• Da Bensheim durch die Rekonstruktion des klassizistischen Rathauses in die Schlagzeilen geraten ist, hier mal eine Galerie zur Stadt.

    Wir fangen mit der Kirche an. Man muss vorausschicken, dass Bensheim am 26.3.45 noch bombardiert wurde, betroffen waren in der Altstadt der nördliche und östliche Teil samt Umgebung der Kirche inklusive dem Rathaus, das auf dem nach Osten ansteigenden Platz vor der Kirche stand, sowie dem Kapuzinerkloster. Die ausgebombte Kirche wurde innen wieder original klassizistisch hergestellt, zwischenzeitliche Verunklarungen waren ja ohnehin zerstört worden, nur die Farbe der Decken war ursprünglich grün und nicht rot. Außen ist St. Georg ein kurioser Fall, denn ursprünglich wollte Architekt Georg Moller im 19. Jahrhundert eine Doppelturmfassade bauen, aber der alte romanische Turm blieb, siehe die rückwärtige Ansicht hier ganz unten https://museumsverein-bensheim.de/alte-bilder-bensheim . Nach der Bombardierung war der Turm eigentlich nicht so schlimm beschädigt wie das Kirchenschiff, aber beim Wiederaufbau wurde jetzt tatsächlich eine Doppelturmfassade umgesetzt (ich kenne Mollers Entwurfszeichnung nicht). Der Stil ist überwiegend modern aber auch an der Romanik orientiert und an der hier nicht zu sehenden Apsis gab es auch noch mal ein kleines Turmpaar. Eine kuriose Baugeschichte.

    der anschließende Lorscher Klosterhof im Süden beherbergt ein solides, wenn auch etwas altmodisches Heimatmuseum, das von einem Parkhaus bedrohlich umarmt wird (hier links nicht zu sehen)

    es folgt westlich eine schmucke Fachwerkzeile

    dann Marktplatz 21, um 1600 mit einigen verwegen wirkenden Streben, die wohl unzureichend freigelegt wurden

    und daneben die wuchtige Nummer 22

    und mit der spätgotischen Hauptstraße 48 kommt ein echter Höhepunkt

    ein Blick vom Marktbrunnen über das im Abriss befindliche Haus am Markt von 1979 zu den Kirchtürmen

    die Westseite des Marktplatzes im Rücken ist nach einem Stadtbrand wohl Anfang des 19. jahrhunderts nur moderat prickelnd, aber an der Nordseite macht Marktplatz 2 von etwa 1600 wieder mehr her

    und es geht wieder auf der Nordseite hoch Richtung Kirche, hier Markt 6

    5 Mal editiert, zuletzt von Lubitsch (5. Dezember 2019 um 13:44)

  • In der Nähe ist Klostergasse 2/4

    wir können das nach der Bombardierung reizlose Kapuzinerkloster mit Kirche überspringen und generell ist der Norden der Altstadt vernachlässigbar ... mit einer markanten Ausnahme, nämlich dem ältesten Haus Südhessens, dem Walderdorffer Hof von 1395

    auch im Norden versteckt ist der Dalberger Hof, leider umzingelt vom hässlichen Parktheater (links zu sehen) und dem Bürgerhaus, das auch umgebaut werden soll https://www.bensheim.de/leben-in-bensh…uergerhaus.html

    kehren wir südwärts zur erhaltenen Altstadt zurück und mit Schlinkengasse 7 haben wir gleich ein schönes Gebäude vor uns

    während der barocke Hohenecker Hof ...

    ... etwas neugotisch dekoriert wurde, hier ist erstmal nur eine Pforte auf der Vorderseite, aber ...

