• Neue bauliche Peinlichkeit vom Jugendstilensemble Mathildenhöhe in Darmstadt: Nachdem 2009 das kriegsbeschädigte historische Kutscher- und Remisenhaus von Joseph Maria Olbrich einfach abgerissen wurde, kommt nun "Ersatz" in Form eines belanglosen Neubaus der klassischen Moderne. s. Artikel und Bilder des Darmstädter Echo "Olbrichs Villen sind der Maßstab" vom 03.09.11:
    Olbrichs Villen sind der Maßstab | Echo Online - Nachrichten aus Südhessen
    Bilder zum Artikel: Olbrichs Villen sind der Maßstab | Echo Online - Nachrichten aus Südhessen

    ...

  • Nachdem 2009 das kriegsbeschädigte historische Kutscher- und Remisenhaus von Joseph Maria Olbrich einfach abgerissen wurde, kommt nun "Ersatz" in Form eines belanglosen Neubaus der klassischen Moderne

    Wenn es denn wenigstens klassische Moderne (vgl. Frühwerk von Corbusier, van der Rohe, Gropius etc.) wäre... Das hier ist pseudomodernistische Klitterung aus den allgegenwärtigen Gesichtslosigkeiten von Stahl, Glas und Beton. Während die klassische Moderne nach Individualismus im Kollektiv strebte (siehe Weißenhofsiedlung bei Stuttgart), scheitert die zeitgenössische "Architektur" beim Versuch, Individualismus zu erreichen, welcher jedoch schlussendlich auf das Kollektiv immergleicher Formen hinausläuft.
    Aber ob klassische- oder Pseudomoderne - in einem Viertel wie der Mathildenhöhe muss der Jugendstil als Maß aller Dinge, insgesamt in allen Stadtbereichen Europas als zeitgenössischer Architektur zumindest übergeordnet betrachtet werden. Es ist Schade, dass das ehemalige Kunsthandwerk eines Architekten nunmehr auf das Zusammenlegen von Kuben reduziert worden ist.

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)

  • Wo ist da bitte die UNESCO und der Denkmalschutz? wollte die Mathildenhöhe nicht mal "Weltkulturerbe" werden? Ach ja "klassische Moderne", da verzeiht man sicher sowas. Hätten die Dresdner ihre Waldschlösschenbrücke besser auch mal so gebaut. Die Kölner hätten sicherlich auch ein paar alte Entwürfe von dem furchtbaren "Le Corbusier" oder Mies Van der Rohe (wobei ich letzteren als Architekt wirklich schätze) hervorkramen können und sich den Stress vor ein paar Jahren ersparen können. Das mit dem Weltkulturerbe Mathildenhöhe weiß ich nicht so genau, korrigiert mich bitte, wenn ich da falsch liege.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Das mit dem Weltkulturerbe Mathildenhöhe weiß ich nicht so genau, korrigierte mich bitte, wenn ich da falsch liege.

    Das ist richtig, Darmstadt will sich mit der Mathildenhöhe als UNESCO-Welterbe bewerben. (s. DA Echo, 29.02.12 "Weltkulturerbe Mathildenhöhe?" Weltkulturerbe Mathildenhöhe? | Echo Online - Nachrichten aus Südhessen )

    Trotzdem hat Darmstadt zugelassen, dass das historische Kutscher- und Remisenhaus von Olbrich ohne Not weggerissen wurde. Soviel zur Ernsthaftigkeit, das historische Erbe in der Stadt zu bewahren.

    ...

  • Aha, danke für die Info.
    Würde mich unter diesen Umständen wundern, wenn DA den Titel erhalten würde. Wäre angesichts des (z.T. berechtigten) Gedöns um die Vorgänge in Dresden und Köln eine Farce. :daumenunten:

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Gedanken zu einer möglichen Stadterneuerung/Stadtreparatur
    in Darmstadt

