Das Kaiserreich im Rückblick

  • Heinzer:

    • Mea culpa. Ich habe deine Aussagen der besseren Lesbarkeit halber gekürzt. M. E. stand da inhaltlich aber genau das. Doch ich gebe dir Recht: Der Klarheit wegen wäre es besser gewesen, die 1:1-Zitierfunktion zu verwenden. Trotzdem werde ich es jetzt nicht verändern, weil sonst deine Gegenrede nicht mehr passt.
    • Danke für deinen nun ausgewogenen Beitrag. Er beschreibt sehr gut und angemessen die Ambiguität im Bezug auf Deutschland, seine aktuelle Situation und seine Geschichte, die auch ich empfinde.
    • Besonders an der Stelle, an der du über die „Mutlosigkeit“ unseres Landes schreibst, bin ich ganz bei dir. Diese Ängstlichkeit ist wahrscheinlich (mal abgesehen von der miserablen (menschen)rechtlichen Siuation der damaligen Zeit) das Haupt-Manko, wenn man das heutige Deutschland mit dem des Kaiserreichs vergleicht. Klar. Zum Teil war es auch das übergroße Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Stärke, die unser Land ab 1914 in die Katastrophe geführt hat. Aber ich wäre doch sehr dafür, dass wir dieses zaghafte „Nach-hinten-blicken“ über zwei Generationen nach 1945 endlich mal ablegen und wieder mehr Zuversicht in die eigenen Möglichkeiten entwickeln. Nein, es geht mir nicht um einen „Schlussstrich“! (Frei nach Monty Phyton: „Steinigt Ihn! Er hat Schlussstrich gesagt, er hat Schlussstrich gesagt!!“) Zu oft wird mir aber mit den „schlimmen Erfahrungen der Vergangenheit“ argumentiert, wenn politische Entscheidungen anstehen. Hier ginge es mir nicht um eine Rückkehr zur sog. „Großmannssucht“ (Gab es die? Waren wir im Kaiserreich wirklich „großmännerischer“ als die anderen europ. Nationen?) – sondern einfach das Bewusstsein, dass man mit etwas Mut und Entscheidungsfreude für sich selbst, für Europa und die Welt mehr erreichen könnte als mit diesem ewigen Klein-klein, das die deutsche Politik, auf fast allen Ebenen auszeichnet. Ich bin mir sicher, dass ein so von oben vorgelebter Optimismus, ein größeres Vorleben an Gestaltungsfreude sehr positiv aufs restliche Land ausstrahlen könnte, mit vielen positiven Ausstrahlungsaffekten – angefangen von den Geburtenzahlen, über einen größeren „kulturellen Output“ bis hin zu einer endlich deutlich bunteren, lebensfreundlicheren Architektur.
  • Wenn ich an die Nachkriegs- und in der DDR (wieder) Nachwende-Kleinstaaterei mit ihren Problemen im Bildungswesen und ihrer unheimlichen Aufblähung denke, war mir das vereinigte deutsche Kaiserreich schon lieber. Leider war die Ablehnung des Kaisers nach dem WK1 enorm. So lehnte die Stadt Köln sogar den Festakt zu Ehren der drei weltweit umjubelten Transatlantikflieger ab, weil die sich mit dem abgedankten Kaiser getroffen hatten. Sogar die Dessauer SPD verweigerte die Anerkennung.

  • Um ein extremes Beispiel zu bemühen: wieviel NS-Mitläufer oder sogar NS-Funktionäre wollten nach 1945 im Widerstand gewesen sein?

    Zu allen Zeiten wurde gelogen, wenn es um die eigene Haut oder den persönlichen Vorteil ging. Was meinst Du, wie viele Ex-Stasispitzel Anträge zur Anerkennung als Opfer des Stalinismus gestellt haben, und wie viele Zuarbeiten zur Rente dieser Leute von alten Personalchefs getürkt wurden!

