Doberlug-Kirchhain, Ortsteil Doberlug

  • Am 01.05.2019 waren wir in Doberlug-Kirchhain, Ortsteil Doberlugk (bis 1937: Dobrilugk). Vom diesem einst bedeutenden Zisterzienserkloster hat die Klosterkirche die Zeitläufte überstanden, obwohl Nebenabsiden und Kapellen leider abgbrochen wurden. Außerdem gibt es noch einige Gewölbe und man kann erkennen, wo einst der Kreuzgang angebaut war. Das Kloster wurde mit der Einführung der Reformation aufgelöst. Im 30-jährigen Krieg wurde das Kloster schwer in Mitleidenschaft gezogen. Das frühere Kloster mit seinem Landbesitz fiel ans Herzogtum Sachsen-Merseburg und war Nebenresidenz dieses Herzogtums. Die einstige Klosterkirche wurde zur Schloss- und Pfarrkirche. Zwei Gebäudeteile des Klosters wurden als zwei Flügel in das neu entstehende Schloss bzw. in dessen Vierflügelanlage mit einbezogen.

    Zur Geschichte von Doberlug-Kirchhain siehe auch unter folgendem Link:

    Doberlug-Kirchhain


    Der großzügige Marktplatz von Doberlug wurde zur Zeit angelegt, als das Städtchen Nebenresidenz des Herzogtums Sachsen-Merseburg war.


    Das stattlichste Haus am Marktplatz von Doberlug ist das barocke Haus zum Rautenstock,das nach langem Leerstand und Zerfall mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz vor dem Untergang gerettet wurde. Es war schon immer ein Gasthaus, wohl ursprünglich auch herzogliches Gästehaus:

    Mitten auf dem sehr geräumigen, lang gezogenen Marktplatz erhebt sich der aus Marmor geschaffene Obelisk des Kriegerdenkmals für aus Doberluger gebürtigen Gefallenen im Krieg von 1870/71:


    Blick vom Marktplatz zum Schloss:


    Weiter hin zum Schloss:


    Große Häuser aus dem Barock am Marktplatz von Doberlug. Im Vordergrund rechts angeschnitten das Denkmal für die in Doberlug zum Ende des II. Weltkriegs gefallenen Sowjetsoldaten, ebenso die am Boden liegenden Steinplatten:


    Weitere Häuser am Marktplatz auf dem Weg zum Schloss, hier ein Haus mit aufgefrischter barocker Bemalung:


    Das Haus "Bier- und Weinstuben" gleichfalls am Marktplatz gelegen, weist eine sehr schöne Bemalung auf, vornehmlich mit Diamantquadern :


    Das alte Fachwerkhaus stammt noch aus der Klosterzeit, heute befindet sich darin das Pfarramt. Im Hintergrund schaut schon das Schloss hervor:


    Noch zwei Häuser am Marktplatz, die anscheinend leer stehen:


    Hier nochmals das in einem Gärtchen gelegene Pfarramt:

    2 Mal editiert, zuletzt von Villa1895 (9. Mai 2019 um 21:51)

  • Der Eingang vom Schloss her zur Stadt bzw. zum Marktplatz wird durch zwei Obelisken mit dem Wappen von Sachsen-Merseburg gebildet. Eindeutiger Hinweis auf eine Residenzstadt eines kleinen Herzogtums des Hl. Röm. Reichs dt. Nation. Einst war die Durchfahrt wesentlich schmäler und führte über eine Brücke, was man an den Brückengeländern noch erkennt. Der Graben, über den die Brücke führte, ist allerdings schon längst zugeschüttet:


    Wappen eines der beiden Obelisken, die Voluten im sog. "Ohrmuschelstil" des Barock aus der Zeit nach dem 30-jährigen Krieg:



    Hier das Schloss mit seinen vielen Giebeln mit Voluten und Obelisken an den Giebeln, ein Gebäude der Renaissance:



    Interessant ist auch die Tatsache, dass der das Schloss umgebende Graben (unterhalb der Ziegelmauer) zwar trocken gelegt, aber noch vollständig erhalten ist:


    Hier sehen wir das große Tor des Schlosses, zu dem über den Graben eine steinerne Brücke führt:


    Im Hintergrund ein Turm des Schlosses:



    Das Schlossportal mit dem darüber angebrachten Wappen vob Sachsen-Merseburg:

  • Der Innenhof des vierflügligen Schlosses ist schon mehr vom Barock geprägt, wie man an dieser Altane unschwer erkennen kann. Außer den Balustern der Brüstung sind in regelmäßigen Abständen Masken von Grotesken dargestellt. Der Brunnen im Hof ist mit einem gesprengten Giebel bekrönt, wobei in der Mitte ein Löwe das sächsische Wappen in den Klauen hält:




    Ein ordentlicher Wasserspeier, wie oft im Barock mit einem Drachen als Endstück:



    Die Nordwestecke des Innenhofs:

    Die Nordseite des Innenhofs:


    Der Nordöstliche Turm:


    Das Pfarramt mit Anbau aus der Gründerzeit. Über den nördlichen Graben des Schlosses führt eine hölzerne Brücke:

  • Die Zisterzienser begannen mit dem Kirchenbau um 1170. Im Jahre 1223 soll das Gotteshaus fertiggestellt gewesen sein, was zwar nicht belegt ist, aber zutreffen dürfte, da bereits Formen der Gotik auftreten. Leider war am 01.05.2019 die Kirche verschlossen, was uns schon arg enttäuscht hatte. Deshalb kann ich derzeit leider nicht mit Innenaufnahmen dienen. Das wird aber irgendwann nachgeholt werden. Vor vier oder fünf Jahren haben wir die Kirche schon mal besichtigt, wir fanden sie ist wirklich sehr schön und sehenswert. Damals hatten wir Innenaufnahmen gemacht, welche ich momentan leider nicht finden konnte. Doch gehe ich davon aus, dass diese Fotos bald gefunden werden.