    Betrachtet man verschiedene Städte, insbesondere im Westen Deutschlands, so kann man deutliche Differenzen in ihrer Urbanität und Attraktivität feststellen. Studentenstädte wie Freiburg, Osnabrück oder Münster werden zumeist mit dem Prädikat besonderer Urbanität und Attraktivität belegt. Diesist sicherlich zum einen ein Ausfluß ihrer historischen Entwicklung und zum anderen das Ergebnis eines bestimmten aktiven Gestaltungswillens. Insbesondere die zwei letztgenannten Städte weisen historische Parallelen zu Darmstadt auf. Sie wurden in ihrem Stadtzentrum zu über 90 % durch Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg zerstört. Im Gegensatz zu Darmstadt erfolgte der Wiederaufbau jedoch weitgehend dem historischen Stadtgrundriß folgend und in kleinteiliger Bauweise. Der Wiederaufbau in Darmstadt hingegen, insbesondere im Gebiet der Altstadt war durch eine sehr weitgehende Negation des ursprünglichen Straßenrasters unter dem Primat des Gedankens der „autogerechten Stadt“ geprägt. Sehr deutlich wird dies, wenn man vom Schloß entlang der Landgraf-Georg-Straße in Richtung Osten blickt. Dieses Areal, welches einst einen Großteil der historischen Altstadt umfasste, ist von besonderen Defiziten geprägt. Urbanität, Identität und städtisches Flair sind hier kaum vorhanden. Fast das gesamte Areal befindet sich im Besitz von Institutionen der öffentlichen Hand (Universität, Stadt Darmstadt und Bauverein) und weist keine oder nur eine geringe Bebauungsdichte auf. Verstärkt werden diese Defizite im Stadtkern noch durch den angrenzenden Cityring. Dieser trennt das genannte Areal zusätzlich vom zentralen stadtbildprägenden Gebäude, des Darmstädter Schloßes ab. Aus dieser Zustandsbeschreibung kristalisieren sich nun zwei Kernelemente einer möglichen Stadterneuerung heraus.

    Erstens: Eine neugebaute Nordostumgehung könnte einen Großteil des Durchgangsverkehrs, welcher derzeit über den Cityring fährt, aufnehmen. Der verbleibende innerstädtische Verkehr würde über die Verkehrsachse Hügelstrasse-Nieder Ramstädterstrasse-Teichhausstrasse umgeleitet. Ein Rückbau des Cityrings ermöglichte es, die zentrale Platzstruktur um das Darmstädter Schloß verkehrsfrei neu zugestalten. Die ehemaligen großherzoglichen Monumentalbauten (Schloß, Landesarchiv und Landesmuseum) erhielten wieder einen würdigen städtebaulichen Rahmen.

    Zweitens: Das Areal beiderseits der Landgraf-Georg-Strasse könnte in einem langfristigen städtischen Entwicklungsplan zu einem urbanen, belebten und verdichtet bebauten Stadtviertel entwickelt werden, welches seine Historie als zentraler Entstehungskern Darmstadts nicht länger leugnet. Entscheidend hierfür wäre eine teilweise Rückkehr zum historischen Stadtgrundriß und eine kleinteilige dichte Bebauung unter den Maßgaben einer Gestaltungssatzung. Ziel dieser Maßnahmen sollte es sein, mit modernen Bauten das urbane Flair eines historischen Stadtzentrums teilweise zurückzugewinnen. Miteinbezogen werden in ein solches Stadtreparaturkonzept sollte auch die unbebaute Fläche zwischen Lindenhofstrasse und Woogsplatz.

    Neben diesen zwei Bausteinen der Stadterneuerung bieten sich noch weitere Maßnahmen an. So könnte auch die Achse Mathildenplatz-Kuppelkirche städtebaulich aufgewertet werden. Im Bereich der Fußgängerzone in der Wilhelminenstrasse ließen sich die derzeitigen Pflanzinseln zu einem mittig in der Straße angebrachten begrünten Pflanzstreifen mit Alleecharakter zusammenfassen. Im Bereich des Luisenplatzes böte es sich an, das zum Verkauf stehende repräsentative historische Gebäude des Regierungspräsidiums zu erwerben und zum Rathaus der Stadt Darmstadt umzubauen.

