Mobilität und Städtebau

  • Vermutlich wird es sich bei diesem Elektromotorrad auch um OEM-Ware aus China handeln, denn hinter all den deutschen "Herstellern" von e-Scootern wie Streetbooster (den One hatte ich mir mal schicken lassen und war sehr enttäuscht, allein schon die Verpackung und das beigelegte Zubehör wirkten wie vom Flohmarkt) verbirgt sich ein Wiederverkäufer von fertigen Produkten aus China.

    Wie ich einem Interview mit dem Gründer von Streetbooster entnommen habe (bei Youtube, finde ich gerade nicht, hier einige Infos: klick), gilt man zulassungstechnisch als "Hersteller" und nicht als Importeur, wenn man in eigenem Namen solche Kleinfahrzeuge verkauft, muß dann aber stichprobenartig die Lieferungen kontrollieren.

    Er flog zu Anfang tatsächlich nach China auf eine Messe und suchte dann einige Hersteller auf, die dann fertige Scooter nach Kundenwünschen noch geringfügig umbauen und natürlich auch das "Branding" der Marke anbringen. Die Konkurrenz von Epowerfun (https://epowerfun.de/) ging ähnlich vor, brachte aber immerhin noch die Idee mit, eine Steuerung von Hobbywing zu verwenden (sonst im Modellbau verwendet), die dann aber auch vom OEM fertig eingebaut wird.

    Jedenfalls gibt es da in Deutschland jeweils nicht mehr als vielleicht eine kleine Halle mit ein paar Leuten, die Support leisten und Ersatzteile verschicken.

    Wenn Geld keine Rolle spielen würde, dann könnte mir so ein Zero Motorrad oder ein BMW C04-Elektroroller schon gefallen, zumal man da auch mit dem 125er-Führerschein ziemlich hohe Spitzenleistungen von deutlich über 15 PS nutzen darf, beim BMW sind das sogar über 30 PS, wenn ich mich recht entsinne (daher fährt das gedrosselte Modell genauso schnell wie das offene, nämlich 120 km/h). Da sind wir dann aber im fünfstelligen Eurobereich für die Anschaffung, und der riesige und schwere BMW schafft auch nur ungefähr 80 km Reichweite.

    Die Reichweite hängt ganz extrem von der Geschwindigkeit ab und die chinesischen Scooter werden nach einem ganz realitätsfernen Zyklus getestet, mit einem sehr leichten Fahrer und konstant 12 km/h oder so. Die Angabe "Stadtverkehr" beim genannten Motorrad weist darauf hin, daß hier auch ziemlich langsam gefahren wird. Daß die Angabe nicht stimmen kann, schließe ich aus der Größe der Batterie und durch einen Vergleich mit dem Verbrauch des Seat Mo, der fast beim doppelten liegt, als hier zugrunde gelegt wird.

    Die Reichweite sinkt mit höherer Geschwindigkeit ganz extrem, 2015 hatte ich mir mal einen Renault Twizy ausgeliehen und bin mit normaler Geschwindigkeit (insofern man 80 km/h Spitze normal findet) nicht mal von Konstanz bis Radolfzell gekommen, weil die Reichweitenanzeige rapide sank. Beim Zurückschleichen über Nebenstrecken mit Tempo 50 stieg die angezeigte Reichweite dann aber wieder, so daß ich wohl da nur noch den halben Verbrauch hatte. Den Twizy kann ich übrigens nicht empfehlen - miserable Federung und extrem schwerfälliges Fahrverhalten, dazu noch sehr laut durch das ausfallfreudige Differential (laut Twizy-Forum hält das teilweise nur 10.000 km).

    Generell bin ich übrigens sehr an Elektromobilität interessiert und auch von manchen Fahrzeugen wie den e-Scootern durchaus auch Fan, aber im Autobereich sehe ich es preislich für den Durchschnittskäufer noch nicht, und für viele Anwendungen eben gar nicht, zumindest nicht mit der heutigen Akkutechnologie.

    Easy does it.