  • Nibelgauer: Volle Zustimmung, v.a. zum letzten Absatz. Ich bin da ehrlich gesagt auch gar nicht so pessimistisch, dass sich die Dinge in diese Richtung entwickeln werden. Man darf nicht vergessen, dass Krieg und Nachkriegszeit eben in Deutschland sehr lange in die Gegenwart gestrahlt haben, da ihre Folgen uns sowohl optisch (unser Thema) als auch politisch mit Wende und Wiedervereinigungsprozess mit allen Problemen eben jahrzehntelang begleitet haben und ganze Generationen deutscher Politiker geprägt haben, zurecht übrigens.

    Auch die Tatsache, dass die ersten Nachkriegsjahrzehnte von einer im Prinzip alten Verwaltungselite, die eng verhandelt mit dem dritten Reich war, geprägt waren, wie auch im Osten nach der Wende an vielen Stellen die alten Seilschaften noch im Sattel saßen, ist mehr oder minder alternativlos gewesen. Adenauer wird in meiner Erinnerung das sinngemäße Zitat zugeschrieben, dass er die Wahl hatte zwischen "keine funktionierende Ministerialbürokratie und Justiz" und eben die alten Leute im neuen Staat mit Positionen auszustatten. Das soll die teilweise skandalösen Vorgänge und die sehr zögerliche Strafverfolgung tlw. selbst größter Kriegsverbrecher nicht schönreden, aber die Transitionen von Diktatur zu Demokratie gehen überall mit Kriegsgewinnlern und Wendehälsen einher, das war in Spanien nach Franco nicht anders und wird auch in Italien nicht anders gewesen sein.

    Letztlich war der Verlauf der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte, wenn man so will, "richtig" bzw. vielleicht gar nicht anders möglich. Erst der Aufbau eines neuen Staates und das überraschend schnelle Anknüpfen an die industrielle Leistung der Vorkriegszeit unter einer sehr bequemen Verdrängung der direkten Vergangenheit (welcher Mensch könnte die unfassbaren in deutschem Namen begangenen Verbrechen denn ertragen, wenn er selbst dabei war? Die Generation meiner Großeltern musste verdrängen und verschieben, sonst hätte sie nicht leben können, sie musste sagen (und vielleicht auch glauben), "wir haben davon nichts gewusst", sonst hätte sie nicht weiterleben können), dann mit der 1968er Bewegung zum ersten Mal das Hinterfragen der Rolle der eigenen Eltern und der herrschenden Politikerelite im dritten Reich. Diese Fragen konnten nur in dieser Zeit gestellt werden, nicht schon 1952, ohne das Funktionieren des Staates zu gefährden. Und so weiter, im Prinzip ist das alles schon ganz richtig abgelaufen.

    Ich denke, meine Generation der um die 40jährigen, vielleicht auch sogar erst die Generation meiner Kinder wird mit einer neuen Unbefangenheit an die deutsche Geschichte gehen können. Zeit heilt eben doch viele Wunden, und das ist auch gut so, auch wieder explizit und ganz klar ohne, dass ich hier "erinnerungspolitische Wende" fordern würde. Ich sehe es genau so wie Du, dass Deutschland eine mutigere Politik verdient hätte, in allen Aspekten, würde mir mehr Streit im demokratischen Sinne wünschen und weniger Alternativlosigkeiten. Ich bin ein Kind der politischen Mitte mit leichter Linkstendenz und werden dies wohl auch bleiben. Insgesamt sehe ich trotz aller Herausforderungen in der Summe recht optimistisch in die Zukunft des Landes, wiewohl mir die Widersprüche dieser Aussage im Verhältnis zum oben veröffentlichten "Rant" durchaus bewusst sind. Ich stehe zu diesen Widersprüchen und Zweifeln. Ich glaube, es muss vielen aufgeklärten Deutschen so gehen, das (Ver)zweifeln an der Monstrosität der Verbrechen und gleichzeitig die Liebe zum eigenen Land, obwohl absolut kein Rammstein-Fan möchte ich schließen mit einem Zitat aus "Deutschland":

    "Deutschland, mein Herz in Flammen, möcht Dich lieben und verdammen. Deutschland, Dein Atem kalt, so jung und doch so alt"

    Das beschreibt mein Empfinden insgesamt recht gut, der "kritische Patriot". Falls so etwas möglich ist.

