Hamburg - Hafen-City

  • Die HafenCity finde ich persönlich aber durchaus hinsichtlich der Stadträume angenehm und bzgl. der Architektur sehr abwechslungsreich. Auch dominiert zum Glück wie bei anderen modernen Quartieren nicht allein Beton und Glas und hässlicher heller Putz, sondern es gibt viele warme Materialien wie Klinker/Backstein, Holz, Stein und verschiedene angenehme Farbtöne.

    So unterschiedlich wird Architektur wahrgenommen...ich empfinde sie in der HafenCity nicht wirklich als abwechslungsreich...Kasten, Kästchen, Ecken und Kanten wohin man auch blickt.


    Auch finde ich die Farbtöne vieler Gebäude alles andere als angenehm, deren Farbgebungen - abgesehen der Klinker-/Backstein-Fassaden - vom grauen Himmel inspiriert zu sein scheinen, sogar vor schwarz wird stellenweise nicht zurückgeschreckt (nach grau wohl die "modernste Farbe")
    Am Ende ist mir auch ein hässlich heller Putz dann doch noch lieber als eine hässlich dunkle Farbgestaltung.


    Ich frage mich, wie das erst alles wirkt, wenn es ein paar Jahre auf den Buckel hat.

  • Die Sprengung des Alten Wilhelminischen Kaispeichers A war eine Todsünde.




    Allerdings hat es die moderne Architektur ausnahmsweise einmal vollbracht, mit der Elphie (der nun glasbekrönte Nachfolge-Kaispecher A aus den 60ern) einen schönen, eindrucksvollen und imposanten Nachfolger zu schaffen:



    Von --Nightflyer (Diskussion) 12:27, 30 August 2016 (UTC) - Eigenes Werk, CC-BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=50979737
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    "80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs wiederholen Politiker jedes Jahr die Worte 'Nie wieder'. Und nun sehen wir, dass diese Worte wertlos sind." (Wolodymyr Selenskyj)

    Edited once, last by Maecenas ().

  • Die Reaktionen der Medien auf den viel gepriesenen Konzertsaal fällt nach dem Eröffnungskonzert sehr unterschiedlich aus.
    Während z.B. Spiegel Online das Haus seinen Lesern immer noch als eine der besten Philharmonien der Welt verkauft ("Himmlische Arien von hoch droben") , so liest man auf Welt Online deutliche Kritik an der Akustik im Saal ( " Liebe Hamburger, Weltklasse geht leider anders).


    http://www.spiegel.de/kultur/m…ch-hamburg-a-1129611.html



    https://www.welt.de/kultur/art…e-geht-leider-anders.html

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Neben Manuel Brug auf welt.de äussert sich auch Eleonore Büning von der FAZ recht zurückhaltend über die akustischen Qualitäten der Elbphilharmonie:


    (...) "Dieser Saal, so wunderschön er auch auf den ersten Sinn wirkt, mit seinen steil stufenförmig angeordneten Weinberghängen und den zehntausend verschiedenen, pittoresk multistrukturierten Wandpaneelen – den zweiten Sinn enttäuscht er. Dieser Saal klingt gnadenlos überakustisch. Dass Yasuhisa Toyota, der das Hördesign schon so vieler guter Konzertsäle entwarf, eine Schwäche hat für leichte Überakustik: klar, hell, durchsichtig, ist bekannt. Aber so eine brutal durchkalkulierte Studioakustik ist ihm noch nie unterlaufen. Und ein Studio ist kein Konzertsaal." (...)


    http://www.faz.net/aktuell/feu…keine-gnade-14631086.html


    Die Gestaltung des Saals wird allgemein wohlwollend besprochen. Mir gefällt er dagegen immer weniger. Irgendwo zwischen Termitenbau und verlassenem Wespennest. Eine morbide Kulisse für einen expressionistischen Stummfilm der 20er Jahre.

