Das Kaiserreich im Rückblick

  • Dann dürfen wir auch die Schaumweinsteuer nicht vergessen. 1902 zur Finanzierung der kaiserlichen Kriegsflotte eingeführt, wurde sie von 1933 bis 1939 ausgesetzt. Erst mit Kriegsbeginn hat man sie wieder aktiviert. Aber auch ohne Krieg will der bundesdeutsche Staat heute nicht mehr darauf verzichten.

  • Die polnische Krone war nicht billig.

    Das stimmt! Wie sich die Zeiten jedoch ähneln. Während früher nur die polnische Krone teuer war, jedoch in dieser Zeit wunderbarste Kunstwerke und Prachtbauten geschaffen wurden, ist es für ganz Deutschland heute die portugiesische, spanische, italienische, französische, griechische...

  • Dann dürfen wir auch die Schaumweinsteuer nicht vergessen. 1902 zur Finanzierung der kaiserlichen Kriegsflotte eingeführt, wurde sie von 1933 bis 1939 ausgesetzt. Erst mit Kriegsbeginn hat man sie wieder aktiviert. Aber auch ohne Krieg will der bundesdeutsche Staat heute nicht mehr darauf verzichten.

    Die Schaumweinsteuer wurde damals gewiss mit Rücksicht auf den Sekthändler Herrn von Ribbentrop ausgesetzt. :biggrin:

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Die Erbschaftssteuer als Reichssteuer wurde 1906 eingeführt.

    Die Lohnsteuer wurde ab 1920 vom Arbeitslohn der Arbeiter und vom Gehalt der Angestellten einbehalten. Das war zumindest teilweise durch die enorm hohen Reparationszahlungen bedingt, die Deutschland ja irgendwie aufbringen musste. Da Lohn und Gehalt damals meistens bar ausbezahlt wurden (Lohntüte), wollte der Staat vorbeugen, dass die körperlich schwer arbeitenden Männer, z. B. Industriearbeiter und Bergleute, wie damals, besonders im Ruhrgebiet üblich, einen Großteil des Lohns am Zahltag gleich in Bier und Korn umsetzten. Dann hätte der Staat die Lohnsteuer in vielen Fällen nicht erhalten, wenn nicht vor der Auszahlung des Lohns die Lohnsteuer vom Arbeitgeber nicht abgezogen und an das Finanzamt abgeführt worden wäre. Deshalb der Abzug noch vor der Auszahlung des Arbeitslohns. Auch muss man bedenken, dass von dem nicht versoffenen Anteil des Lohns, auch noch die Familie ernährt werden musste.

  • Das alles bei einem Spitzensteuersatz von gerade einmal 4%, der darüber hinaus erst bei einem jährlichen Einkommen von 100.000 Mark zum Tragen kam.

    Je mehr man darüber nachdenkt, umso kümmerlicher wird das heutige Deutschland.

    Tja... bei 4% wirken doch die Steuervorstellungen der FDP schon sozialistisch.

    Tatsächlich hat die Einkommenssteuer durch den progressiven Anstieg natürlich eine sozial ausgleichende Komponente.

    Auch das Kaiserreich hatte in seinen Jahrzehnten einen rasant ansteigenden Finanzbedarf, und stillte es u.a. durch Verbrauchssteuern - die natürlich untere Schichten ungleich mehr belasteten als die Oberschicht.

    Eine Fahrkartensteuer, Leuchtmittelsteuer, Salzsteuer, Brausteuer, Zuckersteuer usw. usw.

    Bei letzterer stiegen die Einnahmen etwa von 9,5 Millionen 1888 auf über 157 Millionen Reichsmark 1912 .

    Es wurden auch munter neue Steuern eingeführt wie Frachturkundensteuer, Banknotensteuer, Erbschaftssteuer usw. usw.

  • Aus dem Kaiserreich stammt noch die Sektsteuer zu Finanzierung der Reichsflotte.

    Warum diese bis heut noch besteht, entzieht sich meiner Kenntnis.

  • Tatsächlich

    Heißt das also, die Steuerlast im Kaiserreich war genau so wie heute, nur war sie sozial ungerechter?

    Also, haben wir heute nicht mehr Steuern zu zahlen, leben aber in einem sozial gerechteren, da besser umgelegten Steuersystem?

  • Aus dem Kaiserreich stammt noch die Sektsteuer zu Finanzierung der Reichsflotte.

