Mobilität und Städtebau

  • Gibt es heute denn irgendeine Einschränkung bezüglich der Wahlmöglichkeit? Ich kenne nur finanzielle und gesundheitliche Hürden, die jeweiles das eine oder das andere Verkehrsmittel unerreichbar werden lassen. Von welcher Gefahr sprechen Wir, wenn Zwang angesprochen wird? /

    Im Gegensatz zum ziemlich großzügigen Denken im realen Sozialismus, wo zu spät kommen und Einkaufen während der Arbeitszeit toleriert wurde, haben wir heute den Zwang zur Pünktlichkeit. Und wenn man erst nach dem Aufstehen erkennt, dass Schlechtwetter ansteht, reichen weder öffentliche Verkehrsmittel noch Taxis aus, um Termine einzuhalten

  • weil es nämlich verdammt viele Gründe FÜR und verdammt wenig Gründe GEGEN Fahrradfahren gibt als Alltagsfortbewegungsmittel.

    Ich habe einen ganz schlechten Gleichgewichtssinn, bin als Kind mal mit dem Fahrrad richtig auf die Nase geflogen und fühle mich auf dem Fahrrad extrem unsicher, zumal im Stadtverkehr, aber nicht nur dort. Radfahren ist für mich jedes mal mit regelrechten Angstzuständen verbunden.
    Das ist für mich ein verdammt guter Grund GEGEN Radfahren. Ich reagiere dementsprechend auch ziemlich allergisch, wenn mir jemand das Radfahren aufdrängen will.

  • Ich bin als Kind auch mal heftig mit dem Fahrrad gestürzt und hab mir einen Zahn ausgeschlagen, fühle mich deshalb heute aber nicht unsicher auf dem Rad.

    Philon Mal unabhängig vom Fahrradfahren: wurden die Gründe für den schlechten Gleichgewichtssinn mediznisch abgeklärt? Ansonsten kann man den auch trainieren.

  • Zumindest, wenn man für diese echte Freiheit kämpft, überall mit irgendeinem sauberen Verkehrsmittel zu angemessenen Kosten und Aufwand zu kommen.

    Wer definiert, was "angemessene Kosten und Aufwand" sind? Ich habe längere Zeit in einer ländlichen Gegend in Bayern gelebt; da hätte ich zur nächstgelegenen Stadt knapp zwei Stunden gebraucht, wenn ich den Bus benutzt hätte. Fahrrad fiel aus den im vorigen Beitrag genannten Gründen weg. Im Auto habe ich 15 Minuten gebraucht.

  • Ich bin als Kind auch mal heftig mit dem Fahrrad gestürzt und hab mir einen Zahn ausgeschlagen, fühle mich deshalb heute aber nicht unsicher auf dem Rad.

    Schön für Sie, aber auf so etwas reagiert halt jeder anders, je nach Charakterdisposition.

    Philon Mal unabhängig vom Fahrradfahren: wurden die Gründe für den schlechten Gleichgewichtssinn mediznisch abgeklärt? Ansonsten kann man den auch trainieren.

    Wie soll ich den trainieren, wenn ich bei jeder Radfahrt Angstzustände bekomme und das Radfahren deshalb, wo immer es geht, vermeide?

  • Kosten meines Autos

    Ui, das ist aber teuer.

    Ich habe gerade mal gerechnet. Ich komme bei den Fixkosten auf 2,83 Euro/Tag. Und da habe ich die ADAC-Kosten eingerechnet, die ich als kleinen Luxus betrachte. Als Reparaturkosten habe ich mal pauschal 500 Euro eingerechnet. Es gibt Jahre, da ist es mehr, andere, da ist es weniger.

    Alle weiteren Kosten hängen von meinem Fahrverhalten ab. Also, wie oft ich das Fahrzeug nutze, wie weit ich damit fahre. Das ist aber bei den öffentlichen Nah- oder Fernverkehrsmitteln genauso.

    P.S.: Vielleicht hast Du da noch irgendwelche Abnutzungskosten eingerechnet, das habe ich jetzt nicht. Mein Wagen ist ohnehin uralt, und ich hatte ihn günstig gebraucht gekauft. Da spielt die Abnutzung nicht so eine große Rolle.