  • dann mit der 1968er Bewegung zum ersten Mal das Hinterfragen der Rolle der eigenen Eltern und der herrschenden Politikerelite im dritten Reich. Diese Fragen konnten nur in dieser Zeit gestellt werden, nicht schon 1952, ohne das Funktionieren des Staates zu gefährden. Und so weiter, im Prinzip ist das alles schon ganz richtig abgelaufen.


    Ich denke, meine Generation der um die 40jährigen, vielleicht auch sogar erst die Generation meiner Kinder wird mit einer neuen Unbefangenheit an die deutsche Geschichte gehen können.

    Nein, das ist nicht richtig abgelaufen. Die absolute Mehrheit der damaligen Deutschen war kein Täter, sondern Mitläufer, vor 45 im Westen wie im Osten, nach 45 im Osten, und die linksgesteuerte 68er Bewegung hat aus rein politischen Gründen viele Familien zerstört, im Nachhinein sogar die Familie an sich in Frage gestellt. Heute sind es wieder die Mitläufer, die viele, zugegeben weit harmlosere Untaten des Staates kritiklos über sich ergehen lassen. Die Zukunft wird Richter sein.

  • Heinzer:

    • Ich bin mir sicher, dass ein so von oben vorgelebter Optimismus, ein größeres Vorleben an Gestaltungsfreude sehr positiv aufs restliche Land ausstrahlen könnte, mit vielen positiven Ausstrahlungsaffekten – angefangen von den Geburtenzahlen, über einen größeren „kulturellen Output“ bis hin zu einer endlich deutlich bunteren, lebensfreundlicheren Architektur.

    Die Architektur für die ärmere Bevölkerung war in der Kaiserzeit sicherlich wenig lebensfreundlich. Hinterhöfe, teilweise winzige Wohnungen. Ich fürchte aber, dass wir im Rahmen optimaler Energieverwendung unsere heutigen Ansprüche auf große Wohnflächen wieder stark einschränken müssen.

    • Ich bin mir sicher, dass ein so von oben vorgelebter Optimismus, ein größeres Vorleben an Gestaltungsfreude sehr positiv aufs restliche Land ausstrahlen könnte, mit vielen positiven Ausstrahlungsaffekten – angefangen von den Geburtenzahlen, über einen größeren „kulturellen Output“ bis hin zu einer endlich deutlich bunteren, lebensfreundlicheren Architektur.

    Im Kaiserreich gab es den Polizisten mit der Pickelhaube, der eine Autoritätsperson verkörperte. Er sorgte beim redlichen Bürger für Vertrauen und schreckte den Unredlichen ab. (...) entfernt. Elbegeist! hier geht es um einen Rückblick auf das Kaiserreich und Zusammenhänge herzustellen, warum früher schöner gebaut wurde. Bitte unterlasse es, ständig vom Thema abzuschweifen. Moderation.

  • Bravo, Elbegeist,

    bin ganz Ihrer Meinung !

    Zur Illustration des von Ihnen Gesagten zwei alte Ansichtskarten aus Berlin:

    1. 'In Sicherer Obhut'
    (Schutzmann geleitet einen gebrechlichen alten Herrn wohlbehalten über die Straße).

    2. 'Wegweiser'
    (am Haupteingang des Stettiner Bahnhofs)


    Die gegenwärtigen Umstände lassen den heutigen Nachfolgern der seinerzeitigen 'Königlichen Schutzmannschaft' schlicht keine Zeit mehr, für solche sympathischen Dienstleistungen.

  • Im Kaiserreich gab es den Polizisten mit der Pickelhaube, der eine Autoritätsperson verkörperte. Er sorgte beim redlichen Bürger für Vertrauen und schreckte den Unredlichen ab. Noch in der DDR ... ein Teil wurde von der Moderation entfernt.

    Und was willst Du uns und den Lesern dieses Forums damit sagen?

    Was hat das mit Stadtbild zu tun?

    Zur Erinnerung: Dies ist keine Plattform in der man irgendwelche- dazu noch von unqualifizierten Äußerungen getragenen - Meinungen zu irgendeinem Thema mal loswerden kann, sondern ein Forum in dem über Architektur diskutiert werden kann.

