Mobilität und Städtebau

  • ...Deshalb halte ich es für bedenklich Maßnahmen zu ergreifen, die "Winner" und "Loser" produzieren könnte. (2-Klassen-Gesellschaft)....

    Die Winner und Loser werden doch schon seit Jahrzehnten "produziert".

    Auf der einen Seite, diejenigen, die es sich leisten können, den Auswirkungen des überbordenden MIV in Stadt und Land auszuweichen, einigermaßen ruhig wohnen und die individuellen Vorteile des MIV für sich nutzen,

    auf der anderen Seite diejenigen, welche die Immissionen (von Lärm bis Feinstaub) vermehrt abkriegen, z.B. an verkehrsreichen Straßen leben müssen.

    Und der Abbau des ÖPNV ging einher mit dem Abbau der Mobilität und der Freiheit derjenigen, die das Auto nicht nutzen können, vor allem sozial Schwache, Behinderte und die Alten.

  • Und mir ist eben nicht klar, dass individuelle Mobilität teurer werden muss.

    Ich denke Wir sind Uns einig, dass nicht nur der ÖV stark subventioniert wird, sondern auch das Auto. Hier gibt es eine kleine Übersicht, zu der ich aber nochmal drei Posten anfügen möchte, zum einen der Einnahmeausfall durch die Nicht-Besteuerung von Elektrofahrzeugen, dann die Kurzarbeitergelder, die auch gezahlt werden, obwohl nur die Lieferketten gestört sind und die Konzerne Milliardengewinne erzielen, zum anderen, und das ist ein richtig dicker Batzen, die Investitionen in Straßeninfrastruktur, wie Autobahnen. Dort werden 70 Milliarden jedes Jahr vergeben, von denen 70% etwa durch alle nutzererbrachten Einnahmen wieder rein kommen.

    Und dann kommt noch ein hoch spekulativer, aber doch bestehender Subventionsfaktor: Die Umweltkosten. Müssen an lauten Kreuzungen Schallschutzfenster eingebaut werde -> öffentliche Förderung, bekommt jemand schlimmeres Asthma, weil er in den Abgasen lebt -> öffentliche Gesundheitsfürsorge, wird die Natur zerschnitten von Straßen, sodass die genetische Vielfalt sinkt -> öffentliche Umweltförderung, usw. usw.

    Dir ist also nicht klar, warum man diesen sehr hohen Preis der motorisierten Individualmobilität senken möchte? Warum man die zunächst auch noch steigenden Kosten für einen Umstieg auf saubere Mobilität nicht von staatlicher Seite allein tragen will (obwohl das bereits zu einem großen Teil gemacht wird, wenn man einen VW E-Up Neuwagen, bis vor Kurzem noch für unter 15.000€ neu bekommen hat mit Förderung, den Dacia Spring Electric für 12.000€ nach Förderung)?

  • Ich denke Wir sind Uns einig, dass nicht nur der ÖV stark subventioniert wird, sondern auch das Auto. Hier gibt es eine kleine Übersicht, zu der ich aber nochmal drei Posten anfügen möchte, zum einen der Einnahmeausfall durch die Nicht-Besteuerung von Elektrofahrzeugen,

    ...

    Für eine Übergangszeit von ein paar Jahren. Dann ist diese Zusage hinfällig. So war es jedenfalls bisher immer. Aber heute krönt ein Artikel über Einnahmen durch Blitzer die Titelseite der MZ. Sollte es gelingen, die Höchstgeschwindigkeit in der Stadt auf 30 kmh zu reduzieren, wird das die neue Goldgrube.

  • Aber heute krönt ein Artikel über Einnahmen durch Blitzer die Titelseite der MZ. Sollte es gelingen, die Höchstgeschwindigkeit in der Stadt auf 30 kmh zu reduzieren, wird das die neue Goldgrube.