    Diese genannten Bausteine einer Stadterneuerung trügen so zur Schaffung und Akzentuierung der städtebaulichen Identität Darmstadts und zur Förderung der Aufhenthaltsqualität im Stadtkern bei. Der Kreis der Betrachtungen schließt mit dem Gedanken: Was Freiburg, Osnabrück und Münster können, kann Darmstadt auch. Man muß es nur politisch wollen, denn die Urbanität und die wahrgenommene Attraktivität einer Stadt sind das Ergebnis eines aktiven zielorientierten Gestaltungswillens.

    (Unveröffentlicher Beitrag/ursprünglich zur Veröffentlichung in einer regionalen polit. Publikation vorgesehen)

    Hinweis zur Karte: Die dunkelbrauen Felder zeigen die heutige Bebaung die hellbrauen Felder die Bebaung vor der Zerstörung 1944.

    4 Mal editiert, zuletzt von Portalis (24. November 2012 um 12:10)

  • Die Idee ist hervorragend, entspricht genau unseren Einsichten über die Wiedergewinnung von Stadträumen nach den Erwartungen der Bewohner und Gäste einer Stadt. Aber habe bitte Geduld. Das wird ein weiter Weg, und zunächst muss die Idee Kreise ziehen. Wenn einige von uns sich auch begeistern lassen, müsste man mal ein Treffen in Darmstadt vereinbaren.

  • Eine Interessante Idee. Mir fehlt aber der Glaube, dass eine Begeisterung seitens der Bevölkerung wie in Dresden oder Frankfurt zu entfachen wäre.
    Dieses Fotoalbum zeigt, dass die Altstadt vor dem Krieg bestenfalls pittoresk zu nenen war.
    Darmstadt früher - a set on Flickr
    Sie machte sogar einen recht heruntergekommenen Eindruck. Es fehlen die großen Eindrücke, leider. Eine Wiedergewinnung der Altstadt mit moderner Bebauung nur zur Wiederherstellung der Stadtstruktur dürfte auf wenig Interesse stoßen, auch leider!

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Das ist richtig. Der Darmstädter Altstadt fehlten wohl nennenswerte Leitbauten - sie gilt im Rückblick betrachtet - als wenig ansehnlich und war wohl eher runtergekommen. Es gab und gibt keine nennenswerten Initiativen die Darmstädter Altstadt wieder aufzubauen. Als Residenzstadt fehlte seit jeher ein historisches Altstadtgefühl. Am realistischten und am sinnvollsten wäre es eine Altstadinsel rund um die Stadtkirche http://goo.gl/maps/30s3G zu erschaffen mit kleinteiligen altstadtgerechten, historisch nachbildenden Bauten.

    Portalis: Habe Deine Initiative jetzt erst gelesen. In welcher Richtung würdest Du dieses Thema organisatorisch angehen?

    ...

  • Eine Interessante Idee. Mir fehlt aber der Glaube, dass eine Begeisterung seitens der Bevölkerung wie in Dresden oder Frankfurt zu entfachen wäre.
    Dieses Fotoalbum zeigt, dass die Altstadt vor dem Krieg bestenfalls pittoresk zu nenen war.
    Darmstadt früher - a set on Flickr
    Sie machte sogar einen recht heruntergekommenen Eindruck. Es fehlen die großen Eindrücke, leider. Eine Wiedergewinnung der Altstadt mit moderner Bebauung nur zur Wiederherstellung der Stadtstruktur dürfte auf wenig Interesse stoßen, auch leider!