  • Aber so eine brutal durchkalkulierte Studioakustik ist ihm noch nie unterlaufen. Und ein Studio ist kein Konzertsaal

    Ist eben die Frage ob das so gewollt ist, angesichts digitaler Hörästhetik die uns seit über 35 Jahren immer mehr prägt und unser Hörempfinden nach und nach verändert (durch den MP3-Sound wurde das ganze nochmals drastisch intensiviert) nicht ganz unwahrscheinlich, da macht man sich nun langsam eben daran, daß es im Konzertsaal endlich wie auf CD bzw. MP3 klingt.
    Wenn jedoch dem Herrn Toyota etwas deutlich anderes als das Resultat vorgeschwebt hat, so ist das angesichts des vielen Geldes und des Prestigewertes umso enttäuschender.

    Edited once, last by Kaoru ().

  • Also, auf mich wirken diese Gipsverkleidungen mit den unzähligen Löchern im Inneren irgendwie billig.


    Die Außenansicht ist für ein modernes Gebäude recht gefällig, wobei man berücksichtigen muss, daß der Backsteinsockel durch den Kaispeicher schon vorher da war. Erst dieser Backsteinunterbau macht das Haus norddeutsch authentisch. Ohne diesen Bestand hätten internationale Architekten vermutlich das ganze Gebäude aus Glas geplant ( sie planen ja selten etwas Anderes), hätten vermutlich auch eine andere Nutzung durchgesetzt, und dann wäre es ein austauschbares Machwerk der Globalisierung geworden.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Neben Manuel Brug auf welt.de äussert sich auch Eleonore Büning von der FAZ recht zurückhaltend über die akustischen Qualitäten der Elbphilharmonie:


    (...) "Dieser Saal, so wunderschön er auch auf den ersten Sinn wirkt, mit seinen steil stufenförmig angeordneten Weinberghängen und den zehntausend verschiedenen, pittoresk multistrukturierten Wandpaneelen – den zweiten Sinn enttäuscht er. Dieser Saal klingt gnadenlos überakustisch. Dass Yasuhisa Toyota, der das Hördesign schon so vieler guter Konzertsäle entwarf, eine Schwäche hat für leichte Überakustik: klar, hell, durchsichtig, ist bekannt. Aber so eine brutal durchkalkulierte Studioakustik ist ihm noch nie unterlaufen. Und ein Studio ist kein Konzertsaal." (...)


    Interessant. Vielleicht ist die perfektionistisch-technische "ÜberAkustik" Toyotas am Ende sogar konterproduktiv. Dabei kann auch das glatte Gegenteil manchmal wunderbare Ergebnisse hervorbringen. Vor vielen Jahren wurde beim Schleswig-Holstein-Musik-Festival vorübergehend der eigentlich für klassische Konzerte kaum geeignete Lübecker Dom als Konzerthalle genutzt, ganz im Gegensatz zu Toyotas Saal wird der Schall dort "wild" reflektiert und hat einen langen Nachhall. Das wiederum verleiht aber manchen Werken eine unglaubliche zusätzliche Wucht und Monumentalität, wie der folgende Konzertausschnitt aus Bruckners Vierter Symphonie zeigt:


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    "80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs wiederholen Politiker jedes Jahr die Worte 'Nie wieder'. Und nun sehen wir, dass diese Worte wertlos sind." (Wolodymyr Selenskyj)

  • Hallo,
    ich habe mal wieder ein Video zu einem architektonischen Thema gemacht. Es geht zwar nicht primär über die Architketur, aber das Video ist vielleicht doch ganz interessant:


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  • Die Sächsische Zeitung aus der Landeshauptstadt Dresden berichtet auch über die Diskussionen zur äußerst heiklen Saalakustik.







    Bei einem Orchester mit der Homogenität und dem typisch warmen Sound der Sächsischen Staatskapelle - also einem Weltklasseorchester- mischt sich der Klang in der „Elphi“ wunderbar, meint die SZ.

