• Lieberose hat derzeit etwa 1.500 Einwohner. Es liegt im brandenburgischen Landkreis Dahme-Spreewald, ca. 30 km nördlich von Cottbus. Durch sowjetische Bombardierungen ganz zu Kriegsende, wurde in Lieberose der Nordflügel und ein Teil des Westflügels des Schlosses der Vieflügelanlage ebenso wie die gotische Stadtkirche Stadtkirche (heute noch Ruine) zerstört. Seit 1519 bis 1945 residierten in Lieberose die Grafen von der Schulenburg. Seit dem 18. Jahrhundert hatte das Städtchen das Gepräge einer kleinen, ländlichen Residenzstadt. Der große Turm des Schlosses stürzte 1975 ein, da sich der Grundwasserspiegel wegen des Bergbaues gesenkt hatte.


    Am Marktplatz von Lieberose, links angeschnitten das unscheinbare Rathaus:


    Die andere Marktplatzseite, das große Eckhaus steht leer:


    Ebenfalls Marktplatz:


    Die sog. "Landkirche", die einstige wendische Kirche, Neubau aus den 1820 er Jahren, ein Beispiel früher Neugotik. Seit 1945 die gotische Stadtkirche zerstört wurde, findet der Gottesdienst in der Landkirche statt. Das links angeschnittene barocke Haus (mit dem gelb gestrichenen Fachwerk) ist, wenn ich mich recht erinnere, das Pfarrhaus:


    Die neugotischen Fenster der Landkirche mit hölzernem Maßwerk in den Fenstern:



    Das Innere birgt eine erfreuliche Überraschung. Das prachtvolle Epitaph eines Herrn von der Schulenburg wurde aus der Ruine der Stadtkirche mir einigen anderen Spolien geborgen und in die Landkirche verbracht und bildet dort nun deren Altar:



    Blick nach der Orgelempore, die Bemalung der Emporen wurde in Anlehnung an die ursprünglichen Malereien aus der Erbauungszeit ausgeführt:

  • Die Ruine der gotischen Stadtkirche von Lieberose. Der Turm mit den charakteristischen Zinnen ist 1945 unzerstört geblieben. Im Bereich der Gruft wurde ein Ziegeldach angebracht. Der fast 80-jährige Graf Otto von der Schulenburg starb im Januar 1945 und wurde als letzter seines Geschlechts in der Gruft der Stadtkirche beerdigt. Die Linie der Lieberoser Schulenburgs ist inzwischen erloschen:


    Die Ruine der Stadtkirche und dahinter die einst wendische Landkirche:


    Das große Haus mit den Rundbogenfenstern ist dir frühere Lieberoser Mühle, anscheinend heute leer stehend, wobei mir die Fassade weit gehend "geglättet" vorkommt:


    Hier die Haustüre der Mühle:



    Rechts unten hing früher das große Mühlrad:


    Ehedem war dieses Haus das sog. "Spittel", also Spital, was damals Armen- und Siechenhaus bedeutete. Heute ein privates Wohnhaus, eine sehr gut gelungene Rekonstruktion aus den 1930 er Jahren des aus dem 18. Jh. stammenden ursprünglichen Gebäudes:



    Das originale Giebelkreuz hatte 1934 die ev. Kirchengemeinde beim Verkauf des Hauses nicht mitverkauft. Heute befindet sich im Giebel eine Kopie des Kreuzes:


    Einmal editiert, zuletzt von Villa1895 (16. August 2019 um 09:35)

  • Remise in der Luisenstraße 20 in Lieberose siehe hier:


    Die Remise:


    Die Geschichte des Luisenhofs, Mühlenstraße 20:


    Fassade des früheren Luisenhofs, Neubau um 1910 als Wohn- und Verwalterhaus für den gräflichen Gutsverwalter des Stadtgutes:


    Über den Hof des Luisenhofs gelangt man schnell zur Puttibrücke:



    Bereits im Bereich des Schlosses steht dieses Gebäude, früher kaiserliches Postamt, später Forsthaus:


    Blick vom Eingangsbereich des Schlosses (Torpfosten und Torflügel) hinüber zum Rathaus und dem Turm der Stadtkirche:


    Blick aufs Schloss, wobei links vom Eingangstor der erst 1975 eingestürzte Turm stand, anschließend der restliche 1945 zerstörte Westflügel und links davon der zerstörte Nordflügel, in welchem sich der Festsaal befunden hatte. Der Teil mit dem Türmchen im Hintergrund ist ein Teil des Ostflügels mit der dem Innenhof zugewandten Seite:


    Die Südseite des Schlosses mit verschiedenen Versionen der Farbgebung. Das Schloss gehört der Brandenburgischen Schlösser GmbH. Diese hat das Schloss soweit restauriert, dass es als im Bestand gesichert gilt. Es ist aber immer noch viel zu tun. Wohl auch vor allem aufgrund der abgelegenen Lange hat sich noch kein Käufer gefunden. Schloss Lieberose ist, wie man uns erklärt hatte, das nach dem Neuen Paöais in Potsdam größte Schloss Brandenburgs. Der Park im Stil eines englischen Gartens hat eine Größe von 36 ha.

