Rekonstruktion von Fassadenbemalungen

  • Derzeit wird die Fassade gerade komplett von Altanstrichen freigelegt

    Ich nehme an, dass es sich beim Verputz und den Stukkaturen noch um die originalen handelt. Bei der Entfernung von Altanstrichen bietet sich die beste Gelegenheit an, auch die ursprünglichen Anstriche aufzuspüren und zu dokumentieren. Für einen Laien natürlich schwierig, und einem Handwerker traue ich diese Arbeit nicht zu. Oder Du tust dich mit der Denkmalpflege zusammen, ob die evtl. einen Restaurator vermitteln kann, der diese Arbeit zu einem vernünftigen Preis übernimmt.

    Einheitliche Farbe auf der gesamten Fassade, also keine farbliche Absetzung von Erdgeschossen und Erkern. Die Plastizität der Stuckfassade wird allein durch den Schattenfall sichtbar.

    Diese Aussage muss noch präzisiert werden: Farblich sollten Erdgeschosse tatsächlich nicht abgesetzt werden, hingegen in der Helligkeit schon. Ein Erdgeschoss im selben Farbton - aber eine/zwei Stufen dunkler - bietet die beste Basis für ein Haus, aber keinesfalls so kräftig unterschiedlich wie bei Bild 3 und 4. Natürlich kommt es auch auf die Architektur und Nutzung an. Gerade Bauten im Reformstil haben oft keine abgesetzten Erdgeschosse, und oft weisen sie nicht einmal ein trennendes Gurtsims auf. Dafür ist dann aber ein kräftiger Sockel ausgebildet (Naturstein oder dunkler gestrichener Verputz), vor allem wenn das Untergeschoss ein bisschen über die Oberfläche hinaus ragt.

    Das Farbkonzept bei deiner Fassae finde ich eigentlich ganz gut: Der Sockel und die Architekturelemente der Obergeschosse (Lisenen, Fensterumrandungen, Triglyphen am Kniestock) ein bisschen dunkler als der Fassadenton (Rücklagen). Aber bitte keinesfalls die Stukkaturen farblich hervorheben, denn das wird schnell kitschig! Beim letzten Anstrich der Fassade kam man also auch mit zwei Farben aus. Der dritte Farbton bleibt jeweils den Fenstern und Fenterläden vorbehalten.

    Nun noch ein Wort zu den Fenstern: sie sind einfach grauenvoll, auch wenn es nicht Einscheibenfenster sind und sie ein "T" aufweisen. Aber das flächige Material (Kunstoff? Holz/Metallfenster?) und jeweils die beiden Flügel (die ja nur aus einem Flügel bestehen) im gekippten Zustand sind wie eine Faust auf's Auge. Dazu trägt auch das heute übliche Float-Glas bei. Die Farbwahl der Fassaden kann noch so professionel und geschmacksvoll sein, aber diese Fenster werden das Bild der Fassade ewig trüben!

  • Wir hatten übrigens hier einen gleichartigen Strang, in dem es um die Bemalung einer kleinen Jugenstilfassade ging. Die Häuser sind nicht vergleichbar, aber Du findest dort weitere Argumentationen und auch Kritiken. Auch regionale Eigenheiten werden angeschnitten. Mein Geschmack wurde dort allerdings nicht getroffen.

  • In Süddeutschland gibt es den Beruf des Kirchenmalers, die können so etwas befunden. Ansonsten ein Restaurator. Eigentlich findet sich immer was z. B. im Bereich der Traufe. So eine Befunduntersuchung kostet normalerweise auch nicht die Welt und Sie können Ihrem Haus das ursprüngliche Aussehen wiedergeben.

  • Welchen Farbvorschlag findet ihr am passendsten? 20

    Das Ergebnis ist nur für Teilnehmer sichtbar.

    Mein damaliger Thread wurde ja leider geschlossen und in diesen hier integriert.