  • In ein paar Monaten erwächst der Eiphi starke Konkurenz in Dresden, meint die Sächsische Zeitung, aus der Landeshauptstadt Dresden:



    Palastbaustelle wird kultiviert


    Unser Saal wird nicht nur schöner als der in der Elbphilharmonie. Die Lüftung unter unseren Stühlen wird man, anders als in Hamburg, auch nicht hören...erzählt Axel Walther, Chef des Bauherrn, der Kommunalen Immobilien Dresden GmbH & Co. KG.

  • In der Hamburger HafenCity entsteht ein architektonisch belangloser Erweiterungsbau der Medical School von Möller Architekten aus Berlin.



    Quote

    In ihrem Entwurf entschieden sich C.F. Møller für einen vollständig verglasten Baukörper und eine umlaufende Balkonstruktur ab dem zweiten Geschoss. Der offene Grundriss der Erd- und Zwischengeschosszone kann bereits von außen wahrgenommen werden und trägt mit dazu bei, dass die Jury unter Vorsitz von Julia Bolles-Wilson den „essentiellen Beitrag für den öffentlichen Stadtraum“ hervorhob. Ebenso gelobt wurde die besondere Stadtloge entlang der Südfassade, mit der es gelinge, „dem Haus in seiner gesellschaftlich übergeordneten Funktion als Universität eine angemessene Präsenz zu geben“.


    C.F. Møller gewinnen in Hamburg - Wettbewerb für Medical School in der HafenCity entschieden

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.


    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Schlagt mich, aber ich finde den Entwurf gar nicht mal so schlecht (- in diesem baulichen Kontext, für diesen Zweck). Es ist auch kein Erweiterungsbau, sondern ein Solitär ohne direkte räumliche Verbindung zum Bestandsgebäude - die Grundstücke sind nicht direkt benachbart.

    Last but not least: Dafür wurde kein Altbau plattgemacht - vorher war dort seit Jahrzehnten einfach nur eine Freifläche, nicht mehr genutztes Hafengebiet.


    Ich würde dort gerne studieren!


    Medical-School-Hamburg-Neues-Gebaeude.jpg


    Medical-School-Hamburg-Neues-Gebaeude.jpg


    Medical-School-Hamburg-Neues-Gebaeude.jpg

  • Ich finde das Innere bei solchen Bauten fast immer besser als das Äußere. Mich würde auch der Sichtbeton nicht stören, ich finde den eigentlich ganz witzig in begrenzten Dosen. Auffallend ist auf jeden Fall, dass sich die Hafencity sehr erfolgreich gegen den sonst auch in Hamburg unübersehbaren Trend zur einer gewissen "Reklassifikation" wehrt und weiter maximal hypermodern baut. Ich glaube nicht, dass diese Gebäude gut altern werden und misstraue den stets sonnigen Visualisierungen.


    Aber man muss zugeben, dass das alles zumindest keine Gestaltungsverweigerung ist. Es mag eine Gestaltung sein, die den meisten (inklusive mir) hier missfällt, aber es ist immer noch besser als die seelenlose zweite Klötzchenmoderne der Jahre vor ca. 2015. Auffallend und zumindest als Fortschritt empfinde ich, dass die radikale Moderne sich langsam aus den Zentren zurückzieht und in die Neubauvorstadterweiterungen wandert. Während in den 1970er Jahren auch ein Neubau mitten in der historischen Altstadt so aussah wie eine x-beliebige Universitäts-Waschbetonerweiterung in der Vorstadt, wird im urbanen Kontext jetzt differenzierter und mit mehr Bezug auf den Bestand gebaut (auch wenn das natürlich Referenzen an die Nachkriegsmoderne bedeuten kann).


    In der Hamburger Innenstadt sind einige sehr interessante und qualitativ hochwertige, fast klassische Geschäftshaus-Neubauten geplant, die viel von Klinker geprägten Stadterweiterungen aus dem ersten Drittel des 20. Jhdts erhalten Klinkerneubauten mit offensichtlichen Anleihen an ihre 100 Jahre älteren Vorbilder, und dort wo tabula rasa gemacht wurde - tja, da wird halt gnadenlos modern gebaut.