Mantua, die Gonzaga und Pferde Pferde Pferde

  • Hallo, ich möchte die nächsten Tage über Mantua erzählen.

    Blick auf Mantua vom Lago Superiore aus


    Mantua hatte während der Herrschaft der Römer keine große Bedeutung. Nach dem Fall des römischen Reiches wurde die Stadt nacheinander von Westgoten, Hunnen, Langobarden, Byzantiner, Karolingern und dann von Berengar beherrscht. Gegen 977 gehört es zum Besitz der Attoni von Canossa.

    Gegen Ende des 13. Jahrhundert kam es zu erheblichen Störungen zwischen Regierungsgremien und einflußreichen Familien, bis Pinamonte Bonacolsi und seine Famile am 4. Juli 1272 endgültig die Regierungsgewalt übernahm.
    1328 inszenierte Luigi, der Anführer des Hauses Corradi die Gonzage (eine ergeizige Bauernfamilie) einen überraschenden Staatstreich. In einer schwülen Mondnacht wurde der letzte Bonacolsi heimtückisch ermordert. Nach Beendigung des Kampfes zog Luigi, der Urheber des Umsturzes, von seine Farben umgeben - schwarze Streifen auf goldenem Grund - in die Kathedrale ein, wo zur Danksagung ein feierliches Te Deum angestimmt wurde.

    Dargestellt wurde diese Vertreibung der Bonacolsi + Einzug in die Kirche vom Künstler Domenico Morone auf großer Leinwand.




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  • Die Gonzaga

    Die Vertreibung der Bonacolsi war eine blutige Tragödie, doch war es der Beginn einer Herrschaft, die Mantua einen humanistischen Geist einhauchte und sie zu einer Kunst- und Kultur-Stadt verwandelte.
    Hier, der heutige Blick auf den Piazza sordello
    Links der heutige Bischofspalast und in der Mitte, dem Hl. Petrus geweihte Kathedrale. Sie hatte, wie man auf dem Gemälde sieht, eine gotische Fassade. 1755 befand sie sich in einem so schlechten Zustand, dass die Fassade komplett erneuert werden musste.

    Von der kurzen Herrschaft der Bonacolsi hinterblieben im Stadtbild die mächtigen, zinnenbekrönten Mauern des Palazzo Bonacolsi


    Hier ein Blick auf den Palazzo Bianch, heute Bischofspalast, vom Palazzo Ducale


    Der Palazzo Ducale ist ein Gebäudekomplex und besteht aus mehreren Bauten, die zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert entstanden sind. Der Komplex ist durch Korridore, Passagen und Galerien verbunden, dazwischen entstanden sieben Gärten und acht Innenhöfe.



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  • alles sehr schön, vor allem das sonnunterganggetränkte Piazzabild, aber gibts noch mehr davon, und vor allem was ist mit den Ferden?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Na dann alles Gute!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Bei Mantua, da fällt mir doch das Lied "Zu Mantua in Banden" ein, ich habe es noch in der Schule gelernt. Doch vermute ich, dass dies heutzutage eher nicht mehr der Fall sein wird:

    Zu Mantua in Banden

    Für Deutschland wirst Du recht haben. In Vergessenheit gerät das Andreas-Hofer-Lied aber sicherlich nicht, ist es doch Tiroler Landeshymne und für die Südtiroler unverzichtbares identitätsstiftendes Element.

  • Bei Mantua, da fällt mir doch das Lied "Zu Mantua in Banden" ein

    ...und mir zugleich Vergils Grabepigramm:

    Mantua me genuit, Calabri rapuere, tenet nunc Parthenope; cecini pascua, rura, duces.

    Frei übersetzt: Mantua hat mich gezeugt, Kalabrien raffte mich dahin, nun birgt mich Parthenope (i.e. Neapel); ich besang Hirten, Landbau und Helden.