    Mir geht es bei der Sanierung des Hauses darum, diese möglichst stilvoll und passend zum Haus auszuführen. Daher habe ich hier den Austausch gesucht. Die Fenster wurden vor meiner Zeit erneuert, natürlich sind diese nicht passend, wird aber erst in einem zweiten Schritt angegangen,

    Die Freilegung der Fassade war wirklich eine saumäßige Arbeit und hat länger als gedacht gedauert. Die ganzen Verzierungen/Stuckelemente etc. mussten ja penibelst von der alten Farbe befreit werden und Schadstellen nachgebessert werden.

    Bin mir immer noch nicht schlüssig, wie deutlich die Abhebung der Zier-/Stuckelemente ausfallen soll, damit es einerseits optisch wahrnehmbar ist zusätzlich zu den "Schattenspielen", auf der anderen Seite aber nicht zu kitschig wirkt.

    Genauso beim Sockel, macht es Sinn, den unteren Teil nochmals abzusetzen, oder sollte man das komplette "Erdgeschoss" im selben Farbton gestalten?

    Anbei einige Farbvorschläge. Wie ist eure Meinung hierzu?

  • Hallo Iroc, das genutete Sockelgeschoß ist grammatikalisch Teil der Fassade und sollte in dem Farbton der oberen Geschoße gefasst sein, der Kellerfenstersockel kann und wurde auch abgetönt da er als Schmutzzone fungiert. Die secessionstische Fassade, die wohl ein sehr seichtes Doktor aufweist, ist für eine monochrome gebrochen weiße Fassung ausgelegt und wirkt durch ihre Schattenbild. Elegant wirkt diese Fassade wenn die Fenster in dem Braunton wie das Tor gestrrichen sind, Bilder von Vergleichsobjekten kann ich ich Montags hochladen :smile:

  • Es ist eine Unsitte, Stuckelemente farblich stark hervorzuheben - zumal in dunklerer Färbung als die Fläche.

    Wenn, dann eine Nuance heller als die Fläche. Alles sowieso in heller Tönung.

    Ich habe schon eine Decke in Orange gesehen mit dunkelbraun abgesetztem Stuck. BRRRR

  • Es ist eine Unsitte, Stuckelemente farblich stark hervorzuheben - zumal in dunklerer Färbung als die Fläche.

    Wenn, dann eine Nuance heller als die Fläche. Alles sowieso in heller Tönung.

    Ich habe schon eine Decke in Orange gesehen mit dunkelbraun abgesetztem Stuck. BRRRR

    Das hatte hier auch keiner vor!

    Ich hatte die Farben Kiesel 16 und Kiesel 18 im Kopf (Caparol Farbkarte; gestrichen wird natürlich mit einer Silikatfarbe).

    Mit dem leicht dunkleren Grau die hintere Ebene und dem helleren Grau die herausragenden Elemente. Oder meint ihr der Unterschied ist schon zu deutlich?

  • Selbst wenn das Gebäude nicht unter Denkmalschutz steht, wird m.E.n. der örtliche Denkmalschützer Dich in solchen Fragen gerne beraten. Persönlich denke ich ähnlich wie Rinascente , dass ein monochromer Anstrich der Fassade am besten gerecht wird. Vertraue der Gestaltung - die Architekten damals wussten schon, wie sie eine Fassade in Szene setzen, auch wenn nur eine Farbe zur Verfügung steht!

  • Mit dem leicht dunkleren Grau die hintere Ebene und dem helleren Grau die herausragenden Elemente. Oder meint ihr der Unterschied ist schon zu deutlich?

    Akzentuierung finde ich sehr gut. Monochromer Brei ist langweilig und im Original meist nur den begrenzten Möglichkeiten der Zeit geschuldet, sodass man auch allerhand Tricks angewandt hat.

    Grau finde ich im oft grau-grauen deutschen Wetter eher ungünstig, genauso wie das schnell versiffende Weiß.
    Erdig-warme, helle Farbtöne bieten sich mE an.