    2 Mal editiert, zuletzt von Villa1895 (18. August 2019 um 10:19)

  • Fortsetzung zu Schloss Lieberose, das Einfahrtstor, davor eine frühere Brücke. Der dazu gehörige Graben ist jedoch zugeschüttet.




    Die Ostseite vom Park aus gesehen:


    Die Südseite über den Schlossteich gesehen:


    Blick über den zerstörten Nordflügel in den Innenhof:


    Der Teil der hier hinter der Eiche zu sehen ist, ist der älteste Teil des Schloss mit annähernd 2 m dicken Mauern, ein früherer Wohnturm, äußerlich etwas barock überformt:


    Das Einfahrtstor:


    Die Einfahrt vom Schlosshof aus gesehen:


    Der sog. "Taubenturm" und der links anschließende Teil stammen noch aus der Renaissance, die Fenster barock überformt:


    Durch diese Tür im Erdgeschoss betraten wir dann das Schloss:

    Einmal editiert, zuletzt von Villa1895 (16. August 2019 um 22:12)

  • In der Toreinfahrt befindet sich noch das Wappen der Grafen von der Schulenburg:


    Im Schloss, lasst die Bilder auf euch wirken:



    Freigelegte Kellergewölbe von oben, einwandfrei erhalten und trocken:



    Im Erdgeschoss befinden sich viele gewölbte Räume:





    Hier nun der einzig verbliebene Schatz von Schloss Lieberose: wunderschöne barocke Stuckdecken:




  • Der in Stuck ausgeführte Doppeladler an der Stirnseite dieses Raumes dürfte anlässlich der Erhebung in den Reichsgrafenstand angebracht worden sein:


    Ein großes Zimmer aus der Gründerzeit mit Wandvertäfelung und einem historistischen Majolikaofen:



    Ein früheres Schlafzimmer, das nach Osten geht; es besitzt eine herrliche Stuckdecke und einen alten Kachelofen:




    Einmal editiert, zuletzt von Villa1895 (17. August 2019 um 20:58)

  • Im Rahmen der Schlossführung wurde uns mitgeteilt, dass es mancherlei Ähnlichkeiten mit dem Stuck der Klosterkirche von Neuzelle gäbe.

  • @Villa1895 Danke für die eindrucksvollen Bilder. Gibt es die Schlossführungen (ohne die man wahrscheinlich nicht in das Gebäude gelangt) eigentlich regelmäßig? Ich will mich nicht umsonst auf den Weg machen.

  • @newly,

    im Internet findet man die Telefonnummer, unter der man sich für eine Führung anmelden muss. Es finden an Sonntagen nachmittags (neulich war dies um 14:00 h) Führungen statt, allerdings eben nicht jeden Sonntag. Das muss also vorher abgeklärt und sich angemeldet werden. Als wir jüngst dort waren, waren auch sehr viele andere Besucher da (ich schätze über 80). Es standen allerdings auch einige Schlossführer zur Verfügung. Es wurden daher mehrere Besuchergruppen gebildet. Bei der Größe des Schlosses kamen sich die einzelnen Gruppen der parallel und gleichzeitig stattfindenden Führungen aber nicht in die Quere.

    Werde die nächste Zeit noch weitere Bilder einstellen, darunter auch etliche der recht bedeutenden Stuckdecken. Alleine schon wegen der herrlichen und phantastischen Stuckdecken kann ich Schloss Lieberose nur wärmstens empfehlen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Villa1895 (17. August 2019 um 21:00)

  • Tolle Bilderschau, vielen Dank! Ein charmanter Ort, den ich bislang nicht auf dem Radar hatte. Nun schon.

    Weiß man wer die Künstler waren, die diese phantastischen Decken gestaltet haben? Erinnern mich stark an die im Schloss Boitzenburg in der Uckermark.

    Stimmt! Leider sind die in einem Durchgangszimmer versteckt, in dem Küchenschränke stehen, reichlich unwürdig...

