Die Zweite Moderne in Bremen und Bremerhaven

  • Verstehe. Vielleicht sollte man aber gerade auch mit Blick auf das Foto von diesem Gebiet im Westen festhalten, dass Stadtraumqualität am schnellsten darunter leidet, wenn man zu weite Straßenfluchten hat. Das Verhältnis Haushöhe zur Straßenbreite ist so relevant, und doch geht es bei Forderungen, wie der einer kompletten Trennung von Verkehrsteilnehmern, komplett unter. Das muss auch thematisiert werden, wenn man über zu enge Fußwege spricht.

  • Nein, der Supermarkt, noch dazu in so zentraler Lage war überfällig und seine Gestaltung ist auch hinreichend attraktiv. Oder wäre Dir einer dieser offenen Parkplätze vor dem Laden lieber gewesen? Für mich ist der Supermarkt der erste Schritt in einer hoffentlich langen Reihe von Korrekturen bzgl. des Großmarkts, denn er wird auf dem Grundstück des bislang sakrosankten Großmarkts errichtet, es wird zwar nur eine kleine Ecke abgezwackt, aber immerhin. Im Vergleich zu nahezu jedem Supermarktneubau der letzten 50 Jahre ist dieser ein Ausbund an Gestaltung und Urbanität.

    Diese abgezäunte attraktive Ecke mit Brache und LKW-Parkplatz muss für den Supermarkt dran glauben:

    Der Großmarkt bleibt das Raucherbein des gesamten Areals und muss weg, wenn es noch etwas werden soll.

    Dein letzter Satz bringt es doch sehr schön auf den Punkt:

    "Der Großmarkt bleibt das Raucherbein des gesamten Areals und muss weg, wenn es noch etwas werden soll."

    Was mir in der Überseestadt fehlt, ist ein zentraler Platz vielleicht kombiniert mit einem Park und einem Kinderspielplatz. Und das Gelände des Großmarktes bietet sich hier an. Weil? - weil man es planungstechnisch versäumt hat, in so einem großen Gebiet von ca. 300 Hektar was entsprechendes zu schaffen. Ich gehe davon aus, dass der Großmarkt eines Tages verschwindet. Weiter oben hatte ich ja berichtet, dass die Händler lieber zur A 1 wollten als in die Überseestadt. Die Händler kommunizierten seinerzeit auch, dass die Zukunft sowieso im Internet liegt, man also gar keine Großmarkt mehr braucht. Die Tage des Großmarktes scheinen also gezählt.

    Wenn es also so kommt, wie ich annehme, sollte man heute schon in vorausschauender Planung das Gelände gestalten und eine Bebauung verhindern. Dazu muss man sich allerdings ehrlich machen. Ich sehe in dem Großmarktquadrat einen idealen Platz für die Bewohner der Überseestadt.

    Was den Supermarkt angeht, so habe ich nichts dagegen, auch mit angeschlossenem Parkhaus in der Höhe. Natürlich ist das wichtig. Aber ich befürchte, dass die Eckenbebauung nur der Auftakt ist, weitere Gebäude in verdichteter Form auf das Gelände zu setzen, sodass später - nach dem von uns herbeigesehnten Wegzug des Großmarktes - keine Gestaltungsmöglichkeit für die Allgemeinheit mehr besteht und das Gelände immer mehr zugeschustert wird. Darüber hinaus: Wir haben in Bremen bezüglich der Supermärkte wirklich sehr negative Beispiele, z. B. Netto in Findorff: eine Ebene, darüber die Luft, drumherum Parkplätze zum Abwinken. Die gleiche Situation in Walle, ebenfalls bei Netto. Da sagte ich mir schon vor 20 Jahren: Was für eine Verschwendung von Fläche, die Stadt könnte doch zur Auflage machen, dass darüber noch 3 - 4 Stockwerke aufzusetzen sind, um dort Wohnraum zu schaffen, von mir aus mit einer Anschubfinanzierung. Verstanden habe ich das nie, wahrscheinlich gibt es wieder mal irgendein Gesetz, das genau das verbietet. Wenn nicht, warum macht die Stadt das dann nicht? Also, Du siehst Heinzer, bezüglich Deiner Supermarkteinlassung volle Übereinstimmung meinerseits.

    Ich frage mich immerzu, warum hat man die Infrastruktur zu Beginn nur so vernachlässigt? Das ist doch etwas, was am Anfang einer Planungsphase mit bedacht werden muss. Welche Geschäfte brauchen wir hier, wo kommt der Supermarkt hin, welche Streckenführung ist für die Straßenbahn vorteilhaft, Platzgestaltung, Schulen, Ärzte, Apotheke, Lokale, Restaurants etc. Dinge, die auch das Leben ausmachen, oder..............

