Ludwigshafen am Rhein (Galerie)

  • Laut Lokalpresse ist das Einkaufszentrum ein ziemlicher Mißerfolg, wozu sicherlich auch neben der Lage und der schlechten Zugänglichkeit von der Innenstadt her auch die kalte Architektur beiträgt:

    IMG_0671_sam.jpg

    Stehen die Läden alle leer, oder sind das nur Jalousien für die Ladenschlusszeiten? Falls ersteres, müsste das ja ein wirtschaftliches Desaster erster Güte sein.

  • Wirklich alt ist der nördliche Teil der Innenstadt auch nicht, er entstand ab etwa 1870 und besteht entsprechend vor allem aus gründerzeitlicher Architektur als Wohnviertel für die Arbeiter der nördlich gelegenen BASF.


    Nach etwa 1960 zogen vor allem Gastarbeiter zu, der Stadtteil ist durch einen selbst für Ludwighafener Verhältnisse sehr hohen Anteil an Migranten geprägt, vor allem aus der Türkei.

    Wie geht das? Als ich das letzte Mal spätabends durch die Innenstadt-Süd (Fußgängerzone und angrenzende Straßen) lief, war ich gefühlt der einzige Deutsche. Bei einem Penner war ich mir nicht sicher, ob er - trotz dunkler Locken - nicht auch biodeutsch war. Heißt das, in der Innenstadt-Nord fällt bereits demographisch auf, dass ich und der Penner dort nicht langlaufen? :zwinkern:

  • Das könnte schon hinkommen, die Rheinpfalz weiß dazu:

    Die Faustregel dabei: Im Stadtkern und den angrenzenden Stadtteilen ist der Migrantenanteil höher als in den Vororten. Spitzenreiter ist nach wie vor der Hemshof, wo der Ausländeranteil bei 50 Prozent liegt. Rechnet man die Menschen mit ausländischen Wurzeln dazu, kommt man auf 71 Prozent. In der Stadtmitte leben 60 Prozent Ausländer und Migranten und im Stadtteil West 52 Prozent. Dann folgen Mundenheim (45 Prozent) und Süd (43 Prozent). Zum Vergleich: Die Orte, in denen die wenigsten Migranten leben, sind Ruchheim und Maudach (rund zehn Prozent Ausländeranteil und 20 Prozent Migrantenanteil). Auf sie folgen Edigheim und die Gartenstadt (zwölf Prozent Ausländeranteil und 20 beziehungsweise 23 Prozent Migrantenanteil).

    Insgesamt kommt Ludwigshafen aber "nur" auf etwa 37 % Migrantenanteil, weitaus weniger als Stuttgart oder Augsburg. Das liegt eben an der dörflichen Struktur der eingemeindeten Vororte, die ja teilweise überhaupt nichts mit Ludwigshafen zu tun haben wie Ruchheim, was ja letztlich ein Dorf in der Rheinebene ist, nur eben politisch eingemeindet wurde.

  • Stehen die Läden alle leer, oder sind das nur Jalousien für die Ladenschlusszeiten?

    Das kann ich nicht mehr sagen, es war Samstag am frühen Nachmittag, vielleicht hatten die schon regulär zu. Die Läden in Richtung Innenstadt waren aber geöffnet.

    Easy does it.

  • Mit der schlechten Ausgangslage der Fußgängerzone und den älteren Einkaufszentren in der Innenstadt wie der Walzmühle (unattraktive Umgebung, marode Substanz, Lage gegenüber der Einkaufsstadt Mannheim) war die Eröffnung der Rhein-Galerie deren absoluter Todesstoß; dort sind auch alle Filialen der größeren Ketten hingezogen. Ein Einkaufszentrum wie die Rhein-Galerie (also alles unter einem Dach) gibt es in Mannheims Zentrum eben in der Form nicht. Auch die Lage direkt am Rhein (wenngleich man davon drinnen nicht so viel mitbekommt) gibt es in Mannheims Innenstadt so nicht. Außerdem ist die Erreichbarkeit mit dem Auto unschlagbar gegenüber einer dichten Innenstadt. Die Rhein-Galerie ist also ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber Mannheim und daher für Auswärtige ein Grund, überhaupt in Ludwigshafen "Einkaufen" zu gehen. Ob das schlussendlich eine gute Sache ist ...?

