Das Kaiserreich im Rückblick

  • Generell sollte man einfach heute gelernt haben, dass es aus weltlichen Anlässen so gut wie nix zu feiern gibt, ein paar österr. Ereignisse wie den Nationalfeiertag (wo aber kaum einer das Datum versteht) und dem Tag der Kärntner Volksabstimmung vielleicht abgesehen, der aber auch ein Fest der Eintracht sein sollte, weil man es damals ohne slowenische Stimmen eben nicht geschafft hätte. Kriegsgedenken sollte ausschließlich Totengedenken sein. Wenn wir in diesem Punkt weiter sind als "die anderen", dann wenigstens einmal "umso besser für uns". Heuer ist bei uns immerhin das extrem geschmacklose "Fest der Freude" am 8. Mai dank Corona weggefallen. Das hat jetzt nichts damit zu tun, dass das Kriegsende als solches eindeutig positiv zu würdigen sein sollte. Aber ein Fest der Freude feiert man einfach nicht in einer Stadt, in der sich damals die Rotarmisten so aufgeführt haben wie sie es eben getan haben. Das ist der hasserfüllte Hohn "unsere Eliten".

    Und somit ist es auch vernünftig, dass diese wilhelminischen Denkmäler auch kritisch gesehen werden, selbst wenn "die anderen" da nicht so weit sein sollten. Wir müssen endlich lernen, diese ganzen verdammten Kriege als das zu sehen, was sie waren: Bruderkriege. Das ist wahrhaft europäisches Denken.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Der ursprüngliche Beitrag stammt aus dem Strang Berliner Stadtschloss und Umgebung (hier). Da eine Diskussion entbrannt ist, wurden Beiträge teilweise kopiert und/oder verschoben. Franke (Moderation)

    Alles interessant. Trotzdem war dieser damalige Zeitgeist insofern natürlich schrecklich: Man legte den Tag der Einweihung des Nationaldenkmals auf den Jahrestag einer Schlacht mit über 30.000 Toten und zelebrierte mit dem Sieg über Frankreich natürlich auch die "Erbfeindschaft" bzw. festigte sie.

    ~30.000 ist die Anzahl der gesamten Verluste, was Gefallene, Verwundete, Gefangene und Vermisste einschließt. Gefallen sind bei Gravelotte bzw. St. Privat wohl an die 6,5-7000 Mann. (~5200 Deutsche, ~1300 Franzosen).

    Ansonsten kann ich den Zeitgeist gut nachvollziehen. Immerhin sah man die Errungenschaften und den ökonomischen Aufstieg des neuen Reiches im siegreichen Krieg von 1870/71 begründet. Schließlich ist die erfolgreiche Verteidigung des Vaterlandes bis heute in vielen Staaten ein Grund zum feiern.

  • Im lothringischen Teil machten diese deutschen Einwanderer beispielsweise am Ende 25% der Gesamtbevölkerung aus, in Metz gab es etwa zuvor nur eine deutschsprachige Minderheit

    Und heute ist es genau das Gegenteil: die einst deutschsprachige Mehrheit auf dem Land und nahezu komplett im Elsass ist dank französischer kulturchauvinistischer Schulpolitik nahezu ausgestorben https://olcalsace.org/de/der-dialekt-in-zahlen, was für mich ein Akt der Barberei darstellt, da das Elsass und Lothringen von Natur aus seit der Völkerwanderung als Teil des alemannischen bzw fränkischen Dialektgebietes zum deutschen Sprachraums gehörten, das sind nun mal Tatsachen! Und das der älteste altdeutsche Text aus dem heutigen Elsass stammt, und zwar von Otfrid von Weißenburg, das wird auch gerne übersehen.

    Aber wie auch verschieden die Sichtweisen über das deutsche Kaiserreich sind auch leider bei den deutschen Landsleuten, die Gift und Galle spucken, eins lässt sich ebenfalls nicht wegleugnen: die bauliche Bereicherung die die elsässischen und lothringischen Städte erfuhren. Straßburg etwa hat mit seinem Bahnhof eines der schönsten Gebäude der Neorrenaissance bekommen, das deutsche Viertel um den ehem. Kaiserpalast, heute Rheinpalast, eine gigantische Stadterweiterung in höchst urbaner Qualität, ein wahrer städtebaulicher Traum mit seiner Universität, der prächtigen städtischen Badeanstalt. Die heute französischssprachigen Straßburger lernen diese Stadträume wieder zu schätzen, die von unseren Vorfahren erbaut wurden.

