Berlin - Schlossplatzumgebung und DDR Vergangenheit

  • Interessant auch die mobile Polizeikamera auf dem Bild. Sowas brauchte es zu DDR-Zeiten an diesem Platz nicht.

    Das ist leider nicht richtig.
    Zu DDR-Zeiten wurde das gesamte Gebiet Alexanderplatz und Platz vor dem Fernsehturm von den so genannten "Sicherheitsorganen" (Polizei/Stasi) flächendeckend überwacht.
    Die Kameras befanden sich u.a. auf den beiden Ecken des Roten Rathauses und sind auf Fotos aus dieser Zeit teilweise noch gut zu erkennen.
    Allerdings gebe ich Dir recht, dass es zu DDR-Zeiten auf diesem Platz wesentlich sicherer war.

  • Wir müssten uns auf zweierlei einigen:
    Die DDR-Moderne sollte in ihrer Ursprünglichkeit erhalten bleiben.
    Hingegen sollte tatsächlich ab Marienkirche mit Markt und Lutherdenkmal sowie neuem Berolina-Brunnen vor dem Rathaus ein neues lebenswertes Stück Stadt geschaffen werden, welches die Altstadt aufnimmt und in kleinteiliger Weise entwickelt. Dazu die Sichtachse zum Schloss. Eine bessere Synthese von Alt und Neu auf diesem Areal gibt es nicht.

    In Anbetracht der klimatischen Veränderungen bin ich aber vehement gegen eine Bebauuung des Marx-Engels-Forums.
    Im Gegenteil. Dieses gehört noch mit Bäumen verdichtet. Liegewiese, Spielplatz und exzellente Gartengestaltung (Büsche als Schallschutz zur Karl-Liebknecht-Straße hin, Sichtachsen).

  • Liegewiese, nein bitte nicht innerhalb der Stadt. Genauso wenig wie ein Stadtbad. Das ist einer Großstadt an dieser Stelle nicht würdig!
    Dann lieber den Monbijou-Park verbessern, dort gibt es bereits Liegewiese und dort ist der Kontext auch ein anderer.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Nichtsdestotrotz müsste das Marx-Engels-Denkmal und der runde Platz, auf welchem es sich befindet, mit einbezogen, d.h. eine ähnliche Baufläche wie beim Brunnen geschaffen werden.

    Anm.: Das gehört hier nicht in dieses Thema @Moderation

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Wir müssten uns auf zweierlei einigen:
    Die DDR-Moderne sollte in ihrer Ursprünglichkeit erhalten bleiben.
    [...]

    Was meinst du denn damit? Den Fernsehturm? Die Brachflächen auf dem Gebiet der ehemaligen Altstadt? Die Gebäuderiegel neben der Marienkirche oder am Rande des Nicolaiviertels? Was von alledem soll erhaltenswert sein und wieso? Das einzige, wo man in meinen Augen drüber streiten kann, ist der Fernsehturm. Der Rest ist ein ästhetischer Graus, oder siehst du das anders? Oder geht es dir nur darum, das Erbe der DDR zu retten, ähnlich wie man das auch in Potsdam vergeblich versucht?

    Einmal editiert, zuletzt von Centralbahnhof (20. April 2019 um 20:04)

  • Goldstein: Die "DDR-Moderne" (ich nehme an, Du meinst die DDR-Bauten aus dem mitteleren Drittel der DDR und nicht die teils herrlichen historisch angepaßten Bauten aus dem ersten Drittel oder die Postmoderne des letzten Drittels), ist doch durch die Umgestaltung des sog. "Rathausforums" und der angrenzenden Bauten schon lange nicht mehr "ursprünglich". Da müsstest Du den Platten am Rathaus und der Karl-Liebknecht-Straße sowie die Fußumbauung des Fernsehturmes schon um mehr als 40 Jahre zurückrestaurieren. Deshalb ist die Äußerung schlicht Quatsch.

    Ich persönlich bin angesichts der Entwicklung am Molkenmarkt dafür alles zu lassen, wie es ist. Jede Bebauung würde zu einem schwer rückgängig zu machenden Desaster. Deshalb bitte nichts dran machen - dann haben wir in 20 Jahren Platz für einen nächsten Anlauf.

