Mobilität und Städtebau

  • @"Eiserner Pirat"

    Du hast mir einen "Verwirrt"-Smilie gegeben. Das ist legitim. Aber viel interessanter wäre es, zu erfahren, was Dich verwirrt. Wenn Du gegen die Verkehrswende bist, dann äußere doch auch mal etwas dazu. Wenn Du für die Einschränkung des PKW-Verkehrs bist, dann sage doch, was Dich daran verwirrt. Glaubst Du, man kann den PKW-Verkehr weitgehend abschaffen, und Dein Leben läuft in den bisherigen gewohnten Wohlstandsbahnen weiter? Ist es die Infragestellung dieser Vorstellung, die Dich verwirrt?

  • Wo ist die Rede davon, dass es zurückgehen soll ins Jahr 1950?

    Wir müssen das Verbrennen sämtlicher fossiler Energieträger stoppen, ja. Neben verstärktem ÖPNV und mehr Radverkehr sind v.a. E-Autos dabei das Mittel der Wahl. Dass die deutschen Hersteller das Thema verschlafen haben und nun unter erschwerten Bedingungen aufholen müssen, macht es nicht einfacher. Ändert aber nichts an der Notwendigkeit.

  • Wo ist die Rede davon, dass es zurückgehen soll ins Jahr 1950?

    Wir müssen das Verbrennen sämtlicher fossiler Energieträger stoppen, ja. Neben verstärktem ÖPNV und mehr Radverkehr sind v.a. E-Autos dabei das Mittel der Wahl. Dass die deutschen Hersteller das Thema verschlafen haben und nun unter erschwerten Bedingungen aufholen müssen, macht es nicht einfacher. Ändert aber nichts an der Notwendigkeit.

    Absolut richtig, das Verbrennen fossiler Brennstoffe muss runtergefahren werden. Allerdings braucht man dazu keine "Aktivisten", die belehrend Autobahnen blockieren und selber gerne Fernreisen, Auslandssemester und Backpackingtouren in exotische Länder machen. Der ökologische Fußabdruck ist nicht besser, sondern oftmals noch schlimmer wie bei einigen "bösen" Autofahrern.

    ...

  • Nochmals. Wenn wir nur Verbrenner durch E-Autos ersetzen, ändert sich nichts am Städtebau, am Verkehr oder der autogerechten Stadt. Das ändert sich nur, wenn der motorisierte Individualverkehr deutlich gedrosselt wird.

    Jedoch. Die Vorstellung eines reinen Ersetzens des Verbrenners durch E-Autos wird sich als Illusion erweisen. Die Investitionen in Infrastruktur sind riesig, der zusätzliche Stromverbrauch derzeit gar nicht zu meistern, die Kosten für die E-Automobile zu hoch für die Masse der nun langsam verarmenden Bürger (auch wenn einige widersprechen, dass alles doch noch viel billiger werde). Und der Strom kommt nicht nur aus der Steckdose, sondern im (klimatechnisch betrachtet) besten Fall vom Kernkraftwerk, das wir in Deutschland aber gerade abschaffen.

    Das Problem wird also schlicht durch Armut gelöst werden. Nachhaltiger Klimaschutz, ruhige Innenstädte, Lösung ökologischer Probleme usw. sind nur durch ein schrittweises Zurückfahren des Lebensstandards auf den Stand von 1950 zu haben. Alles andere halte ich für Illusion oder Augenwischerei. Beispiel Amsterdam oder Kopenhagen mit ganz anderer Wirtschaftsstruktur hin oder her.

    Somit. Weniger Urlaub, weniger Mobilität, weniger Amazon-Bestellungen, weniger Essen, weniger Handyspielerei, weniger Heizen. Dafür eben mehr Spaziergänge, mehr Meditation, mehr Beschäftigung mit der Familie. So ist es gewollt, und auch so kann man glücklich werden. Es liegt nur im Rahmen der Möglichkeiten der meisten Machtlosen von uns, entweder fortzuziehen oder sich eben mental vorzubereiten.

  • Leider nicht - das Problem wird sich, da auch in den nachfolgenden Jahrzehnten in Deutschland stetig weniger als 2 Kinder pro Frau zur Welt gegkommen sind, immer weiter verschärfen.