    Warum diese bis heut noch besteht, entzieht sich meiner Kenntnis.

    Vermutlich deshalb, weil das Aufkommen immer noch den Verwaltungsaufwand rechtfertigt.

    Abgeschafft werden Steuern meist erst, wenn dies nicht mehr der Fall ist, wie z. B. bei der Spielkartensteuer oder der Zündholzsteuer.

  • Heimdall , die Steuerbelastung heute ist sicherlich eine andere als zu des Kaisers Zeiten.

    Aber um so mehr die Leut verdienen, desto mehr langt der Fiskus zu.

    Zu des Kaisers Zeiten hat ein Fabrikarbeiter gerade mal so viel verdient, dass es zum Leben mal so langte.

    Wie hätt man die denn groß besteuern wollen?

    Heut ist des anders, der Lohn eines Fabrikarbeiters....mei, da nagt mich doch der Neid:biggrin:

  • Vermutlich deshalb, weil das Aufkommen immer noch den Verwaltungsaufwand rechtfertigt.

    Abgeschafft werden Steuern meist erst, wenn dies nicht mehr der Fall ist, wie z. B. bei der Spielkartensteuer oder der Zündholzsteuer.

    Ich trinke keinen Sekt, in sofern könnt es mir ja wurscht sein.

    Nur welche Reichskriegsflotte haben wir heute noch zu bezahlen?

  • Heißt das also, die Steuerlast im Kaiserreich war genau so wie heute, nur war sie sozial ungerechter?

    Du zitierst "tatsächlich" und kommst dann mit dieser Frage...

    Um die Steuerlast zu vergleichen, müsste man die Einkommenssituation, andere Lebensumstände usw. heranziehen, das weißt du aber auch. Wenn z.B. die meisten Arbeitnehmer es sich im Kaiserreich grundsätzlich nicht leisten konnten, ihre Kinder auf weiterführende Schulen zu schicken, half es ihnen wenig, dass sie kaum Einkommenssteuer zahlten.

    Und natürlich ist es sozial ungerechter wenn der Staat seine Einnahmen auf diese Weise deckt.

    Ich fügs für dich nochmal ein....

    Tatsächlich hat die Einkommenssteuer durch den progressiven Anstieg natürlich eine sozial ausgleichende Komponente.

    Auch das Kaiserreich hatte in seinen Jahrzehnten einen rasant ansteigenden Finanzbedarf, und stillte es u.a. durch Verbrauchssteuern - die natürlich untere Schichten ungleich mehr belasteten als die Oberschicht.

  • Das "tatsächlich" war nur der Aufhänger, damit erkenntlich wird, dass es um Dein Posting in toto ging.

    Zu Frage 1 (Steuerlast): Nun rein prozentual betrachtet hat es wenig mit der Einkommenssituation zu tun. Vier Prozent sind vier Prozent, ob Du nun 4 Euro im Jahr verdienst oder 4 Millionen. Und 50 Prozent sind 50 Prozent. Inwieweit das sozial zumutbar ist, ist dann eine andere Frage. Da spielen dann die Einkommensverhältnisse in Relation zu den Preisen eine Rolle.

    Damit sind wir bei Frage 2 (Soziale Gerechtigkeit): Die hast Du erklärend beantwortet. Vielen Dank:

    natürlich ist es sozial ungerechter wenn der Staat seine Einnahmen auf diese Weise deckt.

    Also, ich halte fest, heute leben wir in einem sozial gerechten Steuersystem. Leute mit höherem Einkommen müssen mehr abgeben, damit Leute mit geringerem Einkommen weniger zahlen müssen oder das mehr eingenommene Geld an Leute mit keinem Einkommen möglichst weitergereicht wird.

  • Nur welche Reichskriegsflotte haben wir heute noch zu bezahlen?

    Da man die Bundesmarine nicht ernsthaft als solche wird bezeichnen können, haben wir keine zu bezahlen.

    Steuern sind aber nicht zweckgebunden, auch wenn der Gesetzgeber sie mit Blick auf einen bestimmten Zweck erfindet, sondern greifen an einen kausalen Tatbestand an. Daß keine Flottensteuer, sondern eben die Schaumweinsteuer erhoben wurde, spricht dafür, daß die gesetzlichen Voraussetzungen damals auch schon so waren.