    Naja ich habe schon mit einigen Leuten aus Darmstadt über die Thematik gesprochen. Die Resonanz hierauf war überwiegend positiv. Das derzeitige Stadtbild wird von sehr vielen als überwiegend mangelhaft bis sehr mangelhaft beurteilt. Insbesondere der Bereich um das Schloß hat nahezu null Aufenthaltsqualität aufgrund der starken Verkehrsbelastung durch den Cityring. Der Bereich der eigentlichen Altstadt ist kaum bebaut und überwiegend im Besitz staatlicher Akteure Bauverein (im Besitz der Stadt), Stadt Darmstadt und TU Darmstadt. Eine Rückgewinnung des Stadtkerns und eine behutsame kleinteilige Neubebaung auf überwiegend historischem Strassenraster bietet eine große Verbesserungschance. Die noch vorhanden hist. Bauten könnten wieder in einen angemessenen Bezug gesetzt werden. Das die meisten Bauten der Darmstaedter Altstadt keine besonders herausragenden Gebäude waren ist richtig (nur im Gebiet um die Stadtkirche befanden sich einige Adelshöfe). Der Kern der Stadt war ein Ackerbürgerstädtchen und entsprechend bebaut. Im Betrachtungsgebiet gibt es jedoch rund 5 Gebäude die besonders schön, von historischer Bedeutung oder stadtbildprägend waren. Insbesondere im Umfeld der Krone sollte über Rekonstruktionen nachgedacht werden um hier eine Ensemblewirkung zu erzielen. Dadurch könnten die Betrachter überhaupt wieder eine Vorstellung davon bekommen wie diese Stadt einmal ausgesehen hat. Ein Neugestaltung im Bereich der Landgraf-Georg Strasse (in der beigefügten Karte extra benannt) von der Krone in einem leichten Bogen nach Osten führend und zu einem längliche Platz aufgeweitet (früher Schlachthausplatz nach dem an dieser Stelle im Mittelalter befindlichen Schlachthaus benannt) könnte zu einem neuen urbanen Highlight der Stadt werden. Ich könnte mir hier zum Beispiel eine Bebaung mit Arkadengängen zu beiden Seiten vorstellen. Fazit ich glaube schon das man von dieser Idee viele Menschen überzeugen könnte. Hilfreich wäre hierzu z.B. eine grobe Visualisierung eines solchen Veränderungsvorhabens. Damit sich mehr Menschen überhaupt vorstellen können wie es anders aussehen könnte. Ich glaube dies würde viele Menschen überzeugen.

    Karte 2 zeigt das Gebiet der Altstadt vor 1944 innerhalb der hist. Stadtmauer (blaue Linie)

    Ps: Wenn man sich das Zentrum von Darmstadt um das Schloß auf Google Earth anschaut wird einem klar wie schlimm das Stadtbild an dieser Stelle heute aussieht.

    3 Mal editiert, zuletzt von Portalis (3. Dezember 2012 um 20:20)

  • Das ist richtig. Der Darmstädter Altstadt fehlten wohl nennenswerte Leitbauten - sie gilt im Rückblick betrachtet - als wenig ansehnlich und war wohl eher runtergekommen. Es gab und gibt keine nennenswerten Initiativen die Darmstädter Altstadt wieder aufzubauen. Als Residenzstadt fehlte seit jeher ein historisches Altstadtgefühl. Am realistischten und am sinnvollsten wäre es eine Altstadinsel rund um die Stadtkirche http://goo.gl/maps/30s3G zu erschaffen mit kleinteiligen altstadtgerechten, historisch nachbildenden Bauten.

    Portalis: Habe Deine Initiative jetzt erst gelesen. In welcher Richtung würdest Du dieses Thema organisatorisch angehen?

    Also wenn sich ein paar Leute zusammenfinden könnte ich zuerst einmal ein Treffen organisieren und vorbereiten.

  • Gegen ein grundsätzliches Treffen spricht ja wirklich nichts und man könnte sich einmal ganz zwanglos über die Situation informieren. Ein Lokaltermin am Ort hätte vielleicht auch seine Richtigkeit. Ein solches Treffen sollte aber mit etwas mehr als nur drei Teilnehmern stattfinden.
    Ich bringe mein selbstgemachtes Marzipan, sowie meine weißen Kokosflocken mit Zitrone und meine braunen Kokosflocken mit Orange mit.

  • Erst einmal ein großes Lob an Portalis für seine Initiative und seine tollen Überlegungen. Ich denke auch immer, dass man aus Darmstadt trotz seiner großen Zerstörung im 2. Weltkrieg eigentlich viel mehr machen könnte. Allerdings habe ich immer den Eindruck, dass man in der Stadt nicht gewillt ist, das Stadtbild sinnvoll zu verbessern, auch wenn es manchmal gar nicht so schwer wäre.