    Auch Metz und die heutige Stadtverwaltung ist mächtig stolz auf das deutsche Erbe: der kaiserlichen Bahnhof wurde dort nämlich zweimal in Folge zum schönsten Bahnhof Frankreichs gewählt. Auch haben sie die deutsche Neustadt zusammen mit der Altstadt auf die Tentativliste für das UNESCO-Weltkulturerbe gesetzt und fleißíg damals Unterschriften gesammelt. Aber auch in kleiner Städten des ehem. Reichslandes wie zb in Diedenhofen, jetzt Thionville hat man prächtig gebaut damals: zu nennen wäre auch Hagenau, Colmar, Mühlhausen, Saargemünd/ Sarreguemines, etc...

    Ein Symbol deutscher Schaffenskraft war auch die Wiedererrichtung der Hohkönigsburgdurch den Berliner Architekten Bodo Ebhardt!

    Jedenfalls bin ich stolz auf diesen architektonischen Reichtum, der nur durch das zweite Kaiserreich erst entstehen konnte wie im Übrigen viele Einheimische wiegesagt mitlerweile:harfe:

  • Die Franzosen haben (aber da fängt es ja schon an - vielmehr Ludwig XIV. hat) das Elsass nicht aus dem Anspruch heraus besetzt, dass alle französischsprachigen Länder zu Frankreich gehören müssen. Das war hingegen der Anspruch, aus dem heraus 1871 wie 1940 das Elsass von uns Deutschen annektiert wurde. Wenn dabei dann auch Landstriche übernommen wurden, die keineswegs deutschsprachig waren, dann hat das schon den Geruch der Scheinheiligkeit.

    Aus demselben Grund erklärt es sich dann auch, dass das Deutsche im Elsass nach 1918 - und noch mehr nach 1945 - ziemlich konsequent unterdrückt und benachteiligt wurde. Übrigens auch von großen Teilen der bis dahin deutschsprachigen Bevölkerung. Wenn die Deutschsprachigkeit der Grund dafür war, dass die Elsässer Deutsche werden mussten - nun denn, das kann man ändern! Kenne ich u.a. aus anekdotischer Überlieferung.

  • französischsprachigen Länder zu Frankreich gehören müssen

    Da hast du dich aber nicht wirklich mit der französischen Geschichte befasst; spätestens seit der französischen Revolution hat man den Anspruch gehabt, "une nation une langue", und das war nur das Französisch des Hofes also der Ile de France. Auch hat schon früher der König die südfranzösischen Adeligen erst dann empfangen, als sie die Sprache des Hofes gelernt hatten: https://www.cia-france.de/blog/kultur-fr…ische-dialekte/ und http://www.axl.cefan.ulaval.ca/francophonie/H…en-francais.htm

    Und noch nie was von Napoléon gehört ? Dieser war der einzigste der die Schweiz seit ihrer Unabhängigkeit besetzen ließ und auch Wallonien und noch darüber hinaus bis nach Lübeck....

    Und nicht zuletzt war Frankreich immer ein Zentralstaat und wurde nur von Paris regiert, verstärkt wie gesagt sprachpoltisch ab 1789!

  • Es gäbe doch nichts Schöneres, als als Wohlständiger durch die Städte des Deutschen Reiches um 1900-1914 zu flanieren - Pracht, soweit das Auge reicht.

  • Der Anspruch Ludwigs XIV. auf das Elsaß und auf Lothringen - wie später auch Napoleons auf Belgien und die Niederlande - gründete in dem Anspruch, Gallien in den geographischen Grenzen der Römerzeit wiederherzustellen - also den Rhein als natürliche und gottgegebene Grenze anzusehen. Die Sprache spielte zunächst keine Rolle, ausschlaggebend war die Inkulturation. In diesem Sinne gründete Jules Mazarin in Paris das Colège des Quatre-Nations, das Adlige aus den nach dem Pyrennäenfrieden annektierten Gebieten Artois, Elsass, Pignerol und Roussillon französisieren sollte. Und noch Napoleon befand, es störe ihn nicht, wenn die Elsässer deutsch beteten, sofern sie wie Franzosen schießen würden.