  • Mal eine Historie von "Erichs Lampenladen":

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  • Ich stelle auch in dieser Diskussion wieder eine schleichende Polarisierung zwischen alten Ossi und Wessi-Positionen fest. Um das zu vermeiden, sollten wir uns weniger an den sattsam bekannten Pauschalvorwürfen und Pauschal­-Rechtfertigungen orientieren, sondern in jedem Einzelfall nach guten Begründungen für eine geplante Zerstörung und nach ebenso guten Begründungen für eine bestimmte Neubau- oder Rekonstruktionsmaßnahme fragen. Das Ergebnis ist nach architektonischer und städtebaulicher Ästhetik, Funktionalität, je nach Investor nach Wirtschaftlichkeit und nach gesellschaftlicher Akzeptanz zu prüfen.

    Beispiel Palast der Republik: Ich erinnere mich, dass es ein langer Prozess war, in dem das Gebäude und der überdimensionierte Aufmarsch- und Trabbiparkplatz als eng verbundenes Städtebauproblem behandelt wurden. Es gab viele Versuche und Wettbewerbe, in denen versucht wurde, durch Anbauten den Palast zu erhalten und den Platz zu füllen. Das Problem des flüchtigen, durch ausgetrocknetes Silikon nicht mehr gefangenen Aspest-Staubes, der durch die Klimaanlage in die Räume geblasen wurde, führte zur Notwendigkeit des gravierenden Rückbaus bis auf den Rohbau. Eine dann überlegte, völlige Rekonstruktion eines Gebäudes, das wegen der Aufmarschschneise falsch abgewendet zum Ensemble der Museumsinsel stand und Kosten verursacht hätte, die einem völligen Neubau gleichgekommen wären, abgesehen von der ungelösten Nutzungsproblematik aller oder welcher wieder herzustellenden Funktionen, all das führte zu der Abbruchentscheidung, der die PDS damals zustimmte. Ich kann eine z. T. heute noch unterstellte, von Wessis initiierte, ideologisch begründete Strategie der Vernichtung aller DDR-Relikte durch die Verantwortlichen nicht erkennen.

  • In der heutigen Ausgabe der Morgenpost gibt es einen interessanten Artikel über den Palast der Republik, der vor 45 Jahren eröffnete

    Darin wird auch beschrieben, wie im Forum an den Palast erinnert wird.

    Zum Beispiel heißt es "...ein abendlicher Blick erlaubt im Schlüterhof des Forums ein besonderes Spektakel: Die Fenster in der Barockhülle scheinen den Blick freizugeben auf die Fassade des Palastes der Republik. Der Berliner Künstler Tim Trantenroth hat seine Variante der markanten bronzefarbenen Strukturen der Palast-Front auf eine Treppenhauswand des Forums gemalt...."

    https://www.morgenpost.de/berlin-history…-45-Jahren.html

  • In der heutigen Ausgabe der Morgenpost gibt es einen interessanten Artikel über den Palast der Republik, der vor 45 Jahren eröffnete

    https://www.morgenpost.de/berlin-history…-45-Jahren.html

    "Der Palast sei jedoch nicht nur Zentrum der DDR-Staatsmacht gewesen, sondern auch kultureller Mittelpunkt für viele. Udo Lindenberg und Carlos Santana traten dort auf, aber es gab auch Staatsempfänge, zudem wurden SED-Parteitage im Palast veranstaltet."

    Wer SED-Parteitage mit Kultur in Verbindung bringt, hat wohl eine entscheidende Lektion der deutschen Geschichte verpasst. Wenn's nicht so traurig wär', könnte man drüber lachen.

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    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • ^ Ja, interessant finde ich dabei vor allem die unterschiedliche Behandlung der Systeme. Bei dieser Nostalgie-Schau fehlt für mich jedes kritische Wort über das System, dem der "Palast der Republik" einst als Aushängeschild diente.

    Würde man eine vergleichbare unkritische Schau über einen NS-Bau machen, in dem sich die damalige Prominenz ihr Stelldichein gab? Wohl kaum.

    Das ist ja auch begründet, werden ein paar erwartungsgemäß einwenden.

  • Der Palast der Republik war in seinem Inneren die Simulation einer funktionierenden sozialistischen Gesellschaft, in der man für ein paar Stunden Mangelwirtschaft, Alltagsmonotonie und Braunkohlequalm vergessen konnte. Daher haben viele Ostdeutsche bis heute nostalgische Gefühle an das Gebäude.

    Sicherlich hatte die Fassade des Palastes auch einen gewissen optischen Reiz (natürlich ist das Schloss tausendmal besser!), dennoch ist dessen Verschwinden eindeutig ein Segen für Berlin. Der Palast war ein krasser architektonischer Fremdkörper in der historischen Mitte und bildete lediglich mit der Achse zum Fernsehturm eine städtebauliche Verbindung. Zudem war ein großer Teil des Terrains ungenutzt und wurde zu einem öden, nach Marx und Engels benannten Parkplatz degradiert.