    Die Dinge, die Portalis vorschlägt, wären natürlich der große Wurf, aber das größte Problem im Bereich der ehemaligen Altstadt ist wirklich der City-Ring, der gerade am Schloss und an der Stadtkirche jegliche urbane Aufenthaltsqualität verhindert. Leider lässt er sich aber auch nicht verlegen ohne das komplette Verkehrskonzept in der östlichen Innenstadt zu ändern. Hinzu kommen zwei Gebäude, nämlich das Liebighaus mit der Stadtbibliothek und das gerade erst neu gebaute Kongresszentrum Darmstadtium, die an dieser Stelle zwar völlig deplaziert sind, weil sie jeglichen Maßstab der ehemaligen Altstadt sprengen, allerdings für sich genommen nicht so schlecht sind und deswegen noch Jahrzehnte überdauern werden.

    Aber gerade um das Schloss herum besteht eigentlich akuter Handlungsbedarf. Vielleicht könnte man ja mit kleinen Schritten beginnen: an dieser Stelle vor allem eine Aufwertung des Friedensplatzes, angelehnt an den historischen Zustand sowie eine Verringerung der Fahrspuren auf dem Cityring am Karolinenplatz vor dem Landesmuseum und dem ehem. Landestheater.

    Außerdem denke ich z. B. an einen Abriss der Kunstgalerie und des DGB-Hauses an der Rheinstraße, um anschließend die Landgraf-Philipps-Anlage beidseits wieder herstellen zu können und als neues Entree zur Mollerstadt das alte Rheintor wieder aufzubauen (ein Teil steht ja sogar noch). Außerdem verdienen natürlich insbesondere der Luisenplatz und der Marktplatz als die beiden wichtigsten Plätze der Innenstadt eine Aufwertung, und damit meine ich vor allem die umliegende Bebauung. Die Idee mit dem Kollegiengebäude als Rathaus ist super. Wichtig wären auch kleinere Projekte, wie z. B. die Wiederherstellung des Eckgebäudes am Ludwigsplatz zwischen Ludwigstraße und Ernst-Ludwig-Straße (ja, die Großherzöge hießen nun mal alle Ludwig).

    Leider ist die Stadt Darmstadt aber ziemlich pleite. Aber für ein Treffen wäre ich gerne zu haben, falls es sich einrichten lässt.

  • - Die Rheinstraße gilt in der Tat als eine der hässlichsten Stadteinfahrten. Immerhin gab es in den letzten 2-3 Jahren einige bauliche Aufwertungen.
    - Für eine Friedensplatz-Umgestaltung gibt es konkrete Pläne, die mangels Geld auf Eis liegen.
    - Mit dem City-Ring wird man wohl die nächsten Jahrzehnte leben müssen, hier halte ich nur verkehrsberuhigende Maßnahmen für realistisch.

    Ansonsten plädiere ich für eine altstadtgerechte Aufwertung rund um die Stadtkirche. In Polen, Tschechien, Litauen etc. würde in einem solchen Fall die EU mit Fördergeldern einspringen. Für Deutschland scheint es leider keine großen EU-Fördergelder für Stadtaufwertungen zu geben. Da die Stadt Darmstadt Pleite ist und keine Privatinvestoren in der Pipeline sind, halte ich daher auch eine Aufwertung der Stadtkirche in der nächsten Zeit leider für unrealistisch. Das einzige was sich in den nächsten Jahren noch im Schlossumfeld bewegen wird, ist die Neubebauung des Saladin-Ecks. Doch hier erwarte ich, für Darmstadt typisch, einen modernistisch überzeichneten Entwurf, der dann als ortsgerecht verkauft wird.

    ...

  • Erst einmal ein großes Lob an Portalis für seine Initiative und seine tollen Überlegungen. Ich denke auch immer, dass man aus Darmstadt trotz seiner großen Zerstörung im 2. Weltkrieg eigentlich viel mehr machen könnte. Allerdings habe ich immer den Eindruck, dass man in der Stadt nicht gewillt ist, das Stadtbild sinnvoll zu verbessern, auch wenn es manchmal gar nicht so schwer wäre.