    Derzeit liegt die Rate bei gut 1.5, und damit viel zu niedrig, um aus sich heraus eine Vergreisung der Bevölkerung zu verhindern. Wenn es nicht zu einer tiegreifenden Veränderung (z.B. massenhafte Einwanderung junger Leute) kommt, steuern wir absehbar auf eine demographische Katastrophe zu. Ab einem gewissen Punkt wird uns zudem die verbleibende Jugend davonlaufen, um den immer weiter steigenden Abgaben zu entgehen.

    P.S.: Ein Blick auf den "Altersbaum" des Jahres 1950 zeigt noch deutlich den unfassbaren Einschnitt bei den damaligen Mittdreißigern, der durch die Kombination beider Weltkriege verursacht wurde: Ausbleibende Geburten während WK1 verstärkt durch im WK2 gefallene Männer.

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    Naja, das ist ein zunehmend weltweites Problem. 2020 dürfte die globale Fertilität erstmals unter Erhaltungsniveau gelegen haben. Mitteleuropa hat hingegen bei der Fertilität entgegen dem globalen Trend deutlich zugelegt, Deutschland, jahrzehntelang Schlusslicht in Europa, befindet sich nun im oberen Drittel wieder.

    Es geht v.a. um die Geschwindigkeit des Schrumpfungsprozesses. Es steht nun eine kritische Phase an, da in Deutschland die letzten geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen, während die geburtenschwächsten (der 2000er Jahre) beginnen, langsam auf den Arbeitsmarkt zu kommen. Das ist das Dilemma. Da ist das Verhältnis zwischen manchen Jahrgängen zur Zeit 2:1 zugunsten der in Rente Gehenden.

    So ein Umbruch folgt danach in absehbarer Zeit nicht noch einmal, dafür müssten die Geburtenzahlen jetzt um 50% einbrechen, was nicht absehbar ist. Es geht um die nächsten 10, 12 Jahre, danach werden wir zumindest für einige Jahrzehnte wieder ein halbwegs ausgeglichenes Verhältnis zwischen Neurentnern und auf den Arbeitsmarkt strömenden haben, oder das Verhältnis wird um 1:0,8 liegen, also absolut managbar.

    Heimdalls Einwand (die alte Geschichte mit der "Einwanderung in die Sozialsysteme") ist auch falsch. Bereits jetzt haben 35% der Menschen zwischen 35 und 45 Jahren Migrationshintergrund und sind aktiv damit beschäftigt, heutigen, ganz überwiegend "biodeutschen" Rentnern die Rente zu bezahlen:

    Bevölkerung mit Migrationshintergrund nach Alter

    Ein Blick, ich schrub es schon mit ermüdender Häufigkeit, in jedes Uni-Institut, jede IT-Neugründung, jedes Krankenhaus und jedes Altenheim zeigt auch, dass die Mär davon, dass die Zuwanderer nichts beitragen zum Gemeinwesen Humbug ist. 50% unseres Pflegeteams hat ausländische Wurzeln, bei den Neueinstellungen liegt der Anteil bei 70%. Jeder, der erzählt, man "müsse nur mal faire Löhne zahlen" (allein von 2010 bis 2019 sind Gehälter in der Pflege um 40% gestiegen, und da sind die neuen Runden mit erneuten substanziellen Erhöhungen seit 2020 nicht drin) oder "die Bedingungen verbessern" hat keine Ahnung. Die Bedingungen werden erst besser, wenn offene Stellen auch besetzt werden können und Gehälter kann ich soweit erhöhen, wie ich will - wenn keiner da ist, der den Job machen kann oder will, ändert sich an der Unterbesetzung nichts, und der Teufelskreis dreht sich weiter (natürlich völlig unabhängig davon, dass diese Kosten ja von der Allgemeinheit erbracht werden müssen, also keinesfalls "umsonst" sind).

    So sehen Ärzteteams an norddeutschen Kleinstadtkrankenhäusern mittlerweile aus:

    Jeder, der davon schwadroniert, dass Deutschland keine Einwanderung brauche, hat keine Ahnung, ich muss es so deutlich sagen, und die Lage ist in allen Branchen so, vom Handwerker bis zum Lehrer, vom Arzt bis zum Industriearbeiter. Die nächsten 10 Jahre werden nochmal entscheidend im Hinblick auf den Erhalt von Deutschlands Wohlstand. Ein paar Sprüche im Internet kann jeder machen. Es geht jetzt um die Wurst. Natürlich ist ein gewisser Arbeitskräftemangel auch gut, denn er fördert die Produktivität und auch wieder Innovationen. Aber irgendwer muss die Versorgung der alten Leute bezahlen - und wenn hier kein Jungbrunnen erfunden wird oder unser Sozialstaat einfach abgeschafft werden soll, können das nur junge Arbeitskräfte sein.