    Hä? Ich zeige ein Milliardendefizit pro Jahr für den Staat auf, und Du kommt mit den Blitzern? Das sind etwa 300 Millionen im Jahr Einnahmen, lass diese Zahl meinetwegen Verdreifachen, weil sie mit den 30 kmh nur ,,mehr Geld scheffeln wollen". Dann stehen 70 Milliarden Fernstraßenausgaben 51 Milliarden Einnahmen entgegen, statt 50. Und die ganzen anderen Subventionen sind dann immer noch nicht bezahlt.

    Bis 31.12.2025 kann man die 10 jährige Steuerbefreiung für E-Autos in Anspruch nehmen. Wo ist das Problem, die Subvention fließt also?

  • Majorhantines Danke für den verlinkten Faktenfinder. Klar sind mir die daraus abgeleiteten Maßnahmen trotzdem nicht.

    Zitat


    Der Autoindustrie nutzt außerdem die steuerliche Bevorteilung von Dienstwagen. Einerseits sind dabei für den Arbeitgeber Anschaffungs-, Betriebs- und Tankkosten absetzbar, andererseits profitiert der Arbeitnehmer von der niedrigen pauschalen Besteuerung für die private Nutzung. Beides macht es attraktiv, Dienstwagen anzuschaffen. Das Umweltbundesamt schätzt die Steuervergünstigung auf mindestens 3,1 Milliarden Euro, andere Berechnungen liegen noch deutlich höher. Auch das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft kritisiert das Dienstwagenprivileg als Subvention:

    Das betrifft nun mal Berufsgruppen (Nettosteuerzahler), die in der freien Wirtschaft arbeiten. Ich kenne sehr viele Sales-Manager, die das natürlich nutzen. Sie sagten mir wortwörtlich "Mein Auto ist mein Wohnzimmer". Sie sind die ganzen Tag unterwegs, um ihre Kunden irgendwelche/Musterexemplare zu zeigen. Die Autos müssen deswegen auch groß sein. (Auf der anderen Seite kenne ich viele Beamte, die in München arbeiten und eine Beamtenwohnung subventioniert bekommen mit super Verkehrsanbindung, Ist das gerecht?)

    Zitat

    Das Umweltbundesamt beanstandet zudem die Pendlerpauschale, durch die der Staat jährlich auf etwa 5,1 Milliarden Euro verzichtet. Sie begünstige vor allem den PKW-Verkehr, da der Großteil der Berufspendler das Auto für den Weg zur Arbeitsstelle nutze.

    Und jetzt?

    Siehe geschildertes Problem oben.

    Natürlich kann man sich ärgern, dass man die Wartung der Infrastruktur des Automobils mitfinanzieren muss, auch wenn sie irgendwann nicht mehr gebraucht oder abgeschafft werden soll. Deshalb wäre es weitsichtig gewesen, man hätte die letzten zehn Jahre in alternative umweltschonende Infrastruktur investiert, um den Übergang zu erleichtern. Tat man aber nicht.

    Beauty matters!

  • Dieser Punkt ist wirklich wichtig, deswegen reite ich auf ihm so herum. Er steht quintessenziell für das Diskurselend unserer Zeit. Wenn eine solche Diskussion fruchtbringend sein soll, müssen die Fakten stimmen. Wenn es da schon hapert, kann man sich alles weitere einfach sparen. Eine persönliche Meinung als allgemeingültig darstellen, ist keine Diskussion

    Heinzer, du liegst ganz richtig. Die Klimadaten, die Elbegeist nachgereicht hat, sagen auch nichts anderes aus. Und vor hundert Jahren wurden die langjährigen Mittelwerte der Niederschläge im norddeutschen Tiefland auch in dieser Größenordnung angegeben. Im Detail unterscheiden sich die Zahlen je nach Quelle, aber nicht im Wesentlichen.