  • Citoyen:
    Klar doch, anhand der Kirchen steht die Sonne im Osten. Außerdem wäre die Piazza abends nicht so ausgestorben.
    suboptimale Lichtverhältnisse würde ich nicht sagen. Das Licht des Südens ist photographischen Intentionen auch untertags nicht besonders förderlich.
    ein paar Spielereien, und die Bilder sind super.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Der Palazzo Ducale ist ein labyrinthischer Palast, der aus vielen Gebäudeteilen zusammengesetzt ist und sich auf ein Gebiet von 34.000 qm zwischen Piazza Sordello und Lago Inferiore erstreckt. Die Bauten stammten alle aus dem 14. und dem 17.Jahrhundert. Ausgehend vom Baukern der Bonacolsi entwickelte sich ein urbanistisches Gebilde mit sieben üppigen Gärten und acht Innenhöfen, verbunden durch Passagen, Galerien und Korridoren.

    Hier arbeiteten Pisanello, Mantegna, Luca Fancelli, Lorenzo Leombruno, Costa il Veccio, Guilio Ramonao, Correggio, Tizian, Tintoretto, Giovan Battista, Bertani, Anton Mria Viani, Rubens, Domenico Fette und Daniel Van Dyck.

    Das Kastell San Giorgio (ein Teilbereich von Palazzo Ducale)


    Hier der Eingangsbereich für die Besucher (die nachfolgenden Abbildungen sind alle Teilbereiche des Palazzo Ducale)




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  • Die Gonzaga hatten in Mantua im 15. und 16. Jahrhundert die bedeutendste Kunstsammlung der Renaissance und des Frühbarocks angelegt. Jene „Himmlischen Galerie“ im Herzogspalast (Palazo Ducale) bestand aus rund 2000 Gemälden und etwa 20000 Skulpturen, Waffen, Kultobjekten und kunsthandwerklichen Stücken von exquisiter Qualität.

    1629 erlosch durch den Tod Vincenzo II die alte Linie der Gonzaga, was den mantuanischen Erbfolgekrieg auslöste. Durch Verwicklungen des Kaisers im Dreißigjährigen Krieg, wurde Mantua am Ende einer Nebenlinie aus Frankreich zugesprochen.
    Der enorme Kunstbesitz wurde an Karl I. Von England verkauft, der teilweise durch Brände zum Opfer fiel.


    Weitere Ansichten vom Palazzo Ducale

    Eine Pferdetreppe darf bei den Gonzaga nicht fehlen

    Wir nähern uns der Kunst Mantegnas


    Dazwischen die Aussicht genießen

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  • Im Sommer des Jahres 1460 kam nach langen Verhandlungen Andrea Mantegna an den Hof der Gonzaga, wo er bis zum seinem Tode bleiben sollte (1506)

    Er schuf berühmte Gemälde wie

    • der Tod der Jungfrau Maria,
    • die Madonna della Vittoria (Siegesmadonna)
    • den Parnaß
    • die Vertreibung der Laster
    • den Triumphzug Cäsars
    • den Toden Christus

    Kein Bild ist in Mantua geblieben. Nur die Wandmalereien sind das einzige Zeugnis der unübertrefflichen Kunst Mantegnas, die man im berühmten Camera degli Sposi (das Ehegemach) bewundern kann. Sie befindet sich im nordöstlichen Turm und wurde zwischen 1465 und 1474 ausgemalt.


    Mantegna möchte nicht schmeicheln, sondern gibt sie in ihrer Menschlichkeit wieder.
    Gonzagas (usprünglich eine reiche Bauernfamilie) heirateten sich in den Adel ein.
    Links sieht man den Marquis Ludovico II. mit einem Zettel in der Hand, rechts daneben sitzt seine Ehefrau Barbara von Brandenburg (1422–1481), die wiederum ihre Kinder in den deutschen Adel einheiraten ließ.

    Detail mit Margarete von Wittelsbach


    Auf der anderen Seite des Raumes ist die Begegnung zwischen Vater und Sohn dargestellt.
    Links der Marquis Ludovico, rechts sein Sohn Francesco Gonzaga der Ältere, der als erster Gonzaga in den Kardinalstand erhoben wurde.



    Er ist auch von den Kleinen seiner Familie umgeben. Die vereinigten Hände symbolisieren die Fortsetzung der kirchlichen Tradition der Familie.

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  • In der Mitte der Decke öffnet sich ein Rundfester mit einem Mädchen, einer Afrikanerin, einem Pfau und lustigen Putten. Heutzutage würde man das als Illusionsmalerei bezeichnen.