  • Übrigens hatte ich die Angst vor Radfahren auch schon vor dem Unfall; der hat sie nur verstärkt.

    Für mich ist die Idee, auf einem Gefährt zu sitzen, das nur dann nicht umfällt, wenn es sich bewegt, völlig kontraintuitiv und deshalb eben angsteinflössend. Das war immer schon. Vielleicht, weil ich immer schon so einen schlechten Gleichgewichtssinn hatte.

  • "Philon", ich bin auch ein unsicherer Radfahrer. Als Schüler bin ich auch mal angefahren worden. Das war sogar auf einem Feldweg mit Schlaglöchern. Ein älterer Autofahrer wollte mich überholen, erwischte meinen Lenker mit dem Spiegel und ich raste ins Kornfeld. Außer einem etwas angeschürften Knie ist mir aber nichts passiert. Der Fahrer hielt an und meinte: "Ich habe schon gesehen, dass sie etwas unsicher gefahren sind." Das hielt ihn aber von seinem Überholmanöver nicht ab.

    Ich radle somit ziemlich langsam und wenn dann nur abseits der großen Straßen, also eigentlich fast nur Feldwege. Ich kann das nachvollziehen. Ich bin zwar schon mal nach Frankfurt Innenstadt geradelt, aber dann nur Schleichwege und mit ganz viel Muße. Da jeden Tag durch den Verkehr zu heizen, würde ich mir gar nicht zutrauen. Ein Kumpel, der in Frankfurt-City wohnt, fährt selbst kaum noch Rad. Er sagt, das ist ihm zu lebensgefährlich, weil die Stadt einfach ziemlich eng ist. Eine Freundin hat erst letztes Jahr als Fußgängerin unmittelbar miterlebt, wie ein Radfahrer von einem Laster totgefahren wurde. Ein paar Meter vor ihr. Da kannst Du noch so viele Radwege markieren, das kann jederzeit passieren. Auch durch eigene Schuld. Du übersiehst einen Ast oder einen kleinen Stein, kommst mit dem Rad ins Straucheln und liegst unter den Rädern. Das überlasse ich also Leuten, die sehr sicher auf dem Rad sind.

    Eine Bekannte, mit der ich letztes Jahr im Kino war, wohnt in Frankfurt-Innenstadt und fährt mit dem Rad täglich zur Arbeit. Die sagte, dass sie durch ihre zurückhaltende Fahrweise und die Fahrt durch Nebenstraßen mit Autos nie in Konflikt gerate, selten mit Fußgängern, häufig aber mit anderen Radfahrern. Da seien einige Kampfradler unterwegs, die drängeln und knapp überholen. An der roten Ampel lasse sie die deshalb stets vor und reihe sich möglichst hinten an. Das ist übrigens keine alte Oma, sondern eine Frau in den 40ern. Aber ich habe das, so glaube ich, schon mal berichtet.

  • Übrigens ist das nicht nur irgendeine Idiosynkrasie von meiner Seite. Ich meine mich daran zu erinnern, einmal in einer Studie gelesen zu haben, dass 60% derjenigen, die das Auto für innerstädtische Strecken bevorzugen, nur deshalb nicht das Rad benutzen, weil sie Angst vor dem Radfahren haben.

    Da hilft eine bessere Ökobilanz des Fahrrads gar nichts.

  • Übrigens hatte ich die Angst vor Radfahren auch schon vor dem Unfall; der hat sie nur verstärkt.

    Für mich ist die Idee, auf einem Gefährt zu sitzen, das nur dann nicht umfällt, wenn es sich bewegt, völlig kontraintuitiv und deshalb eben angsteinflössend. Das war immer schon. Vielleicht, weil ich immer schon so einen schlechten Gleichgewichtssinn hatte.

    Wenn alles andere versagt, würde ein dreirädriges Fahrrad helfen. Günstig kombinierbar mit einer Lastenbox. Aber da bestehen leider wieder Probleme mit der Unterbringung. Die innerstädtischen Sicherheitsabstände wurden ja auf 1,5 Meter erhöht, was den Verkehrsfluss aber stark beeinträchtigt.