    In der DDR wurde viel Rad gefahren, und zwar gerade im ländlichen Raum. Auf dem Land fahren viele Menschen mit dem Fahrrad seit es brauchbare Fahrräder gibt, also seit etwa 1900. Die Leute fuhren früher nicht, wenn schlechtes Winterwetter war, Sturm oder starker Regen. Das waren aber nicht allzu viele Tage im Jahr. Zumindest als Saisonverkehrsmittel war das Fahrrad in der DDR sehr beliebt. Die Alternative zum Fahrrad war häufig das Laufen oder die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. In der Kleinstadt, wo ich aufgewachsen bin, konnte ich praktisch alles zu Fuß erledigen. Leidenschaftliche Radfahrer sind solche Strecken gefahren. Die wollten keine drei Schritte zu Fuß gehen.

    In der DDR war das Radfahren kaum verbreitet in den Mittelgebirgen (aufgrund der Geländeverhältnisse). Außerdem wurde davon abgeraten, in der Großstadt Rad zu fahren (zu gefährlich, weil zu viele Autos). Es gab dazu die Ansicht, dass das Radfahren in den Großstädten ja auch nicht nötig sei, weil es dort ein gutes ÖPNV-Angebot gebe. Die reale Radfahrpraxis in den Großstädten der DDR kann ich aber nicht so gut einschätzen, weil ich im ländlichen Raum zu Hause war.

    In der DDR war das Radfahren beliebt, obwohl die Bedingungen schlechter waren als heute. Viele Leute hatten Minifahrräder (kleiner Raddurchmesser, keine Gangschaltung). Andere nutzten sehr alte, klapprige Fahrräder. Aber es gab auch bessere Räder mit Gangschaltung. Die Straßenverhältnisse waren oft schlecht (z.B. Kopfsteinpflaster oder Betonplattenwege). Der Straßenverkehr war gefährlich. Es gab viel mehr schwere Unfälle als heute. Es war möglich, Fahrräder in Zügen mitzunehmen. In Gepäckwagen oder speziellen Traglastenabteilen. (Angabe nachträglich korrigiert).

    Ich bin nie gerne Rad gefahren. Mir geht es da ähnlich wie Philon . Am besten konnte ich das Rad noch auf Waldwegen oder Feldwegen nutzen. Dort waren die Bodenverhältnisse besser als auf den Stadtstraßen und kaum Verkehr und die zurückzulegenden Strecken größer.

    Ich kann wirklich gut verstehen, dass Elbegeist kein Radfahrer ist. Aber in Sachsen-Anhalt wurde und wird viel Rad gefahren.

  • Klar sind mir die daraus abgeleiteten Maßnahmen trotzdem nicht.

    Ich habe in diesem Beitrag nichts zu konkreten Sparmaßnahmen geschrieben, ich habe Dein Unverständnis aufgegriffen, warum überhaupt der motorisierte Individualverkehr teurer werden muss. Wie man die Einsparungen konkret vornimmt, ist mir persönlich ziemlich egal. Du deutest ja auch schon an, was wohl nicht so sinnvoll wäre sich zu sparen. Das tut aber nichts zur Sache, dass in der Gesamtschau die Kosten für die Öffentlichkeit in diesem Sektor zu hoch sind. Denn:

    Deshalb wäre es weitsichtig gewesen, man hätte die letzten zehn Jahre in alternative umweltschonende Infrastruktur investiert, um den Übergang zu erleichtern. Tat man aber nicht.

    Warum tat man das denn nicht? Na weil immer und immer der Staatsetat als schier unendliche Ressource begriffen wird. Das geht linken Träumern so, die am liebsten jedem ein Grundeinkommen spendieren wollen, das geht aber auch in der Infrastrukturdebatte so, wo jeder nur kräht mehr Geld mehr Geld. Es gibt aber ein begrenztes Budget. Fordert man Investition in alternative Infrastruktur, fordert man gleichzeitig ein Einsparung an anderer Stelle. Leider forderst Du hier beides.