  • Heimdall , ich habe für 2020 etwas über 5000 Euro Steurn nachzahlen dürfen, das wäre mir zu Kaisers Zeiten nicht passiert.

    Ich kann natürlich unser heutiges System nicht mit dem Kaiserreich vergleichen, ich weiss nur von meinen Vorfahren - so unglücklich waren sie unter dem Kaiser nicht.....nimmt man mal den 1.WK aus.

    Ich denke es ist in unserer heutigen Zeit so einiges vergleichbar mit der Kaiserzeit- so einige bewährte Dinge haben sich bis heute gehalten.

  • Also, ich halte fest, heute leben wir in einem sozial gerechten Steuersystem. Leute mit höherem Einkommen müssen mehr abgeben, damit Leuten mit geringerem Einkommen weniger zahlen müssen oder das mehr eingenommene Geld an Leute mit keinem Einkommen möglichst weitergereicht wird.

    Du hast das selbstverständliche, jedem bekannte Wesen des Einkommenssteuersystems in der für dich wohl typischen destruktiven Weise zusammengefasst.

    Ich wandle das mal entsprechend aufs Kaiserreich um und fasse zusammen : Leute, die nichts oder nur wenig Einkommen hatten mussten über die Verbrauchssteuer eine Hauptlast der Finanzierung des Kaiserreiches tragen, damit reiche Leute kaum Einkommenssteuer zahlen mussten.

  • Bevor hier so weiter zwischen den im Kaiserreich und heute erhobenen Steuer dilettierend weiter diskutiert wird, empfehle ich sich erst einmal mit dem Steuer und Abgabensystem im Deutschland des 19. Jahrhunderts zu befassen.

    Zunächst ist einmal der föderale Aufbau des Kaiserreiches zu beachten. Steuern und Abgabe wurden in erster Linie nicht vom reich, sondern von den Bundesstaaten erhoben, das Reich zunächst (ähnlich wie die EU heute) von den Bundesstaaten finanziert. In den einzelnen Bundestaaten gab es eine (heute teils unübersichtliche) Vielzahl von Steuern und Abgaben. das meiste davon waren Verbrauchsteuern. Es gab auch schon Vorformen von Einkommensteuern, die allerdings nicht Prozentual vom Einkommen, sondern nach Einkommensklassen in festen Beträgen eingezogen wurden. Eine Methode die heute (und auch schon im Kaiserreich, als ungerecht empfunden wird.

    Das da Einkommensteuern niedriger waren als heute, mag sein. Auch das eine Vielzahl von Menschen keine Einkommensteuer gezahlt haben, einfach weil deren einkommen zu niedrig war auch. Das ist im übrigen heute auch nicht anders, wenn man gerade soviel verdient um seine Familie zu ernähren (was halt für die Arbeiterschaft im Kaiserreich nun mal der Fall war). das auch Arbeiter und Angestellte heute mehr Steuern zahlen (auch Prozentual, ist auch darauf zurückzuführen, dass es ihnen heute wirtschaftlich wesentlich besser geht.

    Das die Steuern niedriger sein konnten, lag sicher auch daran, dass es weniger staatliche Aufgabe gab. So sind viele der im Kaiserreich von uns heute noch bewunderten Projekte eben gerade nicht staatlich, sondern privat finanziert. Immer wenn staatliche Aufgaben teuer zu werden drohten (Aufrüstung-Krieg), wurden dann ja auch die Steuern kräftig erhöht und neue "erfunden". Die Sektsteuer ist ja das beste Beispiel ( OberstMadig: Eine Marine haben wir heute übrigens auch noch, auch wenn die selbstverständlich nicht mehr kaiserliche Kriegsmarine heißt- die Sektsteuer dürfte zu deren Finanzierung allerdings nicht ausreichen, höchstens für ein Beiboot der Gorch Fock (Ironie!).

    Im Kaiserreich war also nicht alles besser.

    Aber um zum Ausgangspunkt zu kommen. Wie wurden denn nun Selbstständige im Kaiserreich vom Staat besonders gefördert? Seit der Römerzeit war die staatliche Förderung von aus Sicht der Herrschenden zu privilegierenden Bevölkerungsgruppen ja regelmäßig durch (zeitlich befristetet- auf bestimmte Abgaben beziehende)Abgabenfreiheit erfolgt.