  • Zu den Wunschvorstellungen: Ich denke da wird nichts über austauschbare Akkus gehen

    Das wird meines Erachtens eher eine Nische bleiben, auch Nio bietet ja nur wenige Austauschzyklen kostenlos an, will man häufiger wechseln, muß man einen Aufpreis zahlen. Das Interesse besteht eher für Langstreckenfahrten, für die man sich z. B. einen größeren Akku mieten kann. Oder bei einem Akkudefekt, der ja bei längerer Nichtladung oder längerer Aussetzung gegenüber extremen Temperaturen durchaus relativ schnell auftreten kann. Normen wird man das aufgrund der extremen Größe der Akkupakete kaum, zumal die Akkus ja bei manchen Herstellern nahtlos als tragendes Element in die Karosserie integriert sind bzw. entsprechende Abschirmungen oder maßgeschneiderte Kühl- bzw. Heizelemente erfordern. Auch benötigen 700 kg schwere Akkupakete mit einigen Metern Größe entsprechende Logistik in Form von Hallen und automatisierten Geräten, die die schweren Akkus abtransportieren.

    Easy does it.

  • buarque Habe ich eventuell nicht deutlich genug klar gemacht, ich bin auch völlig der Meinung, dass es für größere Fahrzeuge sich nicht durchsetzen wird, ich meinte diese Kleinstfahrzeuge, wie Zweiräder. Da werden in einigen afrikanischen und indischen Städten die kompakten Akkus in handlicher Bauform heute schon schnell ausgetauscht von Rikscha und co.

  • Übrigens bezüglich der Diskussion um die Sperrung der Fähren für E-Autos. Habt Ihr recherchiert, was aus der Nachricht von damals wurde, als groß durch die Presse ging, dass nun "erste Parkhäuser E-Autos verbieten"? Beim ersten Parkhaus, das dieses Verbot verhängt hat, hat die Sperrung ganze 3 Monate angedauert, wie ich soeben erfahren habe. Nur mal so als kleine Erinnerung.

  • ich meinte diese Kleinstfahrzeuge, wie Zweiräder.

    Ja, die nutze ich selbst sehr gern, auch als Leihfahrzeug. Ich würde es auch sehr gern sehen, wenn man das seltsame Tempolimit von 20 km/h aufheben könnte, das es nur in Deutschland gibt (sonst überall 25 km/h und meist keine Versicherungspflicht).

    Warum nicht einen e-Scooter wie den Ninebot GT2 zulassen, in einer eigenen Klasse mit Helmpflicht und meinetwegen auf 45 km/h gedrosselt? Damit käme man auch problemlos Steigungen wie in Stuttgart hoch, an denen die heute lieferbaren Scooter meist scheitern (außer dem bärenstarken SoFlow).

    Easy does it.

  • Bei solchen Konzepten ist der ursprüngliche Einkaufspreis weit weniger relevant, gut erkennbar an den riesigen Luxusautos, die dadurch im deutschen Automarkt überrepräsentiert sind. Nur ein winziger Bruchteil von diesen ist wirklich von Privatleuten als Neuwagen selbst erworben.

    Nunja, wer sich so eine Karre leistet, kauft, finanziert oder least diese idR ja als Firmenwagen. Macht steuerlich einfach so viel mehr Sinn.

    Das letzte Auto, was ich vor meiner Tür hatte, habe ich auch geschäftlich angemeldet. Mittlerweile bin ich ohne eigenen PKW und vermisse nichts.

  • Nunja, wer sich so eine Karre leistet, kauft, finanziert oder least diese idR ja als Firmenwagen. Macht steuerlich einfach so viel mehr Sinn.

    Ich kann Dir nicht folgen. Ich dachte das wäre Kern meiner Aussage, dass beim "Neu"kauf kaum einer mehr zum Händler geht den Neupreis auf den Tisch legt und dann sein Fahrzeug aus der Fabrik abholt mit quasi Km Stand 0. Stattdessen werden höchstens "junge Gebrauchte" gekauft. Der große Rest kauft nicht, sondern schließt Leasingverträge oder Abos ab, lässt sich ein Auto vom Arbeitgeber stellen, oder seltener leiht sich eines nach Bedarf (die Preise sind seit Corona ziemlich hoch).