  • Auswirkung fehlender Sicherheit im öffentlichen Raum auf das Erscheinungsbild unserer Städte

    Lieber Andreas,
    die für Sicherheit im öffentlichen Raum sorgende Rolle der uniformierten Polizeibeamten hat mitnichten keinen Einfluß auf die Architektur. Denn nur wenn der Bürger sich auf der Straße sicher fühlt, ist es ihm möglich zu flanieren, schöne Architektur überhaupt wahrzunehmen und sich an dieser zu erfreuen.
    Hingen ist dem heute von Angst getriebenen Zeitgenossen daran gelegen den öffentlichen Raum möglichst schnell zu durchqueren, um das nächste Schutz bietende Gemäuer zu erreichen – zumal in der Dunkelheit. Da helfen im Übrigen auch Flutlichter die die Architektur in Szene setzen sollen, nicht wirklich weiter…
    In der Konsequenz ist dem Bürger das Erscheinungsbild der Straßen und Plätze nicht mehr wichtig und können Investoren ‚auf Deibel komm raus’ Altbausubstanz abbrechen.
    Merke: Zuerst kommt das mangelnde Sicherheitsgefühl, dann die mangelhafte Architektur !

  • Und was willst Du uns und den Lesern dieses Forums damit sagen?
    Was hat das mit Stadtbild zu tun?

    Mmm...ich meine doch sehr viel! Es geht quasi auch um die "Architektur der Montur" :) und die damaligen Uniformen haben halt wunderbar ins kaiserliche Stadtbild gepasst! Ungefähr so wunderschön muss es damals in Berlin ausgesehen haben, dass Uniformen und Architektur harmoniert haben...



    (Quasi gerade aufgenommen in Stockholm und Verzeihung wegen der schlechten Qualität, die seit der Umstellung hier im Forum leider jegliche Schärfe schluckt)

    ...die aktuellen, stimmungslähmenden Uniformen passen aber auch ganz wunderbar zum heutigen Berliner Stadtbild (Ironie aus). Auch hier könnte man aber allenfalls an ein Rekonstruktion irgendwann einmal bitte nachdenken, wenn das Stadtschloß wieder steht ;-). So eine Wachablöse belebt und bereichert ein Stadtbild ungemein und obendrein hebt es die Sympathiewerte im Volk. Dass man die Wachablöse nach 1989 in Berlin per se einstellte ist tatsächlich sehr schade, aber hoffentlich bloß dem aktuellen Zeitgeist geschuldet, der sich bekanntlich auch sehr rasch wieder ändern kann. Wie das Stadtbild in Berlin einmal wieder werden kann, kann man jeden Tag bei der "preussischen" Wachablöse vorm Stockholmer Schloss beobachten und dafür braucht es auch keine Monarchie, wie man in Tschechien, Ungarn oder Russland sehen kann.

  • die damaligen Uniformen haben halt wunderbar ins kaiserliche Stadtbild gepasst

    Das mag sein. Insbesondere haben sie auch in die damalige Zeit gepasst und machen heute aus Gründen der Tradition sicher auch an manchem Ort Sinn.

    Ist aber denke ich nicht die (ursprüngliche) Aussage des Artikels von Elbegeist gewesen.

  • Vor dem Hintergrund der von Exilwiener eingestellten Photos vom Wachwechsel im Stockholmer Schloßhof, erlaube ich mir als Ergänzung der Thematik 'Zusammenspiel von Kleidung / Uniformen und Baukunst', das schon einmal auf dem Themenstrang 'Das lebendige Stadtchloß' eingestellte Bild von der Hundertjahrfeier der Königlichen Schutzmannschaft Berlin in Erinnerung zu rufen. Die Feier fand selbstredend im Deutschen Kaiserreich statt...

  • Und was willst Du uns und den Lesern dieses Forums damit sagen?
    Was hat das mit Stadtbild zu tun?