    War das im Kaiserreich auch so? Gab es irgendwelche Förderprogramme? Hat dies das Reich gemacht oder nicht doch eher die Bundesstaaten? Oder gar die Kommunen (die ja auch für den ganzen Bereich der Wohlfahrtspflege zuständig waren)? Der Verweis auf die Schloßfreiheit in Berlin ist da au meiner Sicht nicht sehr repräsentativ, zumal diese Förderung ja gerade unter Kaiser Wilhelm II dann auch zugunsten des Nationaldenkmals weggefallen sein dürfte.

  • belegbare Quellen wären hier sehr hilfreich.

    Eine detaillierte Beschreibung des Finanzwesens des Kaiserreichs mit Zahlen findest du hier

    https://de.wikisource.org/wiki/Finanzen_und_Steuern_(1914)

    (Nachtrag: der Link funktioniert nicht, am besten die Adresse einfach kopieren und in das Adressfeld einsetzen)

    und einen lesenswerten Artikel (leider hinter einer Bezahlschranke) auch noch hier

    https://www.zeit.de/1984/07/herrliche-zeiten

    Viel Spaß beim Lesen

  • das selbstverständliche, jedem bekannte Wesen des Einkommenssteuersystems

    Mir ging es einzig darum, Deine Aussage zu präzisieren. Sie also für andere Diskutanten deutlich zu machen. Die Essenz der Aussage herauszuarbeiten und sich nicht in Details a la "ich musste 5000 Euro nachzahlen" verlieren. Nur dann kann diese Diskussion, die für mich offenkundig irgendwie auf der Stelle steht, weitergehen. Denn dann weiß man, worum es geht und wo die "Frontlinien" der Diskussion wirklich verlaufen. Sonst wird ständig um den heißen Brei herumgeredet, mancher missversteht den anderen, postet dann wieder etwas, das wieder missverstanden wird. Natürlich kann man so Seiten füllen.

    in der für dich wohl typischen destruktiven Weise

    Jetzt wechselst Du von der Sachebene auf die Beziehungsebene. Das "wohl" dient meines Erachtens der Absicherung. Warum so zaghaft? Schreibe einfach "Heimdall ist ein durch und durch destruktiver Charakter". Und schwäche notfalls ab "bezogen auf das Forum", denn Du weißt ja nicht, ob ich z.B. in der Familie auch destruktiv agiere.

    Ich sehe das etwas anders. Und das will ich erklären. Es gibt für mich Leute, die in dem Forum destruktiv agieren. Dich zähle ich nicht dazu. Das sind Leute, die grundsätzlich bzw. zu gefühlt 90 Prozent nur launisch, aggressiv und abwertend auf Beiträge anderer reagieren, die ihnen nicht passen oder wo sie Fehler/Schwachstellen vermuten. Sonst kommt von diesen Leuten wenig konstruktives.

    Bei mir entsteht der gelegentliche Eindruck der Destruktivität womöglich, weil ich 1. manche Dinge nur noch mit Humor (oder wahlweise Sarkasmus) zu betrachten versuche. Oder Humor mir hilft, das Leben und manche Zeiterscheinung besser zu ertragen. Es ist eine Übung in Gelassenheit. Mancher aber fühlt sich womöglich durch Humor angegriffen, obwohl das nicht unbedingt so gemeint ist. Und 2., weil ich den Dingen gerne auf den Grund gehe, den Kern von Denkmustern und Argumentationen herauszuarbeiten versuche. Das geht dann Menschen oft zu nahe. Sie fühlen sich auch dadurch in ihrem innersten Selbstverständnis und ihren Gewissheiten, die ihnen Halt geben, angegriffen.

    Privat erlebte ich Punkt 2 früher des öfteren. Ich hinterfragte bestimmte Verhaltensmuster von Freunden, um an den Kern ihres Begehrens heranzukommen. Die Zwiebel häuten. Das wollten die selbst aber gar nicht. Ich rückte ihnen und ihrer Seele also zu nah auf die Pelle, und sie reagierten dann aggressiv. Mittlerweile bin ich etwas vorsichtiger und bohre nicht mehr nach.

    In virtuellen Internetdiskussionen ist das aber nochmals schwerer. Da fehlt Gestik, Mimik, Sprache, auf die man dann bremsend reagieren kann. Alte Bilder anderer Herkunft werden beim Gegenüber aktiviert. Kurz: Man erscheint destruktiv.