  • Zu #22 und #23

    Vielleicht sei mir eine kleine Zwischenfrage erlaubt, die mit dem Thema Ludwigshafen (Galerie) nicht wirklich was zu tun hat (sollte es hier einen entspr. Strang dazu geben kann der Beitrag natürlich auch dahin verschoben werden). Ich schaue hier im Forum immer mal wieder rein und lese beileibe nicht in jedem thread aber mir fällt auf, dass im APH sehr (!) viele politische Wortmeldungen/Diskussionen getätigt werden. Für ein Architekturforum (vor allem so wie ich es von früher her kenne) ist dieser Umstand m.M.n. schwierig denn wenn ich über politische Themen diskutieren will dann melde ich mich doch in einem dementspr. Forum an. Hier werden aber gefühlt 30-40 Prozent politische Narrative gepostet, die mit Architektur/Städtebau nichts zu tun haben. Ist das von den Betreibern der Seite bzw. den Mods so gewollt oder nur der übliche Infokrieg? Wollte das nur mal loswerden da es mir über die Monate/Jahre vor allem hier extrem aufgefallen ist und eigentlich schade für diese durchaus wichtige Plattform ist.

  • "LEonline", mir indes fällt auf, dass der Hinweis auf die störenden politischen Narrative in der Regel immer nur dann kommt, wenn das Thema Migration angesprochen wurde. Das ist offenbar ein Tabu-Thema, das möglichst gar nicht erwähnt werden soll. Über die ausgiebige Thematisierung des Klimawandels, E-Mobilität, Juwelenraub in einem Museum (so lange möglichst die Herkunft der Täter nicht zu genau thematisiert wird), Rückgabe von afrikanischen Masken usw.usf. kann hingegen weit leichter geschrieben werden, ohne dass (wie gesagt: in der Regel) dieser Vorwurf kommt. Dabei hat das alles mindestens so viel oder so wenig mit dem Stadtbild zu tun, wie die Bewohnerschaft einer Stadt oder der Zuzug, der zu städtebaulichen Maßnahmen zwingt.

    Und, der Hinweis, dass das Thema stört, kommt meist von Bewohner von (ost- oder norddeutschen) Regionen, die den Entwicklungen noch 20-30 Jahre hinterher hinken, ergo meinen, da reicht es bereits, ein Auge zuzudrücken, um nichts sehen zu müssen.

    Man kann also ganz streng sein, dann aber wünsche ich mir das ebenso für andere Themen und will nichts mehr über E-Autos, über Klimawandel, erneuerbare Energien, Radfahrer, Arbeitslosigkeit, Oberbürgermeister-Kandidaten oder Postenbesetzungen von Senatsbaudirektoren usw.usf. lesen. Die Regel lautet dann für alle Themen: Nur noch Links posten zu unmittelbaren Baumaßnahmen. Ansonsten schöne Bildchen angucken.

  • Komischerweise funktioniert es aber im DAF wo bei sachfremden Themen insbesondere Politik viel restriktiver von den Mods vorgegangen wird – dort bekommt man praktisch was „auf der Verpackung steht“: Architektur und Städtebau. Wer darüber hinaus noch Diskussionsbedarf hat kann in dafür vorgesehenen separaten threads fündig werden wobei auch hier politische Botschaften und diffuse Herabwürdigungen ebenfalls keine lange Halbwertzeit haben denn, so meine Vermutung, die meisten Leute, die in einem Architekturforum unterwegs sind möchten eben nicht gefühlt 30-40 Prozent der Lesezeit mit politischem und gesellschaftlichem Sendungsbewusstsein anderer User konfrontiert werden. Insbesondere Politik ist, wie wir wissen, ein trigger und heißes Eisen (daher mein Verweis auf entspr. Plattformen). So wirkt das Ganze für mich halt wie der permanente Versuch von Herbert und Lieschen Infokrieger Debatten (oder wie hier Foto-Galerien) zu kapern.