    637px-Bundesarchiv_Bild_183-Z0602-323%2C_Berlin%2C_Palast_der_Republik%2C_Fernsehturm.jpg

    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bund…Fernsehturm.jpg

  • Der Palast war ein krasser architektonischer Fremdkörper in der historischen Mitte und bildete lediglich mit der Achse zum Fernsehturm eine städtebauliche Verbindung.

    So ein Fremdkörper war der Palast damals eigentlich nicht, da dahinter ja noch das große, langgezogene DDR-Außenministerium kam.

    Beide Gebäude und das Staatsratsgebäude rahmten den Marx-Engels-Parkplatz quasi ein.

    (Gegenüber dem Dom stand auch noch das Palasthotel)

    https://duckduckgo.com/?q=palast+der+…mitte-28007.jpg

    Die DDR-Moderne hatte sich eben weit in die historische Mitte reingegraben.


    Das Verschwinden an dieser Stelle ist natürlich ein Segen.

    Ich finde an anderer, passender Stelle wäre die Erhaltung des Palastes als historisches Gebäude jedoch sogar wünschenswert gewesen.

    Und nicht zuletzt auch deswegen...

    ...Daher haben viele Ostdeutsche bis heute nostalgische Gefühle an das Gebäude.

  • Martintre

    Parteitage sind keine Kulturveranstaltungen, sondern politische Veranstaltungen. Das weiß jeder, und es gilt unabhängig von der konkreten Partei. Deine Aufregung ist also völlig unbegründet. Der Text in der Morgenpost setzt natürlich voraus, dass dem Leser die Bedeutung der Begriffe "Parteitag" und "Staatsempfang" bekannt ist.

    Ich habe die Konjunktionen, die in den beiden Sätzen aus dem Morgenpost-Artikel semantisch ordnende Funktionen haben, mal hervorgehoben:

    "Der Palast sei jedoch nicht nur Zentrum der DDR-Staatsmacht gewesen, sondern auch kultureller Mittelpunkt für viele. Udo Lindenberg und Carlos Santana traten dort auf, aber es gab auch Staatsempfänge, zudem wurden SED-Parteitage im Palast veranstaltet."

    "Zentrum der DDR-Staatsmacht" wird als erstes genannt. Im zweiten Satz folgen Beispiele, aber in umgekehrter Reihenfolge. Jeder weiß, dass Udo Lindenberg nicht die "DDR-Staatsmacht" ist. Deshalb ist der Text klar und verständlich. Die Überleitung zu Beispielen für die politische Funktion erfolgt durch adversatives "aber". Die Mischnutzung als charakteristisches Merkmal des Gebäudes wird deutlich.

    Für die Parteitage der kommunistischen Parteien der sozialistischen Staaten wurden große, repräsentative Säle benötigt, allerdings in der Regel nur einmal in fünf Jahren. Deshalb wurden große Kulturzentren mit Mehrzwecksälen errichtet, die für die verschiedensten Veranstaltungen nutzbar waren. Vergleichbare Gebäude sind in Moskau der Kongresspalast des Kreml und in Prag der Kulturpalast. Beide Gebäude stehen noch. Sie wurden nach 1989 modernisiert und werden heute vielfältig genutzt.

    Für die Menschen in der DDR war die kulturelle Funktion das, was den Palast der Republik interessant machte. Die Westdeutschen schenken politisch-propagandistischen Inszenierungen (z.B. SED-Parteitage, Militärparaden) eine weit größere Aufmerksamkeit als die Ostdeutschen. Ihr lasst euch von diesem Popanz beeindrucken. Für uns war das einfach nur langweilig.

    Im PdR wurden zahlreiche Sendungen der Fernsehshow "Ein Kessel Buntes" produziert. Es gab das Theater im Palast usw.

    Der Palast der Republik war in seinem Inneren die Simulation einer funktionierenden sozialistischen Gesellschaft, in der man für ein paar Stunden Mangelwirtschaft, Alltagsmonotonie und Braunkohlequalm vergessen konnte.

    Nein, es war keine Simulation, sondern ganz einfach ein kulturelles Zentrum. Kultur hat in allen politischen Systemen die Funktion, von Alltagsmonotonie und verschiedenen Missständen und Sorgen abzulenken. Das ist im Westen und heute nicht anders. Denn wir leben immer noch nicht im Paradies.

  • Rastrelli

    Diesen Kommentar lasse ich unkommentiert, sonst schweifen wir zu weit vom Thema ab.

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