    Die Brisanz nimmt ab 2030-35 entscheidend ab, danach wird die von manchen erträumte kontrollierte Schrumpfung dann auch möglich, aber bis dahin brauchen wir einfach Menschen, wenn die umfangreiche öffentliche Daseinsfürsorge erhalten bleiben soll.

  • einige dynamische städtische Zentren, in denen sogar die Geburtenrate noch passt und zusätzlich Zuzug von Außen erfolgt

    Zu diesen gehört die sächsische Landeshauptstadt Dresden . Schon lange ist die Landeshauptstadt Dresden Geburtenhauptstadt, zieht junge, kulturvolle Menschen an und ist jetzt auch Modelstadt Elektromobilität. In der zukunftweisenden Gläsernen Manufaktur, dem "Center of Future Mobility", fertigt der VW-Konzern hocheffiziente Elektroautos.

    Auch im Nahverkehr ist die Landeshauptstadt Dresden Vorbild für andere Kommunen. In den letzten Jahren wurde veranlasst, dass deutlich mehr als eine Milliarde Euro in den Ausbau des Schienennetzes investiert wurde. Damit kann das S-Bahnnetz deutlich erweitert werden.

  • Dumm nur, dass das Wachstum Dresdens seit ein paar Jahren beendet* ist, an der Pleiße hingegen noch stattfindet...Geburtenhauptstadt sind "wir" auch nicht mehr...so ein Pech aber auch....Reik, lass doch einfach das Getrolle. Ich liebe Dresden auch, bin allerdings deswegen keineswegs blind für Realitäten.


    *das Wachstum verschiebt sich aufgrund der Preisentwicklungen auf dem Wohnungs- , wie auch auf dem Grundstücksmarkt zunehmend ins Dresdner Umland, was wiederum für Pirna, Meißen, Heidenau, Freital, Wilsdruff, Radeberg usw. positiv ist

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • So sehen Ärzteteams an norddeutschen Kleinstadtkrankenhäusern mittlerweile aus

    Und deshalb finde ich, sollten auch nicht mehr alte, weiße Ur-Deutsche, denen es ohnehin egal ist, welche Menschen in 20 oder 50 Jahren in dem Land leben, das einstmals ihre Vorfahren vermessenerweise als das ihre ansahen, über die Zukunft bestimmen. Diejenigen, deren Kinder heute vielerorts in den Schulen bereits die Mehrheit stellen, sollten schon heute darüber bestimmen, wie dieses Land in der Zukunft auszusehen hat. Denn sie sind die Zukunft. Alte, weiße Ur-Deutsche, ob in weiblicher oder männlicher Version, haben ihnen und diesem Land keinerlei Vorschriften mehr darüber zu machen, ob sie mit dem Verbrenner herumfahren wollen, ob sie Kohlekraftwerke oder Atomkraftwerke bauen wollen. Die sollen froh sein, wenn ihnen noch die Rente bezahlt wird, und sich ansonsten mal aus politischen Gestaltungsvorgängen langsam heraushalten.

    Jetzt sind wir allerdings wieder erneut bei einem Thema, das so themenfremd ist, dass ich die Moderation bitte, einzugreifen.

    P.S.: Es sei noch anzumerken, dass ich gerade im Ärztewesen, zumindest bezogen auf das Personal der Krankenschwestern/-pflegerinnen zugewanderte Kräfte stets Biodeutschen gegenüber bevorzuge. Meiner Erfahrung nach, sind die Krankenschwestern aus Rumänien, Korea, Polen usw. deutlich freundlicher und umgänglicher als die biodeutschen Kratzbürsten, mit denen ich regelmäßig üble Erfahrungen machen konnte. Somit auch hier ist hinsichtlich der Deutschen auf baldigen Volkstod oder Rückzug in die Erdhöhlen, aus denen sie krochen, zu hoffen.