    ... hier ist die spektakuläre Rückseite, die für Bensheim ziemlich einzigartig ist

    stellt man sich in die Schlinkengasse kann man ein schönes Fachwerkfoto machen

    und wir gelangen zum nächsten Fachwerkplatz, der aber von der barocken Mainzer Faktorei dominiert wird

    und über die barocke Mittelbrücke gehen wir in die Vorstadt

    Einmal editiert, zuletzt von Lubitsch (5. Dezember 2019 um 13:45)

  • Rechts ist Hauptstrasse 53 einen Blick wert (links im Bild flankiert von einem grotesken Bau der sich einem Abriss nach dem Krieg verdankt)

    macht man einen kleinen Abstecher rechts findet man seltene jüngere Fachwerkfreilegungen im Vergleich mit der Denkmaltopographie (Bilder in den 90er Jahren entstanden), so Mittelgasse 2

    und noch weiter Kellereigasse 8

    zurück auf der Hauptstraße: hübsch Nummer 70

    und Nummer 65

    imposant das ehemalige Gasthaus Nummer 79

    amüsant die Entnazifizierung des dekorativen Putzes von Nummer 81, denn er ist von 1935 und wo heute die Kreise unter den Fenstern unverfängliche Muster zeigen, gab es früher Hakenkreuze zu sehen

    nach einem kleinen Kirchlein beherrscht noch das Josephshaus den Platz

    und dann geht es südwärts zu einigen Villen - das ist nicht unbedingt die Richtung, die ich für einen Kennenlernspaziergang empfehlen würde, aber hier ein Blick auf Heidelberger Straße 37 von Heinrich Metzendorf, dessen Name uns jetzt rund um die Uhr begegnen wird

    von den wenigen Villen hier im Süden sind einige zudem gut durch Bäume geschützt, man darf aber ein bisschen den Weg in den Park der früheren Villa Eulenhorst hineinschreiten, um sie aufs Bild zu bannen, aber bitte Respekt gegenüber dem heutigen Caritas Heim und den Bewohnern

    2 Mal editiert, zuletzt von Lubitsch (5. Dezember 2019 um 13:48)

  • Auf ins ungleich kohärentere nördliche Villenviertel. Üblicherweise wird die Wilhelmstraße mit ihren konventionelleren historistischen Bauten da nicht erwähnt, aber ganz normale Wohnhäuser wie Nummer 22 haben auch ihren Reiz

    man beachte das wuchtige neoromanische Amtsgericht

    der Dehio übersieht seltsamerweise komplett das ehem. Bischöfliche Konvikt (und heutige Rathaus)

    aber es soll ja um die typischen Villen Metzendorfs gehen, also rüber zur Darmstädter Straße, wo Nummer 77 allerdings noch ein typisches historistisches Frühwerk ist

    wir verlassen die stark befahrene Darmstädter Straße, deren Häuser auch ziemlich häufig durch Grünzeug geschützt sind und sehen dann in der Ernst Ludwig Straße 30/32, wo seine Entwicklung ein paar Jahre später hinführt

    diese zurückhaltend eleganten Landhäuser im Heimatstil mit Giebeln, dazu mal ganz aus Sandstein, mal nur akzentuierend und mit einzelnen Zierelementen versetzt wie hier den farbigen Brettern, sind seine eigentliche Leistung, sich selbst hat er Nummer 25 gegönnt

    direkt daneben die schöne Dürerstraße 2

    etwas verdeckt, Dürerstraße 5, aber man sieht den Giebel

    Einmal editiert, zuletzt von Lubitsch (5. Dezember 2019 um 13:51)

  • Und mit Ernst Ludwig Straße 21 geht es gleich weiter

    zur Abwechslung ein straff klassizistisches Schulgebäude in der Darmstädter Straße

    mehr lupenreiner Klassizismus, die Villa Irene aus den 1820ern

    an der Einmündung zur Hochstraße hat Metzendorf zwei prächtige historistische Frühwerke gesetzt, Nummer 2

    und Nummer 1

    geht man die Straße hoch erblickt man einen weiteren historistischen Metzendorf Bau, Arnauer Straße 7

    Arnauer Straße 15 ist auch ein schönes Ziegel-/Sandsteingebäude aber durch Grün etwas verdeckt und von der Sonne ungünstig beschienen
    dafür bildet der Erker von Darmstädter Straße 20 mit der Kirche auf der anderen Straßenseite ein schönes Ensemble, umso mehr als man diesen Blick von der aufsteigenden Friedrichstraße erhascht

    es folgen noch einmal zwei Schmuckstücke von Metzendorf aus seiner reifen Phase aufeinander, Nummer 17 und 15, hier ist letztere zu sehen

    der barocke Rodensteiner Hof noch außerhalb der alten Stadtmauern schließt den Rundgang ab

    Einmal editiert, zuletzt von Lubitsch (5. Dezember 2019 um 13:53)