus carpaticus und ich in dieser Angelegenheit dieselbe Ansicht vertreten, wo wir uns sonst meist nicht grün sind. Bezeichnend ist auch, dass die jüdische Gemeinde in Potsdam als Betroffene den Vorwurf des Antisemitismus ebenfalls nicht in den Mund nimmt und die Arbeit mit dem Architekten trotz aller Kritik fortführen möchte. Es wirkt daher in der Tat wenig überzeugend, wenn Außenstehende Juden vorschreiben wollen, wann sie sich durch Antisemitismus angegriffen fühlen sollen.

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  • wo wir uns sonst meist nicht grün sind.

    Was mich betrifft, so weise ich das entschieden zurück. Es ist generell eine bedauerliche Tatsache, dass meine unwürdigen Mitmenschen ausnahmslos nicht dazu neigen, in allen Punkten mit meinen selbstverständlich stets richtigen Ansichten übereinzustimmen. Trotz allen Kummers vermag ich wegen meines wundervollen Charakters darüber großmütig hinwegzusehen.

    Zu Exilwieners absurder Argumentation:

    Wäre es Antigermanismus oder Antiprussianismus, wenn man die GK mit modernem Turmhelm aufbauen wollte?

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    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich möchte hier noch darauf hinweisen, dass es eine genuin jüdische Diskussion um Rekonstruktionen gibt, nämlich konkret bezgl. des Wiederaufbau des Salomonischen Tempels.

    Ich finde es heute einfach angemessen, dass wir die äußeren Formen jüdischen Lebens widerherstellen und dazu gehört auch die Rekonstruktion zerstörter Synagogen.