Noch einmal zur Restaurierung der Malereien.
Im Oberen Ern des Hornmoldhauses, im zweiten Obergeschoss, der Chefetage, befindet sich das mutmaßliche Chef-Zimmer. Es ist ein relativ kleiner Raum mit reich gemaltem Zugangsportal, freilich dadurch nicht besonders hervorgehoben: Alle Türen im Oberen Ern sind von reich gemalten Portalen umgeben. Aber die Bemalung in Inneren hebt den Raum über alle anderen Räume außer der Sommer- und der Wohnstube hinaus.
Als nicht heizbarer Raum mit reicher Innenbemalung handelte es sich eigentlich um eine Sommerstube, aber dafür ist der Raum viel zu klein. Geheizt werden konnten solche kleinen Räume z.B. durch Eisenbecken, gefüllt mit Glut. Sehr wahrscheinlich also war es das Arbeitszimmer oder der Empfangsraum des Vogts. Bietigheimer Stadtvogt, Stellvertreter des Herzogs in seiner Stadt war zur Zeit der Ausmalung um 1575 Josias Hornmold (um 1530-nach 1582), der älteste Sohn Sebastian Hornmolds, des Erbauers des Hauses.
Der stimmungsvolle Raum wurde nach seiner Restaurierung mit Möbeln der Zeit des späten 16. Jhdt. als Leihgaben des Württ. Landesmuseums ausgestattet. Originalmöbel aus dem Haus selbst sind nicht erhalten.
Die Decke war bis auf wenige in den letzten Jahrhunderten ersetzte Fachfelder in gutem Zustand. Die fehlenden wurden zunächst leer gelassen, weil sie keinem Rapport folgten. Aber dadurch wurde die Wirkung des in sich so harmonischen Raumes völlig gesprengt. So einigte sich Restaurator Malek mit dem Denkmalamt auf eine Nachempfindung der übrigen Fachfelder in blasserer Farbe. Die Raum erhielt seine Wirkung wieder zurück, der Unterschied zu den farbkräftigeren Originalbefunden ist erkennbar. Original sind die beiden linken unteren Fachfelder. Auf dem Bild treten die Unterschiede weniger deutlich hervor als in Wirklichkeit.
Ähnlich hat man es, wie bereits gesagt, mit den Türblättern gehalten: Die Bemalungen auf einer raumwirksamen Seite wurden nach dem Vorbild des einzigen mit Bemalung erhaltenen Türblatts gestaltet, nach der Außenseite der Türe zur Sommerstube.
Solche Türblätter und die genannten Deckenfelder der Stube im Oberen Ern sind die einzigen "erfundenen" Bemalungen im ganzen Haus, alles andere war erhalten, deutlich erkennbar oder im Rapport ergänzbar.
Im ganzen Haus wurden immer wieder Befunde unrestauriert als Belege sichtbar gelassen.