  • Wenn alles andere versagt, würde ein dreirädriges Fahrrad helfen.

    Ja, die kosten halt nur 2000 bis 3000 €. Wovon soll ich mir das als unbezahlter (also de facto arbeitsloser, wenngleich mit Lehrverpflichtungen bedachter) außerplanmäßiger Professor leisten? Das ist wieder nur was für die Privilegierten.

  • Wer definiert, was "angemessene Kosten und Aufwand" sind? Ich habe längere Zeit in einer ländlichen Gegend in Bayern gelebt; da hätte ich zur nächstgelegenen Stadt knapp zwei Stunden gebraucht, wenn ich den Bus benutzt hätte. Fahrrad fiel aus den im vorigen Beitrag genannten Gründen weg. Im Auto habe ich 15 Minuten gebraucht.

    Je nach Fahrtanlass sollten das unterschiedliche Werte sein. Das hängt mal zuvorderst an der Häufigkeit. Fahre ich die Strecke täglich oder einmal im Jahr. Ich nehme an, wenn Du so schreibst, dann war die Stadt für die komplette Nahversorgung zuständig? Da sind 2 Stunden natürlich überhaupt nicht zu diskutieren. Bei einem jungen bis mittelalten Durchschnittarbeitnehmer würde ich pro Tag Gesamtfahrtzeiten bis maximal 2 Stunden ansetzen für alle Erledigungen. Das habe ich in einigen Studie gelesen, dass das so die Schmerzgrenze für Autopendler ist zum Arbeitsplatz. Auch zählt natürlich rein dabei, wie direkt eine solche Verbindung ist. Wenn ich bei einer täglichen einfachen Fahrt von einer Stunde auch noch mehr als einmal umsteigen muss, dann macht das wohl in der Praxis kaum einer. So kann eigentlich jedes Zentrum je nach seiner Rolle recht genau sein Umland mit einem akzeptablen Angebot versorgen, wenn man denn mal von dieser Richtung her den Nahverkehr hochzieht und könnte sich auch mal drauf verlassen, dass nicht nach 5 Jahren bei einer Neuausschreibung der Bus, auf den man sich gestützt hat, einfach nicht mehr so fährt.

    Damit kommt man wohl in Deinem Fall recht zielsicher zu zwei Möglichkeiten: Entweder die Stadt erkennt ihre Nahversorgerrolle und richtet direktere Linien ein, die nicht wie ein Schulbus fahren, oder Dein sauberes Verkehrsmittel (Stand heute) wäre ein Hybrid bzw. E-Auto, das dann auch höher gefördert werden sollte meiner Meinung nach, weil Du Dein eigenes Mobilitätsangebot schaffen musst.

  • Ja, die kosten halt nur 2000 bis 3000 €. Wovon soll ich mir das als unbezahlter (also de facto arbeitsloser, wenngleich mit Lehrverpflichtungen bedachter) außerplanmäßiger Professor leisten? Das ist wieder nur was für die Privilegierten.

    Es muss doch nicht gleich ein nagelneues Fahrrad sein. Oder wäre das für die Reputation zwingend erforderlich?

  • Ich habe gerade mal gerechnet. Ich komme bei den Fixkosten auf 2,83 Euro/Tag.

    Da muss ein Fehler sein, schon die Versicherung kostet doch davon knapp die Hälfte, dann noch KFZ Steuer, bei so einem alten Auto sicher auch nicht günstig. Da wären dafür abzüglich Deiner angesetzten 500€ nur 1,46€ pro Tag zur Verfügung. Und dann steckt da noch ein ADAC Mitgliedsbeitrag drin? Mach ich mit meinem Auto wohl irgendwas falsch, zumal ich nie auf die Idee käme bei meinen Fixkosten den Durchschnittsverbrauch und den Wertverlust, der auch bei meinem alten Auto dennoch besteht (habe ich einen wirtschaftlichen Totalschaden, was eben schneller geht bei so einem Auto, muss ich schließlich gleich ein ganzes Auto wieder erwerben) einzurechnen. Habe deshalb zur Sicherheit eine Abschreibung von 10 Jahren, wenn er länger lebt, umso besser, macht dann aber so 2,70€ pro Tag für meinen Gebrauchten aus.