    Die Dinge, die Portalis vorschlägt, wären natürlich der große Wurf, aber das größte Problem im Bereich der ehemaligen Altstadt ist wirklich der City-Ring, der gerade am Schloss und an der Stadtkirche jegliche urbane Aufenthaltsqualität verhindert. Leider lässt er sich aber auch nicht verlegen ohne das komplette Verkehrskonzept in der östlichen Innenstadt zu ändern. Hinzu kommen zwei Gebäude, nämlich das Liebighaus mit der Stadtbibliothek und das gerade erst neu gebaute Kongresszentrum Darmstadtium, die an dieser Stelle zwar völlig deplaziert sind, weil sie jeglichen Maßstab der ehemaligen Altstadt sprengen, allerdings für sich genommen nicht so schlecht sind und deswegen noch Jahrzehnte überdauern werden.

    Aber gerade um das Schloss herum besteht eigentlich akuter Handlungsbedarf. Vielleicht könnte man ja mit kleinen Schritten beginnen: an dieser Stelle vor allem eine Aufwertung des Friedensplatzes, angelehnt an den historischen Zustand sowie eine Verringerung der Fahrspuren auf dem Cityring am Karolinenplatz vor dem Landesmuseum und dem ehem. Landestheater.

    Außerdem denke ich z. B. an einen Abriss der Kunstgalerie und des DGB-Hauses an der Rheinstraße, um anschließend die Landgraf-Philipps-Anlage beidseits wieder herstellen zu können und als neues Entree zur Mollerstadt das alte Rheintor wieder aufzubauen (ein Teil steht ja sogar noch). Außerdem verdienen natürlich insbesondere der Luisenplatz und der Marktplatz als die beiden wichtigsten Plätze der Innenstadt eine Aufwertung, und damit meine ich vor allem die umliegende Bebauung. Die Idee mit dem Kollegiengebäude als Rathaus ist super. Wichtig wären auch kleinere Projekte, wie z. B. die Wiederherstellung des Eckgebäudes am Ludwigsplatz zwischen Ludwigstraße und Ernst-Ludwig-Straße (ja, die Großherzöge hießen nun mal alle Ludwig).

    Leider ist die Stadt Darmstadt aber ziemlich pleite. Aber für ein Treffen wäre ich gerne zu haben, falls es sich einrichten lässt.


    Deine Überlegungen hinsichtlich des Rheintores finde ich sehr interessant. Ich könnte mir auch vorstellen das jetzt vor der Kunsthalle stehende Portal zu drehen und in direker Sichtachse zum langen Ludwig wie eine Art Pariser Arc de Triomphe auf einen Verkehrskreisel zu stellen. Das müsste hervorragend aussehen. Der Eingang zur Stadt wäre geradezu sinnbildlich dargestellt.

    Link mit alten Bildern und heutiger Zustand (auf Seite ganz unten)

    http://www.kunsthalledarmstadt.de/?q=node/17

  • Neue Wendung bezüglich des geplanten Museumsbaus des Stifterehepaares Sander. Nachdem ein moderner Neubau unterhalb des Jugendstilensembles Mathildenhöhe am Widerstand der Bürger gescheitert war, haben die Stifter nun ein anderes Gebäude erworben. Es handelt sich um einen denkmalgeschützen langgestreckten Bau Ecke Zeughausstraße/Friedensplatz.

    Dieser Bau wird vermutlich umgebaut oder ergänzt - laut Echo Online Artikel vom 23.01.13 "Museum Sander kommt an den Friedensplatz" http://www.echo-online.de/nachrichten/ku…art1161,3596431 wird wohl nach dem Willen Sanders ein international renommierter Architekt dazu berufen.

    ...

  • Hallo,
    Portalis:

    Erstens: Eine neugebaute Nordostumgehung könnte einen Großteil des Durchgangsverkehrs, welcher derzeit über den Cityring fährt, aufnehmen. Der verbleibende innerstädtische Verkehr würde über die Verkehrsachse Hügelstrasse-Nieder Ramstädterstrasse-Teichhausstrasse umgeleitet. Ein Rückbau des Cityrings ermöglichte es, die zentrale Platzstruktur um das Darmstädter Schloß verkehrsfrei neu zugestalten. Die ehemaligen großherzoglichen Monumentalbauten (Schloß, Landesarchiv und Landesmuseum) erhielten wieder einen würdigen städtebaulichen Rahmen.