    Zur Erinnerung: Dies ist keine Plattform in der man irgendwelche- dazu noch von unqualifizierten Äußerungen getragenen - Meinungen zu irgendeinem Thema mal loswerden kann, sondern ein Forum in dem über Architektur diskutiert werden kann.

    Es ist nun schon zur Gewohnheit geworden, nachdem verschiedene Diskussionsbeiträge daneben lagen, sich an meinen Antworten hoch zu ziehen. Mein letzter Satz ist weg, in dem ich schrieb, dass (die heutige ist gemeint) Architektur nur in Form von Schutzräumen etwas mit Sicherheitsgefühl zu tun hat. Als (heute) Konservativer stecke ich solche Angriffe weg. Danke an die Diskussionspartner, die mein Anliegen erkannt haben. Die Überschrift lautet nämlich "das Kaiserreich im Rückblick".

    Einmal editiert, zuletzt von Elbegeist (1. Oktober 2019 um 17:01)

  • Hervorragend! Diesen Unterschied zwischen Kaiserreich und heute wollte ich ausdrücken!

  • Denke nicht, dass die These von Pagentorn richtig ist. Das mangelhafte Architektur auf mangelndes Sicherheitsgefühl zurückzuführen ist bezweifele ich. Sonst dürfte es ja in den beschaulichen Orten Süddeutschlands keine mangelhafte Architektur geben. Die Ereignisse in Bayern oder Württemberg belehren eines Besseren.

    Mir scheint es eher umgekehrt zu sein, nämlich das mangelhafte Architektur Räume schafft, in denen ein Gefühl von Unsicherheit auftritt (und leider oft auch zu Recht).

    Solche Diskussionen sollte man aber ohne eingehende empirische Untersuchungen nicht führe. Das gleitet dann nämlich in Behauptungen ab, die nicht beweisen sind.

    Elbegeist: Was ich an Deinem ursprünglichen Beitrag kritisiere ist die doch sehr platte und in dieser Absolutheit auch falsche Behauptung, Frauen können ohne Angst alleine Nachts nicht mehr ausgehen und die Justiz sei unfähig und unwillig das Problem zu lösen. Aber die Moderation hat zu Glück ja gesehen, dass solche Ergüsse nichts mit dem Thema Kaiserreich zutun haben.

  • Elbegeist: Was ich an Deinem ursprünglichen Beitrag kritisiere ist die doch sehr platte und in dieser Absolutheit auch falsche Behauptung, Frauen können ohne Angst alleine Nachts nicht mehr ausgehen und die Justiz sei unfähig und unwillig das Problem zu lösen. Aber die Moderation hat zu Glück ja gesehen, dass solche Ergüsse nichts mit dem Thema Kaiserreich zutun haben.

    Es ist eine konkrete Form fehlenden Sicherheitsgefühls, das insbesondere uns DDR-Bürgern sehr sauer aufstößt und nicht falsch ist, auch wenn der Mainstream das Gegenteil behauptet. Und es gehört ebenfalls zu einem Vergleich mit dem Kaiserreich. Wenn wir nur die Medien wiederkäuen wollten, brauchten wir kein Forum. Architektur ohne politische Eingliederung geht nicht.

  • Mir scheint es eher umgekehrt zu sein, nämlich das mangelhafte Architektur Räume schafft, in denen ein Gefühl von Unsicherheit auftritt (und leider oft auch zu Recht).

    Durchaus richtig. Das mündet ja auch in die Broken-Windows-Theorie. Beziehungslose Architektur und "Angsträume" laden zu Zerstörungswut ein und einem dadurch bedingten - zumindest subjektiven - Empfinden von Unsicherheit. Deshalb gibt es ja immer bemühungen, dunkle Angstecken zu verändern und gestalterisch aufzuwerten. Ich verstehe auch Hauseigentümer nicht, die Graffitis ewig an ihrer Fassade lassen und nicht einfach überstreichen. Ein wenig Farbnuancierung am Haussockel ist meines Erachtens weniger problematisch als eine Einladung an weitere Sprayer, sich auszulassen, weil schon ein anderer seine Pinkelmarke folgenlos hinterlassen hat.
    Aber das wird wohl jetzt off-topic.