    Im 19. Jh. wurde die Sprache dann - europaweit - zur Grundlage der Identität, der Nationenbegriff änderte sich entsprechend. Heute tun wir das als Populismus ab, aber in Wirklichkeit war es Ausdruck bürgerlicher Emanzipation, weil der Bürger seine Identität im Unterschied zum Adel nicht über die Zugehörigkeit zu einer Kaste oder einer Dynastie, sondern durch seine Sprache und Literatur definierte. In gewisser Weise setzte sich hier fort, was im 16. Jh. mit der Übertragung der Bibel in die diversen Landessprachen begonnen hatte.

    Und natürlich nahm man nun daran Anstoß, dass die geographischen und die sprachlichen Grenzen nicht identisch waren. Der Nationalismus des 19. Jh. zielte daher überall in Europa darauf ab, die Bevölkerungen nach ihrer sprachlichen Zugehörigkeit in Staaten zusammenzufassen (Nationalstaatsprinzip). In diesem Sinne sind auch die Einigungsbestrebungen Deutschlands und Italiens zu sehen sowie die zunehmenden Autonomiebestrebungen innerhalb der K.u.K-Monarchie. Die eigentliche Scheinheiligkeit bestand darin, dass im Versailler Vertrag die nationale Autonomie der Dänen (Schleswig), der Polen (Pommern, Westpreußen) sowie der Völker innerhalb der Habsburgermonarchie anerkannt wurden, nicht aber die der Deutschen (Sudetenland, Elsaß, Lothringen, Südschlesien, Südtirol usf.). Damit war eigentlich schon die Lunte für den nächsten Krieg gelegt.

    Letztlich gibt es zur langfristigen Befriedung nur die brutalen Optionen der Umsiedlung bzw. sprachlichen Umerziehung oder aber den weitaus humaneren Ansatz der Volksabstimmung inklusive Teilautonomie und Sonderrechte für die unterlegenen Minderheiten.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Und heute ist es genau das Gegenteil: die einst deutschsprachige Mehrheit auf dem Land und nahezu komplett im Elsass ist dank französischer kulturchauvinistischer Schulpolitik nahezu ausgestorben https://olcalsace.org/de/der-dialekt-in-zahlen, was für mich ein Akt der Barberei darstellt, da das Elsass und Lothringen von Natur aus seit der Völkerwanderung als Teil des alemannischen bzw fränkischen Dialektgebietes zum deutschen Sprachraums gehörten, das sind nun mal Tatsachen!

    Sehe ich eigentlich genau so. Heutzutage trifft man in Straßburg auf Einwohner mit (oft) deutschen Namen, die kein Wort Deutsch sprechen. Ich bin sehr für die Freundschaft zwischen D und F und für Völkerverständigung, habe aber den Eindruck, dass es (insbesondere früher, manchmal aber sogar noch heute) eine Staatsräson Frankreichs ist, dass alles was Deutschland schadet, nützlich für Frankreich ist.

    Man denke auch daran, dass sich Frankreich nach dem 2. WK massiv dafür eingesetzt hat, die Berliner Siegessäule zu sprengen, weil dort (oh Schmach, oh Schande) französische Beutekanonen hängen . . . oder dass Airbus als europäisches Unternehmen nur realisiert werden konnte, weil man dem Drängen Frankreichs nachgab, dass der Unternehmenssitz in Toulouse sein würde.

    usw. usf.

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • Ich sprach von den Gründen, die zur jeweiligen Zeit des Übergangs von einer Nation zur anderen als Rechtfertigung angeführt wurden. In diesem Kontext spielte Napoleon nun einmal keine Rolle - das Elsass war vor ihm französisch und blieb es auch nach ihm.

  • Seine Majestät Kaiser Wilhelm II. ist nun breit, den Feierlichkeiten zur (Wieder-) Vollendung des Berliner Stadtschlosses beizuwohnen:

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    Klingt wie "God save the Queen"...