    Ich dagegen sage, lasst die Einsparungen so gestalten, dass es um die Freiheit der sauberen Mobilität geht. Dann kann nicht ein Städter, der die U-Bahn vor der Tür hat darauf hoffen, dass er sein Auto noch groß subventioniert bekommt. Natürlich hätte dies auch einen Preis, nämlich, dass eventuell Menschen, die trotzdem nur mit Auto arbeiten wo hin ziehen müssten, wo die Infrastruktur schlechter ist, um diese Ausgaben abzusetzen. Das ist zunächst kontraintuitiv, hätte aber einen bedeutenden Einfluss auf strukturschwache Gebiete, was weiter Kosten senkt für den Staat. Gleichzeitig würde die Subvention dort greifen, wo heute schon staatliche Aufgaben nicht erfüllt werden, und Mobilitätsangebote durch private Fahrzeuge gewährleistet werden, z.B. auf dem Land.

    So sähe eine Steuerung aus, die keinem Freiheit wegnimmt, und da wo möglich, ökologisches Verhalten fördert.

  • ...

    Ich kann wirklich gut verstehen, dass Elbegeist kein Radfahrer ist. Aber in Sachsen-Anhalt wurde und wird viel Rad gefahren.

    Das ist ein Irrtum. Ich fahre seit frühester Kindheit Rad, und zwar von Anfang an ohne Stützräder. Und ich kann oder besser konnte sogar rückwärts (auf dem Lenkrad sitzend) fahren, was ich heute aber aus Gesundheitsgründen nicht mehr vorführen wollte. Aus dem täglichen Weg zur Schule wurde später der Weg zur Arbeitsstelle. Alle Großbetriebe waren bequem mit dem Rad erreichbar. Das war der Grund für die zweitgrößte Radfahrerstadt neben Amsterdam. An benachbarte Betrieben im Chemiedreieck war man über die Bahn gut angebunden, so dass sich das Radeln auf die Fahrt zum Bahnhof reduzierte. Nach der Wende brach das alles zusammen.

    Ich habe es bereits mehrfach betont: ich habe nur eine starke Abneigung gegen Fahren im Regen, besonders bei Gegenwind. Und für diese Fälle möchte ich mir das Privatauto nicht nehmen lassen.

  • Heinzer, du liegst ganz richtig. Die Klimadaten, die Elbegeist nachgereicht hat, sagen auch nichts anderes aus. Und vor hundert Jahren wurden die langjährigen Mittelwerte der Niederschläge im norddeutschen Tiefland auch in dieser Größenordnung angegeben. Im Detail unterscheiden sich die Zahlen je nach Quelle, aber nicht im Wesentlichen.

    In der DDR wurde viel Rad gefahren, und zwar gerade im ländlichen Raum. Auf dem Land fahren viele Menschen mit dem Fahrrad seit es brauchbare Fahrräder gibt, also seit etwa 1900. Die Leute fuhren früher nicht, wenn schlechtes Winterwetter war, Sturm oder starker Regen. Das waren aber nicht allzu viele Tage im Jahr. Zumindest als Saisonverkehrsmittel war das Fahrrad in der DDR sehr beliebt. Die Alternative zum Fahrrad war häufig das Laufen oder die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. In der Kleinstadt, wo ich aufgewachsen bin, konnte ich praktisch alles zu Fuß erledigen. Leidenschaftliche Radfahrer sind solche Strecken gefahren. Die wollten keine drei Schritte zu Fuß gehen.

    In der DDR war das Radfahren kaum verbreitet in den Mittelgebirgen (aufgrund der Geländeverhältnisse). Außerdem wurde davon abgeraten, in der Großstadt Rad zu fahren (zu gefährlich, weil zu viele Autos). Es gab dazu die Ansicht, dass das Radfahren in den Großstädten ja auch nicht nötig sei, weil es dort ein gutes ÖPNV-Angebot gebe. Die reale Radfahrpraxis in den Großstädten der DDR kann ich aber nicht so gut einschätzen, weil ich im ländlichen Raum zu Hause war.