    PS: Lustigerweise verfolge ich neben dem DAF und APH noch ein Fußballfanforum und in allen dreien ist ein hiesiger User angemeldet, der kaum etwas über Architektur oder Fußball postet sondern sich immer nur dann meldet wenn es um Politik geht. Das ist dann doch ziemlich seltsam...oder vielleicht auch nicht.

  • Ich schaue hier im Forum immer mal wieder rein und lese beileibe nicht in jedem thread aber mir fällt auf, dass im APH sehr (!) viele politische Wortmeldungen/Diskussionen getätigt werden...

    ...und genau das finde ich wiederum universal bereichernd. Nur durch den gegenseitigen Austausch von vielen unterschiedlichen Meinungen kann man selbst ein möglichst breites Spektrum von diesen erhalten und ist dann in der Lage vernetzt und vielschichtig zu denken. Etwas, was zum Beispiel beim Öffentlich Rechtlichen Rundfunk in Deutschland so leider Gottes und mittlerweile nicht mehr vorhanden ist. Das ist zumindest für viele User - wie für mich - hier auch ein Grund, weshalb sie genau diesem Forum den Vorzug gegenüber anderen Foren geben und erklärt sicherlich auch, dass ein "Heimdall" bis dato ca. 12.000 exzellente Beiträge hier schrieb und andere bisher nur etwas über 100 oder weniger. Jeder soll eben nach seiner Facon forumsglücklich werden und das ist gut so.

    Und Hand aufs Herz, denn nur Zeiten, die möglichst viele Meinungen und Ideen zuließen, haben dieses Land erst erfolgreich und weltklasse gemacht. Die zwei Diktaturen (Nationalsozialismus und Kommunismus), die wir letztes Jahrhundert hatten und die absolut keine Vielfalt an Meinungen goutierten noch zuließen, haben nur Leid und Schrecken über uns gebracht. Das sollte uns Mahnung genug sein - sollte, ich weiß!

  • Und als Randbemerkung zum DAF: Das ist doch in sehr vielen Strängen einfach nur eine Informationsplattform. Da werden neue Bauprojekte gepostet und das wars. Keine Diskussion über die Ästhetik oder Qualität der Bauprojekte, keiner Verbesserungsvorschläge etc. Also gut als Informationsplattform, aber nicht um wirklich inhaltlich über die Qualität des Bauens zu diskutieren. Zumindest trifft das auf die (eher westdeutschen) Stränge zu, die ich mir da bisher angeschaut habe.

  • Beide Foren habe ich mir angeschaut und die von euch genannten Unterschiede sehr geschätzt. Das APH erlaubt sich etwas weiter, höher zu denken um einen Kontext zu städtebaulichen Themen zu ermöglichen, der mitunter etwas ausufert und langweilig wird, wenn es den Diskurs dominiert, jedoch einen gewaltigen Vorteil in den Gestaltungsmöglichkeiten bietet im Hinblick auf mögliche Ideen und Gedanken derjenigen, die sich mit einem Wandel der Stadt beschäftigen. Eine Einschränkungsgrenze zu finden ist schlicht nicht richtig möglich, denn für alle beginnt und endet der Gedanke an anderer Stelle. Gestützt natürlich durch die Galerien zu denen beizutragen ist.

    In meinem, unserem Fall, sage ich anmaßend, liegt wohl auch der tiefe Wunsch des mitgestaltenden Willen dahinter. Der Mensch, der sich mitunter ärgert, traurig, müßig ist und Freude an dem hat was er sieht und sich vorstellt, was zur Realität werden kann, wenn man sich die gründende Hoffnung nicht nehmen lässt. Da mag man sich noch so sehr vor Enttäuschung verstecken. Da lässt sich sagen: Allein ein Gedankenaustausch dieser Art ist nicht hoch genug zu schätzen.

  • Ich habe nicht den Eindruck, daß dieser Strang übermäßig "politisiert" wurde, wenn man z. B. das Aussehen der Ludwigshafener Innenstadt "verstehen" will, statt nur Bilder zu zeigen, muß die Lage, die wirtschaftliche Situation und auch die Bevölkerungsstruktur kurz angesprochen werden.