  • Sehe ich eigentlich genau so. Heutzutage trifft man in Straßburg auf Einwohner mit (oft) deutschen Namen, die kein Wort Deutsch sprechen. Ich bin sehr für die Freundschaft zwischen D und F und für Völkerverständigung, habe aber den Eindruck, dass es (insbesondere früher, manchmal aber sogar noch heute) eine Staatsräson Frankreichs ist, dass alles was Deutschland schadet, nützlich für Frankreich ist.

    Man denke auch daran, dass sich Frankreich nach dem 2. WK massiv dafür eingesetzt hat, die Berliner Siegessäule zu sprengen, weil dort (oh Schmach, oh Schande) französische Beutekanonen hängen . . . oder dass Airbus als europäisches Unternehmen nur realisiert werden konnte, weil man dem Drängen Frankreichs nachgab, dass der Unternehmenssitz in Toulouse sein würde.

    usw. usf.

    In Straßburg hat die Situation geradezu absurde Züge, auch Flurnamen sind ja noch deutsch, tlw. anscheinend sogar noch Namensgebungen aus dem 20. Jahrhundert, möglicherweise sogar der Zeit der deutschen Besetzung. Grandios finde ich in diesem Zusammenhang etwa die beliebte und belebte Park-and-Ride Station "Baggersee" (wie gesagt, eindeutig ein Begriff des 20. Jhdts.), nach dem gleichnamigen, kein Witz, "Lac du Baggersee".

    Die Elsässer bewegen sich also täglich in einer im Prinzip deutschen Welt mit deutschen Nachnamen und deutschen Orts- und Flurnamen - und können diese Namen nicht mehr verstehen. Wenn man 100 Straßburger fragen würde, was Baggersee bedeutet, würden 90% verständnislos kucken und mit den Schultern zucken. Das heißt für die soviel wie für uns die Metrostation "Urquinaona" in Barcelona: Nichts.

    Diese Aufgabe der eigenen Identität ist schon heftig gewesen und nun weitgehend abgeschlossen. Da hilft auch kein Zetern und Schimpfen, das Elsass spricht Französisch und mit der jetzt vielleicht 50 werdenden Generation wird das Elsässische verklingen, nicht ohne mit einigen Begriffen in die sinnlose Folklore übergegangen zu sein, Flaemmekueche und Winstub, ungefähr so fossiliert wie "Äbbelwoi" und "Lüttje Lagen" und was weiß ich für Reste der deutschen Dialektvielfalt. Die Zahl der Einpendler nach Baden war nach dem Krieg höher als heute, der Wirtschaftsraum Oberrhein trotz der ganzen "Grenzenlos-Rhetorik" viel vernetzter als heute, wo Elsässer fast nie nach Deutschland fahren (vielleicht mal wie Schweizer, um billig einzukaufen) und Deutsche ebenfalls immer weniger ins Elsass fahren. Der Grund ist einfach, dass die beiden Rheinseiten nicht mehr miteinander sprechen können, die Jungen wohl noch am ehesten auf Englisch. Und der Rassemblement National (früher FN) würde am liebsten den dürren zweisprachigen Unterricht auf französischer Seite ganz kippen, weil er dahinter Territorialansprüche Deutschlands wittert, das ist kein Scherz:

    Link zur FAZ

    Die Paranoia, die Nationalismus definiert in Reinform. Mit diesen Leuten legen sich auch selbsternannte deutsche "Konservative" gerne ins Bett.

    Zu Deinem 2. Teil: Ja, von französischer Seite wurde immer sehr auf den eigenen Vorteil gepocht, selbst die Zustimmung zur Wiedervereinigung erkaufte man sich mit dem Euro, der Deutschland schwächen sollte. Doch egal, was die Franzosen anstellen, sie kriegen Deutschland irgendwie nicht klein. Nun, nach der Coronakrise ist es wieder Deutschland, das relativ stark aus der Krise hervorgehen wird, vor Finanzkraft kaum Laufen kann, viel weniger Tote aufzuweisen hat und nun durch Eurobonds gezähmt werden soll. Auch das wird nicht gelingen. Trotz der beiden verlorenen Weltkriege, trotz des enormen Brain Drains und der zu Tausenden getöteten Kultur- und Wissenschaftselite, trotz der demografischen Herausforderung steht Deutschland immer noch verdammt gut da, auch wenn das hier natürlich mindestens eine Hälfte nicht hören will.