    In der DDR war das Radfahren beliebt, obwohl die Bedingungen schlechter waren als heute. Viele Leute hatten Minifahrräder (kleiner Raddurchmesser, keine Gangschaltung). Andere nutzten sehr alte, klapprige Fahrräder. Aber es gab auch bessere Räder mit Gangschaltung. Die Straßenverhältnisse waren oft schlecht (z.B. Kopfsteinpflaster oder Betonplattenwege). Der Straßenverkehr war gefährlich. Es gab viel mehr schwere Unfälle als heute. Es war nicht möglich, Fahrräder in Zügen mitzunehmen.

    Dann muss ich noch eine andere Quelle nachreichen:

    https://www.laenderdaten.info/Europa/Deutsch…hsen-Anhalt.php

    Die Zahl der Regentage schwankt im Jahresverlauf monatlich zwischen 6 und 11, und das ist erheblich. In der DDR war auch in den größeren Städten das Radfahren sehr beliebt. Die Zahl der Unfälle hielt sich trotz wesentlich geringerer Motorisierung in Grenzen. Minifahrräder wurden zumeist geklappt im Kofferraum mitgeführt, um einen größeren Bereich (Parkplatz) erschließen zu können. Für den täglichen Einsatz waren sie weniger geeignet. Dafür war aber die Zahl der Kleinkrafträder sehr hoch (Spatz, Star, Schwalbe, S-Serie). Ideal war der rollerähnliche Spritzschutz der Schwalbe, die übrigens heute noch in Norddeutschland sehr beliebt ist.

    Das Mitführen von Fahrrädern in gekennzeichneten Wagen der Bahn war durchaus erlaubt und wurde gern genutzt.

  • Hm, wenn ich mir den oben geposteten Tagesschau-Link zu den Subventionen durchlese, sehe ich, dass ein nicht unerheblicher Teil der öffentlichen Gelder in den Ausbau der E-Mobilität geht, der ja von einigen Foristen begrüßt wird, ebenso in die ländliche Strukturförderung. Letzteres also Gelder, die den Staat günstiger kommen, als wenn Zuliefererwerke auf dem Land geschlossen werden, weil die Firmen ins Ausland abwandern, und dadurch eine Menge Arbeitslose auf die öffentlichen Sozialkassen zukommen. Dann sind da noch Überbrückungskredite dabei, die ja vermutlich zurückgezahlt werden. Und dann hat die öffentliche Hand Autos für die eigenen Fuhrparks gekauft. Nun, dafür müssen sie zahlen, so wie jeder andere Käufer auch.

    Kaum erwähnt werden die Einnahmen des Bundes durch das Auto, also durch KfZ-, Mehrwert- und Energiesteuer (früher Mineralölsteuer), die rund 65 Prozent der Tankrechnung ausmacht. Würde alle Bürger plötzlich auf das Fahrrad umsteigen, hätte das also enorme Steuereinbrüche zur Folge. Wer dagegen mit der Unterhaltung der Autobahnen argumentiert, die man doch einfach versteppen lassen könnte, sollte sich auch überlegen, woher der Joghurt und die Spaghetti kommen, die er sich im Supermarkt in den Einkaufswagen legt, oder die neuen Küchengeräte.

  • Dann muss ich noch eine andere Quelle nachreichen:

    https://www.laenderdaten.info/Europa/Deutsch…hsen-Anhalt.php

    Die Zahl der Regentage schwankt im Jahresverlauf monatlich zwischen 6 und 11, und das ist erheblich.