    ohne in irgendeiner Weise gegen eine Altstadt"rekonstruktion" zu sein (ganz im Gegenteil, mir gefällt die Idee sehr gut), aber wo soll diese Nordostumgehung hin? Ich denke mal, eine komplette Spange von der B26/Hanauer Straße bis zur B3/Frankfurter Straße ist überhaupt nicht realisierbar (Stichwort Osttangente) und den Erfolg einer NOU von der B26 zum Martin-Luther-King-Ring durch den Bürgerpark Nord haben wir ja auch gerade erst gesehen. Wenn man diese weiter östlich in den Wald bauen will, muss man beachten, dass das alles Landschaftsschutzgebiet ist und auch schwer durchsetzbar sein wird. Gut, man könnte die Odenwaldbahn stilllegen und ... hey, aus dem Zeitalter sind wir doch raus.:D Ohne ÖPNV funktioniert gar nichts. Und wenn wir dann eine Nordostumgehung haben, merken wir, dass von denen, die von Ost nach West wollen, langsam die Gräfenhäuser Straße und die Kasinostraße verstopfen. Und wir haben noch den Nord-Süd-Verkehr.
    Kurzum: die meisten, die vom östlichen Landkreis nach Frankfurt oder sonstwo nördlich hin wollen, fahren die B45 ab Dieburg und so bringt eine NOU eher wenig, man bräuchte vielmehr eine Lösung für den Ost-West-Verkehr.

    Zweitens: Das Areal beiderseits der Landgraf-Georg-Strasse könnte in einem langfristigen städtischen Entwicklungsplan zu einem urbanen, belebten und verdichtet bebauten Stadtviertel entwickelt werden, welches seine Historie als zentraler Entstehungskern Darmstadts nicht länger leugnet. Entscheidend hierfür wäre eine teilweise Rückkehr zum historischen Stadtgrundriß und eine kleinteilige dichte Bebauung unter den Maßgaben einer Gestaltungssatzung. Ziel dieser Maßnahmen sollte es sein, mit modernen Bauten das urbane Flair eines historischen Stadtzentrums teilweise zurückzugewinnen. Miteinbezogen werden in ein solches Stadtreparaturkonzept sollte auch die unbebaute Fläche zwischen Lindenhofstrasse und Woogsplatz.

    Wieder die ähnliche Frage, wo soll die Straßenbahn lang fahren? Richtung Lichtenbergschule/Böllenfalltor könnte man sich entweder eine Führung wie bis zur Einrichtung der Fußgängerzone in den siebziger Jahren über Westseite Marktplatz, am alten Rathaus vorbei durch die Kirchstraße und an der Stadtkirche auf die heutige Trasse oder durch die Ernst-Ludwig-Straße am weißen Turm vorbei, über den Ludwigsplatz und dann durch die Schützenstraße auf die Hügelstraße und dann nach Süden/Osten vorstellen. Keine Lösung ist das allerdings für die zukünftige Straßenbahn zum Ostbahnhof und weiter.

    Eigentlich müsste man den kompletten Verkehr aus der Innen-/Altstadt rausnehmen, was aber derzeit an fehlenden Alternativstrecken scheitert.

    Letzte Frage: Was ist das für eine Karte als Hintergrund (bzw. wo zu erhalten)?

    (Erstlingsbeitrag geschafft :D)

    Mit fastnachtlichen Grüßen
    Yannick

  • Farbaufnahmen aus den dreißiger Jahren von Darmstadt

    1939 Blick vom Pädagogturm zur Stadtkirche


    1930 Blick in Richtung kleine Kaplaneigasse


    1930 Blick durch die Woogsstraße zur Insel und der Stadtkirche


    1930 Blick vom Langen Lui in Richtung Altstadt


    1935 die Altstadt


    1939 die Altstadt


    1930 Blick aus der Altstadt zum Schloß


    1935 der Weiße Turm


    1939 Marktplatz mit Rathaus und Stadtkirche


    1939 Der Marktplatz und das Residenzschloss


    1946 Aufruf zum Stadtaufbau