  • Die französische Sprachpolitik hatte mit der deutschen Politik überhaupt nichts zu tun. Auch nicht der des Kaiserreiches. Die Deutschsprachigen in Elsass-Lothringen waren nur eines der Opfer. Ebenso rigoros ging Frankreich gegen die Flamen (um Dünkirchen), die Bretonen, die Basken und Katalanen an der spanischen Grenze und die okzitanische (südfranzösische) Sprache vor. Einzig die Korsen zeigten sich widerständiger. Frankreich pflegt einen Zentralismus und Sprach-Integralismus, ist dadurch kulturell viel repressiver als als viele andere europäische Staaten.

  • Klingt wie "God save the Queen"...

    Es ist die gleiche Melodie. Zu Zeiten seiner Majestät war die deutsche Nationalhymne "Heil Dir im Siegerkranz...." Inzwischen ist es die englische Nationalhmne "God save the Queen". Die Hohenzollern sind mit dem englischem Königshaus verwandt.

  • Und der Rassemblement National (früher FN) würde am liebsten den dürren zweisprachigen Unterricht auf französischer Seite ganz kippen

    Das ist natürlich fatal, weil der RN damit der zentralistischen Politik des zentralistischen Linksnationalismus Frankreichs folgt. Nicht jeder Vertreter der französischen Rechten begrüßt das aber.

    Dazu eine Anekdote. Es ist sicherlich 20 Jahre her, dass ich von zwei älteren Herren, die in der "Front National" engagiert waren, zum Mailänder Hauptbahnhof im Auto mitgenommen wurde. Ich glaube, wir waren dann noch in Mailand in einem Restaurant. Beide kannten sich offen bar schon lange. Der eine stammte aus Lothringen, und wir sprachen deutsch miteinander. Sein Kumpel fragte ihn erstaunt (in französisch): "Woher kannst du denn deutsch?" Worauf ihm der andere erwiderte: "Aber das ist doch meine Muttersprache." Fand ich sehr rührend damals.

  • Ich bin im Deutsch-Französischen Freundeskreis engagiert. Einer der Übersetzer ist Elsässer. Ich würde ihn um die 50+ schätzen. Auf alle Fälle spricht er tadellos deutsch. Er sagte mir auch, dass deutsch seine Muttersprache war. An seine drei Töchter gab er seine Sprache nicht weiter. Allerdings sind zwei von ihnen ausgewandert, und heirateten einen Engländer und leben in England. Zu unserer Kirchweih traf sich die ganze Familie. Im Bierzelt herrschte dann ein einziges Übersetzungsgewirr, weil der eine den anderen nicht verstand. Der Elsässer konnte kein Englisch, die Engländer konnten nur ihre Muttersprache sprechen und die anderen älteren Franzosen sprechen sowieso nur Französisch, während die älteren Deutschen zumindest ein bisschen noch Englisch sprachen.

    Beauty matters!

  • Traurig, wie auf diese Weise Kulturräume zerschnitten werden....

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • zentralistischen Politik des zentralistischen Linksnationalismus Frankreichs

    Mitlerweile nehme ich auch an, dass es mindestens zwei Gruppen innerhalb des RN gibt: diejenigen, die eben erst recht den Elsässern ihre letzten deutschen Eigenheiten wegnehmen möchten. Diese würde ich aber nicht als "Linksnationalisten" bezeichnen, sondern eher als Gaullisten, also in der Tradition des frühen Charles de Gaulle. Und dann gibt es noch die zweite Gruppe, die deutschfreundlicher ist, zu der der ehem. Parteigründer und Vater von der jetzigen Parteichefin, Jean-Marie le Pen zählt. Diese möchten zumindest nicht mehr uns dauernd die ewige "Schuld und Sühne" aka "Verantwortung" eintrichtern, und ein möglichst unverkrampftes Verhältnis zum Nachbarn. Keine Ahnung aber wer aktuell überwiegt . Wahrscheinlich die Gaullisten.