  • Und weiter geht es mit barocken Stuckdecken aus Schloss Lieberose:






    Das einzige "Möbelstück", das die Plünderung des Schlosses 1945 überstanden hat, ist dieser Wandschrank:




    Göttervater Zeus hat sich in einen Adler verwandelt und raubt seinen Liebling Ganymed:


    Der Kachelöfen in der Ecke stammt aus dem Historismus:

  • Hier in Stuck eine Art von Meerfräulein oder Melusine (mit Fischschwänzen):





    Im dem ältesten Teil des Schlosses, dem im Kern mittelalterlichen Wohnturm wurde im späten 19. Jh. eine Decke herausgebrochen um eine doppelstöckige Bibliothek einzurichten. Das schmiedeeiserne Geländer der Galerie stammt aus der Zeit um 1890. Unterhalb der umlaufenden Galerie hat man beim Umbau den alten Ofen aus Symetriegründen damals nach links versetzt :


    In der oberen Etage der einstigen Bibliothek hingegen hatte man den Ofen am alten Ort (rechts) belassen:



    Hier wird die enorme Stärke der Mauern des alten Wohnturms sichtbar, die einstige Außenwand ist annähernd 2 m dick:


    In dem schmalen, westlich dem alten Wohnturm angebauten Raumteil gibt es noch etwas barocken Wandstuck:


    Hier führt die um 1890 eingebaute Wendeltreppe, die vom unteren Bibliotheksraum in den oberen führt:

    Einmal editiert, zuletzt von Villa1895 (17. August 2019 um 23:27)

  • Im Schlosspark, aber auf dem Gebiet der einstigen Schlossgärtnerei und damit zumindest am Sonntag nicht zugänglich gibt es einen Pavillon, der früher zum Schloss gehörte, wir haben ihn im übernächsten Bild aus der Entfernung (über das geschlossene Tor hinweg) aufgenommen:

    Hier nun also der besagte Pavillon:


    Wandert man an der Schlossgärtnerei vorbei gelangt man schließlich etwas Berg an zu der romantisch an einer Lichtung im Wald gelegenen, neugotischen Grabkapelle der Grafen von der Schulenburg. Sie war freilich verschlossen, doch befinden sich außerhalb an dem Begräbnisplatz noch etliche Grabplatten. Grabkreuze wurden, warum auch immer, umgelegt, aber jedenfalls nicht zerstört:



    Eine der Seitenwände der Kapelle:


    Der Giebel der Kapelle mit Festerrose:

    Einmal editiert, zuletzt von Villa1895 (18. August 2019 um 10:25)

  • Besten Dank für die herrlichen Bilder. Es stellt sich ein warmes Gefühl für eine geordnete Gesellschaft ein.

    off Topic:
    Lieberose ist mir in Erinnerung - Manöver der NVA im September 1970 in der Lieberoser Heide.
    Wir lebten 4 Wochen in einem Feldlager und mussten den Pionieren helfen, mit enormem Aufwand einen 50m langen und 10m hohen Hügel künstlich aufzuschütten. Obenauf eine 20m lange, überdachte Plattform mit Teppichen und exquisiten Stühlen - eine Freitreppe. Eine neue Straße von Lieberose zum Hügel wurde gebaut - weiße Steine als Randstreifen - rot geschottert.
    Zweck: ein erhöhter Aussichtspunkt zur Beobachtung des Manövers für den Herrn Minister Armeegeneral Hoffmann mit seiner Entourage.
    Skurril: Wir mussten tatsächlich den Wald fegen. Hinter der Tribüne - 30m vom Waldrand ins Innere - wurde der Wald gefegt und alle Äste an den Bäumen bis zur Höhe von 3m entfernt. Eine Theaterkulisse. Dekadenz im Arbeiter- und Bauernstaat.

  • Vielen Dank für die fantastischen Bilder.

    Seit 16 Jahren fahre ich regelmäßig durch Lieberose und beinahe jedes Mal sage ich mir "irgendwann musst du auch mal in das Schloss". Dank der Bilder habe ich gerade einen großen Motivationsschub bekommen. Das ist doch mal ein schönes Sonntags-Ziel.
    Ich hätte auch nie gedacht, dass es da so schön sein könnte...

    Die Kirche als Ruine ist mir auch noch in Erinnerung. Da war ich der Meinung, ich hätte damals auch Bilder vom Inneren der Ruine (so durch das Gitter geknipst). Leider habe ich die noch nicht gefunden. Wenn ich die Bilder finde, stelle ich die hier rein.