  • Hallo Iroc, das genutete Sockelgeschoß ist grammatikalisch Teil der Fassade und sollte in dem Farbton der oberen Geschoße gefasst sein, der Kellerfenstersockel kann und wurde auch abgetönt da er als Schmutzzone fungiert. Die secessionstische Fassade, die wohl ein sehr seichtes Doktor aufweist, ist für eine monochrome gebrochen weiße Fassung ausgelegt und wirkt durch ihre Schattenbild. Elegant wirkt diese Fassade wenn die Fenster in dem Braunton wie das Tor gestrrichen sind, Bilder von Vergleichsobjekten kann ich ich Montags hochladen :smile:

    Hi,

    hast du mittlerweile Fotos von Vergleichsobjekten parat? Würde mich wirklich ungemein interessieren, da ich echt noch unschlüssig bin.

    Auf der einen Seite soll es nicht kitschig oder zu "aufdringlich" wirken, auf der anderen Seite gehen Vorschlag 1 und 2 irgendwie unter.

  • Schoene Gruesse Iroc und an alle anderen hier!

    Eine wichtige Frage: Wie sehen die Nachbarn aus? Wie sieht die Strasse denn aus?

    Die Straße bzw. die Häuser in der Straße sehen in weiten Teilen schon ziemlich heruntergekommen aus, es wird nun aber verstärkt saniert.

    Auf derselben Straßenseite links stehen ebenfalls einige Gründerzeithäuser, rechts bzw. im Hinterhof steht ein Industriebau/Backstein.

    Anbei die Fotos hierzu.

    Würde mich allerdings nicht zu sehr auf die Nachbarn konzentrieren. Natürlich soll es in Summe stimmig sein, aber in dem Viertel passiert gerade viel, es kann also sein, dass das Nebenhaus nächstes Jahr eine komplett neue Farbgebung bekommt...

  • Hallo Iroc anbei einige Beispiele sowie der St. Veiter Bahnhof mit ahhistorische Gelb-Weißfassung sowie Primärfassung gebrochen Weiß mit Resedagrünen Fenster- und Türanlagen und andere Häuser. Bilder aus Bauzeitungen zeigen ebenfalls die weit verbretete Monochromie der Fa

    ssaden

  • St. Veiter Bahnhof mit ahistorischer Gelb-Weißfassung sowie Primärfassung gebrochen Weiß

    Ich find's ehrlich gesagt jedes Mal schade, wenn diese mehrfarbigen Fassungen überall ins Monochrome "korrigiert" werden.
    Mehrfarbigkeit drückt mE mehr Lebensfreude aus und unterstreicht auch die Vielschichtigkeit dieser Architektur viel besser.


    Wie gesagt, die historische Einfarbigkeit hing ja oft eher mit begrenzten Mitteln zusammen. Und teils auch mit Unwissen oder Ignoranz, weil man z.B. im 19. Jahrhundert mitunter noch annahm, dass die Architektur der klassisch-antiken Architektur in Griechenland und Rom einfarbig / weiß gewesen sei, weil sie eben so überliefert dastand. Oder man erklärte es als primitive Frühform bzw. vereinzelte Spielerei. Dabei war die Antike enorm farbenfroh, wie sich immer deutlicherr herausstellte. Die weiße Monochromie des Klassizismus stützt sich auf ein kunsthistorisches Missverständnis, spätestens in der Gründerzeit wusste man es dann ja schon besser.

    Für den Hintergrund folgender Ausschnitt aus einem FAZ-Artikel von Michael Siebler:

    Quelle und weiter: https://www.faz.net/aktuell/wissen…rue#pageIndex_2


    Aus meiner Sicht wird mit jedem monochromen Anstrich eines klassischen Gebäudes eines der größten Missverständnisse der Architekturgeschichte repliziert. Und das finde ich reichlich unnötig.

  • erbse

    Es geht hier aber nicht um eine falsch verstandene Antike, sondern um das, was man in der Gründerzeit gemacht hat und schön fand. Damals hatte man enormes Stilgefühl, schätzte Opulenz und Farbenpracht, hat aber Fassaden trotzdem häufig monochrom gestaltet. Es stimmt schon: Zweifarbige Fassungen sind auch schön. Aber besser ist es, sich an der ursprünglichen Farbfassung zu orientieren.