  • Ich kann Dir nicht folgen. Ich dachte das wäre Kern meiner Aussage, dass beim "Neu"kauf kaum einer mehr zum Händler geht den Neupreis auf den Tisch legt und dann sein Fahrzeug aus der Fabrik abholt mit quasi Km Stand 0

    Ich hatte immer nur Kleinstwagen, angefangen mit einem Peugeot 205 mit 60 PS, die dann aber tatsächlich neu gekauft ... danach folgten ähnliche Autos, die ich immer gefahren bin, bis es nicht mehr ging, den Peugeot 106 bis 240.000 km. Der Verwerter meinte dann, das sei doppelt so viel wie bei manchen VW oder Audi mit Turbodiesel oder älteren Direktschaltgetrieben ...

    Ich habe aber nie etwas vermißt und bin damit auch auf große Fahrt gegangen, von Rügen bis nach Dänemark. Selbst der 205 von 1990 brauchte nur knapp über 4 Liter auf 100 km.

    Ich denke, die absolute Einsteigerklasse, die ja langsam, aber sicher durch EU-Vorgaben zu Fahrerassistenzsystemen usw. ausstirbt, wird schon noch gekauft, vielleicht auch noch die Klasse darüber. Aber schon beim Passat dominiert das Leasing, wobei das meines Erachtens ziemlich teuer ist, wenn ich mal anschaue, was im Bekanntenkreis Leute für ihre geleasten Mercedes zahlen, ist ein vernünftiger gekaufter Kleinwagen doch sehr viel günstiger.

    Wahrscheinlich erklärt das Leasingmodell (und diverse andere Absatzfördermaßnahmen) auch, warum die deutschen Autohersteller trotz "Rekordgewinnen" alle eine ganz ordentliche Schuldenlast zu tragen haben, im dreistelligen Mrd.-Bereich.

    Easy does it.

  • Aber schon beim Passat dominiert das Leasing, wobei das meines Erachtens ziemlich teuer ist, wenn ich mal anschaue, was im Bekanntenkreis Leute für ihre geleasten Mercedes zahlen, ist ein vernünftiger gekaufter Kleinwagen doch sehr viel günstiger.

    Ich glaube das ist der Trick dabei. Es ist ja auch kein Zufall, dass die Hersteller selbst Carsharing anbieten und ihre Händler solche Vertriebswege, die zunächst mal günstiger erscheinen. Im Endeffekt führt es zu mehr Autos und vor allem größeren Autos, weil die Kunden (die es sich leisten können) verlockt sind, gefühlt deutlich mehr an prestigeträchtigem Auto für dann verhältnismäßig weniger (aber im Absoluten mehr) Geld zu kaufen. Den Effekt gibt es ja leider auch bei E-Autos, wo praktisch jeder Käufer zum Besitzer eines 200+PS Boliden wird; da überkompensiert der Kunde den höheren Kaufpreis mit der höheren Leistung. Die Wenigsten hätten wohl von sich aus ein Auto der Kompaktklasse mit 513 PS (Marktführer Tesla) für sich als richtig empfunden.

  • Nunja, wer sich so eine Karre leistet, kauft, finanziert oder least diese idR ja als Firmenwagen. Macht steuerlich einfach so viel mehr Sinn.

    Das letzte Auto, was ich vor meiner Tür hatte, habe ich auch geschäftlich angemeldet. Mittlerweile bin ich ohne eigenen PKW und vermisse nichts.

    Mit einer Luxuskarre fährt man besser nicht in die Firma, diese sind fast alle privat.

    Steuerlich macht es auch keinen Sinn, außer du schreibst ein Fahrtenbuch.

    Ob ein Fahrzeug geleast, gekauft oder finanziert wird, muss jeweils neu nach Leasingrate, Zinsen und Restwert beurteilt werden.

    Bei BMW sind rund 80% geleast, 10% finanziert und der Rest gekauft. So hat es mir vor ein paar Jahren ein Verkäufer erklärt.

    Übrigens wer einen 911er gewerblich least, kann in sich entweder nicht wirklich leisten oder hintergeht das Finanzamt.