    Neben einer Tür...

    erkennt man das Selbstbildnis Mantegnas zwischen Blütenranken versteckt, die als Fries den rechten Pilaster verzieren.


    Der Hintergrund zeigt ein idealisiertes Rom am Bergeshang.

    Über der Landschaft wird die Decke mit monochromen Bildnismedaillons römischer Kaiser verziert.

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  • Auffällig sind die vielen Tierabbildungen. Darauf werde ich später nochmal eingehen.

    Hier paar Detailansichten von geliebten und geschätzten Tieren.

    Ein prächtig geschmückter Apfelschimmel


    Gefolgsleute mit ihren Spürhunden.

    Hund hinter den Beinen des Marquis

    Hund unter dem Marquis

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  • Viele Räume erlebten im Laufe der Zeit zig Umgestaltungen, in denen auch viele mittelalterliche Säle zum Opfer fielen.
    Mit Vincenzo I. eröffnete sich die letzte künstlerische Glanzperiode am Hofe von Mantua. Der Architekt und Maler Anton Viani (Künstler und gleichzeitig Architekt zu sein, war damals kein Widerspruch) trat in den Dienst dieses extrem prunksüchtigen Renaissancefürsten und schuf Wohnungen, Korridore, große Galerien, um die wichtigsten Skulpturen, Gemälde und Kunstgegenstände in besonderen Nischen zu präsentieren.
    Nach dokumentarisch belegten Zeugnissen, bewahrten die Gonzaga zwischen den zahllosen Stücken dieses ausgefallenen Museum die Mumie Rinaldo Bonacolsis auf. Für sie besaß dieses Museumsstück den Wert einen Talismans, dessen Zerstörung durch die letzte Herzogin zum Verderbnis führte.

    Die Räume hatten alle ein Motto, beispielsweise: APPARTAMENTO DEGLI ARAZZI ( Darstellung der Apostelgeschichte (die Gobelins sind heute in London zu bewundern), APPARTAMENTO DEI NANI (der Zwerge) die SALA DELLO ZODIACO (Saal des Tierkreises), der SALONE DEI FUIMI (Saal der Flüsse), der durch eine barocke Umgestaltung zum Opfer fiel, der SALETTA DEI FALCONI (kleiner Sal mit dargestellte Putten, die Jagdfalken abrichten), SALOTTINO DEI MORI (Salon der Mohren, mit kostbaren Holzdecken im venezianischen Stil), etc etc...

    Hier die GALLERIA DEGLI SPECCHI (Spiegelgalerie), die im 18 Jh. klassisch dekoriert wurde. Hier erklang die Musik von Claudio Monteverdis


    Die Decke der Sala del Labirinto mit Vincenzos Motto "Forse che si, forse che no" (vielleicht ja, vielleicht nein).


    Die Sala dei Fiumi

    der Saal öffnet sich auf den hängenden Garten, den 1579 Pompeo Pedemonte gestaltete

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  • weitere Ansichten des Gartens..


    Hier ein kleines Detail aus Salone degli Arcieri (der Bogenschützen). An den Wänden eine Dekoration vorgetäuschter gelblicher Vorhänge, die Details von Pferden freigeben.

    Bildnis des Renaissancefürsten Vincenzo I Gonzaga

    Sein Sohn Francesco IV gemalt von Peter Paul Rubens

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  • Jetzt kommen wir zum Saal des Pisanellos. Der Saal wurde nur einmal im Jahre 1480 erwähnt. Danach absolutes Schweigen, bis im Jahre 1969 diese Fresken unter zwei Putzschichten zum Vorschein kamen.

    Diese herrlichen Fresken entstanden zwischen 1440 und 1444 und sind mein persönlicher Favorit in diesem Palast, da die dargestellten Ritter sich raumlos zwischen Traum und Wirklichkeit bewegen und man nicht weiß wofür sie kämpfen? Ist es eine Suche nach dem Gral, was ist das für ein Turnier? Alles so rätselhaft und schön. Da habe ich es echt bereut, nur so eine kleine Pocketkamera auf Reisen mit dabei zu haben.


    Tod eines Ritters


    links oben Hofdamen


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