  • Kein Land ist nachhaltig, das sich einzig durch Einwanderung über Wasser hält. Wer aus Osteuropa die Ärzte absaugt, der bietet keine tollen Arbeitsbedingungen, der will Ausländern niedrigere Löhne und schlimmere Arbeitsbedingungen zumuten, als er es mit der Bevölkerung hier könnte. Wer die Geburtenrate stützen will mit Einwanderung, der will sich die Arbeit sparen für junge Menschen Bedingungen zu schaffen, die Nachwuchs ermöglichen und das auch in höherer Zahl. So ein Land ist wie ein Parasit, der ständig Blut von außen braucht, in Form von Zuwanderung, weil die ,,alten Zuwanderer" ja dann auch unter diesen Bedingungen aufhören Kinder zu bekommen und miese Jobs anzunehmen.

  • Dumm nur, dass das Wachstum Dresdens seit ein paar Jahren beendet* ist, an der Pleiße hingegen noch stattfindet...Geburtenhauptstadt sind "wir" auch nicht mehr...so ein Pech aber auch....Reik, lass doch einfach das Getrolle. Ich liebe Dresden auch, bin allerdings deswegen keineswegs blind für Realitäten.


    *das Wachstum verschiebt sich aufgrund der Preisentwicklungen auf dem Wohnungs- , wie auch auf dem Grundstücksmarkt zunehmend ins Dresdner Umland, was wiederum für Pirna, Meißen, Heidenau, Freital, Wilsdruff, Radeberg usw. positiv ist

    Trotzdem zeigen die Beispiele Leipzig und Dresden natürlich, was man alles mit kluger Politik erreichen kann, sowohl städtebaulich als auch wirtschaftlich/demografisch. Da ragen sowohl Dresden und Leipzig schon bundesweit hervor (auch wenn Reik natürlich nur sein Dresdenzeug loswerden wollte). Nebenbei - und den Bogen zur Mobilität zu bekommen - zeigt sich an diesen beiden Städten auch, dass die klassische Straßenbahn, in Westdeutschland jahrzehntelang als rückschrittliches Fossil abgeschafft, zugemacht, verschrottet (Kiel und Bremerhaven teilen sich hier die Krone der dümmsten Städte, die noch Mitte der 1980er Jahre ihre Straßenbahnsysteme abgeschafft haben) keineswegs ausgedient hat. Beide Städte verfügen zusammen mit Ostberlin heute über die größten reinen Straßenbahnsysteme in Deutschland, ich glaube nicht, dass das Zufall ist - die Straßenbahn ist ein zutiefst menschliches Verkehrsmittel und hat anders als die Hybridsysteme in Westdeutschland (die außerdem viel teurer im Unterhalt sind) auch viel weniger Angsträume.

  • Kein Land ist nachhaltig, das sich einzig durch Einwanderung über Wasser hält. Wer aus Osteuropa die Ärzte absaugt, der bietet keine tollen Arbeitsbedingungen, der will Ausländern niedrigere Löhne und schlimmere Arbeitsbedingungen zumuten, als er es mit der Bevölkerung hier könnte. Wer die Geburtenrate stützen will mit Einwanderung, der will sich die Arbeit sparen für junge Familien Bedingungen zu schaffen, die Nachwuchs ermöglichen. So ein Land ist wie ein Parasit, der ständig Blut von außen braucht, in Form von Zuwanderung, weil die ,,alten Zuwanderer" ja dann auch unter diesen Bedingungen aufhören Kinder zu bekommen und miese Jobs anzunehmen.

    Hier kollidieren eben Anspruch und Realität auseinander. Finde ich das gut, dass die Ärzteteams so aussehen, wie skizziert? Nein, natürlich nicht. Aber ich kenne die Realität halt von innen. Ohne diese Menschen hätten wir eine ausgemachte Versorgungskrise. Ganz einfach. Natürlich ist das System im Prinzip pervers. Unsere Ärzte wandern in die Schweiz oder nach Norwegen ab (ist dort ja nicht anders, die bilden auch zu wenig aus, verhalten sich genauso parasitär), wir holen welche aus dem Rest der Welt nach.

    Ich stimme zu, dass es besser gehen müsste. Aber das kostet halt richtig Geld, Zahl der Studienplätze steigern, Gehälter und Bedingungen verbessern (und beide bedingen sich - die Bedingungen werden immer schlecht bleiben, wenn Personalmangel herrscht) und all das trifft auf leere öffentliche Kassen. Wenn Du also die alles entscheidende Idee hast, diesem Zirkus zu entrinnen jenseits platter Sprüche wie "angemessene Gehälter" (an denen liegt es im ärztlichen Bereich seit 10 Jahren nicht mehr) und "verbesserten Bedingungen", immer her damit.