  • Planungsfehler: bisher keine Straßenbahn in der Überseestadt

    Seit einigen Jahrzehnten gilt in Bremen der Grundsatz, dass die Straßenbahnen möglichst auf einer eigenen Spur, die sie sich nicht mit dem Autoverkehr teilen müssen, fahren sollen. Hintergrund ist die Attraktivitätssteigerung des öffentlichen Nahverkehres und Schnelligkeit durch Stauunabhängigkeit spielt dabei eine wichtige Rolle. Teilen sich Autos und Straßenbahnen die gleiche Spur wie beispielsweise im Viertel, ist die Tram langsamer unterwegs. Dies vorweg, wenn wir die noch nicht realisierte Straßenbahnverbindung in die Überseestadt betrachten. Hier werden zurzeit zwei Verbindungen geprüft:

    Einmal wird eine Verbindung über die sogenannte Überseeinsel, auf der linken Seite unten in BLAU eingezeichnet, diskutiert, die dann allerdings erst mit einer aufwändig hergestellten Klapp-Brücke über den Europahafen und durch ein Gewerbegebiet, das nicht der Stadt gehört, in die Überseestadt geführt werden kann. Die zweite Möglichkeit ist die Straßenbahnverbindung durch die Konsul-Smidt-Straße, DOPPELROT gekennzeichnet. Hierzu habe ich einige Fotos gemacht. Die schwarze Linie zeigt übrigens den bereits bestehenden Verlauf der Straßenbahn-Linie 3.

    Durch diese hohle Trasse muss sie kommen.............Lediglich zwei Fahrspuren stehen in der Konsul-Smid-Straße, das ist die Hauptverkehrsstraße in der Überseestadt, wir befinden uns ganz am Anfang,, zu Verfügung. Die Straßenbahn müsste sich also mit den Autos diese Spuren teilen, weil man bei der Vorplanung vergessen hatte, Extra-Spuren einzurichten..

    Ca. 200 - 300 Meter weiter ist die Planung zwar abgeschlossen, aber es scheint hier noch Platz für eine vom Autoverkehr unabhängige Straßenbahntrasse zu geben:

    Wir befinden uns jetzt weiter hinten in der Überseestadt. Links die zweispurige Konsul-Smid-Straße, rechts das von Heinzer angesprochenen Areal für den Supermarkt. Wie gesagt, nichts gegen den Supermarkt, der ist natürlich Super-Wichtig für die Bewohner. Aber wenn der an diese Ecke kommt, dann wird die Realisierung eigener Spuren für die Straßenbahn unmöglich. Ich hoffe, ich habe jetzt die richtige Supermarktecke ausgewählt. Noch hat man die Möglichkeit, in diesem Bereich eigene Fahrspuren für die Straßenbahn zu schaffen. Aber ich kenne das ja nach dreißig Jahren Planungsbeobachtungen: Bremen schießt sich immer selbst ins Knie und sägt auf dem Ast, auf dem es sitzt.............

  • Die Straßenbahn müsste sich also mit den Autos diese Spuren teilen, weil man bei der Vorplanung vergessen hatte, Extra-Spuren einzurichten.

    U.a. hier liest man dazu folgendes:

    Bei der Straßenplanung wurde seinerzeit bereits eine Trasse für die Straßenbahn mit berücksichtigt und beim Bau der Straße und Gebäude freigehalten.

    Was stimmt denn nun, bzw. ist diese Trassenfreihaltung durch den Supermarkt tatsächlich gefährdet?

    Übrigens scheint mir auf dieser Strecke kein eigener Bahnkörper notwendig, um gegenseitige Behinderungen von MIV und Straßenbahn auszuschließen, das klappt in anderen Städten auf viel stärker frequentierten Straßen auch mit straßenbündigem Gleiskörper wunderbar, ggf. zusammen mit anderen Maßnahmen (Pförtnerampeln, Pulkführerkonzept, etc.).

  • Zum Thema Planungsfehler in der Überseestadt, zu schmale Fußwege, noch zwei Fotos:

    Das erste zeigt einen eingerüsteten Neubau, schräg gegenüber von der neuen Zechbau-Zentrale. Die Gerüstbreite ist identisch mit der "Breite" des später dort entstehenden Bürgersteigs. Hätte man das Gebäude nicht wenigstens fußgängerfreundlich einen Meter nach hinten rücken können?

    Das zweite Foto kommt aus der Abteilung "Realsatire", könnte es gut in den "Hohlspiegel" schaffen. Engumschlungene Verliebte und Mütter, die ihre ADHS-Kinder an der stark befahrenen Straße an der Hand halten müssen, haben hier ein Problem. Hätte man den Stromkasten nicht etwas nach weiter nach links versetzen können statt mitten auf den Fußweg?

  • ÜBERSEESTADT

    In der Überseestadt wird wieder gebaut und die Architekten liefern uns an diesem Ort weiterhin Gebäude von großem Einfallsreichtum und Schönheit. Langsam ist es an der Zeit, dass die Bremer Überseestadt den Weltkulturerbe-Titel bekommt. Wir Normalbürger würden bei so einer Forderung sicherlich HÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄ rufen, aber ich glaube, die Architekten glauben, ihre Gebäude vor Ort haben es aufgrund ihrer Großartigkeit dort wirklich verdient.

    Schauen wir uns nun den nächsten Architektenstreich mit dem Namen BORA an. Der Makler bezeichnet dieses Gebäude - wohlvermerkt - als Blickfang und vermerkt die "einzigartige Umgebung". Natürlich ist sie einzigartig, denn woanders gibt es diese Umgebung ja nicht. Und vielleicht sollten wir den Begriff "Blickfang" in Zukunft in zweierlei Bedeutung verwenden: einmal als "Negativer Blickfang", zum zweiten als "Positiven Blickfang". Welcher Blickfang begegnet uns nun hier?

    "Die Fassadenarchitektur sorgt für natürliche Beschattung an sonnigen Tagen"