  • Tesla hat seine Zahlen für das 4. Quartal 22, und damit auch seinen Jahresabschluss vorgelegt.

    Die Zahlen sind offenbar besser, als allgemein von den Analysten erwartet. Umsatz, Gewinn und Absatz konnten kräftig gesteigert werden, und nicht nur die absoluten Zahlen, sondern auch die Wachstumsraten sind weiterhin höher als bei den europäischen und amerikanischen Wettbewerbern.

    Die Konkurrenz aus China (BYD) hat aber aufgeholt, und, zumindest was die Verkaufszahlen angeht, nach einigen, aber nicht allen Quellen Tesla auch überholt.

    Spiegel Online

  • Die Stuttgarter Straßenbahn hat neue Zahnradbahnen sich angeschafft. Das Angebot zur Fahrradmitnahme wurde vergrößert. Sieht schon kurios aus, wenn so eine Bahn einen extra wirklich großen Fahrradwagen vor sich her schiebt. Vielleicht ja auch ein Modell für andere Straßenbahnunternehmen, welche Höhenlagen ansteuern, wie Ulm.

    Neue Zahnradbahn | SSB
    Die neue Zahnradbahn fährt seit dem 08. Oktober 2022 im offiziellen Linienverkehr! Hier finden Sie alle aktuellen Infos zu der kommenden Einweihung und Doku.
    www.ssb-ag.de
  • Das isser wohl, der Homo Audiens, der Audi-Mensch der Zukunft.. :blink: :biggrin:

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  • Der Film zeigt doch gut, wer sich in Zukunft noch ein Auto leisten dürfen soll: Menschen, die in einer Sichtbeton-Villa an einem Fjord wohnen und den Tag mit Golfspielen, Mountain-Bike-Fahren und Ski-Abfahrtslauf verbringen. Der Rest fährt im Bus. :zwinkern:

  • Die Stuttgarter Straßenbahn hat neue Zahnradbahnen sich angeschafft. Das Angebot zur Fahrradmitnahme wurde vergrößert. Sieht schon kurios aus, wenn so eine Bahn einen extra wirklich großen Fahrradwagen vor sich her schiebt. Vielleicht ja auch ein Modell für andere Straßenbahnunternehmen, welche Höhenlagen ansteuern, wie Ulm.

    Ja, die Bahn ist absolut faszinierend, damit bin ich allein schon aufgrund des Panoramablicks gern gefahren, auch wenn die Tunnelstrecke nach Degerloch vielleicht schneller gewesen wäre, viele Fotos und Infos gibt es hier:

    Zahradbahn und Standseilbahn

    Abends darf die Bahn nicht mehr fahren (Anwohner ...), sie fährt dann aber trotzdem am Marienplatz los, aber nur bis zur nächsten Station, an der dann alle aussteigen müssen (bevor sie rückwärts ins Depot rollt). Da bin ich schon zweimal reingefallen, zumal der angekündigte Ersatzbus nie kam.

    Es gibt einige gute Gründe, Musk zu kopieren. Die Neigung, übertrieben optimistische Erwartungen zu wecken, ist IMHO keiner davon.

    Der gute ist vor allem Ankündigungsweltmeister und Betrüger:

    Leitender Tesla-Ingenieur gibt zu: Autopilot-Video war fake

    Tatsächlich ist Tesla bei Software und Autopilot bestenfalls mäßiger Durchschnitt. Die Betrügerei war aber eher kriminell - die Strecke wurde "hard coded" (also mehrmals manuell abgefahren und dabei erfaßt) und dann gewissermaßen einfach mit den Fahrmanövern quasi "abgespielt" (sogar im veröffentlichen Video schneidet der Tesla aber Kurven und wechselt trotz anderer Verkehrsteilnehmer abrupt die Spur).

    Die Tesla Mitarbeiter wurden davon vorher wohl nicht in Kenntnis gesetzt, denn den irreführenden Text verfaßte dann Musk persönlich.

    Easy does it.

  • Einige interessante Beispiele für den Umgang mit verkehrsintensiven Straßen in den USA, die teils autobefreit wurden:

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