    Wenn ich im Frühjahr nochmals in die Region fahre, dann werde ich noch weitere Stadtteile zumindest kurz präsentieren - generell mag ich die "Doppelstadt" (nicht im politischen Sinne) Mannheim-Ludwigshafen ja, auch wenn ich einige Jahre Eingewöhnungszeit gebraucht habe ...

    Der kleine Rundgang ist nun fast zu Ende, wir kehren nun an den Rhein zurück. Hier wurde in den letzten Jahren das Rheinufer neu gestaltet und präsentiert sich mit der vor rund 10 Jahren eröffneten Rhein-Galerie deutlich attraktiver als zuvor:

    IMG_0730_sam.jpg

    IMG_0732_sam.jpg

    IMG_0733_sam.jpg

    Kaoru betreibt inzwischen offensichtlich ein Restaurant (scheint eine Kette zu sein, gibt es auch neben dem Mannheimer Nationaltheater)

    :smile:

    IMG_0734_sam.jpg

    Nördlich des Einkaufszentrums befindet sich ein kleiner Platz, dahinter wieder etwas Gastronomie:

    IMG_0731_sam.jpg

    IMG_0737_sam.jpg

    Noch abschließend ein Blick nach Mannheim:

    IMG_0736_sam.jpg

    Rechts am Bildrand ist schon die Mannheimer Jesuitenkirche zu sehen, daneben befindet sich ja gleich das Schloß, das zu Fuß über die Brücke erreichbar ist ... falls man es schafft, das gigantische Straßen- und Schienendrehkreuz am Ende der Adenauerbrücke zu unterqueren - dazu später eine weitere Galerie.

    IMG_0742_sam.jpg

    Noch vorstellen möchte ich die Neubauviertel im Süden inkl. der Rheininsel sowie ein Beispiel für einen ländlichen Ortsteil und auf jeden Fall Ruchheim.

    Easy does it.

  • daneben befindet sich ja gleich das Schloß, das zu Fuß über die Brücke erreichbar ist ...

    Das habe ich mal versucht, war durch die ganzen Rampen, Wege und damit verbundenen Distanzen rasch überfordert und habe es sein lassen.

  • Hallo, vorneweg: ich wohne in Ludwigshafen und kann bestätigen, dass die Bildbeiträge von Herrn buraque absolut fair die Realität wiedergeben. Ich hätte noch als "Verteidigung" der "hässlichsten Stadt Deutschlands" angemerkt: Die Innenstadtnahe Parkinsel ist interessant, hier am Luipoldhafen sind ein paar Bsp. für Leben am und mit dem Fluss zu sehen (Bild anbei). Der Ebertpark ist überraschend hübsch, tatsächlich ist die Innenstadt das MIT ABSTAND Hässlichste an LU.

    Und bezogen auf die Frage, ob ein "reines" thematisches Beschränken auf Architektur/Stadtentwicklung ohne Betrachtung der Nutzung von Gebäuden überhaupt möglich ist: in der Walzmühle werden aktuell 400 Asylanten untergebracht, das ist also kein Einkaufszentrum mehr. Ganz ohne eine politische Komponente oder (bewahre) Wertung: nicht unwichtige Information.

    Direkt daneben sei noch das Ludwigs-Quartier erwähnt, das langsam Form annimmt. Die Pilzhochstraße ist abgerissen, da werden den Rest des Jahres 170 Säulen in den Boden gerammt, in Vorbereitung auf den Neubau, der Abriss des Rathaus-Centers geht voran, und erst DANN wird die Helmuth Kohl Allee gebaut. Dem Todesstoß der Geschäfte in der Innenstadt durch die Rheingalerie würde ich übrigens eher widersprechen, die Innenstadt war lange vorher tot. Aber das auch nur als Anmerkung.

    Vor allem anderen: Ich finde es toll, dass ich hier viele kluge und mir zT. Unbekannte Dinge über meine Heimatstadt lesen durfte, Merci dafür.