  • Ich nehme an, wenn Du so schreibst, dann war die Stadt für die komplette Nahversorgung zuständig?

    Richtig.

    Auch zählt natürlich rein dabei, wie direkt eine solche Verbindung ist. Wenn ich bei einer täglichen einfachen Fahrt von einer Stunde auch noch mehr als einmal umsteigen muss, dann macht das wohl in der Praxis kaum einer.

    Zweimal umsteigen und dann kam man noch in einer Ecke der Stadt raus, die ca. 1,5 Kilometer außerhalb des Zentrums lag. Bis zum Zentrum also nochmal mindestens 20 Minuten mit dem Bus oder 30 min. zu Fuß.

    Bei einem jungen bis mittelalten Durchschnittarbeitnehmer würde ich pro Tag Gesamtfahrtzeiten bis maximal 2 Stunden ansetzen für alle Erledigungen.

    Das geht halt nur, wenn du feste Arbeitszeiten hast. Wenn du Überstunden machen musst, als Selbständiger tätig bist oder - wie in meinem damals Fall - unter massivem Druck stehst, zu publizieren und Drittmittel einzuwerben, um deinen Job nicht zu verlieren (den ich dann doch aus politischen Gründen verloren habe, wie du dich erinnern wirst), dann kannst du dir zwei Stunden pro Tag für Erledigungen, Pendeln etc. schlicht nicht leisten.


    Ihr redet halt alle aus sehr aus ökonomisch und sozial sehr privilegierten Positionen heraus. Denkt halt einfach mal darüber nach, wie sich diese Diskussionen für Leute anhören, denen es wirtschaftlich nicht so gut geht.

  • An der roten Ampel lasse sie die deshalb stets vor und reihe sich möglichst hinten an.

    Dahinter steckt, ob nun "Kampfradler" vorhanden sind oder nicht, grundsätzlich eine gute Strategie.

    Wenn ich in den "Wartebereich" vor einer roten Ampel komme, wähle ich möglichst eine Position, die zu meiner Geschwindigkeit passt. Bin ich z.B. mit Kinderanhänger unterwegs oder zu müde und zu unkonzentriert für hohe Geschwindigkeiten, lasse ich vor mir für die schnelleren Radler Platz. Umgekehrt schiebe ich mich möglichst weit nach vorne, wenn ich Lust habe, Gas zu geben.

    Auf den Hauteinfallstraßen mit dichtem Radverkehr machen das zur Rushhour, wenn überwiegend routinierte Fahrer unterwegs sind, die meisten so.

    Beim Weiterfahren ersparen sich dann alle gemeinsam eine Überholarie auf den meist zu schmalen Radwegen.

  • Ich denke auch, dass das Fahrrad nur für eine bestimmte Zielgruppe relevant wäre.

    Allenfalls wäre das "Surviving of the fittest", nach dem Motto: Schwing Deinen Hintern auf´s Rad. Die Deutschen leben eh alle viel zu ungesund. ;)

    Ich hätte gerne überall mein federleichtes Rad dabei. Aber ich kann mich nicht verlassen, ob das immer möglich ist.

    Aus Sicherheitsgründen gibt es in den Nahverkehrszügen nur eine begrenzte Möglichkeit, die Fahrräder unserer Reisenden mitzunehmen. Wir bitten Sie daher um Verständnis, dass wir Ihnen die Mitnahme Ihres Fahrrads im Nahverkehr nicht garantieren können.

    Insbesondere an den Wochenenden sowie allgemein in den Sommermonaten kann es auf stark befahrenen sowie touristischen Strecken zu voll besetzten Zügen kommen. Wir empfehlen Ihnen daher, sich vor Ihrer Reise auch stets zu Alternativrouten zu informieren oder ggf. auf andere Tage auszuweichen.

    Bitte informieren Sie sich auch rechtzeitig vor Antritt Ihrer Reise zu möglichen Sperrzeiten für die Fahrradmitnahme im jeweiligen Verkehrsverbund.

    Beauty matters!