    Ich habe mir jetzt mal Niedersachsen und Schleswig-Holstein angeschaut, da ich in diesem Bundesländern die meiste Zeit meines Lebens verbracht habe. Dort ist die Zahl der Regentag etwas höher, was auch nicht verwundert, da das Klima in Sachsen-Anhalt ein Stück kontinentaler ist. Sogar der Duschlandschnitt scheint einen Tick höher als Sachsen-Anhalt zu liegen. Dass es dort also besonders regenreich ist, trifft nicht zu. Eher wäre das Gegenteil richtig.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Kaum erwähnt werden die Einnahmen des Bundes durch das Auto, also durch KfZ-, Mehrwert- und Energiesteuer (früher Mineralölsteuer), die rund 65 Prozent der Tankrechnung ausmacht. Würde alle Bürger plötzlich auf das Fahrrad umsteigen, hätte das also enorme Steuereinbrüche zur Folge. Wer dagegen mit der Unterhaltung der Autobahnen argumentiert, die man doch einfach versteppen lassen könnte, sollte sich auch überlegen, woher der Joghurt und die Spaghetti kommen, die er sich im Supermarkt in den Einkaufswagen legt, oder die neuen Küchengeräte.

    Deshalb hatte ich extra eine zweite Quelle angefügt, die diese Einnahmen gegenrechnet. Und siehe da, schon allein die Straßenausgaben sind höher als alle Einnahmen. Was willst Du damit also sagen? Natürlich fallen einige Einnahmen weg durch den Wandel zur sauberen Energie, dafür wird der Stromverbrauch, der auch versteuert wird um 30% steigen, es wird sicherlich dennoch irgendwann eine KFZ-Steuer dann wieder geben, oder eine PKW-Maut, und die Kosten werden gleichzeitig sinken, weil man nicht mehr so stark gegen Lärm und Umweltverschmutzung ankämpfen muss, z.B. mit neuen Ortsumgehungen. Dazu bringt die Energieeinsparung der grünen Mobilität erhebliche Kostenvorteile (was nicht produziert, importiert und dann verschwendet werden muss, muss man nicht bezahlen, das Gesamtsystem wird effizienter).

    Auch ist es ein Scheinargument gegen das Du da argumentierst, wenn Du behauptest, dass es Leute gibt, die die Infrastruktur ,,versteppen" lassen wollen. Soweit ich weiß wollen die Extremsten in der Regierung einen Stopp vom Zubau. Konsens ist dagegen, dass Infrastruktur ein wertvoller Standortfaktor ist, die Infrastruktur, die wir in Deutschland haben also nicht wegfaulen darf.

  • Dazu bringt die Energieeinsparung der grünen Mobilität erhebliche Kostenvorteile (was nicht produziert und importiert werden muss, muss man nicht bezahlen, das Gesamtsystem wird effizienter).

    Aha. Der Strom kommt ja bekanntlich aus der Steckdose. Aber er muss nun offenbar gar nicht mehr produziert werden und kostet demnach so gut wie nichts. Und er ist dabei noch effizienter. :schockiert:

    Wenn das so ist, bin ich dafür, dass nächste Woche alle Benziner abgeschafft und durch E-Autos ersetzt werden. Ich dürfte ja erheblich an Geld sparen dadurch.

    Und da unter "grüne Mobilität" ja nur Strom ohne Atom- und Kohlekraft gemeint sein kann, denn sonst würden die Autos letztlich statt mit Erdöl nur mit Kohle fahren, haben wir mit der E-Mobilität ja wirklich ein Auto geschaffen, das nur von Wind und Liebe fährt, also ähnlich ökologisch wie das Fahrrad ist. Warum streiten wir uns dann noch um das Auto- oder Fahrradfahren?

  • Ich habe mir jetzt mal Niedersachsen und Schleswig-Holstein angeschaut, da ich in diesem Bundesländern die meiste Zeit meines Lebens verbracht habe. Dort ist die Zahl der Regentag etwas höher, was auch nicht verwundert, da das Klima in Sachsen-Anhalt ein Stück kontinentaler ist. Sogar der Duschlandschnitt scheint einen Tick höher als Sachsen-Anhalt zu liegen. Dass es dort also besonders regenreich ist, trifft nicht zu. Eher wäre das Gegenteil richtig.