    Die Gebäude im Vordergrund sind erst aus dem 19. Jh., jedoch sind im Innern im Erdgeschoss Gewölberäume des Klosters erhalten geblieben:


    Ein sehr edler romanischer Backsteinbau:


    Hier kann man sehen, oder besser gesagt ,eher erahnen, wo der Kreuzgang des Klosters angebaut war:



    Die Schönheit der Apsis und des Giebels ist hier ersichtlich. Die Seitenschiffe besaßen ebenfalls halbrunde, wenngleich niedrigere Absiden, ferner waren noch Kapellen angebaut. Diese Bauteile waren um 1678 noch als Ruine vorhanden, leider riss man sie bei der Wiederherstellung der Kirche aber ab. Die Grundmauern der abgegangenen Teile sind am Erdboden noch gut zu erkennen.



    Anbauten aus dem Barock:


    Heutiger Haupteingang aus dem Barock (sog. Knorpel- oder Ohrmuschelstil). Ursprünglich gab es vor der Westwand noch eine romanische Vorhalle (Paradies), dieser Bauteil wurde um 1678 gleichfalls abgerissen:


    Detail der barocken Kirchentüre, ein Löwe mit einem Türklopfer im Maul:

    2 Mal editiert, zuletzt von Villa1895 (5. Mai 2019 um 17:04)

  • Ein wohl sehr altes, aber leider sehr verfallenes Fachwerkhaus aus Doberlug:


    Ein schön renoviertes Fachwerkhaus mit Rebstöcken an der Südseite der Fassade. In dem Gebäude befindet sich lt. angebrachtem Schild ein Architekturbüro. Wenn der Architekt dieses Haus renoviert und erhalten hat, ja sogar zu seinem Büro gemacht hat, dass ist das wirklich großartig und dankenswert.


    Ein Haus in Doberlug aus der Gründerzeit. Oben auf dem Giebel stehen zwei, soweit ich es erkennen konnte, barocke Figuren und eine Vase. Sollten dies wirklich Arbeiten aus dem Barock sein, so könnte es sich dabei um letzte Zeugen des leider völlig abgegangenen Schlossparks handeln.

    2 Mal editiert, zuletzt von Villa1895 (5. Mai 2019 um 17:07)

  • Tatsächlich habe ich meine alten Bilder der einstigen Zisterzienserklosterkirche Doberlug wieder gefunden. Man erkennt an der Wand hinter und seitlich des heutigen Eingangs unschwer die zugemauerten Bögen, die dereinst zur abgerissenen Vorhalle geführt hatten. Als Ergänzung stelle ich dieses Bild ein, die offene Kirchentüre leitet uns hinein. Anschließend dann die Innen-aufnahmen.



    Die Innenausstattung ist nach den schweren Verwüstungen im 30-jährigen Krieg weitgehend ab 1678 entstanden. Hier die Kanzel. Kaiser Wilhelm II. ließ die Kirche 1905-1909 renovieren. Aus dieser Zeit stammen die Wand- und Deckenmalereien. Ein Spruchband links des Schalldeckels der Kanzel verweist auf die Renovierung durch den Kaiser:


    Der Taufstein (die Kirche war ja im 17. Jh. Hof- und Stadtkirche) ist wie so Vieles im sog. Knorpel- oder Ohrmuschelstil des Barock der Zeit um 1680 geschaffen worden, was man insbesondere am Taufsteindeckel sehen kann.


    Blick auf das Patronatsgestühl des Herzogs von Sachsen-Merseburg. Am Gewölbe ist deutlich der Übergang zur frühen Gotik zu sehen. Links eine Art von Lettner mit einem Altar. Ganz rechts angeschnitten die Tür zur Kanzeltreppe:


    Der kunstvolle schmiedeeiserne "Lettner" bzw. das Chorgitter ist farbig gefasst. Der mittige Altar ist ebenfalls barock, über diesem Altar eine Kreuzigungsgruppe, vielleicht eine Art Triumpfkreuz? Das große Wandgemälde rechts im Hintergrund stammt noch aus der Klosterzeit.


    Der Altarschrein des Hochaltares ist barock, jedoch wurden die gotischen Figuren nebst dem gotischen Gesprenge des alten gotischen Altares in den barocken Altar übernommen.
    So sehen wir in der Predella über dem Altartisch die Anbetung der Hl. drei Könige vor dem Jesuskind, Maria und Joseph sind natürlich auch mit dabei. Darüber im mittleren Schrein ist eine Marienkrönung zu sehen. Zwei Engel halten die Krone über das Haupt Mariens. In wunderschönem, filigranen Gesprenge meine ich die Vorfahren Mariens zu erkennen, das Thema der Wurzel Jesse. Allerdings trägt die Hl. Maria das Jesuskind auf dem Arm. Ganz klein unten vielleicht noch Stifterfiguren. Links der Muttergottes, die Figur mit dem roten Gewand ist St. Petrus mit dem großen Himmelsschlüssel, rechts der Hl. Paulus mit dem Schwert als Attribut (er wurde ja enthauptet).


    Ein Blick zur Orgelempore und zur Orgel:


    Eine sehr schönes romanisches Portal, das in einen Nebenraum führt:

    2 Mal editiert, zuletzt von Villa1895 (5. Mai 2019 um 23:38)