    Noch krasser ist es eben im Pflegebereich. Ja, das wurde jahrzehntelang runtergewirtschaftet, auch aufgrund eigener Fehler der Pflegevertreter, die tlw. mehr mit dem permanenten Abgrenzen gegen ärztliche Tätigkeiten beschäftigt waren als sich um ihren Berufsstand zu kümmern - aber den Karren kann man nicht in 2 Jahren und mit ein paar flotten Sprüchen aus dem Dreck ziehen. Es passiert jetzt endlich vieles, auch berufsrechtlich und in der Ausbildung/Teilakademisierung - aber das dauert Jahre, Jahrzehnte, die wir nicht haben.

  • Gibt es für einen Medizinstudium nicht einen NC von1,0.? Also Ärztemangel ist ein politische verschuldetes Problem, genauso auch der Mangel in den Pflegeberufen politisch verschuldet ist. Eine sehr gute Freundin arbeitet im Altenheim und sie bedauert sehr, dass man den Zivildienst abschaffte. Ihr männliche Kollege bekam damals durch den Zivildienst Zugang zum Pflegeberuf. . Da wir knapp erwachsene Söhne haben bedauern wir auch beide, dass es kein verpflichtendes soziales Jahr für Jugendliche gibt.

    Der "Dienst am Menschen", meinetwegen auch gerne drei Jahre, würde unserer Gesellschaft so gut tun und sich auch integrativ auswirken. Dann entgeht eben der Wirtschaft Kapital.

    Das Narrativ der Bevölkerungspyramide höre ich schon seit 20 Jahren. Manche in meinem Freundeskreis haben fünf Kinder und manche keines. Jeder wie er möchte. Das ist doch toll. Was ist daran so schlimm, dass die Bevölkerung abnehmen könnte? Die Argumente dagegen fußen für mich alle auf ein Schnellballsystem. Nach Sieferle waren früher in einer Agrargesellschaft 80 % der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft beschäftigt, d.h. man benötigt 80 Personen um 100 Personen zu ernähren. In der heutigen Landwirtschaft ernährt eine Arbeitskraft über 100 Personen, d. h. die Arbeitsprokuktivität ist drastisch gestiegen, und auf eben diesen Effekt muss man auch im Rentensystem setzen.

    Was die Mobilität betrifft, werden E-Autos unsere Heimat nicht verschönern, Ich sehe es wie Heimdall, noch weitere Infrastrukturmaßnahmen müssen nötig sein, durch mehr Stromtrassen und noch mehr Windkrafträdern und Wasserkraftwerke etc.

    Weltweit ändert sich natürlich nichts, da nicht benötigtes Öl eben billiger an Schwellenländer verkauft werden. Das Erfolgsmodell "Verbrenner" wird noch lange auf der Erde weilen.

    Weiterhin gibt es viele schrumpfende, aber noch halbwegs vitale Gebiete

    Und das wäre doch ein Ansatz für neue Infrastrukturprojekte. Stellt Euch mal vor, es gäbe eine Kreisstadt die nur durch Schienen zu erreichen wäre, auch kleinere Ortschaften ringsrum würden nur durch Schienen verbunden sein. Natürlich bräuchte es Konzepte, wie man z.B. einen Schlaganfallpatienten am besten ins hiesige Kreiskrankenhaus bringen könnte. Dafür müsste es dann extra eine Schiene gelegt werden etc.

    Ich stell mir das sogar effektiver vor, wenn man bedenkt wie halsbrecherisch Rettungsfahrzeugfahrer sich durch den Verkehr kämpfen müssen.

    Vielleicht male ich mal eine Karte, wie ich mir das vorstelle.

    Beauty matters!

  • Gibt es für einen Medizinstudium nicht einen NC von1,0.? Also Ärztemangel ist ein politische verschuldetes Problem, genauso auch der Mangel in den Pflegeberufen politisch verschuldet ist. Eine sehr gute Freundin arbeitet im Altenheim und sie bedauert sehr, dass man den Zivildienst abschaffte. Ihr männliche Kollege bekam damals durch den Zivildienst Zugang zum Pflegeberuf. . Da wir knapp erwachsene Söhne haben bedauern wir auch beide, dass es kein verpflichtendes soziales Jahr für Jugendliche gibt.