    Ein paar Prozente hin oder her- ich finde, dass, bis zu einem Drittel der Tage eines Monats als Regentage annehmen zu müssen, sich unbedingt auf Mobilitätsentscheidungen bezüglich Fahrrad auswirken muss. Schon ein Kleinroller mit Spritzschutz und Klarsichtscheibe in Verbindung mit normaler Regenbekleidung jst hingegen eine, wenn auch nicht optimale, Alternative. Auch ich bin einige Jahre so gefahren. Vorteilhaft ist dabei, dass die eigene Kraftanstrengung (auch gegen den Wind) vom Motor übernommen wird und das Schwitzen unter der Montur reduziert.

  • Ein paar Prozente hin oder her- ich finde, dass, bis zu einem Drittel der Tage eines Monats als Regentage annehmen zu müssen, sich unbedingt auf Mobilitätsentscheidungen bezüglich Fahrrad auswirken muss. Schon ein Kleinroller mit Spritzschutz und Klarsichtscheibe in Verbindung mit normaler Regenbekleidung jst hingegen eine, wenn auch nicht optimale, Alternative. Auch ich bin einige Jahre so gefahren. Vorteilhaft ist dabei, dass die eigene Kraftanstrengung (auch gegen den Wind) vom Motor übernommen wird und das Schwitzen unter der Montur reduziert.

    Man könnte sogar anders herum argumentieren, nämlich, dass die zunehmende Hitze und Trockenheit im Sommer zu weniger Nutzung des Fahrrads führt. Bei mir war es tatsächlich in den Sommern 2018 und 2019 so, dass ich fast gar kein Fahrrad gefahren bin, obwohl dies sonst die Kernzeit meiner Fahrradsaison ist. Aber die anhaltenden Temperaturen jenseits von 30 Grad haben mich auf das Frühjahr und den Herbst ausweichen lassen. Egal, von welcher Seite man es betrachtet, so muss man feststellen, dass das norddeutsche Flachland klimatisch und geographisch ideale Bedingungen für das Radfahren bietet. Seit dem Durchsetzen von E-Bikes auf dem Massenmarkt sind nun auch Berge und Wind kein Argument mehr, sich nicht der Fortbewegung mit dem Drahtesel zu widmen.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Aha. Der Strom kommt ja bekanntlich aus der Steckdose. Aber er muss nun offenbar gar nicht mehr produziert werden und kostet demnach so gut wie nichts. Und er ist dabei noch effizienter.

    Meine Güte, dann fange ich eben mit dem ganz Grundlegenden an, wenn es daran mangelt: Gesamteffizienz eines Systems, das A Erdöl fördert, raffiniert (bis zu 24% des Gesamtenergieverbrauchs), in Tanklastern transportiert, einlagert, pumpt, verteilt an tausende kleine Verbraucher, die es dann in einem relativ ineffizienten Prozess der Verbrennung verbrauchen, gegenüber B einem System, das Kohle fördert, transportiert, zentral verbrennt mit höherer Effizienz, dessen Abwärme ggf. noch nutzt, Strom dann mit geringen Verlusten überträgt und dann höchst effizient in tausenden Maschinen verbraucht. Was ist effizienter? (ich brauch wohl nicht die noch effizienteren Wege der Stromerzeugung aufzeichnen oder gar nahezu vebrauchsneutrale Verkehrsträger, wie Breitennutzung von Fahrrad einzurechnen?)

    Oder ganz anschaulich für Dich: Würdest Du alle Deine Hausgeräte gerne mit je einem Vebrennungsmotor betreiben, oder würdest Du Dir ein Dieselaggregat hinstellen, und die Wärme und den Strom stattdessen verbrauchen? Wo zahlst Du wohl mehr an Gerätschaft und Verbrauch an Diesel?

