Ich möchte hier jetzt keine riesige, müßige Diskussion eröffnen, aber - tut mir Leid - dieses Geschichtsbild ist schon etwas simplifizierend. Die bösen Kaiser und Könige, die das an sich hehre Volk in ständige Kriege zwangen.. Ich würde es eher so betrachten, dass die starken Staaten ein sowieso vorhandenes Gewaltpotenzial nach außen wandten. Es ist eben nicht so, dass die Menschen damals genauso tickten wie wir heutzutage, aber dann von den angeblich durchweg bösen Monarchen zu blutigen Konflikten gezwungen wurden - vielmehr spiegelte sich im Verhalten der Monarchen das wieder, was auch für das Verhalten der einfachen Leute galt. Und ja, es gab vereinzelte Menschen, die auch damals schon heutige Moralstandards vorwegnahmen. Aber man kann diese wenigen großen Persönlichkeiten nicht absolut setzen. Sicherlich sollte man auch nicht komplett amoralisch an die Geschichte herangehen, aber das tut doch auch kaum jemand. Deshalb ist es klar, dass sich ein Ivan der Schreckliche auch in seiner Zeit durch Blutrünstigkeit hervortat und deshalb nicht zum "Helden" taugt. Man wägt eben ab, ob ein Mensch in Relation zu seiner Epoche moralisch handelte - nicht in Relation zu unserer. Deshalb kann man auch einen Friedrich Barbarossa als vergleichsweise edlen Herrscher bewerten, obwohl er bei seinen Belagerungen in Italien haufenweise Geiseln aufhängen ließ. Es ist eben ungerecht, von unserem hohen Standpunkt die Menschen der Vergangenheit zu verdonnern. Wir haben halt - im Gegensatz zu ihnen - das Glück, in Zuständen leben zu dürfen, die unsere dunklen Seiten im Dämmerschlaf halten.
Zuerst einmal:
Dein Ton ist genau der Ton, den ich von so manchem anderen Teilnehmer und von jedem erwarte. Er ist sachlich.
Habe ich gesagt, dass alle Monarchen böse waren (weil sie halt Monarchen waren)? Habe ich nicht.
Genau die von Dir erwähnte amoralische Haltung war und ist allerdings mein Kritikpunkt. Nicht mehr und nicht weniger.
Haben Soldaten oder die von Dir angesprochenen Geiseln Barbarossas damals in Todesangst gedacht "Ist halt so?"
Haben afrikanische Völker bei Genoziden gesagt: "Ist halt so, ist halt die heutige Zeit? Bringt uns um!"
Ich will damit sagen, dass Menschen immer auch menschliche Gefühle unabhängig der zeitlich bedingten Sozialisation hatten.
Und gleichzeitig darf man ja auch nicht vergessen, dass das Denken damals auch von Propaganda gesteuert war und zwar von der Grundschule aufwärts. Wie wären die Zustimmungswerte unter neutraler Betrachtung?
Einordnen in den Geschichtskontext, das damalige Wissen, etc. ja, absolut, aber ebenso ein aufgeklärte Retroperspektive aus heutiger Sicht. Denn man muss sich auch fragen, wie man das Zeitkontext-Denken gewichtet.
Bis wann gilt der Zeitkontext?