    Der "Dienst am Menschen", meinetwegen auch gerne drei Jahre, würde unserer Gesellschaft so gut tun und sich auch integrativ auswirken. Dann entgeht eben der Wirtschaft Kapital.

    Das Narrativ der Bevölkerungspyramide höre ich schon seit 20 Jahren. Manche in meinem Freundeskreis haben fünf Kinder und manche keines. Jeder wie er möchte. Das ist doch toll. Was ist daran so schlimm, dass die Bevölkerung abnehmen könnte? Die Argumente dagegen fußen für mich alle auf ein Schnellballsystem. Nach Sieferle waren früher in einer Agrargesellschaft 80 % der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft beschäftigt, d.h. man benötigt 80 Personen um 100 Personen zu ernähren. In der heutigen Landwirtschaft ernährt eine Arbeitskraft über 100 Personen, d. h. die Arbeitsprokuktivität ist drastisch gestiegen, und auf eben diesen Effekt muss man auch im Rentensystem setzen.

    Ja, das ist politisch. Problem ist

    1. dass beständig etwa 20-30% der Medizinabsolventen gar nicht in den Gesundheitsdienst gehen. Das müsste man dann über Verpflichtungen regeln, die wiederum rechtlich in Deutschland wackelig sind - also sowas wie mindestens 10 Jahre Arbeit im Provinzkrankenhaus, ehe man sich niederlassen kann oder in die Pharmaindustrie gehen kann

    2. kosten Medizinstudienplätze halt richtig Geld, Geld, das die Länder nicht haben, und die Zahl der Studienplätze ist bereits massiv ausgebaut worden. Wie willst Du da weitere Milliardenkosten begründen? Und wer soll die bezahlen? Ihr seid doch die, die immer über die hohen Abgaben und Steuern jammern.

    3. sind mittlerweile 80% der Absolventen Frauen, diese wollen oft Teilzeit arbeiten oder haben lange Ausfallzeiten durch Kindererziehungszeiten, das ist eben auch nicht eingepreist in einem System, in dem immer noch wie selbstverständlich davon ausgegangen wird, dass jeder Absolvent 35 Jahre Vollzeit durcharbeitet, weil sich doch eh Mutti um die Kinder kümmert. Mittlerweile wollen aber auch immer mehr männliche Ärzte Teilzeit arbeiten, nehmen Elternzeiten usw., hinzu kommen nervige Arbeitszeitgesetze, die die ausbeuterischen Verhältnisse von früher (ich habe selber noch 72h-Dienste gemacht und 24h-Dienste ohne Schlaf und danach noch meine Station fertiggemacht, macht 28 ohne Schlaf, regelmäßig, einmal die Woche) immer unmöglicher machen, also braucht man mehr Köpfe, und dann wollen die verwöhnten Penner noch nicht mal Vollzeit arbeiten!

    Zum zweiten Thema:

    Das "Narrativ der Bevölkerungspyramide" hörst Du deshalb seit 20 Jahren, weil es schon seit 20 Jahren brennt. Warum, meinst Du, ist denn das Renteneintrittsalter immer weiter angehoben und das Rentenniveau immer weiter abgesenkt worden. Weil uns Sadisten regieren oder weil einfach immer mehr Rentner von einer stagnierenden bis zur Zeit gottseidank noch langsam steigenden Zahl an Erwerbstätigen getragen werden muss?

    Was einfach nicht verstanden wird ist die Trägheit des Systems. Die geburtenstarken Nachkriegsjahrgänge (stärkster Jahrgang 1964 mit knapp 1,4 Millionen Menschen) gehen erst ab jetzt langsam in Rente, die Jahrgänge der 40er und 50er Jahre (die bereits in Rente sind) sind eben um 200.000-400.000 Menschen pro Jahrgang ärmer. Deswegen wird es auch erst jetzt richtig eng. Das ist alles ganz unentrinnbare Mathematik, da kann man nicht verhandeln, wenn 2030 ein Jahrgang mit 660.000 Geburten auf den Arbeitsmarkt kommt (Geburtsjahrgänge um 2010) und einer mit 1,4 Millionen Geburten in Rente geht (Geburtsjahrgänge um 1965), dann kracht es halt - was willst Du denn machen?