  • Ja, die waren aber alle ziemlich dumm, in den letzten Jahrzehnten, Autos mit Erdöl, statt mit heimischer Kohle zu betreiben. Wäre doch viel günstiger gewesen. Mir war aber einfach vorhin noch nicht klar, dass Kohleförderung nun Teil der "grünen Mobilität" ist. Das habe ich jetzt verstanden.

  • Oder ganz anschaulich für Dich: Würdest Du alle Deine Hausgeräte gerne mit je einem Vebrennungsmotor betreiben, oder würdest Du Dir ein Dieselaggregat hinstellen, und die Wärme und den Strom stattdessen verbrauchen? Wo zahlst Du wohl mehr an Gerätschaft und Verbrauch an Diesel?

    ...

    Mal ganz vom nervigen Geknatter benzingetriebener Kettensägen oder Laubbläsern abgesehen, der eindeutige Trend geht bisher in Richtung zentral- oder akkubetriebener Elektro-Hausgeräte. Aber das nur bei Abwärmenutzung der speisenden Dieselaggregate.

  • Man könnte sogar anders herum argumentieren, nämlich, dass die zunehmende Hitze und Trockenheit im Sommer zu weniger Nutzung des Fahrrads führt. Bei mir war es tatsächlich in den Sommern 2018 und 2019 so, dass ich fast gar kein Fahrrad gefahren bin, obwohl dies sonst die Kernzeit meiner Fahrradsaison ist. Aber die anhaltenden Temperaturen jenseits von 30 Grad haben mich auf das Frühjahr und den Herbst ausweichen lassen. Egal, von welcher Seite man es betrachtet, so muss feststellen, dass das norddeutsche Flachland klimatisch und geographisch ideale Bedingungen für das Radfahren bietet. Seit dem Durchsetzen von E-Bikes auf dem Massenmarkt sind nun auch Berge und Wind kein Argument mehr, sich nicht der Fortbewegung mit dem Drahtesel zu widmen.

    Auch hier habe ich stets darauf hin gewiesen, welchem Zweck das Radeln dienen soll. Sportlich die nächste Rast oder abendliche Pension zu erreichen, ist sehr verschieden vom morgendlichen "Einlaufen" im Büro. Bei Ersteren spielt die Zeit zur Körperpflege keine Rolle, aber im Büro möchte ich nicht erschöpft oder durchtranspiriert erscheinen. Die E-Bikes entschärfen zwar das Antriebsproblem, bieten aber bisher weder Schutz vor Nässe von oben und unten.

  • Meine Güte, dann fange ich eben mit dem ganz Grundlegenden an, wenn es daran mangelt: Gesamteffizienz eines Systems, das A Erdöl fördert, raffiniert (bis zu 24% des Gesamtenergieverbrauchs), in Tanklastern transportiert, einlagert, pumpt, verteilt an tausende kleine Verbraucher, die es dann in einem relativ ineffizienten Prozess der Verbrennung verbrauchen, gegenüber B einem System, das Kohle fördert, transportiert, zentral verbrennt mit höherer Effizienz, dessen Abwärme ggf. noch nutzt, Strom dann mit geringen Verlusten überträgt und dann höchst effizient in tausenden Maschinen verbraucht.

    In den späten 70er Jahren tat die DDR dasselbe, was Putin heute einigen Gasabnehmern vorwirft: das Erdöl wurde billig eingekauft und gegen Westmark weiter verscherbelt. Deshalb kam die Anweisung von ganz oben, die Industrie voll auf Kohlefeuerung umzustellen. Der Aufwand war enorm und eigentlich unverantwortlich, wurde aber trotzdem ausgeführt. Aber schlimmer ging es nimmer. Berüchtigt waren die Kohlenmahlanlagen, vor denen jeder Konstrukteur zitterte, weil sie schnell explodieren konnten. Auch der Transport von Kohle ist um ein Vielfaches aufwändiger, als von flüssigen Brennstoffen. Ein denkbar schlechter Ersatz.