    Sich hier hinstellen und irgendwas von "Narrativen" erzählen, somit insinuieren, dass es ein künstliches Problem gibt, dass nur zu einem bestimmten Zweck (dunkle Mächte, Kalergi-Koudenhove, was weiß ich) instrumentalisiert wird, ist unlauter. Auch die Schneeballsystemgeschichte ist zwar zum Teil wahr, aber leider nicht so, wie Du denkst. Es ist ja gerade ein schrumpfendes Schneeballsystem, also statt dass 2 Rentner 4 Erwerbstätige brauchen, nähert sich das ganze langsam 1:1 - das kann nicht lange gutgehen.

    Dann kommt immer, ja, dann müssen wir das halt "reformieren". Ja, das müssen wir. Aber wie? Und das ohne millionenfache Altersarmut UND ohne die heutige Generation der Werkstätigen über Gebühr zu strapazieren? Klar, umlagefinanziertes Rentensystem abschaffen, ist doch logisch, kenne ich alles schon. Tja, das kommt aus Bismarcks Zeiten, viel Spaß bei seiner Abschaffung, abgesehen von den verheerenden sozialen Folgen kommen dann noch verfassungsrechtliche Aspekte hinzu. Und gerade der Übergang in ein (was eigentlich genau - Finanzmarkt? rein steuerfinanziertes "Basisrentenmodell"?) anderes System wir doppelt schwierig, weil die verfassungsmäßig garantierten Rechte der jetzigen Rentner noch voll erfüllt werden müssen, parallel aber eine zweite Struktur aufgebaut werden müsste, die auch Geld kostet. Die jetzt Werktätigen würden also die jetzigen Rentner mit ihren noch vergleichsweise hohen Renten voll finanzieren und selbst dürften sie dann ein bisschen steuerfrei anlegen und eine Art Mindestrente erhalten - freue mich schon auf die Klagen. Es ist einfach verdammt schwierig, das ist ja das Problem.

    Ich würde mich einfach freuen, wenn hier weniger Gefühle und Meinungen und Halbwahrheiten erzählt würden ODER eben konkrete und finanzierbare Lösungsvorschläge diskutiert würden, die keine Luftschlösser a la Linkspartei sind. Ich bleibe dabei, an einer Stabilhaltung der Erwerbstätigenzahlen bis die geburtenstarken Jahrgänge in Rente sind führt kein Weg vorbei, danach können wir uns ein langsames Schrumpfen gut erlauben, weil sich das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen langsam wieder verbessern wird aufgrund der bereits mehrfach skizzierten stabilisierten Geburtenzahlen seit etwa Anfang der 1970er, seitdem schwanken die Zahlen in Deutschland etwas zwischen 700.000 und 900.000 Geburten - das ist mit dem allmählichen Wegsterben der 1,4-Millionengenerationen der 50er und 60er Jahre dann auch zu stemmen.

    Wie gesagt, egal, was sich mancher hier wünschen mag. An weiterer Einwanderung wird in den nächsten 10 Jahren absolut kein Weg vorbeiführen, weshalb auch keine einzige Partei dies verhindern möchte.

  • Hier kollidieren eben Anspruch und Realität auseinander. [...]

    Ich stimme zu, dass es besser gehen müsste. Aber das kostet halt richtig Geld, Studienplätze steigern, Gehälter und Bedingungen und all das trifft auf leere öffentliche Kassen. Wenn Du also die alles entscheidende Idee hast, diesem Zirkus zu entrinnen jenseits platter Sprüche wie "angemessene Gehälter" (an denen liegt es im ärztlichen Bereich seit 10 Jahren nicht mehr) und "verbesserten Bedingungen", immer her damit.

    Die leeren Kassen sind bewusst so geschaffen worden, durch starke Steuersenkungen in den letzten 30 Jahren für die meisten Unternehmen und Wohlhabende. Dadurch nimmt die öffentliche Hand heute inflationsbereinigt (ich weiß unsaubere Methode, aber zur groben Abschätzung) nicht mehr ein als noch 1992.

    Die extremen Arbeitsbedingungen sehe ich als Hauptübel des Gesundheitssektors, weshalb ich tatsächlich für höhere Ausgaben plädiere und zwar in Form von wieder mehr Angeboten, statt der durchgängigen Zusammenrationalisierung. Die Gesundheitsfürsorge ist eine Grundaufgabe, vor derer vieler anderer Ausgaben, entsprechend soll es mehr Personal und Einrichtungen geben. Meine Mutter war vor Kurzem 11 Stunden in der Notaufnahme am Warten bis sie dran kam, nachdem sie 35 Kilometer mit ihrem eigenen Wagen dorthin gefahren ist mit ernsten Herzproblemen. Erst nach den 11 Stunden wurde sie aufgenommen und bekam am nächsten Tag einen Herzkatheter. Vor 25 Jahren gab es in meiner Geburtsstadt noch ein Vollkrankenhaus, genauso in den umliegenden Städten. Diese wurden trotz Bevölkerungswachstum geschlossen und müssen nun von einer großen Klinik aufgefangen werden. Toll effizient.

  • Heinzer

    Punkt eins wäre doch tatsächlich eine gute Lösung, warum das rechtlich nicht gehen sollte erschließt sich mir nicht. Liegt es an der EU?

    Punkt zwei, wir taumeln von Rekordsteuereinnahmen zu Rekordsteuereinnahmen. Das Argument lass ich nicht gelten. Die Steuern werden anscheinend schlecht umverteilt.

    Punkt drei, hängt an Punkt zwei.

    Für das andere Thema habe ich schon ein Lösungsansatz genannt. Es muss eben eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein, dies stemmen zu können. Da heutzutage viel mehr Menschen ein hohes Alter erreichen, wird die Pyramide zukünftig auf ein Rechteck bzw. auf eine Trapezform hinauslaufen. Durch Automatisierung, Generationenhäuser, Sabbatjahre für Angehörige könnte man vieles lösen. Warum muss es immer das hochgradig kapitalistische Modell sein? Von Kalergi-Koudenhove habe ich noch nie was gehört.

    Beauty matters!

  • Wenn wir nur Verbrenner durch E-Autos ersetzen, ändert sich nichts am Städtebau, am Verkehr oder der autogerechten Stadt. Das ändert sich nur, wenn der motorisierte Individualverkehr deutlich gedrosselt wird.

    Es gäbe doch jede Menge innovative Ideen, von der Einschienenbahn über innerstädtische Seilbahnen bis zur Magnetschwebebahn - eine solche wird ja gerade in Bayern zur Serienreife gebracht:

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    Vermarktet wird das dann in Asien oder Amerika, denn hier gilt es schon als Revolution, wenn man einige Elektrokleinfahrzeuge zuläßt. Die Autos fahren an den Stadtrand und die Fahrgäste dann mit anderen Verkehrsmitteln weiter, funktioniert doch z. B. in Stuttgart-Degerloch wunderbar, wenn man in 10 Minuten im Zentrum ist und alle 3 bis 4 Minute eine Bahn kommt.

    Punkt zwei, wir taumeln von Rekordsteuereinnahmen zu Rekordsteuereinnahmen. Das Argument lass ich nicht gelten. Die Steuern werden anscheinend schlecht umverteilt.

    Vor allem taumeln wir in eine ganz nette Inflation, die immerhin dem Euro endlich den Garaus macht. Hat natürlich "nichts" mit der Geldschwemme zu tun, sondern mit Corona, Ukraine usw.

    Schuldenentwicklung: 420 Mrd. Euro neue Schulden innerhalb von 2 Jahren. Gäbe es keine Minuszinsen dank der EZB, die jeden Schrott aufkauft, hätten wir noch viel höhere Defizite (dafür aber auch keine Inflation).

    Easy does it.

  • ...

    Ich würde mich einfach freuen, wenn hier weniger Gefühle und Meinungen und Halbwahrheiten erzählt würden ODER eben konkrete und finanzierbare Lösungsvorschläge diskutiert würden, die keine Luftschlösser a la Linkspartei sind.

    ...

    Wer sich die bundesdeutsche Monsterbürokratie leisten kann, muss genug Geld haben. Auch diese vergrault das medizinische Personal. Aber daran wagt sich kein Politiker.

    Viel eher ist zu vermuten, dass die energiesparenden Radler neu belastet werden. Ein Pickerl ist in der Schweiz im Gespräch. Zusätzlich könnte man einen vereinfachten Erlaubnisschein (Verkehrsregelprüfung) einführen. Fahrradtüv und Haftpflichtversicherung (mit Nummernschild am Schutzblech)würden ebenfalls zu neuen Einnahmen führen. Heute schmunzelt mancher noch darüber.